Protestmarsch - Festnahmen und Verletzte bei Liebknecht-Luxemburg-Gedenken in Berlin

So 12.01.25 | 17:10 Uhr
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Polizeibeamte gehen während der Demonstration «Luxemburg-Liebknecht-Ehrung 2025» im Gedenken an die 1919 ermordeten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gegen Demonstrierende vor am 12.01.2025. (Quelle: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow)
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Video: rbb|24 | 12.01.2025 | Material: rbb24 Abendschau, TeleNewsNetwork | Bild: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

In Berlin wird jährlich der Ermordung der kommunistischen Führer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gedacht. Nelken wurden am Morgen auf dem Friedhof in Friedrichsfelde abgelegt. Bei einem Protestmarsch kam es zu Ausschreitungen.

Während des Protestmarsches im Rahmen des jährlichen Gedenkens an die kommunistischen Führer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ist es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen.

Bislang seien mehr als 20 Personen festgenommen und zehn Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, teilte die Polizei am Sonntagnachmittag auf X mit. Nach aktuellem Stand seien 17 Polizisten verletzt worden.

Festnahmen und Verletzungen

Wie eine Polizeisprecherin dem rbb sagte, wurden Einsatzkräfte angegriffen. Es seien Bengalos gezündet und eine Flasche geworfen sowie Fahnenstangen eingesetzt worden. Zwischenzeitlich wurde der Demonstrationszug gestoppt.

Immer wieder wurden nach Angaben der Polizeisprecherin verbotene Parolen im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt gerufen. Zu Beginn der Demo wurde dazu aufgefordert, das zu unterlassen.

Die Polizei setzte Reizgas ein. Auf Videos war zu sehen, wie die Einsatzkräfte Demonstranten durch Schieben und Drücken zurückdrängten und einige von ihnen zu Boden brachten.

Polizeibeamte stehen während der Demonstration «Luxemburg-Liebknecht-Ehrung 2025» im Gedenken an die 1919 ermordeten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht vor Sanitätern, die sich um einen Demonstranten kümmern am 12.01.2025. (Quelle: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow)
Einsatzkräfte kümmern sich bei der Liebknecht-Luxemburg-Demo um einen Verletzten. | Bild: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Demonstrant ins Gesicht geschlagen?

Der Abgeordnete der Linke im Berliner Abgeordnetenhaus, Ferat Koçak, der der Demonstration als parlamentarischer Beobachter beiwohnte, berichtete der Tageszeitung "Junge Welt" [x.com] von Polizeigewalt. Eine Person wurde laut Koçak bewusstlos, nachdem mehrmals auf ihr Gesicht eingeschlagen wurde.

Auch die Polizei berichtete von einer Person, die bewusstlos geworden war. Die Person habe während einer Festnahme den eigentlich Tatverdächtigen unterstützen wollen und sei dabei selbst in polizeiliche Zwangsmaßnahmen geraten, wie es von Seiten der Polizei hieß, dazu zählen das Schieben und Drücken von Demonstranten. Die Person sei daraufhin bewusstlos geworden und ins Krankenhaus gekommen. "Dort leistete die Person erneut Widerstand gegen einen Polizeibeamten, um die Identitätsfeststellung zu verhindern", so die Polizei.

Wie die Polizei kurz danach bekanntgab, hat die Person einen offenen Haftbefehl. Sie werde in Polizeigewahrsam gebracht und danach der Justiz überstellt.

Nach Angaben der Berliner Feuerwehr gab es bei der Demonstration keine Schwerverletzten. Insgesamt kamen drei leicht verletzte Personen ins Krankenhaus, wie ein Feuerwehrsprecher sagte.

Demonstration mit 10.000 Menschen angemeldet

Die Demonstration startete am Frankfurter Tor. Sie wurde von einem linken Bündnis aus mehreren Gruppen für rund 10.000 Teilnehmer angemeldet. Die Polizei schätzte die Zahl der teilnehmenden Menschen um 11:30 Uhr auf etwa 3.000. Die zum Teil aufgeheizte Stimmung beruhigte sich im weiteren Verlauf der Demonstration.

Auch im vergangenen Jahr gab es bei der Demonstration Zusammenstöße mit der Polizei. Mehrere Menschen wurden verletzt. Es gab auch einige Festnahmen.

Gedenken der Linken am Zentralfriedhof in Friedrichsfelde

Die Kundgebung endete gegen 14 Uhr an der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Städtischen Zentralfriedhof Friedrichsfelde in der Gudrunstraße. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer legten dort rote Nelken ab.

Bereits am Morgen hatten sich dort dutzende Menschen zum traditionellen Gedenken an die ermordeten Kommunistenführer Liebknecht und Luxemburg versammelt und Blumen niedergelegt. Mit dabei waren auch die Parteivorsitzenden der Berliner Linken, Franziska Brychcy und Maximilian Schirme.

Für den Nachmittag war zudem eine Gedenkveranstaltung in der Berliner Geschichtswerkstatt geplant, zu der sich der frühere Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) angekündigt hat.

