"Schneller-Bauen-Gesetz" in Berlin - Bauen soll beschleunigt werden - Abgeordnetenhaus verabschiedet Gesetz

Do 05.12.24 | 15:12 Uhr
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Symbolbild:Ein Bauarbeiter misst mit einer Wasserwaage auf einer Baustelle.(Quelle:picture alliance/Zoonar/D.H.Calzada)
Video: rbb24 | 05.12.2024 | Bild: picture alliance/Zoonar/D.H.Calzada

Die schwarz-rote Regierung in Berlin will unter anderem kleinere Bauvorhaben aus den Bezirken an sich ziehen können. Um schneller und effektiver bauen zu können, hat das Abgeordnetenhaus ein neues Gesetz verabschiedet.

Das Berliner Abgeordnetenhaus hat am Donnerstagmittag mit den Stimmen der schwarz-roten Koalition das "Schneller-Bauen-Gesetz" verabschiedet. Mit dem Maßnahmenpaket sollen vor allem Abläufe in den Behörden neu strukturiert werden, um Wohnungsbauvorhaben zu beschleunigen. Insgesamt werden 45 Einzelnormen in zehn Landesgesetzen und einer Rechtsverordnung geändert.

Bausenator Christian Gaebler (SPD) sagte in der abschließenden Debatte, das Gesetz gebe die Chance, "den Herausforderungen des Wohnungsmarktes schnell und effektiv zu begegnen". Unter anderem sieht das Gesetz vor, dass das Land auch kleinere Bauvorhaben von den Bezirken an sich ziehen kann, um den Bau voranzutreiben.

Grüne und Linke kritisieren Vorgehen

Dieses Vorgehen kritisierten vor allem Grüne und Linke. Das Gesetz sei "eine deutliche Misstrauenserklärung gegenüber den Baugenehmigungsbehörden in den Bezirken", sagte der baupolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Andreas Otto. Die Linken-Abgeordnete Katalin Gennburg nannte das Gesetz eine "politische Kampfansage der Baufilz-Koalition". Es gehe der Koalition nicht um bezahlbares Wohnen, sondern um die Interessen von Investoren. Der baupolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Harald Laatsch, sprach von einer "Diktatur der Verwaltung" und mangelndem Leistungswillen in den Ämtern, an der das Gesetz auch nichts ändern werde.

Die schwarz-rote Koalition hofft darauf, dass mit dem neuen Gesetz vor allem die Aufstellung von Bebauungsplänen erleichtert wird. Auch Baugenehmigungen sollen schneller erteilt werden, in dem engere Fristen gesetzt und Prozesse verändert werden.

Neue Regelungen im Denkmalschutz und Naturschutz

Mit dem neuen Maßnahmenpaket sollen Behördenabläufe verbessert und beschleunigt werden. Auch soll es möglich werden, als Land stärker bei Bauvorhaben einzugreifen, für die die Bezirke zuständig sind. Bei Bauprojekten mit mehr als 50 Wohneinheiten soll es künftig möglich sein, diese als Vorhaben von gesamtstädtischer Bedeutung einzustufen.

Darüberhinaus beinhaltet das Paket Anpassungen beim Denkmalschutz. Hier sollen künftig verkürzte Fristen gelten. Außerdem soll auch der Landesdenkmalschutz in seiner Entscheidungskompetenz gegenüber den Bezirken gestärkt werden. Ähnlich sieht es auch bei der angestrebten Neuregelung bei Grundstücksstreitigkeiten aus. Will ein Bezirk auf einer Bezirksfläche keinen Wohnungsbau, der Senat aber schon, liegt die Entscheidung künftig bei letzterem.

Kritik gibt es an den Änderungen im Bereich Naturschutz. Umweltverbände befürchten Einschnitte durch das neue Gesetz. Auch hier sollen kürzere Fristen gelten, unter anderem bei der Abgabe von Stellungnahmen.

Der Berliner Senat hatte im Sommer den Entwurf für das "Schneller-Bauen-Gesetz" beschlossen, das nun durch die Verabschiedung im Abgeordnetenhaus in Kraft tritt.

Das "Schneller-Bauen-Gesetz" wird dabei auch von den Sparmaßnahmen im Berliner Haushalt betroffen sein. So will die Koalition die Wohnraumförderung um etwa 150 Millionen Euro senken. Die Zuschüsse zur Begrenzung der Mieten im sozialen Wohnungsbau kürzt der Senat um 3,2 Millionen Euro, von zuvor 7,1 auf 3,9 Millionen.

Sendung: rbb24, 05.12.2024, 13:00 Uhr

43 Kommentare

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  1. 43.

    >Juristen wissen, daß "soll" keine zwingende Wirkung beinhaltet. (=egal).

  2. 42.

    Ja. In Berlin ist es viel zu voll, man hält es kaum aus. Deshalb ziehe ich ja im Januar in die Schweiz ( ich berichtete bereits). Dirt habe ich mehr Freiraum und keine ,,Blauen“!

  3. 41.

    Es ist natürlich einfacher nicht differenziert zu betrachten weshalb Preise steigen und einfach nur anzunehmen das sich Leute die Taschen vollstopfen wollen. Schließen Sie von sich auf andere, bewegen Sie sich in den falschen Kreisen oder lesen Sie die falsche Literatur?

