Invalidenpark - Klima-Aktivisten entschärfen vorübergehend Hungerstreik in Berlin

Do 06.06.24 | 16:38 Uhr
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31.05.2024, Berlin: Ein Transparent mit der Aufschrift "Hungern bis ihr ehrlich seid" hängt im Hungerstreik-Camp im Invalidenpark an einem Zelt. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Audio: rbb24 88.8 | 06.06.2024 | Miriam Keuter | Bild: dpa/Paul Zinken

Vier Klima-Aktivisten in Berlin wollen ihren angekündigten "absoluten" Hungerstreik zeitweise aussetzen. Damit wollten sie dem Vorwurf der Erpressung begegnen, heißt es. Forderungen an das Kanzleramt halten die Aktivisten jedoch aufrecht.

  • Angekündigter trockener Hungerstreik findet vorerst nicht statt
  • Klima-Aktivisten reagieren mit Entschärfung des Hungerstreiks auf Scholz' Aussage: "Der menschengemachte Klimawandel ist die größte globale Herausforderung, vor der wir stehen"
  • Aussage des Bundeskanzlers genügt den Hungerstreikenden allerdings nicht

Die im Berliner Regierungsviertel hungerstreikenden vier Klima-Aktivisten wollen ihren angekündigten trockenen Hungerstreik für eine Woche aussetzen. Konkret bedeute das, dass der Hungerstreik für eine Woche lang entschärft werde und die Hungernden einstweilig wieder damit beginnen, Energie in Form von Saft oder Nahrung zu sich zu nehmen, wie die Aktivisten am Donnerstag in einer Pressemitteilung erklärten.

Damit wollten sie einen Schritt auf den Bundeskanzler zugehen und dem Vorwurf der Erpressung entgegentreten, so die Aktivisten. "Wir wollen nicht weiter eskalieren", hieß es. Aus dem Bundeskanzleramt erhoffen sie sich demnach in dieser Zeit ein Gesprächsangebot. "Wir wollen damit zeigen, dass wir flexibel sind und keine Wahnsinnigen", sagte der Klima-Aktivist Richard Cluse, der seit 74 Tagen keine feste Nahrung mehr zu sich nimmt.

Alternativ könne Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die geforderte Regierungserklärung abgeben, so Cluse weiter. Darin solle er eingestehen, dass der Fortbestand der menschlichen Zivilisation durch die Klimakatastrophe extrem gefährdet sei, dass es kein CO2-Restbudget mehr gebe und dass deshalb in der Klimapolitik sofort radikal umgesteuert werden müsse.

"Unser Ziel ist weiterhin, dass das in der Öffentlichkeit ausgesprochen wird", sagte Aktivist Wolfgang Metzeler-Kick. Mehr als 140 Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler hätten diese wissenschaftlichen Fakten bestätigt. Der Bundeskanzler müsse deshalb "Klartext" reden und solle nicht weiter "herumscholzen".

Der 49-jährige Ingenieur aus München befindet sich dafür nach eigenen Angaben bereits seit 92 Tagen im Hungerstreik. Weitere Aktivisten hatten sich ihm seit dem 7. März nach und nach angeschlossen. Um bleibende Schäden zu verhindern, nehmen die Hungerstreikenden in der Regel täglich wenige Gramm Kohlenhydrate, Vitamine und Elektrolyte in Form von Säften und Brausetabletten zu sich.

Gesundheitliche Probleme

Um den Druck auf den Kanzler zu erhöhen, verweigerten Metzeler-Kick und Mitstreiter Adrian Lack seit einer Woche die Einnahme dieser Zusätze. Ursprünglich wollten sie von diesem Donnerstag an dann auch auf Flüssigkeiten verzichten und in den sogenannten trockenen Hungerstreik übergehen.

Metzeler-Kick war allerdings am Montag nach einem Kreislaufkollaps vorübergehend ins Krankenhaus eingeliefert worden. Er werde einstweilig wieder feste Nahrung zu sich nehmen, so die Aktivisten. Lack werde von seinem "absoluten Hungerstreik zurück in den normalen Hungerstreik treten" und wieder Saft zu sich nehmen. "Wir wollen damit die absolute Lebensgefahr herausnehmen", sagte Metzeler-Kick.

