Freiwillige Feuerwehr in Brandenburg - Immer mehr Unwetter verursacht immer mehr Arbeit für Feuerwehrleute

Sa 27.07.24 | 14:12 Uhr | Von Riccardo Wittig
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Feuerwehreinsatz bei Überschwemmung in Angermünde. Bild: rbb
Audio: rbb24 Inforadio | 26.07.2024 | Riccardo Wittig | Bild: rbb

Gewitter, Starkregen, kräftiger Wind: Immer häufiger kommt es in Brandenburg zu Unwetter. Die freiwillige Feuerwehr in Brandenburg wird deswegen zunehmend belastet. In Angermünde bereiten sich angehende Feuerwehrleute auf die Lagen vor. Von Riccardo Wittig

"Links vor uns hat ein Lkw seine Ladung verloren", sagt Normen Pollex und zeigt auf einen großen metallischen Behälter neben der Straße. "Wir müssen den Container so sichern, dass er nicht wegrutscht." Der Gruppenführer erklärt einer Gruppe angehender Feuerwehrmänner und -frauen, wie sie im Ernstfall agieren müssen. Es handelt sich um eine Übung für den Nachwuchs der Freiwilligen Feuerwehr in Angermünde (Uckermark). Das Szenario: Eine Person ist unter einem Behälter eingeschlossen. "Auf geht's", sagt Pollex.

Die Nachwuchskräfte lernen den richtigen Einsatz von Luftkissen, den Umgang mit Druckluft, aber auch wie sie sich nicht selbst in Gefahr bringen. Immer wieder erleben Feuerwehrleute solche Situationen. "Das könnte unter anderen auch ein Baum sein, der auf ein Fahrzeug gefallen ist", sagt Gruppenführer Pollex. "Es könnte auch jemand sein - weil wir aus Höhen und Tiefen retten -, der vielleicht in eine Grube gefallen ist."

Extremwetterereignisse nehmen zu

Starkregen, Gewitter, kräftige Winde: Häufigkeit und Intensität solcher Extremwetterereignisse nehmen zu. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet mit 40 Prozent mehr Starkregen-Ereignissen als bisher bis zum Ende des Jahrhunderts – in Brandenburg sowie in ganz Deutschland. Immer öfter ist der Klimawandel in Brandenburg zu spüren: Bäume werden entwurzelt, Dächer werden abgedeckt, Keller laufen voll Wasser.

Fast 40.000 Mitglieder hat die Brandenburger Freiwillige Feuerwehr laut Angaben des Landesinnenministeriums. Auch die Angermünder Feuerwehr rückt immer öfter zu witterungsbedingten Einsätzen aus. "Diese Einsätze sind in der Regel sehr langwierig, sehr Kräfte und Material zehrend", sagt Jens Hesse, stellvertretender Zugführer. Es sei deshalb wichtig, dass seine Kameraden auf die zunehmenden Situationen gut vorbereitet sind.

Einsatz der Feuerwehr in Angermünde. Bild: rbbFeuerwehrleute befreien Auto in Angermünde.

"Es hat leider immer wieder geregnet"

Junge Neumitglieder der Feuerwehr zeigen sich motiviert, bei Extremwetter zu helfen. "Ich habe meine Truppmannausbildung gerade vollendet und warte jetzt auf meine Urkunde. Wenn ich sie habe, bin ich volles Mitglied und kann immer wieder zu Einsätzen mit rausfahren", sagt die 18 Jahre alte Michelle Schaaf. Sie habe probeweise schon bei Einsätzen mitgemacht, bei einer Überschwemmung unter einer Eisenbahnbrücke habe sie beispielsweise Gullideckel gezogen.

Erst kürzlich seien die Kameraden aus Angermünde zu mehreren umgestürzten Bäumen gerufen worden. Immer wieder müssen sie eine vollgelaufene Bahnunterführung absichern, Keller und auch Höfe auspumpen. Feuerwehrmann Sören Maleck sei ein besonderer Einsatz in Erinnerung geblieben: "Da war ein Hof überschwemmt. Tiere waren betroffen, Schweine, die dann aus den Ställen herausgeholt werden mussten, damit die dann nicht ertrinken."

Verschiedene Feuerwehren hatten über lange Zeit das Wasser ausgepumpt, wie Maleck sagt. "Es hat leider immer wieder geregnet, ist immer wieder vollgelaufen, das war ein langwieriger Einsatz."

Gruppenführer spricht vor Feuerwehrleuten in Angermünde. Bild: rbbGruppenführer Pollex spricht vor Feuerwehrleuten in Angermünde.

"Eine enorme einsatztechnische Belastung"

Zu 42 witterungsbedingten Einsätzen mussten die Angermünder Feuerwehrleute nach eigenen Angaben bereits in diesem Jahr fahren. Die Folgen des Klimawandels belasten die Einsatzkräfte: "Es ist nicht so, dass man es mit einem normalen Brand vergleichen kann, den wir hier in der Peripherie vielleicht einmal im Monat haben", sagt der stellvertretende Zugführer Jens Hesse. "Da kommt innerhalb kürzester Zeit eine enorme einsatztechnische Belastung nicht nur auf die Kräfte vor Ort zu, das betrifft auch die Leitstellen, die mit Telefonanrufen geflutet werden."

