Maskenpflicht bei Besuch in Pflegeheimen endet - "Wenn wir jetzt alle gleichgestellt sind, ist es für alle das Beste"

Fr 07.04.23 | 08:10 Uhr | Von Amelie Ernst
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Besuch eines alten Mannes im Pflegeheim (Quelle: dpa/Ute Grabowsky)
Audio: Radioeins | 06.04.2023 | Amelie Ernst | Bild: dpa/Ute Grabowsky

Am Freitag fallen die letzten Corona-Maßnahmen: Auch Besucher:innen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen müssen nun keine FFP2-Masken mehr tragen. Die Einrichtungen blicken zurück auf eine fordernde Zeit - und nach vorn. Von Amelie Ernst

"Stop – Hier gilt Maskenpflicht!" - wie lange genau die Schilder an den Türen und Wänden im Alexianer-Pflegeheim St. Franziskus in Potsdam-Bornstedt schon hängen, das kann hier kaum noch jemand sagen. Pflegedienstleiterin Nicole Thomalla ist jedenfalls froh, dass sie die Schilder nun endlich abhängen kann. Nach den Mitarbeitenden gilt die Maskenpflicht nun auch nicht mehr für die Besucher:innen. "Ich glaube, wenn wir jetzt alle gleichgestellt sind, ist es für alle das Beste."

Thomalla: Lockdown darf sich nicht wiederholen

Aufatmen – im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei sei die Maskenpflicht grundsätzlich richtig gewesen, um die Pandemie einzudämmen, sagt Nicole Thomalla. Der Lockdown allerdings, das monatelange Schließen der Einrichtung nach außen, der dürfe sich nicht wiederholen. "Im Nachhinein weiß man das immer besser. Aber das darf nicht wieder passieren, denn die Menschen hier haben ja völlig isoliert gelebt, hatten keinen Kontakt. Das geht einfach nicht."

Bis zu sechs Monate am Stück habe ein Lockdown gedauert, erzählt Thomalla. Auch für ihre Kolleg:innen eine enorme Belastung, wenn Angehörige als Bezugspersonen wegfielen.

Videoanrufe keine Alternative

Vor allem für Menschen in der allerletzten Lebensphase sei der Kontaktabbruch schwierig gewesen, sagt Isabel Kätsch. Sie leitet die DRK-Senioreneinrichtung "Graf von Bülow" in Großbeeren. Und gerade für Demenzkranke seien Videoanrufe keine Alternative gewesen. Sie erinnere sich an eine Bewohnerin, die täglich Besuch von ihrem Mann bekommen habe. Als das mehrere Wochen lang nicht möglich gewesen sei, habe sie ihn anschließend nicht mehr erkannt. Und die Erinnerung sei auch nicht zurückgekehrt. "Das hat mich so geprägt, das tat mir so weh. Das darf nicht sein."

Corona-Test mittlerweile Routine

Es bleiben auch solche bitteren Erkenntnisse nach der langen Zeit der Pandemie. Aber man habe auch vieles gelernt – für künftige Infektionswellen. Gerade wurden wieder zwei der 54 Bewohner in ihrem Haus positiv getestet - Routine. Dann gelte im Kontakt mit ihnen die Maskenpflicht selbstverständlich weiter, sagt Isabel Kätsch.

Denn die habe sich bei Infektionen grundsätzlich bewährt. "Weil ich schon denke, dass wir den Corona-Virus so zumindest verlangsamt und auch Ausbrüche teilweise verhindert haben."

Differenzierte Sicht auf Impfpflicht

Die Impfpflicht für Mitarbeitende in der Pflege wiederum sieht die Einrichtungsleiterin differenziert: Fast alle Kolleg:innen hätten sich impfen lassen, auch um sich selbst zu schützen. Und trotzdem sollte es jedem selbst überlassen sein, ob er sich impfen lasse oder nicht - unabhängig vom Arbeitsumfeld.

Ähnlich sind die Erfahrungen von Nicole Thomalla im Potsdamer Pflegeheim St. Franziskus: Auch hier hätten die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkannt, dass die Impfung vor schweren Verläufen schützt – auch ohne Druck von außen.

Im Nachhinein weiß man das immer besser. Aber das darf nicht wieder passieren, denn die Menschen hier haben ja völlig isoliert gelebt, hatten keinen Kontakt. Das geht einfach nicht.

Nicole Thomalla, Alexianer-Pflegeheim St. Franziskus

Politik muss "Akzeptanzmanagement" verbessern

Die schwer umsetzbare Impfpflicht im Pflegebereich – ein Thema, bei dem auch Gesundheitsstaatssekretär Michael Ranft dazulernen musste in der Pandemie. "Womit wir eigentlich nicht gerechnet hatten, meine Ministerin und ich ganz besonders, ist der starke Vorbehalt gegen das Impfen." Aber auch darauf müsse man sich einstellen, so Ranft.

