Invalidenpark - Klima-Aktivisten entschärfen vorübergehend Hungerstreik in Berlin
Vier Klima-Aktivisten in Berlin wollen ihren angekündigten "absoluten" Hungerstreik zeitweise aussetzen. Damit wollten sie dem Vorwurf der Erpressung begegnen, heißt es. Forderungen an das Kanzleramt halten die Aktivisten jedoch aufrecht.
- Angekündigter trockener Hungerstreik findet vorerst nicht statt
- Klima-Aktivisten reagieren mit Entschärfung des Hungerstreiks auf Scholz' Aussage: "Der menschengemachte Klimawandel ist die größte globale Herausforderung, vor der wir stehen"
- Aussage des Bundeskanzlers genügt den Hungerstreikenden allerdings nicht
Die im Berliner Regierungsviertel hungerstreikenden vier Klima-Aktivisten wollen ihren angekündigten trockenen Hungerstreik für eine Woche aussetzen. Konkret bedeute das, dass der Hungerstreik für eine Woche lang entschärft werde und die Hungernden einstweilig wieder damit beginnen, Energie in Form von Saft oder Nahrung zu sich zu nehmen, wie die Aktivisten am Donnerstag in einer Pressemitteilung erklärten.
Damit wollten sie einen Schritt auf den Bundeskanzler zugehen und dem Vorwurf der Erpressung entgegentreten, so die Aktivisten. "Wir wollen nicht weiter eskalieren", hieß es. Aus dem Bundeskanzleramt erhoffen sie sich demnach in dieser Zeit ein Gesprächsangebot. "Wir wollen damit zeigen, dass wir flexibel sind und keine Wahnsinnigen", sagte der Klima-Aktivist Richard Cluse, der seit 74 Tagen keine feste Nahrung mehr zu sich nimmt.
Alternativ könne Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die geforderte Regierungserklärung abgeben, so Cluse weiter. Darin solle er eingestehen, dass der Fortbestand der menschlichen Zivilisation durch die Klimakatastrophe extrem gefährdet sei, dass es kein CO2-Restbudget mehr gebe und dass deshalb in der Klimapolitik sofort radikal umgesteuert werden müsse.
"Unser Ziel ist weiterhin, dass das in der Öffentlichkeit ausgesprochen wird", sagte Aktivist Wolfgang Metzeler-Kick. Mehr als 140 Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler hätten diese wissenschaftlichen Fakten bestätigt. Der Bundeskanzler müsse deshalb "Klartext" reden und solle nicht weiter "herumscholzen".
Der 49-jährige Ingenieur aus München befindet sich dafür nach eigenen Angaben bereits seit 92 Tagen im Hungerstreik. Weitere Aktivisten hatten sich ihm seit dem 7. März nach und nach angeschlossen. Um bleibende Schäden zu verhindern, nehmen die Hungerstreikenden in der Regel täglich wenige Gramm Kohlenhydrate, Vitamine und Elektrolyte in Form von Säften und Brausetabletten zu sich.
Gesundheitliche Probleme
Um den Druck auf den Kanzler zu erhöhen, verweigerten Metzeler-Kick und Mitstreiter Adrian Lack seit einer Woche die Einnahme dieser Zusätze. Ursprünglich wollten sie von diesem Donnerstag an dann auch auf Flüssigkeiten verzichten und in den sogenannten trockenen Hungerstreik übergehen.
Metzeler-Kick war allerdings am Montag nach einem Kreislaufkollaps vorübergehend ins Krankenhaus eingeliefert worden. Er werde einstweilig wieder feste Nahrung zu sich nehmen, so die Aktivisten. Lack werde von seinem "absoluten Hungerstreik zurück in den normalen Hungerstreik treten" und wieder Saft zu sich nehmen. "Wir wollen damit die absolute Lebensgefahr herausnehmen", sagte Metzeler-Kick.
Aktivisten sehen in Scholz-Rede erste Zugeständnisse
Angesichts der Hochwasserkatastrophe in Süddeutschland hatte Scholz am Donnerstag in einer Regierungserklärung gesagt, "der menschengemachte Klimawandel ist die größte globale Herausforderung, vor der wir stehen". Wenn solche extremen Wetterereignisse häufiger passierten, sei das "nicht mehr nur ein Unglück. Dann ist das ein Ergebnis des Klimawandels".
Damit habe Scholz bei gutem Willen "in etwa" eine der geforderten Erklärungen ausgesprochen, sagte Metzeler-Kick: "Aber das reicht nicht."
Mitstreiter Richard Cluse sieht nach eigener Aussage trotzdem in öffentlichen Äußerungen des Bundeskanzlers in den vergangenen Wochen positive Signale. Auf Fragen zu dem Hungerstreik reagiere Scholz "dünnhäutig". "Wir werden wahrgenommen", ist sich Cluse sicher. Sollte sich in den nächsten Tagen nichts bewegen, wollen die Klima-Aktivisten ihren Hungerstreik in einer Woche fortsetzen.
Sendung: rbb24 88.8, 06.06.2024, 16:30 Uhr
Hinweis: In einer früheren Fassung war von einer Unterbrechung des Hungerstreiks die Rede. Das stimmt allerdings nicht in der Gesamtheit. Wir haben den Sachverhalt konkretisiert.
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