    Kleiner Tipp: Gehen Sie mal an die frische Luft. Finden Sie neue Freunde und lesen Sie auch Dinge die nicht ihr Weltbild widerspiegeln. Eine neue Perspektive würde Ihnen helfen.

  4. 40.

    Wenn Nachfrage besteht wird es immer ein Angebot geben. Dabei muss die Nachfrage hoch genug sein die Kosten der Bereitstellung zu decken und die Leistung der Bereitstellung will bezahlt werden. So funktioniert es überall.

  5. 39.

    Es wäre ein Segen, wenn Bebauungsplanverfahren nicht mehr fünf Jahre dauern würden. Hoffe das Gesetz wirkt.

  6. 38.

    Es wird fast nur noch an den Stadtrand gebaut:

    https://www.berlin.de/sen/stadtentwicklung/neue-stadtquartiere/

    Sie wissen sicher, dass viele Leute am Stadtrand wohnen wollen, weil sie nicht so dicht wohnen wollen, daher finde ich ihren Wunsch ziemlich daneben. Insbesondere sind die Infrastrukturen dafür nicht ausgelegt. Fahren Sie mal heutzutage mit der M8 zur Rushhour in die „Stadt“ - der ÖPNV ist da völlig überlastet. Das kann so nicht lange weitergehen.

  7. 37.

    Mit dem Maßnahmenpaket sollen vor allem Abläufe in den Behörden neu strukturiert werden, um Wohnungsbauvorhaben zu beschleunigen. Insgesamt werden 45 Einzelnormen in zehn Landesgesetzen und einer Rechtsverordnung geändert.

  8. 36.

    Ich hoffe, dass mehr Wohnraum am Stadtrand entsteht. Es müssen nicht alle innerhalb des S-Bahn-Rings Wohnraum entstehen, woanders ist auch schön...

  9. 35.

    Ich hoffe, dass mehr Wohnraum am Dtadtrand entsteht. Es müssen nicht alle innerhalb des S-Bahn-Rings Wohnraum entstehen, woanders ist auch schön...

  10. 33.

    Vielleicht sollten sich die Wohnungsbauexperten mal auf die Suche nach Akteuren des DDR-Wohnungsbauprogrammes von 1973 machen und sich deren Erfahrungen annehmen - inklusive der Plattenbauweise. Man könnte viel Zeit und Geld sparen und der gemeine wohnungssuchende Bürger braucht kein Marmorbad oder sonstigen Luxus. Brand- und Klimaschutz sollten natürlich Beachtung finden, aber man muss es nicht übertreiben und mit ständig neuen Regularien Projekte kaputtmachen.

  11. 31.

    ...Sind Wohnungen günstiger zu bauen kann die Ersparnis an die Mieter weitergegeben werden. .."
    Glauben Sie an den Weihnachtsmann ? Ersparnis KANN weiter gegeben werden. Wird sie aber nicht. Es geht nur um Profit.

  12. 30.

    Ich finde das auch ganz übel, dass Wohnungsbau und Infrastruktur getrennt behandelt werden, siehe Kommentar 13.
    Was meinen Sie mit Nebenhandlung?

  13. 29.

    Alle nachfolgenden Kommentare, außer #12, schreiben so, als wenn es Ihren Kommentar nicht gibt... Hm?
    Eigentlich müsste das Gesetz heißen „Ich bestimme, aber nur manchmal“... Das ist leicht. Und täuscht Arbeit vor. Struktur schlägt das Schaffen? Wobei „das Schaffen“ in diesem Fall die Mühen des Bürokratieabbaus wären....
    Es gibt auch Leute, die lassen sich Gesetzesnamen beeinflussen, so als wenn das eintritt, was der Name aussagen soll. Woher kommt das?

  14. 28.

    Ein Problem ist vor allem dass Kinderbetreuung, Pflege etc. teilweise gar nicht bezahlt wird, zb wenn das als Hausfrau ausgeübt wird.
    Der "Lohn" einer Bauunternehmung ist der Profit. Dh. der oder die Bauunternehmerin bekommt für das Organisieren von Grundstückskauf, Planung, Architekten, Bauunternehmungen, Genehmigungen, Banken etc und insbesondere für das damit verbundene Risiko einen mehr oder weniger großen "Profit".

  15. 26.

    Karlsruhe, ja. Das Problem beginnt schon damit, dass Berlin zwar eine Bauordnung für Berlin erlassen kann, doch darf die nicht mit dem Baugesetz kollidieren, z.B. sind dort Fristen festgelegt, auch für Anregungen und Bedenken der Träger öffentlicher Belange. Daran kann Berlin nichts ändern.

  16. 25.

    "Unter anderem sieht das Gesetz vor, dass das Land auch kleinere Bauvorhaben von den Bezirken an sich ziehen kann, um den Bau voranzutreiben." Kompetenzstreitigkeiten, Übersehen von Nebenhandlungen und vor allem Bauen ohne die Versorgungsinfrastruktur anzupassen.... das wird letztendlich teuerer....

  17. 24.

    Solange solche kosmetischen Gesetzesänderungen im Baurecht sich nicht positiv auswirken, bleibt alles Makulatur. Warum hat die "Bunte Republik" die niedrigste Quote in der EU, was das Wohnungseigentum anbelangt. Weil das Bauen, ob für Privat oder Investoren, zu teuer ist. Da schaffen auch keine hehren Absichtserklärungen Abhilfe. Die sogenannten "Randbedingungen" Stimmen nicht.

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