Denn es werde voraussichtlich nicht die letzte Pandemie gewesen sein, mit der man auch in Brandenburg umgehen müsse. Überhaupt müsse die Politik ihr "Akzeptanzmanagement" verbessern – gerade mit Blick auf einschränkende Maßnahmen. Auch das habe man unterschätzt. Es gelte künftig, ein ausgewogenes Verhältnis "zwischen sozialer und individueller Freiheit" zu finden.

Feste Budgets für kommende Pandemien gefordert

Mehr Augenmaß und mehr Vorsichtsmaßnahmen wünschen sich die Pflegeinrichtungen von der Politik, mit Blick auf kommende Infektionswellen. So brauche es beispielsweise feste Budgets, um Masken und Schutzausrüstungen auf Vorrat beschaffen zu können.

Insgesamt habe die Politik während der Pandemie in die richtige Richtung gesteuert, Schutzmaßnahmen hätten sich bewährt. Nur Lockdowns, die dürfe es in Zukunft nicht mehr geben, betont Pflegedienstleiterin Nicole Thomalla. "Die Wellen werden kommen. Aber kein Abschirmen der Personen mehr - das würde einfach nicht funktionieren."

Sendung: Radioeins, 06.04.2023, 17:10 Uhr

Beitrag von Amelie Ernst

18 Kommentare

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  1. 18.

    Keine Angst Armin! Diese Spazierengehenden sind wieder in ihren natürlichen Biotopen: den Stammtischen, Esoterikzirkeln und Vereinsheimen, den Sportarenen(als Zuschauende) und bei Volksfesten(mit Alkoholausschank). Bloß weil du die Abgründe derer Existenz nicht mitbekommst, heißt es nicht, dass sie nichts zu tun haben. Egozentrische, wissentschaftsleugnerische Jammerei das immer nur "die Anderen " schuldig sind kommen nicht so leicht aus der Mode. Erst recht nicht im Geburtsland der Homöopathie (ein, nicht ohne Grund , weitverbreiteter Hokuspokus, im bildungsbürgerlichen Milieu)...

  2. 17.

    Diese Gruppe taucht immer mal wieder wegen verschiedener Themen auf.
    Sie meinen ja bestimmt den „harten Kern“ und nicht alle diejenigen die ihren Unmut über die Corona Maßnahmen geäußert haben… denn das war ein beliebtes Spiel.
    Immer wieder wurde versucht Kritik in eine bestimmte Ecke zu platzieren… wie sie selbst ja auch immer wieder von Impfverweigerern sprechen.

  3. 16.

    und dann gibt es nicht wenige, aus deren Sicht die Querdenker riesigen Schaden angerichtet haben.

  4. 15.

    damit ist dieser (streit-)punkt Hausrecht betreffend endgültig geklärt: https://www.tagesschau.de/inland/corona-maskenpflicht-ende-101.html

  5. 14.

    Von der RKI Seite:
    „ Die STIKO empfiehlt in der 22. Aktualisierung ihrer COVID-19-Impfempfehlung für Auffrischimpfungen ab 12 Jahren vorzugsweise einen der zugelassenen und verfügbaren Omikron-adaptierten bivalenten mRNA-Impfstoffe einzusetzen“

    Die dänische Gesundheitsbehörde hat das COVID-19-Impfprogramm für unter 18-Jährige eingestellt.

    Es gab auch eine Studie, dass inzwischen bei Kids das Risiko von schweren Impfnebenwirkungen (Herzmuskelentzündung) größer ist als schwere Verläufe bei einer Corona Infektion… bei ganz normalen gesunden Kindern.

  6. 13.

    Corona ist noch nicht vorbei.
    Auch die Grippe ist noch nicht vorbei.
    Herzkreislauferkrankungen, Krebs und Unfallfolgeerkrankungen sind ebenfalls noch nicht vorbei.
    Sollte Corona (egal ob Impfung oder Erkrankung) extreme Schäden bei den Menschen hinterlassen, fordere ich die Politiker auf, dass Renteneintrittsalter auf 60 zu senken.
    Wenn wir alle früher sterben, sollten wir auch früher in Rente gehen dürfen.
    Oder die RV-Beiträge werden deutlich gesenkt.
    Alle von Long Covid Betroffenen sind über die Pflegeversicherung zu entschädigen.
    Hier müssten durch den Tod von 180.000 überwiegend älteren Menschen ja nun ebenfalls enorme Finanzmittel freigeworden sein.
    Oder stimmt irgendetwas an meiner Rechnung nicht?

  7. 12.

    "Mir tun nur diese armen sogenannten "Spaziergänger" leid die jetzt ziellos durch die Gegend irren ..." und mir die Polizisten, die diese sinnlosen 10-Mann-Demos noch begleiten müssen....
    Die Spaziergänger, nö, selbstgewähltes Einzelschicksal, aber die kleinen Kinder, die da mitgezerrt werden!

  8. 11.

    "Während andere Länder ihre Impfempfehlung der neueren wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst hat passiert die in D. nicht." Doch, auch dazu gibt es hier einen Bericht.

  9. 10.

    "Manche bekamen Long Covid. Manche auch Schäden durch die Impfungen, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. " Und "manche", und zwar der größte Teil wurde nicht krank oder hatte nur einen soften Verlauf. Die Realität endet nicht am eigenen Tellerrand!

