Gedenken und Proteste zum 27. Januar - Mehrere Tausend Menschen demonstrieren in Frankfurt (Oder) gegen Rechtsextremismus

So 28.01.24 | 13:01 Uhr
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Am Samstag den 27. Januar haben tausende Menschen in Frankfurt (Oder) gegen Rechtsextremismus protestiert (Quelle: rbb/R. Schwaß)
Audio: rbb24 Inforadio | 27.01.2024 | Nachrichten | Bild: rbb/R. Schwaß

Der Jahrestag der Auschwitz-Befreiung wird nicht nur von Gedenkveranstaltungen begleitet, sondern auch von Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. In Frankfurt (Oder) gingen so viele Menschen auf die Straße wie lange nicht mehr.

  • erneut dutzende Proteste in Brandenburger Städten und Gemeinden
  • Faeser warnt in Ravensbrück vor neuen Vertreibungsplänen von Rechtsextremisten
  • Woidke ruft Brandenburger:innen auf, sich gegen Hass und Diskriminierung zur Wehr zu setzen

Bundesweit ist am Samstag mit mehreren Veranstaltungen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert worden. Am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ein entschiedenes Handeln des Staates gegen Pläne von Rechtsextremisten zugesichert.

"Keine 80 Jahre nach dem Ende des Hitler-Regimes werden wieder Pläne geschmiedet, Menschen systematisch zu diskriminieren und zu drangsalieren, zu entrechten und zu vertreiben aufgrund ihrer Abstammung, ihres Aussehens, ihrer Herkunft oder ihrer politischen Haltung", sagte sie am Samstag in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück in Fürstenberg/Havel (Oberhavel). "Wir stehen in der Verantwortung, das nicht zuzulassen."

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kniet am 27.01.2024 bei der Kranzniederlegung am Denkmal "Tragende" bei der Gedenkveranstaltung in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück.(Quelle:dp/M.Skolimowska)
Bild: dpa/M. Skolimowska

Demonstrationen in Dutzenden Gemeinden

Der Schutz der Demokratie sei aber nicht allein die Sache von Staat und Justiz. "Es braucht vor allen Dingen die Demokratinnen und Demokraten, um sie zu verteidigen." Deshalb berühre es sie sehr, dass so viele Menschen auf die Straße gingen. Sie zeigten, "wir halten gemeinsam die wichtigste Lehre der deutschen Vergangenheit wach", sagte die SPD-Politikerin. "'Nie wieder' ist keine Floskel, sie ist unser aller Auftrag."

Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) appellierte anlässlich des internationalen Gedenktags an alle Bürger, sich weiter gegen Hass und Diskriminierung zur Wehr zu setzen. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) erklärte, so still das Gedenken an die Toten sei, so laut müsse der Protest gegen den neuen und den alten Antisemitismus sein.

Überall in Brandenburg gedenken Städte bei Veranstaltungen am Wochenende der Opfer des Holocaust. Laut Polizeipräsidium Potsam waren Demonstrationen in etwa 30 Orten geplant, etwa in Brandenburg an der Havel, Beeskow, Bernau, Borkheide, Eberswalde, Herzberg/Elster, Rüdersdorf, Schwedt, Strausberg, Storkow, Wittstock/Dossen und Zossen.

Mehrere Tausend Menschen demonstrieren in Frankfurt

Eine der größten Veranstaltungen fand in Frankfurt (Oder) statt. Dort hatten mehrere Tausend Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert. Unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt!" führte ein Demonstrationszug unterbrochen von Zwischenkundgebungen vom Bahnhof durch die Innenstadt. Die Polizei sprach von rund 4.000 Teilnehmenden, die Veranstalter von etwa 5.000. Es sei die größte Demonstration in der Stadt seit vielen Jahren, hieß es.

Dazu aufgerufen hatte ein Bündnis aus Kommune, Politik, Universität, Unternehmen, Kirchen, Sport und Kultur. Zu den Rednern und Rednerinnen gehörten unter anderem der Frankfurter Oberbürgermeister René Wilke (Linke) und die Vizepräsidentin der Viadrina-Universität, Janine Nuyken.