Verschleppt und erschossen

In Berlin wird jährlich der Ermordung der Kommunistenführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gedacht. Anfang Januar 1919 hatte ein Revolutionsausschuss unter Liebknecht, wie Liebknecht Mitbegründer der Kommunistischen Partei, die Regierung des Sozialdemokraten Friedrich Ebert für abgesetzt erklärt. Es gab Massendemonstrationen. Der sogenannte Spartakusaufstand wurde niedergeschlagen.

Luxemburg und Liebknecht tauchten zunächst unter, wurden aber am 15. Januar 1919 in Wilmersdorf von Mitgliedern einer Bürgerwehr festgenommen und in das Hauptquartier der Garde-Kavallerie-Schützen-Division verschleppt. Später wurden sie von Soldaten von dort weggebracht und erschossen.

Sendung: Radioeins, 12.01.2025, 12:00 Uhr

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104 Kommentare

  1. 104.

    Weste oder nicht Weste--das ist insofern erheblich--weil diese Weste einem Zweck dient--nämlich dem, einen Landtagsabgeordneten kenntlich zu machen, der lediglich als Beobachter an einer Demo anwesend ist. Auch könnte ihm ein besonderer Schutz zukommen.

    Sollte der Polizist auf einen gut erkennbaren Poliiker, der lediglich am Rande einer Demo friedlich das Geschehen beobachtete-- eingeschlagen--ihn bewußtlos geschlagen haben--dann könnte das eine höhere Strafe bedeuten.

    Spannend---

    Hätte er keine Weste angehabt--sich eventuell an der Demo beteiligt--evtl. sogar "nicht friedlich" --dann könnte sich für den Abgeordneten der Wind drehen.

    Inzwischen kam von der Partei der Hinweis, er habe keine Weste getragen--es habe zu wenige von diesen Westen gegeben. Deshalb habe der Abgeordnete die Weste an seinen Begleiter abgegeben, damit dieser geschützt sei........





  2. 103.

    "Die Kriminalpolizei wurde bereits eingeschaltet, nachdem ein Kommunikationsteam der Polizei den Vorfall dokumentiert hatte. Auch die Polizei Sachsen kündigte ein Ermittlungsverfahren an. "Ich habe für einen Moment schwarz gesehen, bis ich von umstehenden Menschen hochgezogen wurde." Nach dem Vorfall habe er seine Beobachtertätigkeit abbrechen müssen."

  3. 102.

    Herr Nguyen hat sich gegenüber der Polizei immer wieder als parlamentarischen Beobachter ausgewiesen. Das hielt jedoch den Beamten nicht davon ab den friedlich am Rand stehenden Mann und seinen Begleiter niederzuschöagen

  4. 101.

    Fake News!

    "Er trug, so sagte Nguyen es dem "Stern", während der gesamten Demonstration seinen Abgeordnetenausweis sichtbar bei sich, auch sein Mitarbeiter sei mit einer Warnweste als Teil des Beobachterteams gekennzeichnet gewesen. Einen Teil der Demonstration hätten sie vom Hauptbahnhof aus begleitet. Wie der "Stern" schreibt, sei der Demonstrationszug zunächst von der Polizei gestoppt worden. [...]

    Irgendwann kam dann eine Einheit der Polizei Niedersachsen angestürmt. Mein Mitarbeiter wurde trotz seiner Weste umgeschubst", erklärte Nguyen. Der Abgeordnete selbst habe lautstark darauf hingewiesen, dass er parlamentarischer Beobachter sei. "Trotzdem hat mir ein Polizist ins Gesicht geschlagen. Das war eine Frontalattacke, wie ich sie noch nie erlebt habe", sagte Nguyen über den Vorfall. Der Abgeordnete habe dabei Verletzungen im Mund- und Kieferbereich erlitten und musste ärztlich behandelt werden. "

  5. 100.

    Der Zweck heiligt die Mittel. Besonders die Linken haben das schon lange verinnerlicht !

  6. 99.

    Dem MDR gegenüber soll er erwähnt haben, dass er eine Weste trug. Das wurde so auch in einem MDR-Tagesschau-Bericht erwähnt--und später korrigiert.
    In einem Video erzählt der Linkenabgeordnete--mit Text unterlegt--, dass ein MDR-Reporten Bilder von dem Vorfall gemacht hätte.

    Zitat: "Der Sächsische Linken Landtagsabgeordnete Nam Duy Nguyen ist in Riesa offenbar von der Polizei zusammengeschlagen worden. Das belegen Bilder, die ein MDR-Reporter gemacht hat"

    Wenn ein MDR-Reporter Bilder von der mutmaßlichen Tat gemacht hat--warum schreibt der MDR dann, dass er eine Warnweste trug--obwohl die MDR- Beweisfotos doch hätten zeigen müssen, dass der Abgeordnete keine Weste trug?

    Und warum gibt es überall--auch über die Verletzungen-- verschiedene Angaben?--Mal wurden beide sichtbar verletzt..mal nur der Begleiter...obwohl es laut taz auch bezüglich dieser Verletzungen Zeugen geben soll, die bestätigten, dass beide verletzt wurden.

