Im ausverkauften Olympiastadion - Deutsche Nationalmannschaft verliert besonderes Testspiel gegen die Türkei

Sa 18.11.23 | 23:19 Uhr
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Zweikampf zwischen Florian Wirtz und Irfan Can Kahveci (Bild: Imago Images/Jan Huebner)
Audio: Antenne Brandenburg | 19.11.2023 | Sabine Loeprick | Bild: Imago Images/Jan Huebner

Die deutsche Nationalmannschaft hat ihr Spiel in Berlin gegen die Türkei verloren. In einem ausverkauften und stimmungsvollen Olympiastadion, das am Samstag fest in der Hand der türkischen Fans war, kassierte sie eine 2:3-Niederlage.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat in einem besonderen Testspiel in Berlin eine Niederlage kassiert. Am späten Samstagabend verlor die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im ausverkauften und sehr stimmungsvollen Olympiastadion mit 2:3 (1:2) gegen die Türkei. Dabei sorgten mehrere zehntausend Fans der türkischen Mannschaft im Stadion zusammen mit den Anhängern des deutschen Teams für eine sowohl außergewöhnliche als auch insgesamt sehr friedliche Atmosphäre rund um das Testspiel.

Türkischer Fanmarsch zum Stadion

Bereits im Vorfeld des insgesamt 1006. Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft war die Vorfreude insbesondere im türkischen Fanlager groß gewesen. Zum ersten Mal seit dem Herbst 2020 war ihre Nationalmannschaft am Samstag zu Gast in Deutschland, zum ersten Mal seit 13 Jahren spielte sie in Berlin. Die in der Region große türkische Community nahm dies zum Anlass, um ab kurz vor 18 Uhr mit einem Fanmarsch vom Theodor-Heuss-Platz zum Olympiastadion zu ziehen.

Das Bild war dabei von einer Mischung aus viel Leidenschaft, vielen türkischen Fahnen und viel Polizei geprägt. Insgesamt rund 3.000 Einsatzkräfte der Berliner Polizei und der Bundespolizei waren am Samstag angesichts verschiedener Demonstrationen, eines Besuchs vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan am Vortag und dem Länderspiel in der Hauptstadt. Rund um den Fanmarsch hielt sich ihre Arbeit allerdings in Grenzen: Einige abgebrannte und rotleuchtende Bengalos boten die einzigen nennenswerten, aber im Fußball durchaus üblichen Zwischenfälle. Insgesamt zogen die in der Spitze rund 5.000 Fans der türkischen Mannschaft gut gelaunt in Richtung Olympiastadion. Auch die Polizei-Sprecherin Anja Dierschke berichtete rbb|24 gegenüber von einer "ausgelassenen Feierstimmung".

Havertz trifft zur Führung

Diese wurde anschließend auch im Olympiastadion sichtbar. Dort präsentierten sich die Fans in Rot nicht nur deutlich in der Überzahl, sondern auch lautstärker als die Fans der deutschen Mannschaft. Während sich die türkische Mannschaft über eine Art Heimspiel im fremden Stadion freuen konnte, bekam auf deutscher Seite allen voran Ilkay Gündogan die türkische Überzahl auf den Rängen zu spüren: Der Kapitän der DFB-Auswahl, dessen Großvater einst als Bergmann nach Deutschland gekommen ist, wurde von den Fans der Türkei lautstark ausgepfiffen.

Dennoch hatte auch Gündogan Grund zu Freude, kaum, dass das Spiel begonnen hatte: Bereits in der fünften Minute fand Henrichs mit einem punktgenauen Steilpass in Richtung Strafraum Mitspieler Leroy Sane. Der bewies Ruhe sowie Übersicht und leitete den Ball zu Kai Havertz weiter, der diesen aus kurzer Distanz nur noch zum 1:0 für Deutschland ins Tor schieben musste. Es war ein guter Start einer Partie, in der sich die Kräfteverhältnisse auf dem Rasen anschließend allerdings zunehmend denen auf den Rängen anglichen.

