Eskalation in Nahost - Regierungschefs von Berlin und Brandenburg verurteilen Angriff auf Israel

So 08.10.23 | 11:17 Uhr
Ein von einer Rakete der islamistischen Terrororganisation zerstörtes Auto in Tel Aviv, Israel, am 08.10.2023 (Quelle: imago images / Gideon Markowicz).
Video: rbb24 | 07.10.2023 | Material: rbb24 Abendschau, Tagesschau | Bild: www.imago-images.de

Nach den Angriffen auf Israel haben Kai Wegner und Dietmar Woidke ihre Solidarität zu Israel bekundet. Am Sonntagnachmittag soll es eine pro-israelische Kundgebung am Brandenburger Tor geben. Die Polizei verstärkt den Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen.

Dieser Beitrag wird nicht fortgeschrieben. Aktuelles zum Thema erfahren Sie hier.

  • Mehr als 2.000 Raketen am Samstagmorgen von islamistischer Hamas auf Israel abgefeuert
  • Israelische Armee erwidert Feuer
  • Mittlerweile sind mehrere hundert Menschen tot und Tausende verletzt
  • Berlin und Brandenburg drücken Solidarität mit Israel aus
  • Brandenburger Tor erstrahlt in israelischen Farben

Nach dem Großangriff der islamistischen Hamas auf Israel am Samstag hat der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) "die terroristischen Angriffe der Hamas aufs Schärfste" verurteilt. "Schreckliche Nachrichten und Bilder erreichen uns aus Israel. Es gibt keine Rechtfertigung für diesen feigen, verbrecherischen Terror. Israel hat jedes Recht auf Selbstverteidigung", sagte Wegner.

Die islamistische Hamas, die von EU, USA und Israel als Terrororganisation eingestuft wird, hat Israel am Morgen vom Gazastreifen aus der Luft, am Boden und von der See aus angegriffen. Derzeit laufen Kampfhandlungen in verschiedenen Landesteilen Israels. Israelische Medien berichten, dass palästinensische Terroristen israelische Zivilisten auf offener Straße willkürlich hinrichten.

Laut Medienberichten sind bis zum Sonntag mehr als 300 Israelis getötet und mehr als 1.600 verletzt worden. Laut palästinensischen Gesundheitsministerium sind bei israelischen Gegenangriffen in Gaza mindestens 240 Palästinenser ums Leben gekommen, etwa 1.700 weitere wurden verletzt.

[Die aktuelle Entwicklung in Israel und den Palästinensergebieten können Sie im Liveblog der Tagesschau verfolgen.]

Wegner Gedanken bei den Menschen in Israel

Der Berliner Regierende Bürgermeister Wegner teilte weiter mit: "Meine Gedanken sind bei den Menschen in Israel, bei den Familien und Freunden, die jetzt um die Opfer trauern und mit den entführten Menschen bangen." Berlin stehe in dieser schweren Stunde unverrückbar an der Seite Israels, so der Regierende Bürgermeister. "Ich rufe aber auch alle Menschen in Berlin zur Besonnenheit und für ein friedliches Miteinander auf."

Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) und der Berliner CDU-Fraktionsvorsitzende Dirk Stettner äußerten sich ähnlich. "Wir stehen an der Seite Israels!", schrieb Stettner, auf der Plattform X. "Wir fühlen mit den Israelis, die bei uns in Berlin leben und die in diesen Momenten um ihre Liebsten bangen." Um ihre Solidarität zu zeigen, hat die Berliner Regierung außerdem beschlossen, am Samstagabend das Brandenburger Tor in den israelischen Landesfarben anstrahlen zu lassen.

Brandenburgs Kabinett hält bisher an Israelreise fest

Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) teilte am Samstag mit: "Der Terror und das Morden der Hamas müssen sofort enden. Meine volle Solidarität gilt Israel und seinen Bürgerinnen und Bürgern. Wir stehen in diesen schweren Stunden fest an ihrer Seite."

Die von Woidke geführte Brandenburger Regierung hatte schon vor dem Angriff am Samstag einen Israelbesuch im November geplant. Regierungssprecher Steffen Engels sagte dazu der Nachrichtenagentur DPA: "Bisher halten wir an den Reiseplänen mit einer Wirtschaftsdelegation und einer Gruppe Jugendlicher aus Brandenburg vom 5. bis 9. November fest." Jedoch werde die weitere Entwicklung analysiert. Dazu sei man auch in Kontakt zur deutschen Botschaft in Tel Aviv.

