Engpass Bundesdruckerei - Städtetag kritisiert Wartezeit bei Reisepässen vor den Sommerferien

So 07.07.24 | 09:45 Uhr
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Zwei deutsche Pässe liege übereinander
Audio: radioeins | 07.07.2024 | Jan Busche | Bild: picture alliance/Zoonar/stockfotos-mg

Der Sommerurlaub steht an, doch der Reisepass lässt auf sich warten? Laut Deutschem Städtetag "rumort" es deshalb aktuell. Das Bundesinnenministerium verspricht durch den Ankauf neuer Produktionsmaschinen Verbesserung.

Vor Beginn der Urlaubszeit beklagt der Deutsche Städtetag massive Lieferprobleme der Bundesdruckerei beim Ausstellen von Reisepässen. Das führe zu erheblichem Frust bei den Betroffenen, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" [RND.de]. "In den Pass- und Ausweisstellen der Städte rumort es." Viele Bürgerinnen und Bürger würden kurz vor der Ferienzeit kalt davon erwischt, dass ihre beantragten Reisepässe nicht pünktlich vor ihrem Urlaub ankämen.

Hohe Kosten durch Expresspässe

"Mittlerweile kann es bis zu acht Wochen dauern, bis die Reisepässe geliefert werden - normalerweise sind es nur etwa zwei Wochen", berichtete Dedy. Wenn der neue Reisepass nicht mehr pünktlich ankomme, entschieden sich viele Bürger für einen zweiten Antrag mit Expressbearbeitung. Diese Variante funktioniere zwar. Doch die Bürgerinnen und Bürger blieben auf den doppelten Kosten sitzen: "Denn der erste Antrag lässt sich bei der Bundesdruckerei nicht stornieren."

Dedy rechnete vor, dass der neue Reisepass und die Expressbearbeitung zusammen mehr als 100 Euro kosteten - zusätzlich zu den Kosten für den im ersten Anlauf bestellten Reisepass. Zusammen koste das pro Person rund 170 Euro. "Das Lieferproblem liegt in der Bundesdruckerei, die berechtigte Kritik der Antragsteller bekommen aber die städtischen Mitarbeiter ab", beklagte er.

Forderung nach Kostenerstattung

Das zuständige Bundesinnenministerium müsse dafür sorgen, dass die Kosten für den ersten Antrag erstattet werden, forderte Dedy. Zudem müsse die Bundesdruckerei den Auftrag für den ersten Reisepass stornieren, wenn ein zweiter Reisepass per Expressbearbeitung bestellt werde. Das sei auch im Interesse der Bundesdruckerei selbst, weil stornierte Aufträge dann nicht mehr die Produktion überlasten würden.

Lieferzeit auf durchschnittlich 21,8 Werktage gestiegen

"Seit März übersteigen die Produktionszeiten die vertragliche Lieferzeit von 12 Werktagen und haben aktuell durchschnittlich 21,8 Werktage erreicht", sagte das Bundesinnenministerium der Deutschen Presse-Agentur. Seit Anfang 2024 seien die Antragszahlen vor allem für Reisepässe außergewöhnlich deutlich gestiegen, sagte eine Ministeriumssprecherin. "Binnen vier Wochen wurden erstmals in der Geschichte der Bundesdruckerei GmbH weit über 600.000 Reisepässe bestellt, bis in den Mai hinein wurden immer neue Tagesrekorde des täglichen Bestelleingangs aufgestellt."

Die Pressesprecherin des Bundesinnenministeriums sagt, die Bundesdruckerei werde ihre Produktionskapazitäten durch den Ankauf neuer Produktionsmaschinen weiter erhöhen. Die Beschaffungsmaßnahmen dazu seien eingeleitet. "Bei Express-Bestellungen liegt der Reisepass weiterhin nach drei Tagen abholbereit in der Behörde." Bürgerinnen und Bürger könnten für Reisen in die meisten Staaten ad-hoc auch einen vorläufigen Reisepass ausgestellt bekommen, um ihre Reise nicht verschieben zu müssen. Nach der Rückkehr werde der vorläufige Pass dann zurückgegeben, sobald der reguläre Reisepass vorliege.

Sendung: Inforadio, 07.07.2024, 11:00 Uhr

27 Kommentare

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  1. 27.

    Wenn man vorher eine Bearbeitungszeit von ca. 2 Woche genannt bekommt und dann vier bis sechs Wochen vor Reiseantritt seine Dokument beantragt, ist das wohl ausreichend vorbereitend geplant!
    Wenn aus den "ca. zwei Wochen" dann - nach Antragstellung - plötzlich und unerwartet acht bis zwölf Wochen werden, kann man wohl kaum schlechter oder fehlender Planung reden.
    Der nun auftretende Frust ist daher durchaus nachvollziehbar und NICHT auf Versäumnisse der Antragsteller zurückzuführen.

  2. 26.

    Da wollen Menschen dem Stau auf der Autobahn entgehen, wenn alle Menschen gleichzeitig in den Urlaub fahren. Und jetzt steht deren Reisepass im Stau, weil allen gleichzeitig auffällt, dass man den für die Fernreise benötigt.

  3. 25.

    Tja das mit den Terminen… das klappt nur bei „Monopolen“.
    Stellen sie sich mal vor der Staat würde sich in Konkurrenz mit privaten befinden… meinen sie irgendwer würde Wochen auf einen Reisepass warten müssen ?

  4. 24.

