Ostprignitz-Ruppin - Schulhund frisst Sorgen und beruhigt

Do 10.10.24 | 14:52 Uhr | Von F. Tenner und P. Rother
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Schulhund Joschi in Breddiner Schule. (Quelle: rbb/Franziska Tenner)
Audio: Antenne Brandenburg | 10.10.2024 | Britta Streiter & Franziska Tenner | Bild: rbb/Franziska Tenner

Die Grundschule in Breddin hat seit sechs Wochen einen Schulhund. Joschi ist drei Tage pro Woche im Unterricht mit dabei und unterstützt die Grundschüler. Er hilft auch beim Lesen. Von Franziska Tenner und Philipp Rother

Seit dem Start des neuen Schuljahres hat die Löwenzahn-Grundschule in Breddin (Ostprignitz-Ruppin) einen neuen Mitarbeiter. Er hat schwarzes Fell, vier Pfoten und trägt ein rotes Halstuch. Der Schnauzermischling hört auf den Namen Joschi, seit nunmehr sechs Wochen ist er als Schulhund im Einsatz. Der zwei Jahre alte Rüde soll für ein gutes Arbeitsklima und ein positives Lernerlebnis in der Grundschule sorgen.

"Joschi ist hauptsächlich für das emotionale Gefühl der Kinder zuständig. Er soll die Kinder beruhigen, für Entspannung sorgen", sagt Halterin Uta Steinbeck, die in der Grundschule als Lehrerin für Mathematik und Englisch arbeitet. Darüber hinaus hat sie viel Erfahrung im Umgang mit Hunden, Joschi holte sie aus einem Tierheim in Kroatien zu sich. Steinbeck hatte dann auch die Idee, den Schnauzermischling als Schulhund einzusetzen. Zuvor hatte sie bereits ein Lehrerseminar zu dem Thema besucht.

Erst Eignungsprüfung, dann Ausbildung

Drei Tage pro Woche nimmt die Lehrerin Joschi nun mit in die Breddiner Schule. Er lässt sich streicheln, umarmen und knuddeln. Den Unterricht begleitet er aber ruhig, oft schläft er auch. "Er sorgt für Ruhe im Klassenraum, weil Hunde da eben sehr empfindlich sind und die Kinder lernen, auf den Hund Rücksicht zu nehmen", erklärt Steinbeck, die die Hofpausen nutzt, um mit Joschi zur Erholung in den Wald zu gehen.

Bevor Joschi aber als Schulhund eingesetzt werden durfte, musste er eine spezielle Eignungsprüfung und einen Wesenstest bestehen. Anschließend hat er ein Jahr lang eine Ausbildung zum Schulhund bei der IHK Potsdam absolviert und die Begleithundprüfung abgelegt.

Aber auch die Schule musste Vorkehrungen treffen. Die Vorbereitungen hätten schon im vergangenen Schuljahr begonnen, berichtet Schulleiterin Esther Schneider: "Wir haben mit Arbeitsgemeinschaften begonnen. Die Kinder konnten sich freiwillig melden, die Eltern mussten zustimmen." Das Interesse sei sehr groß gewesen, so Schneider: "Die Kinder haben drei bis vier Wochen lang einen kleinen Hundeführerschein gemacht."

Schulhund Joschi in Breddiner Schule. (Quelle: rbb/Franziska Tenner)

Joschi sorgt für Ruhe und eine konzentrierte Atmosphäre

Zudem musste die Grundschule eine Genehmigung des Schulamts einholen. Auch einige Eltern mussten mit Blick auf Ängste und Allergien überzeugt werden. Letztlich haben aber alle zugestimmt. Seit Anfang September gilt Joschi nun als offizieller Mitarbeiter der Schule.

Schon jetzt zeigt sich, dass der Schulhund ein Gewinn für den Unterricht ist. Die Kinder haben ihn schnell ins Herz geschlossen und merken, wie gut er ihnen tut: "Wenn ich mal gestresst bin, dann brauche ich eine Pause. Und wenn der Joschi zu mir kommt, kann ich ihn streicheln und das hilft mir immer weiter", sagt die zehn Jahre alte Mia. "Er ist wie ein Sorgenfresser", ergänzt der gleichaltrige Jonas.

Auch das erste Fazit der Lehrkräfte fiel positiv aus. Joschi sorge für Ruhe und eine konzentrierte Atmosphäre im Klassenraum, heißt es. Der Hund merke mittlerweile auch, wenn ein Kind ihn brauche.