Joffe und Stäblein verurteilen Hamas

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlin, Gideon Joffe, zeigte sich erschüttert über die Angriffe. "Plötzlich sieht man Dutzende gewaltbereiter Terroristen in normale Städte einsickern, mit Maschinenpistolen aus dem Wagen. Man würde normalerweise denken, das ist ein Actionfilm aus Hollywood. Aber das ist die brutale Realität heute in Israel." Joffe befürchte ein Übergreifen des Konflikts auch auf Berlin.

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Christian Stäblein, teilte auf der Internetseite der EKBO mit, die Hamas führe einen furchtbaren Krieg gegen die israelische Zivilbevölkerung. "Unschuldige sterben und sind schwer verletzt, es werden Geiseln genommen. Die Bilder, die wir sehen, sind kaum zu ertragen. Wir sind an der Seite Israels. Es muss sich gegen diesen Angriff verteidigen."

Berlin erhöht Schutz israelischer und jüdischer Einrichtungen, Brandenburg prüft

Unterdessen sagte die Berliner Polizei dem rbb, dass sie ihr Sicherheitskonzept der aktuellen Lage anpasse. So sei der Schutz israelischer und jüdischer Einrichtungen inzwischen verstärkt worden. Das verkündete die Berliner Senatorin für Inneres auch auf Twitter und fügte hinzu: "Sämtliche Einsatzkräfte" seien "für die Lage sensibilisiert und die Streifentätigkeiten stadtweit intensiviert". Man stehe zudem mit dem Landeskriminalamt und dem Bundeskriminalamt in Kontakt, so die Sprecherin.

Brandenburgs Polizei teilte mit, sie sehe derzeit keinen Anlass die Sicherheitsvorkehrungen an jüdischen Einrichtungen zu erhöhen. Eine Polizeisprecherin erklärte auf Anfrage von Antenne Brandenburg vom rbb am Sonntagmorgen, die Einsatzkräfte seien aber sensibilisiert worden. Sie wurden zudem gebeten mit Vertretern der jüdischen Gemeinden Kontakt aufzunehmen. Im akuten Fall könnten Objekte auch rund um die Uhr geschützt werden.

Berliner Polizist nach Steinwurf auf Einsatzwagen verletzt

Wie die Polizei auf Anfrage des rbb mitteilte, hatten sich am Samstagabend gegen 21:30 Uhr rund 65 Menschen im nördlichen Teil der Sonnenallee in Neukölln zu einer pro-palästinensischen Demonstration versammelt. Die Polizei löste die Kundgebung nach kurzer Zeit auf, es gab Festnahmen.

Einige Männer sollen zuvor den Angriff der Hamas gefeiert und Süßigkeiten verteilt haben. Darüber hatte zuerst die Zeitung "Die Welt" berichtet. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben Personalien auf und stellte Strafanzeigen. Gegenüber der "Welt" nannte Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel die Aktion "eine entsetzliche Verherrlichung eines furchtbaren Krieges".

In der Nacht zum Sonntag gegen ein Uhr warfen Unbekannte nahe der High-Deck-Siedlung knapp fünf Kilometer weiter südlich Steine auf Polizeiwagen, ein Beamter wurde nach Angaben der Polizei durch Glassplitter leicht verletzt.

Solidaritätskundgebung für Israel geplant

Wegen der Angriffe hat die Deutsch-Israelische Gesellschaft Berlin und Brandenburg (DIG) dazu aufgerufen, sich an einer Demonstration Sonntagnachmittag ab 14 Uhr vor dem Brandenburger Tor zu beteiligen.

Es sei jetzt die Stunde der Solidarität mit Israel. Die Angriffe der Hamas seien purer Fanatismus und blanker Terror gegen jeden Menschen, der in Israel lebe. Hamas-Unterstützer seien auch eine Gefahr für die in Deutschland lebenden Juden, erklärte die DIG und fordert ein konsequentes Vorgehen.

Sendung: rbb 88.8, 07.10.2023, 14 Uhr

Nächster Artikel