Die Türkei dreht das Spiel

So übernahm die türkische Auswahl mit druckvollem Offensivspiel Stück für die Stück die Kontrolle über das Spiel. Auch weil sich die deutsche Mannschaft bereits im Aufbauspiel deutlich zu viele Fehler erlaubte, kam die Türkei immer wieder gefährlich vor ihr Tor. Zunächst profitierte hiervon Ferdi Kadioglu bei seinem Treffer zum 1:1-Ausgleich (38. Minute), ehe die Partie in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit komplett kippte. Von der deutschen Abwehr völlig allein gelassen, traf Kenan Yildiz zum 2:1 für die Türkei und ließ das Gros der Fans auf den Rängen des Olympiastadions endgültig eskalieren.

Ferdi Kadioglu bejubelt sein Tor zum 1:1, während Jonathan Tah am Boden liegt (Foto: IMAGO/Matthias Koch)Ferdi Kadioglu bejubelt sein Tor zum 1:1, während Jonathan Tah am Boden liegt. | Foto: IMAGO/Matthias Koch

Füllkrug gleicht aus, Türkei bekommt Elfmeter

Ganz allgemein war am Samstag zu spüren, dass die Bedeutung der Partie über die eines üblichen Testspiels deutlich hinaus ging. So stand aufseiten der deutschen Nationalmannschaft insbesondere der noch nicht lange im Amt waltende Bundestrainer Julian Nagelsmann bei seinem Heimdebüt erneut im Fokus. Auf türkischer Seite wiederum reichte die Seltenheit des Gastspiels im von vielen türkischstämmigen Menschen geprägten Berlin, um jedes Tor und jede gelungene Aktion lautstark abzufeiern.

Erneut hörbar wurde dies besonders in der 70. Minute: Nachdem Niclas Füllkrug der deutschen Nationalmannschaft wunderbar bedient von Florian Wirtz zuvor den 2:2-Ausgleich beschert hatte (49.), schlug die Türkei da erneut zu. Mit einem unglücklichen und durchaus diskutablen Handspiel verursachte Torschütze Kai Havertz einen Elfmeter, den Yusuf Sari mit etwas Glück rechts unten zum 3:2 für die Türkei verwandelte.

Die deutsche Mannschaft investierte anschließend noch einmal viel, brachte mit dem Bremer Marvin Ducksch einen offensiven Debütanten, konnte das Spiel aber nicht erneut drehen. So waren es schlussendlich die Türkei und ihre Anhänger, die mit viel Freude auf dem Rasen und teils fast frenetischem Jubel den Rängen den Schlusspunkt setzten.

Sendung: rbb24, 18.11.2023, 21:45 Uhr

31 Kommentare

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  1. 31.

    Andere Länder, andere Kultur. Da sollten sich mal die Deutschen und ihre Gäste ein Beispiel daran nehmen, und nicht immer nur belehren.

  2. 30.

    "Emotionen gehören eben zum Fussball/Pyrotechnik gehört zur(Vereins-)Kultur"..... und schließlich provoziert die Polizei allein durch ihre Anwesenheit."
    Aber bei der letzten WM in Katar gab es weder Pyro, noch Schlägereien, keine Hools und auch kein Stress mit der Polizei.
    Warum eigentlich?
    Das wird wahrscheinlich bei der EM 2024 wieder anders sein......leider!

  3. 29.

    Das Spiel selber war doch gar nicht so schlecht, schlecht war der Schiedsrichter!
    Und ganz schlecht waren die türkischen Fans!
    Eine respektloses und unsportliches Verhalten !
    Leben bei uns in Deutschland und verhalten sich so!
    Das sollten wir mal in der Türkei veranstalten!

  4. 28.

