Freiwillige Feuerwehr in Brandenburg - Immer mehr Unwetter verursacht immer mehr Arbeit für Feuerwehrleute
Gewitter, Starkregen, kräftiger Wind: Immer häufiger kommt es in Brandenburg zu Unwetter. Die freiwillige Feuerwehr in Brandenburg wird deswegen zunehmend belastet. In Angermünde bereiten sich angehende Feuerwehrleute auf die Lagen vor. Von Riccardo Wittig
"Links vor uns hat ein Lkw seine Ladung verloren", sagt Normen Pollex und zeigt auf einen großen metallischen Behälter neben der Straße. "Wir müssen den Container so sichern, dass er nicht wegrutscht." Der Gruppenführer erklärt einer Gruppe angehender Feuerwehrmänner und -frauen, wie sie im Ernstfall agieren müssen. Es handelt sich um eine Übung für den Nachwuchs der Freiwilligen Feuerwehr in Angermünde (Uckermark). Das Szenario: Eine Person ist unter einem Behälter eingeschlossen. "Auf geht's", sagt Pollex.
Die Nachwuchskräfte lernen den richtigen Einsatz von Luftkissen, den Umgang mit Druckluft, aber auch wie sie sich nicht selbst in Gefahr bringen. Immer wieder erleben Feuerwehrleute solche Situationen. "Das könnte unter anderen auch ein Baum sein, der auf ein Fahrzeug gefallen ist", sagt Gruppenführer Pollex. "Es könnte auch jemand sein - weil wir aus Höhen und Tiefen retten -, der vielleicht in eine Grube gefallen ist."
Extremwetterereignisse nehmen zu
Starkregen, Gewitter, kräftige Winde: Häufigkeit und Intensität solcher Extremwetterereignisse nehmen zu. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet mit 40 Prozent mehr Starkregen-Ereignissen als bisher bis zum Ende des Jahrhunderts – in Brandenburg sowie in ganz Deutschland. Immer öfter ist der Klimawandel in Brandenburg zu spüren: Bäume werden entwurzelt, Dächer werden abgedeckt, Keller laufen voll Wasser.
Fast 40.000 Mitglieder hat die Brandenburger Freiwillige Feuerwehr laut Angaben des Landesinnenministeriums. Auch die Angermünder Feuerwehr rückt immer öfter zu witterungsbedingten Einsätzen aus. "Diese Einsätze sind in der Regel sehr langwierig, sehr Kräfte und Material zehrend", sagt Jens Hesse, stellvertretender Zugführer. Es sei deshalb wichtig, dass seine Kameraden auf die zunehmenden Situationen gut vorbereitet sind.
"Es hat leider immer wieder geregnet"
Junge Neumitglieder der Feuerwehr zeigen sich motiviert, bei Extremwetter zu helfen. "Ich habe meine Truppmannausbildung gerade vollendet und warte jetzt auf meine Urkunde. Wenn ich sie habe, bin ich volles Mitglied und kann immer wieder zu Einsätzen mit rausfahren", sagt die 18 Jahre alte Michelle Schaaf. Sie habe probeweise schon bei Einsätzen mitgemacht, bei einer Überschwemmung unter einer Eisenbahnbrücke habe sie beispielsweise Gullideckel gezogen.
Erst kürzlich seien die Kameraden aus Angermünde zu mehreren umgestürzten Bäumen gerufen worden. Immer wieder müssen sie eine vollgelaufene Bahnunterführung absichern, Keller und auch Höfe auspumpen. Feuerwehrmann Sören Maleck sei ein besonderer Einsatz in Erinnerung geblieben: "Da war ein Hof überschwemmt. Tiere waren betroffen, Schweine, die dann aus den Ställen herausgeholt werden mussten, damit die dann nicht ertrinken."
Verschiedene Feuerwehren hatten über lange Zeit das Wasser ausgepumpt, wie Maleck sagt. "Es hat leider immer wieder geregnet, ist immer wieder vollgelaufen, das war ein langwieriger Einsatz."
"Eine enorme einsatztechnische Belastung"
Zu 42 witterungsbedingten Einsätzen mussten die Angermünder Feuerwehrleute nach eigenen Angaben bereits in diesem Jahr fahren. Die Folgen des Klimawandels belasten die Einsatzkräfte: "Es ist nicht so, dass man es mit einem normalen Brand vergleichen kann, den wir hier in der Peripherie vielleicht einmal im Monat haben", sagt der stellvertretende Zugführer Jens Hesse. "Da kommt innerhalb kürzester Zeit eine enorme einsatztechnische Belastung nicht nur auf die Kräfte vor Ort zu, das betrifft auch die Leitstellen, die mit Telefonanrufen geflutet werden."
Auch deshalb wünschen sich die Kameraden ein Umdenken in der Bevölkerung. Trotz zunehmender Wetterereignisse sollte man nicht gleich bei jedem abgebrochenen Ast die Feuerwehr alarmieren, sondern auch selbst einmal mit anpacken und die Straße wieder beräumen - sofern es sicher ist.
Sendung: rbb24 Inforadio, 26.07.2024, 16:30 Uhr