Auch deshalb wünschen sich die Kameraden ein Umdenken in der Bevölkerung. Trotz zunehmender Wetterereignisse sollte man nicht gleich bei jedem abgebrochenen Ast die Feuerwehr alarmieren, sondern auch selbst einmal mit anpacken und die Straße wieder beräumen - sofern es sicher ist.

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.07.2024, 16:30 Uhr

Beitrag von Riccardo Wittig

10 Kommentare

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  1. 9.

    Wie hieß ein Karneval Schläger in den 50er Jahren?
    "Am 30. Mai ist Weltuntergang,wir leben nicht mehr lang".
    Ich bin im
    immer noch da.
    Ironie aus.

  2. 8.

    Die klassischen Westwetterlagen sind passé. Und mit ihnen das bekannte Strömungsmuster aus der wir die allseits bekannten Bauernregeln ableiten. Durch die Erwärmung des Nordens und der damit verbundenen Änderung der Passatwinde, haben wir häufiger meridionale Wetterlagen. Entweder Regen und kühl oder Regen und warm. Wir bekommen viel Wetter vom Süden. Saharastaub im Januar und Kälteeinbrüche im Mai.
    Ich als Freiwillige Feuerwehr, würde schon schauen, dass die nun vermehrt an Grundbesitz auftreffenden und extrem zerstörerischen Unwetter nicht zu einer Aufweichung der Eigentumspflichten führen. Holzauge bleib wachsam!

  3. 7.

    Wir werden alle sterben! Der Weltuntergang steht, wie schon seit hunderten von Jahren, unmittelbar bevor.

  4. 6.

    Im Großen und Ganzen haben Sie recht. Jedoch auch "Marv's" Argumente haben seine Berechtigung.
    Selbst innerhalb des Landes BB. gibt es gewaltige Unterschiede.
    Bsw. hat Berlin als Großstadt gewaltigen Einfluss auf das Wetter, wenn z. B. die Niederschläge aus Richtung NW. oder W. kommen, bleibt es bei mir in SRB oft trocken.
    Früher kamen die Niederschläge fast nur aus westlichen Richtungen, so lernte ich es noch vor über 40 Jahren in der Schule, heutzutage dagegen oft aus den östlichen Richtungen.

  5. 5.

    Regelmäßig alle 2 Wochen am Dienstagabend sehe ich die Kameraden der FFW in Strausberg üben. Manchmal, so wie gestern Abend mit der Drehleiter, wird auch an anderen Tagen geübt oder werden Schulungen abgehalten. Personell, materiell und vom Nachwuchs her sind sie recht gut aufgestellt. Das ist aber bereits ein paar Kilometer weiter Richtung Norden, Süden und Osten nicht immer unbedingt der Fall. Es liegt nicht an der Bereitschaft der Menschen für die FFW, sondern an der Lage der Arbeitsorte.

  6. 4.

    Haben Sie den Artikel gelesen?
    Diejenigen die sich mit den akuten Auswirkungen dieses "normalen Sommers 2024" beschäftigen müssen, sehen das offensichtlich anders.

  7. 3.

    Zum einen wird viel zu oft die 112 für Sachen genutzt die nicht Aufgabe der Kameradinnen und Kameraden ist! Und zum Thema Unwetter oder zum Beispiel zu dem schön gewählten Bild das RBB gibt es viele Situationen die baulich einfach solche Sachen ergeben , weil alles nur minimalistisch gebaut wird ! Wenn ich einiges einfach mit mehr Reserve planen und bauen würde , würde es solche Situationen nicht geben

  8. 2.

    Grundsätzlich schon, sogar die Niederschlagsmengen stimmen ganz gut. Problem dabei - die Brühe kommt mit einem Mal und ziemlich lokal runter - also gefühlt. Beim Wind isses ähnlich - im Schnitt ok, nur dann wird die Flaute mit Schmackes nachgeholt aber auch nicht verteilt und die Sturmsaison (gibt es die eigentlich noch?)hat noch nicht angefangen. Also das Wetter hier geht noch so - im Schnitt. Wenn ich mir allerdings so die Meerestemperaturen ansehe ... also Nord- und Ostsee sind ja noch erfrischend, obwohl leicht zu warm, aber im Mittelmeer kann man die Würstchen anwärmen, also die zum Essen, und auch an anderen Orten werden Meerestemperaturen duetlich über 30 Grad gemessen. Das hat Potential. Ob das gut ist, bezweifele ich mal.

  9. 1.

    Heute ist doch jeder Wetter ein „Unwetter“ bei den Meldungen. Ich kenne unser Wetter seit den 60ern - ist ein normaler Sommer 2024

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