Der Schnauzermischling ist in der Breddiner Grundschule auch als Leselernhelfer im Einsatz. Die Kinder lesen dem Hund vor, ohne dabei unterbrochen zu werden. Die Hilfe richtet sich vor allem an Kinder, die noch nicht so gut lesen können, sehr aufgeregt sind oder Scheu haben, vor anderen Menschen zu lesen. "Er ist unvoreingenommen", erklärt Halterin Steinbeck: "Er kritisiert halt nicht, ob irgendwas falsch ist, verbessert nicht. Er hört einfach nur zu."

Sendung: Antenne Brandenburg, 8.10.2024, 14:30 Uhr

Beitrag von F. Tenner und P. Rother

12 Kommentare

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  1. 12.

    Ich glaube so ein Hund ist sauberer und hygienischer wie jeder Haltegriff in Öffis und Kinder haben i.d.R. auch keine Angst vor Tieren. Die wird ihnen in den allermeisten Fällen anerzogen; "Der pöse schwarze große Hund" wäre ja ein perfektes Haßobjekt in "In-Gegenden".

  2. 11.

    Wer Berichte lesen kann ist klar im Vorteil! Am Besten nochmal versuchen - da steht alles drin.

  3. 10.

    Mit Kindern die " Angst vor Tiere " haben ist es wie mit Kommentar schreibern die " Angst vor deutsche Grammatik " haben.
    Da hilft, in Ruhe sich alles erklären lassen und dann am besten lernen.

  4. 9.

    Gibt es eigentlich für die Kleinsten schon Nachttöpfe mit Armlehnen und Laptopkissen? Ich habe ja nicht ohne Grund nach dem Delfin gefragt, sondern weil der Hund, genau wie Delfine nicht gefragt wird, ob er Menschen therapieren will. Unstrittig ist, dass Tiere den Menschen soziales Verhalten näher bringen können. Ich hoffe das Beste für den Hund. In unseren Schulen muss was passieren und das beginnt leider schon damit, dass ein Siebtklässler um 6:08 Uhr an der Bushaltestelle steht und nach 75 Minuten Reise durch den halben Landkreis zwecks Einsammeln der übrigen Schülerschaft die Pforte zur Erkenntnis erreicht und bei der Rückfahrt nach Schulschluss satte 2 Stunden lang Schlaglöcher zählen darf. Danke für die Schließung von Schulen auf dem Land. 6 Unterrichtsstunden a 45 Minuten, ein paar Pausen und 9 Stunden Abwesenheit von zu Hause, danach dann noch Hausaufgaben machen. Da ist man ohne Vierbeiner auf den Hund gekommen.

  5. 8.

    Hygiene ist natürlich ein Thema. Aber ich denke, die Kinder werden schon hoffentlich keine ansteckenden Krankheiten haben.

  6. 7.

    das hat sie von ihren Eltern, die beide schon ein Sabbatical brauchten, ob der schlechten work-life-balance regelmäßig vom AG bezahlten Psychologen (ach nein zur WELT-Ki) gehen u. die Welt weder rosig noch grün sondern nur noch schwarz sehen trotz Erzeuegn der allerletzten Generation. Und so ist zu befürchten, dass der arme Hund, den keiner fragt, ob des Stress gestresst reagiert und außerdem stark zunimmt, weil er alles in sich hineinfrißt. Er muß also leiden weil Andere ihr Problem nicht alleine tragen wollen - schon mit 10 und das wird so weitergehen - trotz Kinderspargeld Klassenreisen, Generen, Null-Zensuren-Zeugnissen sehr bald .....

  7. 5.

    Wurde geklärt, siehe Text. Aber man kann auch ein Haar in der Suppe suchen.

  8. 4.

    Schöne Idee. Ich kenne auch schon von anderen Schulen Schulhunde, da aber einem der Lehrer gehören und täglich mit in den Unterricht kommen. Anbieten würde sich auch als Besitzer ein Hausmeister, so er wie früher direkt eine Hausmeisterwohnung in der Schule haben könnte.

  9. 3.

    Was ist mit Kinder die Angst vor Tiere haben?

    Was ist mit Hygiene?

  10. 2.

    »„Wenn ich mal gestresst bin, dann brauche ich eine Pause. […]“, sagt die zehn Jahre alte Mia.«

    Was haben meine Eltern, die Schule, meine 31 Mitschüler richtig gemacht, dass ich als Zehnjähriger das Wort „Stress“ weder gekannt, noch dass ich damals Stress empfunden habe?

  11. 1.

    Toll :-D

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