    Fußballkultur eben! Egal wo, egal in welchen Ligen.
    Das wird doch fast immer relativiert bis entschuldigt mit:
    "Emotionen gehören eben zum Fussball/Pyrotechnik gehört zur(Vereins-)Kultur"..... und schließlich provoziert die Polizei allein durch ihre Anwesenheit.
    Rhetorisch gefragt: Warum gibt es diese "provozierende" Polizeianwesenheit nicht im Handball, Eishockey, Basketball ....?
    Mir kann's EIGENTLICH Wurst sein, ich tue mir diese prollige "Kultur" seit1987 nicht mehr an! Es gibt Wichtigeres!
    Fans, betet zu Euren ständig wechselnden Fußballgöttern, dass Eure Heimspiele nicht irgendwo im Ausland stattfinden müssen. Siehe Schachtjor Donezk in Hamburg.
    AMEN.

  5. 27.

    Von " nichts können " kann nicht die Rede sein. Das ist zu pauschal ! Die Bankkonten sind bestimmt nicht leer, und die eine oder andere größere Wertanlage wird auch vorhanden sein.

  6. 26.

    Jeder versteht eben unter "ausgelassener Feierstimmung" etwas anderes. Genau wie Silvester ! Da war ja auch alles ganz harmlos.

  7. 25.

    Wie derzeit nahezu alles, was es in unserem Land zu bewegen gilt, lässt sich auch der Fußball mit einer Textzeile des wunderbaren Songs "Was ist hier los?" der Band Eisbrecher auf den Punkt bringen:

    "Wir wollen viel
    Und können nichts!"

  8. 24.

    Im Tagesspiegel liest sich die "ausgelassenen Feierstimmung" etwas anders: "Die Polizei zieht nach dem Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und der Türkei Bilanz: 92 Festnahmen sowie mehr als 70 Strafermittlungsverfahren stehen zu Buche." und weiter "Neben vielen gewaltsamen Übergriffen zwischen den beiden Fanlagern und gegen die Polizei registrierte diese auch einen Hitlergruß sowie zahlreiche „Wolfsgrüße“. Gezeigt wurde auch der Gruß an die Muslimbrüderschaft. https://www.tagesspiegel.de/berlin/pyrotechnik-und-vereinzelt-wolfsgrusse-5000-turkische-fussballfans-ziehen-durch-berlin-10800589.html

  9. 23.

    Fußball ist rund. Radio Fritz meinte mal, daß ein Ball auch umkippt. Das ist übertrieben. Umkippen können nur „Fußballfreunde, die
    meinen, daß man im Selbstlauf immer gewinnt. Tröstlich: Auch die brasilianischen und englischen Fußballer laufen ihre „legendären“ Fähigkeiten seit langem hinterher.
    Irgendwann wird das wieder. Im Schnitt alle 20 Jahre.

  10. 22.

    Im Weltfussball gibt es immer mehr Mannschaften aus der ehemaligen zweiten Reihe, die uns an die Wand spielen oder zumindest mit uns mithalten können und unsere fehlende Qualität kann nur bedingt über die Einstellung und dem Klima im Team ausgeglichen werden.

    Im eigenen Nachswuchsbereich scheint es derzeit eine Lücke zu geben und jüngere Spieler mit Potential kommen immer öfter aus anderen Erdteilen.

    Als x-facher Weltmeister sollten wir sportlich fair akzeptieren können, daß nicht alle zukünftigen Titel für uns reserviert sein können und unser Leben nicht von sportlichen Erfolgen abhängt.

  11. 21.

    Endlich mal ein Kommentar der Tiefgang hat. Ob mit Mittelstürmer oder ohne, falscher Neun usw. oder taktische Mätzchen ist völlig wurscht, solange die geistige und moralische Einstellung fehlt. Da kann selbst der weltbeste Trainer nichts ändern, ausser sich rechtzeitig vom Acker zu machen, damit man ihm das Ding nicht an die Backe nagelt.

  12. 20.