1.000 Teilnehmer in Eichwalde und Oranienburg

In Oranienburg (Oberhavel) nahmen nach Angaben von Teilnehmern mehr als 1.000 Menschen an dem Protestzug durch die Stadt teil. Sie richteten sich dabei etwa gegen die Deportationsfantasien rechter Politiker. In Eichwalde (Dahme-Spreewald) waren es nach Angaben eines rbb-Reporters mehrere hundert Menschen, die "Märkische Allgemeine" [Bezahlinhalt] sprach von 1.000 Menschen, die an der Demonstration gegen Rechtsextremismus in der Stadt teilnahmen.

In Potsdam wurde am späten Samstagnachmittag mit Lichtern als Zeichen gegen das Vergessen an die Gräueltaten der Nationalsozialisten erinnert. Nach Schätzung eines rbb-Reporters versammelten sich dort gut 300 Menschen. Auch in Berlin waren mehrere Gedenkveranstaltungen sowie Proteste gegen Rechtsextremismus angekündigt.

Gedenken an verfolgte Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und andere

Am 27. Januar 1945 hatten sowjetische Truppen die Überlebenden des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreit. Die Nazis hatten dort mehr als eine Million Menschen ermordet, überwiegend Juden. Seit 1996 wird das Datum in Deutschland als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus begangen, um an die Millionen Menschen zu erinnern, die während der NS-Zeit systematisch verfolgt und ermordert wurden.

Das Bekanntwerden eines Treffens radikaler Rechter am 25. November in Potsdam hatte zuletzt eine Welle von Protestdemonstrationen in ganz Deutschland ausgelöst. Auch AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der konservativen Werteunion hatten daran teilgenommen. Aufgedeckt wurde das Treffen von "Correctiv". Die Enthüllungen sorgen seit Tagen bundesweit für Proteste. Allein bei einer Demonstration gegen Rechtsextremismus vor dem Bundestag in Berlin nahmen am vergangenen Wochenende mindestens 100.000 Menschen teil.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.01.2024, 17.35 Uhr

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57 Kommentare

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  1. 57.

    Mit wenig Worten viel Mi..t ,mehr kann man dazu nicht sagen.
    Bei wem Panik ausbricht sieht man an den Umfrage Werten vom letzten halben Jahres , wo die SPD in einigen Bundesländern mal so richtig abgeschmiert ist und auch die Grünen und die Linke Federn lassen mussten.

    "Sobald ihr geboren seid, sorgen sie dafür das ihr euch klein fühlt. ".................
    "Ein Held der Arbeiterklasse (Working Class Hero)zu sein das ist schon was. " John Lehnon
    Es gibt ein altes Sprichwort:" Niemand ist weiter von der Wahrheit entfernt ,als der jenige, der alle Antworten weiß. "

  2. 56.

    Was machen die Protestmärsche für einen Sinn wenn dennoch Millionen die AfD wählen. Vielleicht kann man dagegen ein Kopfwaschmittel entwickeln.

  3. 55.

    Da ja kein offener Dirkurs möglich ist, bestätigen sich die Demonstranten und Foristen in ihren manipulierten Blasen gegenseitig. Entscheiden wird die Wahl. Wie wir jetzt schon mehrmals gesehen haben, müssen bereits alle vorhandenen Kräfte über Parteiideologien hinweg koalieren, um überhaupt auch nur einen minimalen Vorsprung gegenüber einem Einzelnen zu erlangen. SPD und Grüne stehen in Ostdeutschland kurz vor der 5% Hürde, die DFP ist vielerorts bereits raus.
    Hoffnung macht eine Aussage von Kubicki FDP, stellvertretender Parteivorsitzender, dass die Ampel noch 1/4 Jahr hält, wenn sich nicht grundlegend etwas ändert. Quasi spiegelt dies die Aussage des Koalitionsausschusses der SPD in Berlin zu den Grünen wieder. = regierungsunfähig und destruktiv

  4. 54.

    "Dort waren viele Minderheiten die sich in mindestens einem Punkt einig sind und genau deshalb gemeinsam auf der Straße waren." Das meinte ich mit: "Allen diesen Versuchen sollte man als Mehrheit entsprechend begegnen." Es gibt in diesem Punkt eine Mehrheit, die gegen Rechtsextremismus ist und deshalb als Mehrheit dieser Minderheit passend begegenen sollte und sich nicht der Minderheitenmeinung beugen muß.

  5. 52.