Aktivisten sehen in Scholz-Rede erste Zugeständnisse

Angesichts der Hochwasserkatastrophe in Süddeutschland hatte Scholz am Donnerstag in einer Regierungserklärung gesagt, "der menschengemachte Klimawandel ist die größte globale Herausforderung, vor der wir stehen". Wenn solche extremen Wetterereignisse häufiger passierten, sei das "nicht mehr nur ein Unglück. Dann ist das ein Ergebnis des Klimawandels".

Damit habe Scholz bei gutem Willen "in etwa" eine der geforderten Erklärungen ausgesprochen, sagte Metzeler-Kick: "Aber das reicht nicht."

Mitstreiter Richard Cluse sieht nach eigener Aussage trotzdem in öffentlichen Äußerungen des Bundeskanzlers in den vergangenen Wochen positive Signale. Auf Fragen zu dem Hungerstreik reagiere Scholz "dünnhäutig". "Wir werden wahrgenommen", ist sich Cluse sicher. Sollte sich in den nächsten Tagen nichts bewegen, wollen die Klima-Aktivisten ihren Hungerstreik in einer Woche fortsetzen.

Sendung: rbb24 88.8, 06.06.2024, 16:30 Uhr

Hinweis: In einer früheren Fassung war von einer Unterbrechung des Hungerstreiks die Rede. Das stimmt allerdings nicht in der Gesamtheit. Wir haben den Sachverhalt konkretisiert.

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21 Kommentare

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  1. 21.

    Ich habe schon viele Kommentare hier gelesen, aber bei Ihrem verschlägt es mir tatsächlich die Sprache.

  2. 20.

    Weder die AfD, Russland oder sonst jemand finanziert diese Posts. Allein der halbwegs normaldenkende in der DDR sozialisierte und in der DDR normal wissenschaftlich-technisch ausgebildete Bürger, schreibt solche Posts und warnt die nachfolgende Generation vor neuen ökosozialistischen Ideen. "Sozialismus" war schon immer der Versuch machtpolitisches Kapital aus gesellschaftlichen sozialen Spannungen auf Kosten der Demokratie herauszuschlagen. Sind die sozialen Bedingungen zu gut, um irgendwelche revolutionären Tendenzen zu erreichen, versucht man es eben, in dem man die Bevölkerung durch "gefährliche" Corona-Pandemien und einem katastrophalen Klimawandel in Angst und Schrecken versetzt.

  3. 18.

    Haben wohl Hunget die Herrschaften.Der Staat läßt sich hoffentlich nicht erpressen!

  4. 17.

    Ganz ehrlich find ich es sehr beschämend, wenn Menschen freiwillig hungern um Erklärungen von der Politik zu erpressen. Was soll das ? Es gibt immer noch Menschen die tatsächlich hungern...aber nicht freiwillig..sondern weil sie einfach zu arm sind und nicht in einem Land leben wo es Essenstafeln gibt und soziale Unterstützung. Schämen sollten sich die Personen im Hunger-Camp, denn woanders sterben immer noch Kinder u.alte Leute an Unterernährung weil sie nichts zu Essen haben. Ich bin auch nicht immer mit Allem einverstanden was politisch entschieden wird, aber würde deswegen meine Gesundheit und Leben nicht vorsätzlich aufs Spiel setzen . Wäre evtl. besser statt nen Hungernstreik zu tätigen persönlich was für die Umwelt zu tun. Veränderungen fangen im Kleinem bei Jedem selber an... ich habe persönlich kein Mitgefühl für die Streikenden..im Gegenteil... solche Personen verdienen keine weitere Aufmerksamkeit.

  5. 16.

    Hallo! Na da haben sich hier wieder mehrere Klimaleugner getroffen. Oder es ist nur eine Person, weiß man nicht. Auffällig ist der gleiche Sound, kann man ja und jetzt möchte ich gern wissen, wer diese Kommentare finanziert (ist es Russland, AfD, ...)? Danke und noch nen schönen Abend!

  6. 15.

    Lasst sie doch einfach hungern, sind erwachsene Menschen. Ist so etwas überhaupt eine Meldung wert?

  7. 14.