    Antwort auf Lausitzer
    Ja die Abwehr ist unsere Achillesferse.
    Dort muss deutlich mehr trainiert und abgestimmt werden, damit es besser läuft .
    Trotzdem muss die Kampfbereitschaft stimmen.
    Dort muss mehr pressing gegen den Gegner stattfinden ,um den Ball zurück zu erobern nach Ballverlust.

  13. 19.

    Nur mal so: richtig Spaß macht zZt. die U17 WM! Deutschl. mit 3 Spiele und 3 Siege!
    Schönen Sonntag!

  14. 18.

    Dieses Fußballspiel war wie ein Spiegel, der den Zustand unserer Gesellschaft zeigt.
    Glückwunsch an die Türkei.

  15. 17.

    Dachte ich auch. Statt mal im System zu bleiben wieder eine Umstellung. So wird es nichts. Ein Trainer sollte Stabilität ins Team bringen.

  16. 16.

    Trotz aller Lippenbekenntnisse,in dieser Mannschaft fehlt eine Identifikation und absolute Hingabe zur Nationalmannschaft .In ihren Vereinen sind sie alle ,überwiegend Top ,aber hier gibt es doch so einige Eitelkeiten und Rangordnungsgehabe, nicht offen aber der absolute Wille als Mannschaft sich reinzu hängen fehlt.Kimmich versucht überall zu sein, dann noch seine Duftmarke als Platzhirsch lässt manch einen gehemmt agieren.Jetzt fehlt nur noch Neuer, keiner wird was sagen ,alle schlucken, aber wieder ein Beweis für weiter so.Experimebte vorbei? mit nichten .Ich habe keine Lust mehr auf "Nationalmannschaft".Magath wäre eher der Typ Trainer dem ich das zutrauen würde, Klopp, Ancelotti,Gardiuola,Alonso,ach ja Otto Rehagel nicht zu vergessen.........

  17. 15.

    Ich dachte die Zeit der Experimente sei vorbei nach dem AUS von H. Flick?
    Leider wurde maaaal wieder versucht mit einer Dreierkette zu spielen trotz aller negativen Versuche in der Vergangenheit.
    Bei den 2 Spielen ohne Kimmich gefiel mir das Team besser, wobei es nicht nur an seinem Spiel lag.
    Von Erstklassigkeit sind wir sehr weit entfernt und das überstehen der Vorrunde bei der EM 2024 dürfte schon als Erfolg gewertet werden.

  18. 14.

    Traurige Vorstellung der deutschen Nationalmannschaft.
    Man muß ja nicht immer zaubern, aber ein Mindestmaß an Einsatz, Laufwillen und Kampfgeist sollte schon da sein. Offensichtlich ist heutzutage die Berufung in die Nationalmannschaft kein Grund mehr, hochmotiviert in so ein Spiel zu gehen und alles zu geben, so wie es die türkische Mannschaft vorgemacht hat.
    Da darf man sich dann auch nicht wundern, dass der Support der eigenen Fans ausbleibt.
    Ansonsten tolle und friedliche Stimmung im Stadion.

  19. 13.

    Wenn man weiß, daß die Abwehr nicht die Beste ist(ist noch geschmeichelt), dann sollte die Chancenverwertung schon besser sein! Sonst geht jedes Spiel verloren. In fast jedem Spiel gefühlt 3 Gegentore fressen ist schon schwach. und nicht konkurrenzfähig. Ich glaube auch nicht, daß man die Abwehrschwäche bis zur EM abstellen kann. Es gibt ja keine besseren deutschen Verteidiger. Das gibt die Bundesliga momentan einfach nicht her.

  20. 12.

    Oh je, nichts mit gutem fussball. Die Abwehr machte Fehler über Fehler. Kimmich war kaum zu sehen und das die deutsche Mannschaft sich wehrt? Nix da! So schürt man keine Begeisterung und es wird niemand mitgenommen. Ich denke mal mit solcher Leistung werden sie die Vorrunde nächstes Jahr nicht überstehen.

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