78. Jahrestag der Auflösung -
Zum 78. Jahrestag der Auflösung des ehemaligen KZ-Nebenlagers Lieberose (Dahme-Spreewald) ist am Donnerstag der zahlreichen Opfer gedacht worden. Vertreter aus Politik, von Gemeinden und Vereinen kamen an der Gedenkstätte in Lieberose zusammen, legten Kränze nieder und erinnerten an das Schicksal der Ermordeten.
Unter den Teilnehmern war auch Brandenburgs Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD), die die Gedenkrede hielt. Die Erinnerung an die Opfer müsse auch in Zukunft wachgehalten werden, betonte sie. "Vom ehemaligen KZ-Lager Lieberose im Dorf Jamlitz ist nichts mehr zu sehen. Das Grauen hatte zahlreiche Orte, die Erinnerung hat nur wenige, um so bedeutsamere", so Liedtke. Die Menschen im Land seien es den Opfern schuldig, "nicht zu vergessen und alles dafür zu tun, dass von Deutschen nie wieder solches Leid über Menschen gebracht wird".
Tausende Tote
Im Außenlager Lieberose des Konzentrationslagers Sachsenhausen waren ab 1943 vor allem jüdische Häftlinge aus Osteuropa eingesperrt und zu schwerer Arbeit gezwungen worden. Von rund 10.000 Lagerhäftlingen insgesamt überlebten schließlich nur knapp 400. "Tausende starben infolge der Strapazen, des Hungers und der Gewalt", heißt es in einer Mitteilung des Brandenburger Landtags.
Landrat Stephan Loge (SPD) ist es wichtig, daran zu erinnern, "dass wir hier die wahre Geschichte erlebt haben, dass hier Menschen zu tausenden umgekommen sind." Es sei das große Anliegen, diese Geschichte weiter zu vermitteln.
Ab 1945 Speziallager des sowjetischen Geheimdienstes
Das Nebenlager Lieberose wurde am 2. Februar 1945 aufgelöst. "Eine Befreiung [wie beim Konzentrationslager Auschwitz/Birkenau durch Truppen der Roten Armee am 27. Januar 1945, d. Red.] kam für die Häftlinge im Konzentrationslager Lieberose/Jamlitz zu spät", heißt es in einer Mitteilung des Landkreises Dahme-Spreewald. "Mehr als 1.000 schwache und kranke überwiegend jüdische Häftlinge wurden bei der Evakuierung des Lagers zurückgelassen und auf dem Lagergelände ermordet." Die restlichen 2.000 Insassen wurden auf den Todesmarsch zum Hauptlager Sachsenhausen (Oberhavel) geschickt, den viele nicht überlebten.
Ab September 1945 nutzte der sowjetische Geheimdienst das Gelände für sein Speziallager Nummer sechs für deutsche Zivilisten, denen unter anderem NS-Verbrechen oder versuchte Partisanentätigkeit gegen die Besatzungsmacht vorgeworfen wurden. Nach Angaben der Dokumentationsstätte Jamlitz starb ein Drittel der mehr als 10.000 dort Internierten an den katastrophalen Haftbedingungen. Im Frühjahr 1947 wurden die übrigen Häftlinge auf andere Speziallager verteilt.
Gedenkstätte erinnert an ehemaliges Lager
Heute ist von dem früheren Lager nichts mehr übrig. Schon zu DDR-Zeiten waren die letzten Überreste beseitigt worden. 2003 entstand die Dokumentations- und Gedenkstätte Jamlitz-Lieberose. Ein Verein unterhält sie und das kleine Museum ehrenamtlich. Das ist am Friedhof neben dem Massengrab in einer Baracke untergebracht und erinnert an die Schicksale im Lager.
Vor allem das hat Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke am Donnerstag beeindruckt. "Eine Baracke, in der hunderte von einzelnen Portraitfotos zu sehen waren - von Menschen, die hier ihr Leben gelassen haben."
Mit Informationen von Florian Ludwig.
Sendung: Antenne Brandenburg, 02.02.2023, 16:40 Uhr