Bildungsministerium - Brandenburger Kitas sollen Kinder im Umgang mit digitalen Medien schulen

Mo 29.07.24 | 14:13 Uhr
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Symbolbild: Ein Kind gibt etwas an einem Tablet ein. (Quelle: dpa/Sebastian Kahnert)
Video: rbb24 | 29.07.2024 | Dilek Üşük und Stephanie Teistler | Bild: dpa/Sebastian Kahnert

Kindergärten in Brandenburg sollen künftig Kinder mehr beim Umgang mit digitalen Medien begleiten. Diese sollten den Kindern als Werkzeuge gezeigt werden, um die Welt zu erkunden, heißt es im neuen Kita-Bildungsplan, den das Bildungsministerium am Montag vorstellte.

In dem Plan werden Grundsätze für die Bildung der Kita-Kinder zusammengefasst. Die Kindergärten im Land sollen sich daran orientieren. Kinder müssten darauf vorbereitet werden, verantwortungsvoll selbst gewählte Mittel zu nutzen, um Informationen zu empfangen und weiterzugeben. Beim Kommunizieren über die Medien und beim Erstellen eigener Inhalte sollen sie so unterstützt werden, wie es weiter heißt.

Handy-Nutzung, Werbung, Online-Spiele als Inhalte

In dem Plan heißt es unter anderem: "Macht Medien zum Thema in Gesprächen, Spielen, Projekten und Elternabenden!" Zudem solle man mit den Kindern und Erziehungsberechtigten über Vorlieben und Ängste, über Handy-Nutzung, Werbung und Online-Spiele sprechen.

Auch das Thema gesundes Medien-Nutzungsverhalten dürfe nicht fehlen. Kinder sollten ein Gespür dafür entwickeln, wie man sich im Netz zu bewegen habe. "Kann im Netz jeder machen, was er will? Oder gibt es einen Bestimmer, Gesetze oder ein Internet-Gefängnis? Wann ist ein Passwort sicher?" Das sind Fragen aus dem Plan, die mit den Kindern besprochen werden sollten.

Mehr Selbstbestimmung von Kindern

Der Kita-Bildungsplan streift neben den digitalen Medien auch die Bereiche Mathematik, Sport, Natur, Sprache und Kommunikation sowie Philosophie. Auch das Thema Essen findet sich in dem Plan wieder. Hier soll künftig das Kind stärker selber mitbestimmen dürfen, was auf den Teller kommt und wie viel letztlich gegessen wird. "Kinder müssen austesten können, ob sie vom Rosenkohl probieren wollen oder nicht", sagte Bianka Pergande, eine der Projektleiterinnen.

Im Bildungsplan heißt es: Die Kinder müssen "die Menge und die Bestandteile ihrer Mahlzeit wählen". Keiner werde zum Essen gezwungen - schon gar nicht körperlich. "Kinder sind Experten ihres Lebens", betonte Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD). Es brauche auch etwas Respekt vor ihrem Recht auf Selbstbestimmung.

Zwar seien Kitas keine Schulen und das bleibe auch so, sagte Freiberg bei der Vorstellung des Plans. Doch die Grundlage für eine gelungene Bildungsbiografie werde im frühen Alter gelegt. Der Bildungsplan lege die Leitplanken fest, innerhalb derer den Kindern künftig in Alltagssituationen Wissen vermittelte werden soll. Das rund 130 Seiten umfassende Werk sei als Empfehlung zu verstehen. Künftig sollten alle Fortbildungen und Materialien für Kita-Pädagogen darauf aufbauen, so Freiberg.

Sendung: rbb24 , 29.07.2024, 13:00 Uhr

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33 Kommentare

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  1. 33.

    Hoffentlich wurden die 130 Seiten noch nicht gedruckt. Das wäre dann echt viel für die Tonne. Das Ministerium sollte sich mehr damit befassen wie man Eltern schult, ihren Kindern eine Alternative zu digitalen Medien anzubieten.