    "Faktenchecker" werden die Ermittler sein.

  7. 98.

    "Es schwimmen zwei Leichen im Landwehrkanal,
    Rosa und Karl, Rosa und Karl..."
    (Alt-Berliner Gassenhauer aus der guten aten Zeit)

  8. 97.

    Fakt ist, daß Hitler kein Einzeltäter war und es heute wieder Nachahmer von ihm gibt, wie Höcke und Kickl.

  9. 96.

    Ihr Gejammere gegen die böse Polizei ist immer das gleiche........Wenn Polizisten mit Fahnenstangen angegriffen werden, Fahrzeuge wo Polizisten drin sitzen, versucht werden an zu zünden, ist für Sie aber Normal ???

  10. 95.

    Vorsicht, so etwas kann ganz schnell eine Anzeige wegen übler Nachrede nach sich ziehen.

  11. 94.

    Da haben Sie recht Fini. Ich befürchte auch, daß die Weidel nur große Töne spuckt, aber wenn Sie Kanzlerin ist, dann wird sie wie die Merkel sein. Und Renten ürzen!

  12. 93.

    Ich antwortete auf #76, der sich mit Opfern des Hitler - Regimes beschäftigte.
    Fakt ist, es gibt eine trifftige Vorgeschichte, und die habe ich erwähnt, da es in einer Demokratie da zu kam..

  13. 92.

    Ach Trudi, mit den hohlen Wahlversprechen da sind sich alle Parteien gleich, nicht nur hierzulande, das es Absichten sind, die leider durch ein Muss von Koalizionen, auch bei besten Willen nicht, so wie versprochen, umzusetzen sind.
    Das ist nicht unanständig!

  14. 91.

    Ich verstehe das jetzt immer noch nicht: Wenn es ein Protestmarsch war, dann waren die also gegen das Gedenken an Liebknecht und Luxemburg? Aber trotzdem waren es Linke?
    Mir gerade ein bisschen zu hoch, das Ganze...

  15. 90.

    Das ist doch völlig unerheblich, Weste oder nicht Weste, als Sicherheitskraft prügelt man nicht einfach auf passive Demonstranten ein und hetzt keine Hunde auf sie. Der Rest lässt sich durch ein ärztliches Gutachten beweisen.
    Wenn sie „Recht hätten“ würde ja die Anzeige von Nguyen entsprechend beschieden?!

  16. 89.

    Wenn Sie sich das Video ansehen hatte betreffender Herr keine Warnweste an noch wurde er brutal geschlagen. Tatsächlich beteiligt er sich am Geschehen und bekommt von ihm links aus gesehen eine , viele würden es Ohrfeige nennen , wobei diese in nicht richtig trifft. Daraufhin lässt er sich theatralisch zu Boden nach hinten fallen. Große Schauspielschule. Für einen Oscar reicht es wohl nicht. Peinlich so ein Verhalten eines sogenannten neutralen parlamentarischen Beobachters.

  17. 88.

    Linke Gewalt bei Demos kennen wir in Kreuzberg seit ewigen Zeiten. Und immer wurde versucht der Polizei die Schuld zu geben. Diese "Unschuldslämmer" mit ihrer Gewaltbereitschaft sind und waren nur schwer zu ertragen. Danke an die Polizei.

  18. 87.

    ,,Wenige Tage nach den blutigen Kämpfen wurden die untergetauchten Führer des Spartakusbunds, Luxemburg und Liebknecht, am 15. Januar 1919 von Mitgliedern einer Bürgerwehr festgenommen. Die beiden Köpfe der revolutionären Bewegung wurden verschleppt und verhört. Anschließend erschossen rechtsgerichtete Soldaten Liebknecht im Tiergarten. Luxemburg wurde ebenfalls nach dem Verhör in einem Auto erschossen. Ihre Leiche warfen die Soldaten in den Landwehrkanal, dort wurde sie erst Ende Mai 1919 gefunden.''

  19. 86.

    Heute wird auch unanständig um die Gunst der Wähler gebuhlt. Man weiß schon Monate vorher, dass viele der wichtigen Wahlversprechen nicht eingehalten werden können. Hier sei die CDU als abschreckendes Beispiel genannt.

  20. 85.

    Das Absondern wird immer mehr zu einem deutschen Markenzeichen für den Zustand des Bildungssystems. Das kann und
    muss man bedauern, aber nicht mehr ändern. Die gravierenden Versäumnisse der letzten Jahrzehnte kann man nicht innerhalb von einigen Jahren heilen. Genauso wie den z.B. katastrophalen Zustand der gesamten Infrastruktur. Als Ersatzhandlung und Substitution bekämpft lieber mit Inbrunst den sog. Rechtsextremismus, den man permanent mit neuen
    Vorwürfen und ang. Enthüllungen versucht zu mästen. Die inszenierte Mastkur schlägt aber leider nur mit steigenden Umfragewerten an.

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