#Wiegehtesuns? l Iraner wartet auf Einbürgerung - "Jeden Tag habe ich vergeblich in den Briefkasten geschaut"
Wer sich einbürgern lassen möchte, muss in Berlin lange warten. Bei den Bezirken stauen sich die Akten. Reza Jalalzadeh aus dem Iran versucht seit rund zwei Jahren, sich einbürgern zu lassen. Die Ungewissheit zehrt an seinen Nerven. Von Helena Daehler
In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht - persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Reza Jalalzadeh lebt seit 2015 in Deutschland. Er hat hier studiert und arbeitet mittlerweile als Lichtplaner in einem Architekturbüro. Vor zwei Jahren hat er eine Einbürgerung beantragt. Doch die Kommunikation mit den Behörden ist schwierig und der Status seines Einbürgerungsverfahren ungewiss.
Als ich einen Antrag für ein Erstgespräch beim Bezirk gestellt hatte, habe ich noch in Zehlendorf gewohnt. Dort wurde mir gesagt, dass die nächsten Termine für ein Erstgespräch erst in zwölf Monaten verfügbar sind. Bevor das überhaupt stattfinden konnte, bin ich nach Tempelhof umgezogen. Somit war dann auch der Bezirk Tempelhof-Schöneberg für meine Einbürgerung zuständig. Hier hat anfangs alles gut funktioniert bei der Kommunikation mit der Einbürgerungsbehörde.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich alle erforderlichen Dokumente für die Einbürgerung hatte. Den Sprachtest musste ich zum Beispiel zweimal machen, weil der erste, den ich gemacht habe, beim Bezirk Tempelhof-Schöneberg nicht akzeptiert wurde.
Im Januar 2023 habe ich dann alle Dokumente vollständig an den Bezirk geschickt und daraufhin einen Brief erhalten. Darin stand, dass das alles gut aussieht und ich nun die erforderliche Gebühr von 255 Euro bezahlen soll. Das habe ich gemacht. Danach ist aber nichts mehr passiert.
Es ist belastend, dass ich nicht weiß, was mit meinem Einbürgerungsantrag genau ist. Woran liegt es, dass sie mich nicht einbürgern können? Haben sie einfach keine Zeit oder ist etwas doch nicht in Ordnung mit den Dokumenten? Jeden Tag habe ich vergeblich in den Briefkasten geschaut.
Ich will aus vielen Gründen Deutscher werden. Ich will meine demokratischen Rechte wahrnehmen und wählen dürfen, denn ich fühle mich hier zu Hause. Was die Arbeit angeht, würde ich mich auch viel sicherer fühlen, wenn ich einen deutschen Pass hätte.
Während des Einbürgerungsprozesses kann ich zum Beispiel den Job nicht wechseln, weil ich dann wieder eine Probezeit hätte und das wäre schlecht für die Einbürgerung. Ähnlich sieht es mit einer Weiterbildung aus, denn dann würde sich mein Gehalt verändern, was wiederum ebenfalls für die Einbürgerung nicht gut ist.
Im August, sechs Monate nach dem letzten Brief des Bezirks, habe ich dann angefangen nachzuhaken. Am Telefon ist niemand rangegangen und auch auf E-Mails kam keine Antwort. Bei Facebook stand in einer "Einbürgerungs-Gruppe" der Tipp, dass man ein Fax schicken soll. Auch das habe ich versucht, aber auch das hat nicht funktioniert.
Erst jetzt gerade im November habe ich eine Nachricht erhalten. Meine Akte liegt zusammen mit vielen anderen bereits in den Kisten, die für die Digitalisierung abgeholt werden. Das bedeutet, dass ab Januar dann die neue zentrale Stelle des Landesamts für Einwanderung (LEA) für mein Einbürgerungsverfahren zuständig ist, so wie für alle anderen Einbürgerungsanträge auch. Ich habe dann gefragt, wie lange es noch dauert, aber das weiß niemand. Auch der nette Mann beim Bezirk konnte es mir nicht sagen.
Ich würde mir sehr wünschen, dass ich bis kommenden Sommer meine Einbürgerungsurkunde und einen deutschen Pass habe. Auch aus privaten Gründen. Ich würde sehr gerne mit meinem Freund verreisen. Mit meinem iranischen Pass ist es wegen des Visums kompliziert und oft mit hohen Kosten verbunden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 14.11.2023, 8:00 Uhr