Berliner Kultursenator - Chialo zeigt sich schockiert über Farbattacke auf sein Wohnhaus

Mi 25.09.24 | 06:40 Uhr | Von Sabine Müller
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Farbattacke auf den Wohnort von Kultursenator Joe Chialo in Berlin am 23.09.2024. (Quelle: Quelle: Shlomo Afanasev)
Video: rbb24 Abendschau | 24.09.2024 | Nural Akbayir & Kerstin Breinig | Bild: Quelle: Shlomo Afanasev

Die Farbattacke auf sein Wohnhaus nennt der Berliner Kultursenator Joe Chialo eine "Grenzüberschreitung". Nun wird der Ruf nach Konsequenzen laut. Was Justizsenatorin Felor Badenberg plant, stößt allerdings auf Skepsis. Von Sabine Müller

Der Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) fordert nach dem Farbangriff auf sein Wohnhaus, Bedrohungen von Politikern "mit aller Härte zu bekämpfen". Das gelte auch für die Diskursfeindlichkeit in der Gesellschaft

Dem rbb sagte Chialo, er sei es als Senator gewohnt, im politischen Raum durchaus "robust" in thematische Auseinandersetzungen zu gehen. Mittlerweile erlebe er aber eine "Entgrenzung und Brutalität gegen Unbeteiligte", die nicht zu tolerieren sei. "Dass man mich als Privatperson aufgesucht hat, meine Familie hineingezogen hat, dass man auch Nachbarn und Kinder rigoros mit in den Konflikt zieht, das ist eine Grenzüberschreitung, die für mich schockierend war."

Von einer "neuerlichen Grenze", die überschritten wurde, spricht auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Allerdings sind Angriffe auf Politiker auch in ihrem privaten Umfeld keine neue Entwicklung.

Wegner stellt Zusammenhang zu Demokratieklausel her

Vor Jahren wurde der Hausflur der damaligen grünen Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann von politischen Aktivisten beschmiert. Das Wohnhaus des AfD-Abgeordneten Karsten Woldeit war in den letzten Jahren immer wieder Ziel von Attacken. Woldeit berichtet dem rbb von "Graffiti-Schmierereien, Einbruch und Fäkalien im Briefkasten". Zweimal habe es Demonstrationsaufzüge mit offenen Morddrohungen gegeben, außerdem seien in der Nachbarschaft "Nazis-Raus"-Flugblätter verteilt worden, auf denen auch Woldeits Lebensgefährtin zu sehen war.

Kai Wegner forderte nach der Attacke auf Chialos Wohnhaus, es sei wichtig, die "Strukturen aufzubrechen", die hinter solchen Angreifern stünden. Der Regierende Bürgermeister machte sich erneut für eine Demokratieklausel stark. Wer Fördergeld vom Staat wolle, müsse ein klares Bekenntnis zur Verfassung abgeben. "Ich möchte nicht, dass Träger unterstützt werden, die nicht bereit sind, ihre Unterschrift zu setzen, dass sie gegen Antisemitismus, Rassismus, Menschenfeindlichkeit sind", sagte Wegner nach der Sitzung des Senats. Dort hatten alle Mitglieder dem Kultursenator ihre Solidarität versichert.

"Das ändert die Welt dann nicht"

CDU-Justizsenatorin Felor Badenberg arbeitet aktuell einer gesetzlichen Regelung, die sicherstellen soll, dass Verfassungsfeinde von staatlicher Förderung ausgeschlossen sind. Eine Kernfrage dabei: Wer definiert, was ein Verfassungsfeind ist? Die Justizsenatorin sieht die Einschätzung der Verfassungsschutzbehörden als Messlatte. "Wenn jemand einen Antrag auf Förderung stellt, müsste der Bearbeiter, die Bearbeiterin in die Verfassungsschutzberichte von Land und Bund schauen, um zu sehen, ob der Antragsteller als verfassungsfeindlich aufgeführt ist oder nicht", schlägt Badenberg vor. Sie lobt diese Regelung als "ganz einfach und für jedermann nachvollziehbar".

Einfach, aber nicht effektiv, urteilt der SPD-Innenpolitiker Martin Matz. Er gibt zu bedenken, "dass die Reaktion auf die Nennung einer Organisation im Verfassungsschutzbericht auch heute schon ist, dass sie dann keine öffentlichen Gelder mehr bekommt". Ihm seien jedenfalls keine anderen Beispiele bekannt, betont Matz. Seine Einschätzung zu den Badenberg-Plänen: "Das ändert die Welt dann nicht".

Bisher hat die Justizsenatorin noch keinen offiziellen Entwurf für eine gesetzliche Regelung vorgelegt, vermutlich wird es innerhalb der schwarz-roten Koalition noch Diskussionen geben.

Wer glaubt, mich einschüchtern zu können, irgendein Senatsmitglied einschüchtern zu können, um seine Ziele durchzusetzen, der ist fehl am Platz.

Kultursenator Joe Chialo

Polizei-Schutz für Chialo

Nach dem Farbanschlag hat die Berliner Polizei bisher offenbar noch keine Hinweise auf die Täter. Die Ermittlungen dauerten an, heißt es. Polizeisprecherin Beate Ostertag sagte dem rbb, Kultursenator Chialo werde aufgrund der aktuellen Ereignisse "nun entsprechend geschützt". Nach ihren Angaben arbeiten in Berlin insgesamt mehr als 200 Polizistinnen und Polizisten im Personenschutz. Besonders bewacht werden dabei Funktionsträger wie der Regierende Bürgermeister oder die Innensenatorin sowie individual gefährdete Menschen.