  2. 32.

    Nur mal so nebenbei.
    Das BSW tritt für ein Handyverbot in Grundschulen ein.
    Ich finde ein guter erster Schritt.

  3. 31.

    Einige EU- Länder haben erkannt, dass "Experiment Kleinkindgehirn" lief nicht so wie geplant.
    Deutschland bzw. Brandenburg scheint es anders zusehen? Keine gute Idee!
    Geistige Experimente mit Kleinkindern politisch sich erlauben wollen, aber sagen :
    Es brauche auch etwas Respekt vor ihren Recht auf Selbstbestimmung.
    "Nur wegen der Auswahl vom Essen, sonst nicht"? Wer soll/kann das noch verstehen? Ich will es nicht verstehen!





  4. 30.

    Wenn wir wirklich Medienkompetenz bei unseren Kindern wünschen, würde ich das Digitale mal ganz ans Ende der Entwicklung stellen.
    Oder stellen wir schon in der Kita Autos zur Verfügung, damit Kinder später gute Verkehrsteilnehmende werden?
    Bevor der Bildschirm und co. eine Tolle spielen, sollten die Kinder Bilder sehen, malen, Dinge betrachten und anfassen, herstellen und auch mal kaputt machen. Sich die Welt mit Händen, Augen, den Ohren und dem Herzen aneignen. Sie sollten mittels Erfahrung neue Probleme bewältigen lernen, kreativ mit Problemen umgehen lernen.
    Wenn sie dann lesen, schreiben und mathematisch denken können, dann kann man langsam mal Bildschirm und Digital in die Bildung einfließen lassen. Aus Entwicklungspsychologischer Sicht macht das in der Kita und der Grundschule für das Lernen keinen Sinn.

  5. 29.

    Ich stimme Ihren Kommentar voll zu. Danke dafür!
    Die Politiker greifen nach unseren Kinder, als wären sie ihr Eigentum!


  6. 28.

    Nicht nur Sehvermögen und Konzentration. Laut diversen Hirnforschern (mal laienhaft bezeichnet) wird dadurch der Reifungsprozess des Gehirns unnachholbar behindert. Nicht grundlos haben die Kinder der Silicon Valley-Spezialisten (oft) keine Handys etc. und gehen in nicht digitalisierte Schulen. Die wissen, warum. Und im digitalisierungsbegeisterten Skandinavien fährt man die Digitalisierung in Schulen zurück. Und wir führen sie bei Kleinkindern ein??!

  7. 27.

    Leider fallen im Kita-Bereich auch immer wieder Eltern auf, die ihre Kinder mit diesem Zeug überwachen. Dies soll natürlich der Sicherheit dienen, was ja heutzutage verständlich ist. Die Kinder werden aber zu ihrem Schaden daran gewöhnt. Von wegen selbstbestimmt.

  8. 26.

    Da hilft wohl nur bei den nächsten Wahlen der SPD das Bildungsresort zu entreißen, um unsere Kinder vor Schaden zu bewahren.
    Es gibt,glaub ich, ausreichend Erkenntnisse über die Unreife von Kindern unter 10. .
    Gegen Expertenrat sind diese Leute offensichtlich immun.
    Während skandinavische Lânder von Digitalisierungswahn geheilt sind, tappt Deutschland in die nächste Falle. Die Kinder können einem Leid tun.

  9. 25.

