Ausbruch der Viruskrankheit - Berliner Ärzte raten Risikogruppen zur Impfung gegen Mpox

Fr 16.08.24 | 14:36 Uhr
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Symbolbild: Ein Mitarbeiter bereitet im Klinikum eine Spritze mit dem Impfstoff gegen Affenpocken vor. (Quelle: dpa/Sven Hoppe)
Video: rbb24 Abendschau | 15.08.2024 | Thomas Rostek | Bild: dpa/Sven Hoppe

Die Viruskrankheit Mpox, auch als "Affenpocken" bekannt, breitet sich auf dem afrikanischen Kontinent aus. Nun gab es den ersten Fall in Europa. Erste Ärzte in Berlin raten nun zu Impfungen, andere beruhigen noch - der Senat fühlt sich gut vorbereitet.

Wegen der zunehmenden Ausbreitung von Mpox-Viren in afrikanischen Ländern raten Experten in Berlin zur Impfung von Risikogruppen. Derzeit sehe man in einigen Ländern Afrikas eine Variante, die sehr leicht übertragbar sei und zu mehr Todesfällen führe, sagte der Berliner Allgemeinmediziner Sven Schellberg am Donnerstag dem rbb. Er praktiziert in einer Praxis für sexuelle Gesundheit.

Impfung gegen Mpox für Risikogruppen empfohlen

Schellberg sagt, die Übertragung der Viren - auch als "Affenpocken" bekannt - verlaufe nicht nur über sexuelle Kontakte, sondern allgemein über Hautkontakt [berlin.de]. Man versuche, präventiv durch Immunisierung vorzugehen. Doch dafür fehle in Berlin eine Impfvereinbarung zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und den Verbänden der Krankenkassen, damit letztere die Kosten übernehmen. Derzeit könne man die Impfung nur als Privatleistung durchführen, was sich viele Patienten wegen der Kosten nicht leisten könnten. Hier müsse schnell eine Einigung her.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung für bestimmte Risikogruppen, vor allem für Männer, die Sex mit Männern haben. Der medizinische Direktor des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin (BCRT), Thomas Jelinek, rät ebenfalls zur Impfung, etwa Menschen "mit einem bestimmten sexuellen Verhalten" oder Afrika-Reisenden, wie er dem rbb sagte.

Berlin Hotspot für Mpox-Fälle - Zahlen auf niedrigerem Niveau als 2022

In Berlin sind seit Jahresbeginn 33 Menschen nachweislich an Mpox erkrankt - allerdings handelt es sich dabei nur um Fälle der weniger gefährlichen Variante 2b. Betroffen sind ausschließlich Männer, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in seinem epidemiologischen Wochenbericht erklärte.

In Deutschland meldet Berlin damit bislang die meisten Mpox-Nachweise von allen Bundesländern, wie aus einer Datenbank des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Bundesweit wurden dieses Jahr bisher 86 Mpox-Fälle an das RKI übermittelt (Stand 15.8.). Im Vergleich zum Jahr 2022 befinden sich die Fallzahlen in Deutschland allerdings auf niedrigem Niveau. In dem Jahr verbreitete sich die Krankheit besonders stark. Damals gab es bis Mitte August allein in Berlin mehr als 1.500 laborbestätigte Mpox-Fälle.

Senatorin: Berlin ist sensibilisiert

Die Berliner Gesundheitsverwaltung beobachte die jetzige Lage sehr genau und bereite entsprechende Maßnahmen vor, erklärte Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD). Berlin sei durch den Ausbruch im Jahr 2022 sensibilisiert und könne an die Erfahrungen anknüpfen. "Wir haben damals gut auf die Lage reagiert und schnell Impfungen ermöglicht. Zum Glück sind diese jetzt über das Regelsystem verfügbar, sodass keine spezielle Impfkampagne erforderlich ist", sagte die Senatorin.

Dass nun eine Epidemie droht, sieht der Berliner Mediziner Thomas Jelinek nicht. "Die Affenpocken werden nicht so leicht übertragen, man braucht recht intensiven Kontakt mit den Infizierten, in der Regel sexueller Natur", sagte er. Dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine internationale Notlage ausgerufen hat, ist für ihn eher eine Maßnahme, um Hilfe für die betroffenen Länder in Gang zu bringen - damit zum Beispiel Impfstoffe gespendet werden.

Erster Mpox-Fall außerhalb Afrikas in Schweden

Die derzeit in Afrika zirkulierende Virusvariante 1b ist nun auch erstmals in Europa nachgewiesen worden. Die schwedische Gesundheitsbehörde gab am Donnerstag einen ersten Infektionsfall bekannt. Bei einem Menschen, der sich in Stockholm "in Behandlung begeben" habe, sei eine Mpox-Infektion diagnostiziert worden, erklärte die Behörde. Es handele sich dabei um den ersten Infektionsfall, der außerhalb Afrikas diagnostiziert worden sei.