    Sie können ja auch in Hungerstreik treten, dann gehören Sie auch den Rettern des Klimawandels an .Ob es hilft???

  8. 13.

    Lesen Sie den Artikel aufmerksam durch, dann werden Sie den inzwischen gängigen Begriff "Klimakatastrophe" auch in diesem Artikel finden.

  9. 12.

    Es gibt auch emotionale Erpressung und auch Nötigung oder stimmt das nicht? Ist eigentlich auch egal ,für die Art dieses Protestes habe ich jedenfalls kein Verständnis.

  10. 11.

    Nun, man erwartet , dass der Kanzler in einer Regierungserklärung äußert, dass man " radikal umsteuern " müsse in der Klimapolitik.
    Was soll denn das konkret beinhalten ?
    Sollen der Auto- und Luftverkehr, die Kraftwerke und Teile der Industrie stillgelegt werden ?
    Bereits beim angekündigten Heizungsgesetz gab und gibt es ja bereits z.T. heftige Widerstände .
    Ich befürchte, dass deutlich drastischere Maßnahmen zu " bürgerkriegsähnlichen " Zuständen führen könnten.

  11. 10.

    Eigentlich sprechen alle vom Klimawandel, Sie setzen noch einen drauf und reden gleich von einer Katastrophe. Lassen Sie bitte die Kirche im Dorf!

  12. 9.

    Der Kanzler hat auch die Freiheit diese Hungernden einfach zu ignorieren.

    "Androhung eines empfindlichen Übels"

    Ist in diesem Fall klar, wie Kloßbrühe: du bist schuld, wenn ich sterbe, nur weil du keine Erklärung abgegeben hast.

  13. 8.

    Nach dem Essen geht es dann weiter mit dem Hungerstreik.

  14. 7.

    Definition: "Bei der Erpressung versucht jemand, sich selbst oder Dritte rechtswidrig durch Gewalt oder durch Androhung eines empfindlichen Übels zu Lasten eines anderen zu bereichern." Von Erpressung zu reden, ist also schlicht Blödsinn.
    Moralischen Druck dagegen ist legitim und legal. Es geht um keine Privatangelegenheit, sondern um um unser aller Wohl. Den Protest zu unterbrechen liegt in der Freiheit der Protestierenden ebenso wie es dem Kanzler freisteht, sich klar zur wissenschaftlichen Realität zu bekennen oder weiter um den heißen Brei drumherum zu reden.

  15. 6.

    Langsam wird dieser Hungerstreik kindisch. Man sollte einfach einsehen dass man mit solchen Aktionen die man durchaus auch Erpressung nennen kann keinen Erfolg haben wird.Streik unterbrechen, zu Kräften kommen und dann geht das Spiel von vorne los. Dafür habe ich kein Verständnis.

  16. 5.

    Es geht um die Klimakatastrophe. Diese ist Fakt. Sie beginnt und wir sollten alles tun was noch möglich ist. Wir tun eindeutig nicht genug. Dass wir inzwischen nett baden können, ist schön. Dies hat aber damit nichts zu tun.

  17. 4.

    Doch nicht so konsequent wie angekündigt.

  18. 3.

    Die Klimakatastrophe ist in einem relativ frühen Stadium, denn die atmosphärischen Veränderungen wurden erst vor einem guten halben Jahrhundert wahrgenommen.

    Jedoch fangen die Zehntelgrade 9 Jahre nach Paris wesentlich schneller zu purzeln, als erwartet. Zuletzt gab es 12 Monate in Folge Temperaturrekorde, doch der Fortbestand der sog. Zivilisation ist akut nicht gefährdet.

    Wenn es schon keine Regierungserklärung geben darf und keinen internationalen Krisengipfel, hätte ich zum 1 jährigen Temperaturrekord-"Jubiläum" zumindest eine Sondersendung erwartet.

  19. 2.

    Wenn "Wir wollen nicht weiter eskalieren" wollten, würden die regierungserpressenden "Aktivisten" ihren Hungerstreik nicht unterbrechen, sondern BEENDEN!
    Abgesehen von der unlogischen Drohung, sich SELBST zu schaden, um ANDERE zu Handlungen zu zwingen ...

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