    Paul,
    ich stimme Ihnen in Teilen zu. Eltern sollten durchaus in der Lage sein, sich eigenständig Informationen über z.B. gesunde Ernährung und altersgerechte Mediennutzung zu beschaffen. Knackpunkt ist, dass zunehmend mehr Eltern ihre Erziehungspflicht in die Hände der Erzieher legen und ihre eigene Vorbildfunktion vernachlässigen. Mit einem Elternabend sind Problematiken sicherlich nicht direkt zu lösen. Eltern können trotzdem wertvolle Multiplikatoren sein, wenn sie verstehen um was es geht. Kann unseren Auftrag durchaus erleichtern und kommt den Kindern zugute.
    Experimentielle Bildbearbeitung. Kinder „malen“ sich am eigenen Bild digital z.B. Hasenohren an. Ob es lustig oder gar verletzend ist, anderen Kindern solche Ohren anzumalen, dazu gibt es begleitete analoge Gesprächsanlässe. In Projektform ausgeführt, erfreue ich mich seit 5 Jahren an den Ergebnissen. Perspektivübernahme, …



  10. 24.

    Sehr viele der Komentatoren lehnen den Einsatz der digitalen Medien in den Kitas ab und das sicher aus gutem Grund. Unser Politiker im Bildungsministerium setzen sich aber, in gewohnter Manier, über die Erfahrungen in der Praxis hinweg und setzen diesen Unfug einfach um. Bezahlen werden es die Kinder. Schon einmal hat solch eine unsinnige Entscheidung zu großen Problemen geführt. Damals war man der Meinung, "Schreiben" nach Gehör sei das Allheilmittel, heute spricht kein Mensch mehr über diesen Schwachsinn. Ich frage mich wirklich, was haben die Leute im Ministerium für eine Qualifikation, haben sie überhaupt eine???

  11. 23.

    "Digitale Medien haben in der Vorschulerziehung und auch im Bereich der GRundschule nichts, aber auch gar nichts zu suchen." Alles seit vielen Jahren durch unzählige Studien und Veröffentlichungen bekannt und trotzdem will da Deutschland mit dem Kopf durch die Wand.

  12. 22.

    Ich arbeite seit 10 Jahren in einer Kita als Erzieher und ich werde definitiv nicht die Eltern bei Elternabenden über digitale Medien, oder gesunde Ernährung "aufklären", diese Personen sind alle ERWACHSEN mehrheitlich Älter als ich und müssen in der Lage sein sich selbst ausreichend zu informieren. Sollten Fragen zu diesem Thema von Eltern auftauchen, versuche ich sie zu beantworten.

    Für mich haben die digitalen Medien egal in welcher Form (Handys, Kameras, Computer, oder Tablet) nichts in einer Kita zu suchen.
    Ihr Punkt "Experimentielle Bildbearbeitung" finde ich sehr bedenklich. Kindern im Vorschulalter zu zeigen, wie sie Bilder mit Filtern und co. bearbeiten können. Das wäre für mich der genau falsche Weg. Kann natürlich sein, das sie damit etwas anderes gemeint haben.

  13. 21.

    Nach vielen Gesprächen, über Jahre, mit einer befreundeten Grundschullehrerin über das brandenburger Schul(un)wesen sind wir vor kurzem zu dem Schluß gekommen, dass ein Problem bei der Bildung und Erziehung der Kinder darin liegt, dass viele Eltern selbst nie erwachsen geworden sind. So können sie ihre Kinder gar nicht in diesem Reifeprozess leiten und begleiten.

  14. 20.

    „Macht Medien zum Thema …“ bedeutet keinesfalls, Kitakindern den Umgang mit fragwürdigen Spieleapps zu ermöglichen und zu erklären. Bei Gesprächen mit Vorschulkindern (!) über Tablets etc. bin ich immer wieder erstaunt, welch profundes Wissen im technischen Umgang vorhanden ist. Im privaten Bereich stellen nicht altersgerechte Themen, die oft fehlende Begleitung und unbegrenzte Nutzungsdauer das eigentliche Problem dar. Eltern im Umgang mit digitalen Medien zu sensibilisieren ist ein Teil des Plans. Ein anderer, den Kindern digitale Technik als Werkzeug in die Hand zu geben. „Ach, mit dem Tablet kann ich Filme und Fotos machen?“ Experimentielle Bildbearbeitung von VS-Kindern ist lustig.
    Ganz klar. Der Umgang mit digitalen Medien darf niemals den anderen Bildungsbereichen übergeordnet sein. Als unterstützender Faktor(keine KI-Erzieher)durchaus altersentsprechend einsetzbar.