    @Sidetrack
    Zitat:“ Wieviele Menschen AUS Frankfurt (Oder) waren denn dabei?“
    Zitat Ende

    Dürfen dort nur Menschen aus Frankfurt demonstrieren?
    Wenn ja - dann dürfen in den jeweiligen Bundesländern bitte auch nur Menschen gewählt werden, welche dort geboren sind…
    Also Tschüß Herr Höcke…

    Zum Glück leben wir aber, entgegen der AfF Phantasien, nicht in einem totalitären Überwachungsstaat!

  6. 51.

    Ich denke viele in Brandenburg haben Angst vor der puren physischen Gewalt, die von rechts ausgeht. Umso bedeutender diese Demonstrationen, die zeigen, dass sie nicht allein sind. Den widerlichen Fantasien und menschenverachtenden Drohungen - auch hier mal wieder - muss man sich entgegenstellen. - Also raus auf die Straße! Überlassen wir das Land nicht dem braunen Abschaum.

  7. 50.

    "Aufgedeckt wurde das Treffen von "Correctiv"." Hatte nicht gerade der Verfassungsschutz gesagt, daß er bereits vorher davon wußte und informiert war? Also werden doch die jeweiligen Dienstherren in den Innenministerien auch schon im November informiert worden sein. Warum ist dann erst jetzt etwas passiert? Worauf wurde gewartet?

  8. 49.

    Sie waren nicht dabei.
    Dort waren viele Minderheiten die sich in mindestens einem Punkt einig sind und genau deshalb gemeinsam auf der Straße waren.
    Die haben an viele gesellschaftlichen Themen sicher ordentlich Reibung was ja zu einer vielschichtigen bunten demokratischen Gesellschaft gehört.
    War auch deutlich wahrzunehmen in den verschiedenen Redebeiträgen, dass es nicht immer für alles ungeteilte Zustimmung gab und gibt.
    Der eine Punkt drückt aber allen auf dem Schuh und diesbezüglich sind die Mehrheiten offensichtlich auch wenn hier einige diesbezüglich mathematische Spielchen treiben.
    Solche vielschichtigen Massen wie derzeit auf der Straße für die Demokratie stehen, haben seit 1989 wohl nur zwei Fußball Weltmeisterschaften geschafft und das macht Hoffnung, das wir deutschen doch aus den schlechten Teilen unserer Geschichte gelernt haben.

  9. 48.

    "Da vom Bahnhof FF die Demo los ging, sicher alle aus Berlin rangekarrt und für einen Obolus Geld mutig bunt mit gelaufen."

    Wow, wer hat Ihnen denn den Floh ins Ohr gesetzt?

  10. 47.

    Genau, die haben alle ein Handgeld bekommen. Das kommt mir doch bekannt vor? Da war doch was?

    Man kann eure Angst schon förmlich riechen.

    "Es gibt einen ideologisch verhärteten Teil der AfD-Wählerschaft. Die glauben alles, was ihnen von der AfD gesagt wird. Die polarisieren sich an diesen Demonstrationen im Zweifelsfall auch weiter in die Irrationalität hinein. [...]

    Die AfD will einerseits diese Demonstrationen delegitimieren für die allgemeine Öffentlichkeit, indem man suggeriert, die seien nicht legitim, sie seien im Auftrag der Regierung. Oder sie sogar gleichzusetzen mit den Aufmärschen von den Nationalsozialisten oder auch aus der DDR, sozusagen als Paraden von verpflichteten Staatsbürgern, die hier gegen die Opposition demonstrieren."

    Ihr macht euch mit diesen Versuchen so dermaßen lächerlich, das ist schon fast traurig das mit anzusehen. Aber eben nur fast.

  11. 46.

    Genau, die haben alle ein Handgeld bekommen. Das kommt mir doch bekannt vor? Da war doch was?

    Man kann eure Angst schon förmlich riechen.

    "Es gibt einen ideologisch verhärteten Teil der AfD-Wählerschaft. Die glauben alles, was ihnen von der AfD gesagt wird. Die polarisieren sich an diesen Demonstrationen im Zweifelsfall auch weiter in die Irrationalität hinein. [...]