  10. 9.

    Mir tun nur diese armen sogenannten "Spaziergänger" leid die jetzt ziellos durch die Gegend irren und lauthals Parolen wie: Wir sind Volker! und Lügenpresse! von sich geben.
    Gebt denen doch bitte, bitte wieder eine Aufgabe!
    Diese Ruhe am Abend ist schon recht gruselig und macht mir Angst.

  11. 8.

    Ich habe auf Quarantäne Stationen gearbeitet, bin geimpft und habe mich nicht angesteckt

  12. 7.

    "... Auch wurden im Verlauf der Pandemie über die Impfungen falsche Dinge gesagt, wie dass die Impfungen vor der Infektion schützen. ..."

    Widerspruch!
    Es wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass die Impfung nur bedingt vor einer Infektion schützt, sondern im Vordergrund vor einem schweren Verlauf.

  13. 6.

    Am Anfang gab es auch mal eine Übersicht zu internationalen Entwicklungen bezüglich verschiedenen Impfstoffen in den Medien, seit langer Zeit verengt sich der Blick nur noch auf die mRNA-Impfstoffe und dort fast nur noch auf Pfizer/Biontech, als ob es nicht anderes weltweit gibt bzw. nicht anderes weltweit in Entwicklung ist. Der Tellerrand endet (auch bei einem Review der Maßnahmen u.v.a.) fast nur noch an der Grenze von Deutschland.

  14. 5.

    "Der Lockdown allerdings, das monatelange Schließen der Einrichtung nach außen, der dürfe sich nicht wiederholen." Auch durch häufiges wiederholen wird der Begriff Lockdown für die Maßnahmen nicht richtiger. Es gab hier niemals einen Lockdown, der Begriff stammt aus der Welt der Zero-COVID-Länder, wo wirklich harte Ausgangsverbote und Bewegungseinschränkungen bestanden. Es gab hier "nur" einen Shutdown bestimmter Wirtschaftsbereiche und teilweise Bildungseinrichtungen mit hohen wirtschaftlichen Folgekosten bzw. hohen Kosten bei der Kindern wegen (immer noch!) nicht möglichem Fernunterricht.

  15. 4.

    Es gab wohl keinen Bereich der nicht übertrieben wurde bzw. Wirkungen/Eigenschaften fern ab der Realität behauptet wurden. In Sachen Impfung hat Lauterbach lange verkündet, dass es keine Nebenwirkungen gibt… wohl wissend dass bisher bei keiner Impfung gegen was auch immer je der Fall war.
    Auch die Behauptung die allgemeine Impfpflicht ist der Weg aus der Pandemie.
    Da hat man auch zukünftig viel Schaden beim Vertrauen angerichtet.
    Er ist aber nicht der Einzige…. Während andere Länder ihre Impfempfehlung der neueren wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst hat passiert die in D. nicht.

  16. 3.

    Gott sei dank kann jetzt jeder machen, was er will. Das ist es doch, was einige immer wollten.

  17. 2.

    "falsche Dinge gesagt, wie dass die Impfungen vor der Infektion schützen"
    Nicht ganz richtig. Anfänglich schützten Impfungen vor Infektion, zumindest für eine Zeit lang. Das relativierte sich allerdings mit den später vorherrschenden Varianten, auf die die entwickelten Impfstoffe nicht ausgerichtet waren. Immerhin verringerten diese dann wenigstens noch das Risiko sehr schwerer Verläufe.
    Gründe, sich nicht impfen zu lassen, sind vielfältig. Mein Grund ist eine genetische Disposition, die hätte getriggert werden können. Inzwischen habe ich Covid mit kaum Symptomen, also recht entspannt, hinter mir. Hätte auch anders verlaufen können, ich werde es nie wissen.
    Ein aufarbeitender Diskurs in der Gesellschaft wäre angebracht, da haben Sie recht. Wird vermutlich nicht passieren. Es ist vorbei, man schweigt es tot.

  18. 1.

    Vielleicht kommt irgendwann der Punkt, wo man versteht, warum sich manche Menschen bis heute nicht impfen lassen. Dabei aber keine grundsätzliche Abneigung gegen das Impfen haben. Alle anderen Impfungen problemlos machen lassen. Gegen die Corona Impfung haben die Menschen Vorbehalte, weil die Entwicklungszeit viel zu kurz war. Eine normale Entwicklungszeit fur Medikamente liegt bei fünf Jahren. Auch wurden im Verlauf der Pandemie über die Impfungen falsche Dinge gesagt, wie dass die Impfungen vor der Infektion schützen. Mir ist keiner bekannt, der sich trotz Impfung nicht indiziert hat. Es haben sich alle mir bekannten Menschen mit Corona infiziert. Manche bekamen Long Covid. Manche auch Schäden durch die Impfungen, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Über den Sinn der Impfung haben alle mir bekannten Menschen ausnahmslos starke Zweifel. Vielleicht kann man irgendwann offen und ohne Tabus über alles was während der Pandemie passierte, sprechen.

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