  15. 19.

    >“ Und digitale Bildung - man denke nur an den Hort - ist doch Alltag.“
    Hort ist Schulalter. In die Schule gehört das Thema Tablet, Medien und Co auch hin. Kita sollte erstmal die kognitiven Fähigkeiten ausprägen.

  16. 18.

    Das ist doch spannend: der Fokus der Berichterstattung wird immer noch durch die Journalisten gewählt. Ich wünsche mir selbstbewusste und kompetente junge Menschen im Land - super, wenn sie in den Kindertageseinrichtungen (inklusive Hort, für den der Bildungsplan auch gilt!) probieren können, auch selbst Verantwortung für ihre Wünsche zu übernehmen.
    Der Bildungsplan ist online lesbar- erst lesen, dann meckern;-). Auch, wenn wir Brandenburger es gern umgekehrt machen;-).

  17. 17.

    Was für ein Blödsinn!!! Sitzen im MBJS nur inkompetente Menschen? Ich arbeite seit 20 Jahren an Schulen in Brandenburg. Bildung ist in Brandenburg ein Experimentierfeld zum Schaden unserer Kinder.
    In der Kita sollte analoges Spielen, buddeln, basteln, rumspringen und bewegen etc. im Vordergrund stehen. Viele Kinder müssen aufgrund ihrer unzureichenden sprachlichen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten zurückgestuft werden, sind noch nicht mit 6 Jahren bereit für die Schule.
    Die Erzieher in den Kitas leisten viel, können aber die Defizite der Eltern nicht ausgleichen. Viele Eltern parken ihre kleinen Kinder schon vor Tablet und co, nur damit sie ihre Ruhe haben. Vielleicht sollte man dort mal ansetzen und über einen „Elternführerschein“ nachdenken.
    In der Kita digitale Medien einzuführen, ist der absolut falsche Weg! Schweden hat das schon erkannt und vielleicht schaut auch Brandenburg mal über den Tellerrand!

  18. 16.

    Aber bitte! Es ist doch gut, dass ein neuer, aktueller Kita-Bildungsplan auf den Weg gebracht wurde. Wer gute Kitas will, muss auch über die Bildungsangebote in den Kitas reden. Und digitale Bildung - man denke nur an den Hort - ist doch Alltag.

  19. 15.

    Es wird von Kita in Brandenburg gesprochen.
    „Die Grundlage für eine gelungene Bildungsbiografie werde im frühen Alter gelegt“. Zitat.
    Die Frage ist, ab welchem Kindesalter soll die Bildungsbiografie beginnen? Ab welchem Alter wird es gewünscht? Was junge Kitabetreuer schon beherrschen, ein Kind kann zu früh überfordert werden. Lasst Kinder noch eine Zeitlang spielende Kinder sein mit eigener Fantasie ohne den Lehrdruck früh schon für das Digitale. Sie werden ab einem bestimmten Alter selbst anfangen sich für das zu interessieren was ihr Umfeld tut. Es ist erschreckend, wenn ein Bildungsministerium die kurze Kindheit auch noch verplant.
    Vorschule für Kinder ab 4/5 Jahre wäre hinzunehmen aber nicht darunter, falls das so geplant sein würde.

  20. 14.

    Ich befürworte die Medienbildung in Kitas ebenfalls nicht, es ist jedoch ein Mythos, dass es den Augen schadet, wenn Kinder auf einen Bildschirm schauen. Es kann sich eine Kurzsichtigkeit entwickeln, wenn das Auge ständig auf Dinge blickt, welche eine kurze Entfernung zu den Augen haben, dabei ist es jedoch egal, ob dies ein Bildschirm oder ein Buch ist. Wichtig ist, dass zwischen weiter und kurzer Entfernung gewechselt wird.

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