Barrierefreiheit - Rollstuhlfahrer können im Strandbad Stienitzsee bis ans Wasser fahren
Nach drei Jahren Bauzeit kann das Strandbad Stienitzsee nun auch von körperlich eingeschränkten Menschen genutzt werden. Rund 180.000 Euro Spenden sind dafür gesammelt worden.
Baden im Strandbad Stienitzsee im Rüdersorfer Ortsteil Hennickendorf (Märkisch-Oderland) ist seit Samstag auch im Rollstuhl möglich. Nach drei Jahren Bauzeit ist das Bad nun dank einer Rollstuhlrampe barrierefrei und somit auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen nutzbar.
68 Meter ist die neue Rampe lang. Eine Holzvertäfelung und gelbe Pflastersteine sorgen dafür, dass die Strandidylle nicht gestört wird. Die Rampe selbst überbrückt neun Meter Höhenunterschied vom Eingang des Freibades bis zur Badestelle. Dank spezieller Matten können Rollstuhlfahrer sogar direkt über den Strand bis ans Wasser fahren.
Ermöglicht wurde die Rollstuhlrampe vom Verein "Respekt statt Mitleid" aus Altlandsberg (Märkisch-Oderland). Ziel des Vereins sei es, Strukturen zu schaffen, die es jedem Menschen – auch Menschen mit Behinderung sowie Senioren – ermöglichen, von Anfang an ein wertvoller Teil der Gesellschaft zu sein. Für die Rollstuhlrampe habe der Verein rund 180.000 Euro an Spenden gesammelt, berichtet Vereinsmitglied Roland Pravida. Die Freude über die offizielle Einweihnung war daher groß: "Wir sind extrem glücklich, weil wir gesehen haben, die ersten sind hier mit dem Rollstuhl runter gefahren. Jetzt hat man tatsächlich einen Ort für alle."
Mit einem Strandbuggy ins Wasser
Einer der ersten Badegäste war Bernd Müller. Wegen einer Diabeteserkrankung sitzt der 75-Jährige im Rollstuhl. Die neue Rampe erfreue ihn, sagt er: "Ich komme runter, ich komme hoch, man bleibt nicht stecken." Nun freue er sich, auch das Baden ausprobieren zu können: "Und vor allen Dingen wollen wir ja mal probieren, ob ich ins Wasser komme. Die haben ja so einen Wagen und das ist einmalig", sagt er und wirkt begeistert.
Mithilfe eines Strandbuggys soll er und auch andere in Zukunft die Möglichkeit haben, nicht nur den Strand genießen zu können sondern auch das Schwimmen im See. Das gelbe Gefährt ist mit kleinen Schwimmbojen ausgestattet und kann durch flaches Wasser gezogen werden. Einmalig in Brandenburg, heißt es vom Verein.
Die gesamten Kosten für das Vorhaben seien durch Spenden gedeckt worden, heißt es vom Verein weiter. Ein Viertel der 180.000 Euro sei von Privatpersonen gespendet worden. Aber auch viele Unternehmer aus der Region haben das Projekt unterstützt - zum Beispiel mit Baumaterialien und anderen Sachspenden.
Die BUG Verkehrsbau aus Berlin-Mahlsdorf machte das Vorhaben kurzerhand zum Azubi-Projekt. Der Baubetrieb stellte insgesamt 25 Auszubildende aus unterschiedlichen Gewerken, sagt Ausbilder Michael Bach: "Die Lehrlinge haben unter anderem Tiefbauarbeiten gelernt. Wir haben zum Beispiel Winkelstützen eingebaut, wir haben Bordsteine gesetzt, wir haben Pflasterarbeiten erledigt und wir haben natürlich auch die Zeit hier gehabt, die wir sonst eigentlich auf einer Baustelle nicht haben, uns mit den Lehrlingen zu beschäftigen." So konnte die Rampe ohne Stress und Druck gebaut werden, erklärt Bach und fügt an: "Deswegen ist das eigentlich auch sehr sehr schön gewesen."
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.06.2024, 14:10 Uhr
Mit Material von Philipp Gerstner