Artenschutz - Hasso-Plattner-Institut und Berliner Zoo wollen Gorillas mit Künstlicher Intelligenz schützen

Do 05.09.24 | 13:53 Uhr
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Gorilla-Männchen Sango sitzt bei der Vorstellung eines auf Künstlicher Intelligenz basierenden Forschungsprojekts des Hasso-Plattner-Instituts und des Zoologischen Gartens Berlin in seinem Gehege. (Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka)
Bild: dpa/Bernd von Jutrczenka

Die Gorillas im Berliner Zoo sind künftig für ein Forschungsprojekt zur Künstlichen Intelligenz (KI) im Einsatz. Das teilten Zoo und Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam am Donnerstag mit. Das HPI hat demnach eine Technologie entwickelt, die dem besseren Schutz der vom Aussterben bedrohten Affen dienen soll.

Die Tests für das KI-Forschungsprojekt starteten mit drei installierten Kameras am Außengehege im Berliner Zoo, in dem die Gorillas Sango und Bibi mit drei weiteren Tieren leben.

"Gorilla-Tracker" überwacht Verhalten der Tiere

Studierende am Hasso-Plattner-Institut entwickelten das System "Gorilla Tracker", mit dem einzelne Gorillas auf Videoaufnahmen identifiziert und über längere Zeiträume hinweg verfolgt werden, wie das Forschungsinstitut mitteilte. Die Technologie ermögliche eine präzise Überwachung der Bewegungen und Verhaltensweisen der Gorillas, um damit auch frühzeitig auf Krankheiten und Seuchenausbrüche reagieren zu können.

Die KI sucht laut HPI und Zoo innerhalb der aufgezeichneten Kamera-Bilder zunächst nach Gorillas und deren Gesichtern. Ein speziell trainiertes neuronales Netz analysiere die spezifischen Gesichtsmerkmale und erstelle daraus einen digitalen Fingerabdruck. Dieser Fingerabdruck könne dann zwischen den verschiedenen Bildern verglichen und dem jeweiligen Tier zugeordnet werden.

Die Datenerfassung durch drei auf den Gorilla-Außenanlagen installierten Kameras soll bis Ende September abgeschlossen sein. Mit den gesammelten Daten werden KI-Modelle trainiert.

KI-Technologien gewinnen laut HPI im Artenschutz zunehmend an Bedeutung, da sie riesige Datenmengen analysieren, Verhaltensmuster erkennen und präzise Vorhersagen treffen können. Das Forschungsinstitut verwies etwa auf den KI-Einsatz in der Meeresforschung, um die Wanderungen von Walen zu überwachen und Schiffs-Kollisionen zu verhindern.

Gorillas bewegen sich bei der Vorstellung eines auf Künstlicher Intelligenz basierenden Forschungsprojekts des Hasso-Plattner-Instituts und des Zoologischen Gartens Berlin in ihrem Gehege. (Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka)

KI soll bei Ebola-Ausbruch helfen

"Künstliche Intelligenz kann einen bedeutenden Beitrag zum Artenschutz leisten. Durch die genaue Beobachtung der Gorillas in ihrem natürlichen Lebensraum mittels Kameras gewinnen wir wertvolle Einblicke in ihr Verhalten", sagte HPI-Projektleiter Gerard de Melo.

Ein Ausbruch der tödlichen Krankheit Ebola in Afrika Anfang der 2000er Jahre, bei der viele Gorillas und Schimpansen starben, zeige die Notwendigkeit solcher Technologien, so das Forschungsteam. Zoo-Direktor Andreas Knieriem sieht dringenden Handlungsbedarf zum Schutz der Tiere: "Westliche Flachlandgorillas sind vom Aussterben bedroht, ihre Population ist in den letzten 70 Jahren um fast 80 Prozent geschrumpft." Schätzungen zufolge gibt es nach Angaben des Zoos derzeit etwa 300.000 Westliche Flachlandgorillas in Afrika.

Das Projekt soll Forschende in einem Nationalpark in der Republik Kongo unterstützen. Nach dem Test im Berliner Zoo werde das KI-Modell dort zum Einsatz kommen, so ein HPI-Sprecher.

Sendung: rbb24 Abendschau, 05.09.2024, 19:30 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Natürlich ist ein Leben in Gefangenschaft für niemanden gut und verursacht anderes Verhalten. Wobei man nicht vergessen soll, wo das Tier geboren ist.

    Aber Tier-, Wildparks, Zoos, Aquariums, usw., usw. sind ein sehr, sehr wichtiger Bestandteil für den Erhalt freilebender Tiere und Natur. Ohne diese Orte würden es viel, viel weniger freilebende Tiere geben. Schon alleine wegen der Denkweise der Menschen, wie z.B. “Was man nicht kennt, interessiert auch keinen.“, oder “Aus den Augen, aus den Sinn.“.

    Besonders makaber empfinde ich Menschen die was gegen Zoos, usw. haben, aber selber einen Hund oder Katze haben. Das widerspricht sich eindeutig.

  2. 4.

    Na ja, da gibt es viele Möglichkeiten. Schon alleine angefangen davon wie die Tagesabläufe sind. Selbst Gesichtsausdrücke können anders sein, als wie bei freilebenden Tieren. Und dadurch eine andere Bedeutung haben.

  3. 3.

    Hmmm. Und wenn es bei Gorillas funktioniert, kann man es benutzen, um Menschen auch zu überwachen?

  4. 2.

    Finde ich auch eine sehr spannende Frage.
    Und in wie fern werden die Daten dadurch auch verfälscht wenn Tiere in Gefangenschaft Symptome wie hospitalismus u.ä. vorweisen.

  5. 1.

    Klingt sehr interessant und würde auch gerne mehr erfahren. Aber kann man die Daten dann überhaupt mit freilebenden Gorillas verwenden oder vergleichen? Die Tiere verhalten sich ja in “Freiheit“ ganz anders und unterschiedlich.

    Oder geht es mehr darum um zu sehen, ob man überhaupt vernünftige Daten sammeln kann?

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