    Die AfD will einerseits diese Demonstrationen delegitimieren für die allgemeine Öffentlichkeit, indem man suggeriert, die seien nicht legitim, sie seien im Auftrag der Regierung. Oder sie sogar gleichzusetzen mit den Aufmärschen von den Nationalsozialisten oder auch aus der DDR, sozusagen als Paraden von verpflichteten Staatsbürgern, die hier gegen die Opposition demonstrieren."

    Ihr macht euch mit diesen Versuchen so dermaßen lächerlich, das ist schon fast traurig das mit anzusehen. Aber eben nur fast.

  12. 45.

    Da vom Bahnhof FF die Demo los ging, sicher alle aus Berlin rangekarrt und für einen Obolus Geld mutig bunt mit gelaufen.

  13. 44.

    Wieviele Menschen AUS Frankfurt (Oder) waren denn dabei?

  14. 43.

    Schön zu sehen, wie viele Menschen unser Land nicht den Vefassungsfeinden der AfD überlassen möchten. Jetzt müssen nur noch CDU und FDP lernen, die menschenfeindliche Sprache der AfD abzulehnen und der Kampf gegen den Rechtsextremismus kann gelingen!

  15. 42.

    "Allen diesen Versuchen sollte man als Mehrheit entsprechend begegnen."

    So denken Rechtsextreme und andere Totalitäre. Demokratie berücksichtig auch Minderheiten, nur eben keine die unsere Demokratie und FDGO abschaffen wollen.

  16. 41.

    "Allen diesen Versuchen sollte man als Mehrheit entsprechend begegnen."

    So denken Rechtsextreme und andere Totalitäre. Demokratie berücksichtig auch Minderheiten, nur eben keine die unsere Demokratie und FDGO abschaffen wollen.

  17. 40.

    "Die neue Freizeitbeschäftigung einer kleinen lauten Minderheit hier ist es ja auch rechtsextrem zu sein" Es gibt viele laute kleine bis sehr kleine Minderheiten, die sich versuchen gegen die Mehrheit durchzusetzen oder der Mehrheit ihren Willen aufzuzwingen, warum sollte die Politik da eine Ausnahme bilden. Allen diesen Versuchen sollte man als Mehrheit entsprechend begegnen.

  18. 39.

    Das "Establishment", ja? Nicht ihr Ernst. Haben sie sich mal die Veranstalter angehsehen, das geht quer durch die Gesllschaft. Aber solche Diffamierungsversuche sind typisch für die Anhänger der Rechtsextremisten die vor lauter Panik nicht mehr klar denken können. Also vorausgesetzt sie konnten es überhaupt mal.

    "Die AfD will einerseits diese Demonstrationen delegitimieren für die allgemeine Öffentlichkeit, indem man suggeriert, die seien nicht legitim, sie seien im Auftrag der Regierung. Oder sie sogar gleichzusetzen mit den Aufmärschen von den Nationalsozialisten oder auch aus der DDR, sozusagen als Paraden von verpflichteten Staatsbürgern, die hier gegen die Opposition demonstrieren. [...]

    Es gibt einen ideologisch verhärteten Teil der AfD-Wählerschaft. Die glauben alles, was ihnen von der AfD gesagt wird. Die polarisieren sich an diesen Demonstrationen im Zweifelsfall auch weiter in die Irrationalität hinein."

  19. 38.

    Ist dem so? Die neue Freizeitbeschäftigung einer kleinen lauten Minderheit hier ist es ja auch rechtsextrem zu sein und auch so zu wählen.

    Ich finde es witzig wie sich hier unter Rechtsextemisten und deren Anhängerschaft eine irrationale Panik verbreitet. Da wird alles aufgefahren was man von den Ideologen der Rechtsextremen beigebracht bekommen hat.

    "Es wird behauptet, es würde sich um eine inszenierte Kampagne handeln; weil diese Bilder, die wir jetzt sehen, natürlich den Nimbus infrage stellen, dass die AfD die Partei des Volkes sei. [....]

    Die AfD will einerseits diese Demonstrationen delegitimieren für die allgemeine Öffentlichkeit, indem man suggeriert, die seien nicht legitim, sie seien im Auftrag der Regierung. Oder sie sogar gleichzusetzen mit den Aufmärschen von den Nationalsozialisten oder auch aus der DDR, sozusagen als Paraden von verpflichteten Staatsbürgern, die hier gegen die Opposition demonstrieren."

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