Kultursenator Joe Chialo gibt sich nach dem Anschlag kämpferisch. "Wir werden auf gar keinen Fall einknicken", sagte er dem rbb. "Wer glaubt, mich einschüchtern zu können, irgendein Senatsmitglied einschüchtern zu können, um seine Ziele durchzusetzen, der ist fehl am Platz."

Sendung: rbb24 Abendschau, 24.09.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Sabine Müller

47 Kommentare

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  1. 47.

    Wer schon bereit ist, sinnlose Farbanschläge auf historische Gebäude, Denkmäler, Kunstwerke und andere wertvolle Dinge zu verüben, der ist auch bereit schlimmere Taten zu begehen ! Es fängt meist am Anfang immer relativ harmlos an. Aber dieser Punkt ist bereits überschritten.

  2. 46.

    Ich finde es ok, wenn nach den Taten und Aussagen einer Partei/Person gehandelt wird und nicht wegen der Hautfarbe oder der Religion!

  3. 45.

    Ja ich empfinde beim Farbanschlag auf unser Brandenburger Tor auch Wut auf die Täter. Aber ich bekomme keine Angst und ich glaube niemand in Deutschland fühlt sich dadurch eingeschüchtert. Alle meine Entscheidungen sind davon kaum beeinflusst. Und ich glaube auch, dass kein Politiker sich davon beeindrucken lässt oder deswegen Angst hat, seine Entscheidungen so zu treffen, wie er es für richtig hält.

    Die persönliche Einschüchterung von gewählten politischen Entscheidungsträgern hat dagegen eine ganz andere Dimension. Schade, dass Ihnen der Unterschied nicht einleuchtet.

  4. 43.

    Naja, zumindest haben sie 3 Länder ordentlich aufgemischt und einige Parteien ins politische Abseits manövriert incl. Rücktritt der Grünen Parteispitze. Mal sehen, wer noch die Nerven verliert ? Das muss man erstmal hinbekommen. Von nichts hinbekommen kann eigentlich nicht die Rede sein. Es geht hier um Real-Politik, und nicht um einen versalzenen Braten.

  5. 42.

    Ach ja, jetzt wird die Nazipartei afd als supertoll verknetet, die in 11 Jahren NICHTS positives hervor brachte.

  6. 41.

    Aus welchen Lager kommen die "politischen Aktivisten"? Eher aus dem rechten oder doch aus dem linken?

  7. 40.

    Wen soll denn der Hagel an Strafanzeigen alles treffen ? Nur den Spitzbuben " Grünspan " alleine ? Ist das nicht auch schon eine Form von Gewalt ?

  8. 39.

    Es ist sinnlos. Es gibt keine DIE Antifa!

    Antifa, nämlich antifaschistisch sind auch die Kirchen, die Jüdische Gemeinde, die Gewerkschaften und ich hoffe auch die große Mehrheit aller Demokraten hier im Land.

  9. 37.

    Na wenigstens wissen die Brandenburger den cdu-mist richtig einzuordnen!

  10. 36.

    Der Palast der Republik war ein nationales Symbol (also jetzt nicht meins aber) und der Abriss ein Anschlag der die ganze Bevölkerung trifft?

    Sie merken schon wie ihre Aussage hinkt?

  11. 35.

    Man stelle sich den öffentlichen Aufschrei in der Kunstszene vor, wenn das ein Anschlag von Rechtsextremen gewesen wäre!
    Aber es waren ja "nur" Extremisten vom linken Rand. Da herrscht dröhnendes Schweigen.
    So ist es doch, oder?

  12. 34.

    Und vorsichtig mit strafbewehrten Unterstellungen, sonst hagelt es Strafanzeigen!

  13. 33.

    Das Brandenburger Tor ist ein nationales Symbol. Ein Anschlag auf das Tor ist ein Anschlag der die ganze Bevölkerung trifft.

  14. 32.

    Sind sie völlig merkbefreit und der deutschen Sprache nicht mächtig? Es gibt keine DIE Antifa!

    Gründe habe ich aufgezählt.

  15. 31.

    Warum verharmlosen Sie die Gewalt der ANTIFA, obwohl Sie genau wissen, wer und und vor allem, was gemeint ist ? Seit wann gehen Gewerkschaftler und die anderen von Ihnen zum Beweis aufgeführten Personen vermummt auf die Straße und machen Stress, bauen Barrikaden, greifen massiv Polizisten und Menschen an und sorgen, wenn es ins Konzept passt sogar für bürgerkriegsähnliche Verhältnisse ?

  16. 30.

    Wenn sie schon genau wissen wer die Täter waren, sollte sie sich bei den Ermittlungsbehörden melden.

    Immer das Gleiche.

  17. 29.

    Es ist immer wieder beachtlich, wie hier aus einem linksradikalen und antisemitischen Mob "politischen Aktivisten" werden.

  18. 28.

    Würde... hätte... mit ihrer Stammtischlogik kommen wir nicht weiter. Es fängt schon mal damit an, dass es keine "DIE" Antifa gibt!

    Antifa, nämlich antifaschistisch sind auch die Kirchen, die Jüdische Gemeinde, die Gewerkschaften und ich hoffe auch die große Mehrheit aller Demokraten hier im Land.

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