Typische Symptome einer Infektion mit der 1b-Variante sind Hautausschläge am ganzen Körper. Bei milderen Varianten beschränkt sich der Ausschlag auf einzelne Körperteile wie Mund, Gesicht oder Genitalien. Neben Pusteln gehört auch Fieber zu den typischen Symptomen der Krankheit.

Die WHO hatte wegen Mpox vor zwei Jahren bereits einen internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Dieser wurde im Mai 2023 wieder beendet, nachdem die Fallzahlen deutlich gesunken waren. Wegen der Ausbreitung der neuen Mpox-Variante in Afrika hatte die WHO am Mittwoch nun erneut eine solche Notlage ausgerufen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 15.08.2024, 19:30 Uhr

32 Kommentare

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  1. 32.

    Immer nur nörgeln - es ist eine Empfehlung und KEINE gesetzliche Vorschrift! Es ist doch jedem selbst überlassen - impfen ja oder nein. Da muss man doch keine laienartige Wissensdarstellung zum Besten geben. Nichts schreiben ist manchmal besser als dumm herumquatschen. Sagt Wally von der Bleibe.

  2. 31.

    "Wiederum wirkte die Covid-Impfung nun weder gegen die Erkrankung noch gegen die Weitergabe der Infektion." Na wenn man so salopp über Dinge spricht sollte man sich den Vorwurf gefallen lassen absichtlich oder unabsichtlich die Unwahrheit gesagt zu haben ! Natürlich hatte die Impfung ein Wirkung auf den Verlauf, anstecken konnte man sich trotzdem, vor allem wenn man meinte dann sorglos zu sein. Jetzt sagen Sie uns in welchem prozentualen Anteil die Wahrscheinlichkeit lag sich anzustecken für Geimpfte und Ungeimpfte ? 50 - 50 ? Es kam auf das Verhalten an vor allem bei der Weitergabe .....Und ich weiß nicht, wen Sie auf Demos mit tausenden gesehen haben, sicherlich, die die keine Weitergabe oder Ansteckung haben wollten ! Und was haben die so alles geäußert ?

  3. 30.

    Was regen sich eigentlich viele so auf. Das RKI gibt eine Empfehlung heraus - fertig. Lasst euch impfen oder lasst es bleiben. Keiner wird gezwungen. Jammert aber später nicht!

  4. 28.

    "fühle mich um 43 Jahre zurück versetzt" Warum? Das RKI empfiehlt den begrenzt verfügbaren Impstoff der Gruppe, wo es aktuell das höchste Infektionsrisiko feststellt. Das RKI stellt das einfach neutral so fest.

  5. 27.

    "Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung für bestimmte Risikogruppen, vor allem für Männer, die Sex mit Männern haben." Nach diesem Satz bin ich etwas konsterniert und fühle mich um 43 Jahre zurück versetzt, als in DE noch vor HIV und AIDS als "Schwulenseuche" gewarnt wurde, was sich im Nachhinein als falsch herausstellte.

  6. 26.

    und es geht schon wieder los...
    Immer noch nichts aus den letzten 4 Jahren und den RKI-Files gelernt?!

  7. 24.

    ...und ich dachte, die ewigen Beleidigungen seien hier nicht erlaubt. Ich schäme mich fremd für Sie, Marie!

    Ich bin glücklicherweise gegen Pocken geimpft. Wiederum wirkte die Covid-Impfung nun weder gegen die Erkrankung noch gegen die Weitergabe der Infektion. Da darf man - wie auch das RKI - den Begriff "Impfung" inzwischen kritisch betrachten. Ich bin mehr als erschrocken über das, was mir über diese erst Einfach- dann bis zu Vierfach-Impfung immer wieder mehr als eindringlich erklärt wurde, wie Kampfbegriffe wie "Impfgegner", "Ungeimpfte" (obwohl sie zahlreiche Impfungen in ihrem Impfpass haben) "Covidleugner" gegen jeden Nachfragenden benutzt wurden. Wir sind keine besseren Menschen, weil wir uns die Covid-Impfung geben ließen und haben nicht nur mit dem heutigen Wissen noch viel weniger das Recht, Andersdenkende zu beleidigen. Ich meine sogar, dass eine Entschuldigung endlich angebracht wäre und damit politisches und Impf-Vertrauen wieder hergestellt werden könnte.

  8. 23.