    Ich gehe mal davon aus das die Reisenden die Pässe zu spät gebucht haben . Planung und Vorbereitung auf eine Reise ist alles.

  5. 23.

    Man stelle sich vor, wir würden in einem Land ohne überbordende Bürokratie, dafür aber mit einer funktionierenden Verwaltung leben, wo man beispielsweise als Untertan einen Termin zum Vorsprechen bei einer der hochlöblichen Behörden gnädigerweise nicht erst nach wochenlangen Bemühungen und monatelanger Wartezeit bekommt.

    Man stelle sich vor, der öffentliche Dienst würde sich als Dienst, und zwar am Kunden, verstehen und nicht als Versorgungsapparat, bei dem der Personalrat das Sagen hat.

    Man stelle sich ferner vor, "Bürokratieabbau" und "Verwaltungsmodernisierung" wären nicht hohle Blablabegriffe, die von Handeln simulierenden Politikern seit Jahren bemüht werden, derweil das genaue Gegenteil geschieht.

  6. 22.

    Acht Wochen? Ich warte auf meinen neuen Ausweis schon fast drei Monate.

    Aber wenigstens wurde ich für den erkennungsdienstlich erfasst (in zehn Jahren, beim nächsten Ausweis, wird dann vermutlich auch noch eine Geruchsprobe gespeichert; war ja nicht alles schlecht). Das Verbrechen hat also in unserem gut organisierten, supermodernen Land keine Chance mehr.

  7. 21.

    Daumen hoch, Weihnachten kommt immer wieder überraschend.

  8. 20.

    Und wenn jemand nicht in einen Staat mit Passpflicht reist erübrigt sich dieses Problem.

  9. 19.

    Meiner läuft Anfang August ab und da ich in die Schweiz auswandere, muß ich mich beeilen, aber hab schon das OK bekommen, daß er bis dahin fertig wird! Geht doch!

  10. 18.

    Einige jedoch fallen aus allen Wolken. Das es länger dauert. Mir wurde gleich gesagt, dass ich sogar mit einer Wartezeit von 9 bis 12 Wochen (!) rechnen sollte.
    Aber ich brauche den Reisepass auch erst Ende 2025 (!). Der frühe Vogel... Oder so.
    Aber für viele kommt auch Weihnachten jedes Jahr sehr plötzlich....

  11. 17.

    Aber etwas unterkomplex - finden Sie nicht auch?

  12. 16.

    Super Antwort.
    Wir haben unsere Pässe pünktlich erhalten. Das Ablaufdatum war bekannt, die Termine pünktlich festgemacht. Alles hat ohne Express geklappt. Ist im ganzen ja nur ein persönliches Armutszeugnis wenn man ohne Überblick sein Leben lebt.

  13. 15.

    Alle die hier jammern sind selbst daran schuld.....ich habe da gar kein Mitleid. Das Drama mit den Terminen beim Bürgeramt ist nicht erst seit gestern bekannt und die langen Wartezeiten auf Dokumente auch nicht.
    Jeder ist seines Glückes Schmied.

  14. 14.

    "Seit Anfang 2024 seien die Antragszahlen vor allem für Reisepässe außergewöhnlich deutlich gestiegen, sagte eine Ministeriumssprecherin."

    Und das war natürlich absolut nicht vorherzusagen und hat gar nichts mit der Abschaffung der Kinderreisepässe, wodurch seit dem 01.01.2024 normale Reisepässe für Kinder beantragt werden müssen, zu tun.

  15. 13.

    … wenn ein Land von kurzsichtigen Buchhaltern regiert wird, kommt sowas raus! Unglaublich, für eines der reichsten Länder dieser Welt!

  16. 12.

    Hat zwar nichts mit dem Thema zu tun, aber für Sie: Platz 104. Die anderen 177 Plätze können Sie sich gerne selbst ergoogeln.

  17. 10.

    Ist doch hinreichend bekannt, dass weder Bürgerämter noch Bundesdruckerei kurzfristigen Terminwünschen entsprechen (können).Die Gründe sind vielfältig... Zur Urlaubsplanung gehört, rechtzeitig mal einen Blick in PA und Reisepass zu werfen. Dann kann man rechteitig Termine buchen u.s.w. Wer "spät" dran ist, sollte gleich die Expressbearbeitung und / oder vorläufige Unterlagen beantragen. Ist doch nicht so schwer,oder ? Weitsicht ist hilfreicher, als Meckern. Typisch D .

  18. 9.

    Zur Begriffsklärung: Korruption hieße im vorliegenden Fall, dass die Expressgebühr in die Taschen der Bürgeramtsmitarbeiter fließt. Fließt sie in die Staatskasse, ist sie ein in den Verwaltungsrichtlinien vorgesehener Zuschlag für Notfallbearbeitung. Darüber kann man streiten, hat aber, wie gesagt, nichts mit Korruption zu tun. Deutschland befindet sich im Korruptionsindex 2023 von "Transparency International" übrigens auf Platz 9 von 180 Ländern; letzte Plätze in Europa: die Türkei auf Platz 115, Russland auf Platz 141.

  19. 8.

    Das ist ein deutschlandweites Problem, soll durchaus hunderte Ämter in tausenden Landkreisen/Städten geben, da geht man ohne Termin zu den Öffnungszeiten hin, erledigt sein Kram und ist 10 Minuten später fertig ...

    Wer Pech hat und in ein Berlin Amt muss, ja da haben Sie Recht ...

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