    Tja, je nach dem wird hierzulande der "Ross und Reiter" in unklaren gelassen .
    In anderen Ländern,ist man beispielsweise in dieser Aussage klar,, um nicht die Bevölkerung unnötig zu verunsichern.

  9. 22.

    Gemäß RKI ist für die Übertragung von Mpox sehr enger Körperkontakt, insbesondere sexueller Kontakt, erforderlich. Dadurch ändert sich logischerweise auch die Risikogruppe.

  10. 21.

    „ Doch! Wenn es nichts nützt, so schadet es auch nicht.“
    Wie bei jedem Medikament kann es auch bei jeder Impfung zu Nebenwirkungen kommen… daher sollte man schon Nutzen/Risiko abwägen.
    Sie können ja mal nachschauen wem die Impfung von der Stiko empfohlen wird… aber sie können auch …“immer rin damit“ verfahren… halt jeder wie er mag

  11. 20.

    Immunschwäche, Schwerstkranke gehören zu den vulnerablen Gruppen, also schützenswerte Menschen, Schwache.
    Das wollten Sie doch nur bestätigt wissen, weil sie besorgt sind um jeden Menschen, der sich infizieren könnte, löblich von Ihnen.

  12. 19.

    Der Artikel gibt in der Überschrift an, dass es für die Risikogruppen wichtig ist, sich zu schützen. Allerdings gehen diese Risikogruppen aus dem Text nicht hervor. Wer sind denn die Risikogruppe ???

  13. 18.

    Sie klingen hysterisch. Mein Gott dir Beobachtung und Informationen zu Umständen national und international ist doch die Aufgabe der Medien. Nicht mehr und nicht weniger ist hier geschehen. Panik machen eher sie.

  14. 17.


    Die natürlichen Methoden zur Stärkung und Modulation des Immunsystems sind vielfältig und alltagstäuglich nutzbar, dazu für die meisten Menschen nützlich und relevant. In Afrika wird z.B. die Moringa-Pflanze, welche auch für Schwangere, Säuglinge und Kinder (der Hauptrisikogruppe für schwere Verläufe bei MPOX) geeignet ist, genutzt... In Europa gibt es wieder andere regionale Heilpflanzen, welche besonders in der Kombination synergistische Wirkung entfalten, im Rahmen der mediterranen Ernährung...
    Die gesunde "Nahrung als Medizin" (frei nach Hippokrates) sollte also genauso wie bei Corona nicht unterschätzt werden.

  15. 16.

    Nicht jeder mit einer abweichenden Meinung wird als Schwurbler bezeichnet... aber zu sagen, dass jeder mit abweichender Meinung als Schwurbler bezeichnet wird, ist dann doch eine zu verallgemeinernde Schwurbelei und weckt weiteren Verdacht hinsichtlich eines solchen Kommentars... Es kommt im Einzelfall immer auf Inhalt und Qualität der Meinungsäusserung an.

  16. 15.

    Sie sind nicht nur als Affenpocken bekannt, es sind als deutsche Bezeichnung die Affenpocken. M in Mpox, steht für monkey, also monkey pox auf deutsch übersetzt Affenpocken.

  17. 14.

    Warum wird jeder, der eine abweichende Meinung hat, als Schwurbler bezeichnet? Auch das ist Anmaßung. Ich teile den Ursprungskommentar ebenfalls nicht in dieser Art und Weise, aber es sollte akzeptiert werden, dass Teile der Bevölkerung seit der Corona-Pandemie irgendwann mal zur Ruhe kommen wollen. Ich bin absoluter Impfbefürworter, auch bei Krankheiten, die nicht unbedingt für alle empfohlen werden (z. B. bei Grippe). Es gibt aber demgegenüber Personen, die das anders sehen und ihre Gründe dafür haben.

  18. 13.

    Es ist so lächerlich sich bei den Pocken auf sexuelle Kontakte zu reduzieren. Und dabei geht es mir nicht um Stigmatisierung. Wir leben im angeblich reichsten Land Europas und für Kassenpatienten ist nichtmal eine Impfung ohne Debatten drinnen. Lasst doch endlich bei grundsätzlich risikoarmen Impfstoffen die Menschen selbst über ihr Risiko entscheiden (Urlaub etc). Und dir Pocken sind halt auch durch die Anprobe von Kleidung übertragbar (Umkleide im Geschäft). Natürlich nicht so leicht wie bei Corona, nur hab ich keinen Bock darauf zu hoffen halt keinen Kontakt mit dem Virus zu haben und würde die Uraltimpfung der Pocken gerne entsprechend auffrischen. Und dies sollte dann auch ohne Probleme beim Hausarzt möglich sein.

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