Champions League - Union Berlin geht gegen die Königlichen ins Endspiel um Europa
Nachdem Union am Wochenende einen erlösenden Sieg feiern konnte, steht direkt das nächste Highlight auf dem Programm. Gegen Champions-League-Rekordsieger Real Madrid geht es am Dienstag um die letzte Chance aufs europäische Überwintern.
Fünf Fakten zum Spiel
- Mit einem Sieg gegen Madrid und einer zeitgleichen Niederlage von Braga in Neapel würde es der 1. FC Union noch in die Europa League schaffen. Das Champions-League-Aus steht bereits fest
- Im Hinspiel sah es lange so aus, als könnten die Köpenicker einen Punkt aus dem Estadio Santiago Bernabeu entführen. Erst in der 94. Minute besigelte der Ex-Dortmunder Jude Bellingham mit seinem Treffer die 0:1-Niederlage Unions
- Mit einem Auswärtssieg könnte Real Madrid zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte die Gruppenphase der Champions League mit sechs Siegen abschließen. Das gelang zuvor nur dem FC Bayern München
- Union-Trainer Bjelica traf als Spieler für den damaligen spanischen Erstligisten Albacete drei Mal auf Real Madrid. Seine Bilanz: eine Niederlage und zwei Unentschieden
- Erstmals in dieser Saison findet das Abschlusstraining Unions im Olympiastadion statt. Bjelicas Vorgänger Urs Fischer hatte immer im heimischen Köpenick trainieren lassen
Das bewegt Union
Mit dem 3:1-Sieg gegen Gladbach am vergangenen Wochenende beendete der 1. FC Union die Sieglos-Serie, die über drei Monate angedauert hatte. Bei seiner Heimspiel-Premiere zeigte der neue Trainer Nenad Bjelica seine Handschrift und führte seine Mannschaft zur besten Offensivleistung seit langer Zeit. Er stellte unter Beweis, dass der Kader zu deutlich mehr fähig ist.
Auch wenn es so aussieht, als wäre diese Erlösung vor dem Endspiel in der Gruppenphase der Champions League genau zur richtigen Zeit gekommen, wird es für die Köpenicker am Dienstag (21 Uhr) extrem schwierig werden, doch noch in Europa zu überwintern. Zum einen brauchen sie selbst einen Überraschungssieg gegen Europapokal-Rekordsieger Real Madrid, zum anderen benötigen sie Schützenhilfe von Neapel, das im Heimspiel Braga schlagen müsste. Nur bei eigenem Sieg und einer Niederlage der Portugiesen würden sie noch auf Platz drei klettern.
Trotz der schwierigen Aufgabe ist die Vorfreude auf die Highlight-Partie bereits riesig. "Was gibt es Schöneres, als vor über 70.000 Zuschauern im Olympiastadion gegen Real Madrid aufzudribbeln, alles auf eine Karte zu setzen und eventuell noch ein Europa-League-Ticket einzutüten? Wir werden alles reinhauen und unser Leben nochmal auf dem Platz lassen", kündigte Nationalspieler Robin Gosens nach dem Sieg gegen Gladbach an.
"Ich bin überzeugt, dass wenn wir diese Leistung von Samstag wiederholen können, die Chancen gegen Marid zu gewinnen ganz groß sind. Wir müssen aber ein perfektes Spiel machen, das ist klar", sagte Trainer Nenad Bjelica auf der Pressekonferenz am Montag.
Der Gegner-Check
Die Königlichen präsentieren sich in dieser Saison wieder in Topform. 17 von 21 Spielen hat Real bislang wettbewerbsübergreifend gewonnen und erst eine einzige Niederlage kassiert: am 24. September in der Liga gegen Stadtrivale Athletico (1:3). In der Champions League ist das Team von Carlo Ancelotti auf dem besten Weg, mit einem Rekord des FC Bayern München gleichzuziehen und zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte die Gruppenphase mit maximaler Punktzahl zu beenden.
Schon jetzt steht fest, dass die Madrilenen als Gruppenerster ins Achtelfinale einziehen werden. Ein Erfolg, von dem Union möglicherweise profitieren könnte. Denn es ist gut möglich, dass Ancelotti im Olympiastadion ein paar seiner Star-Spieler zum Schonen auf der Bank lässt. Mit Vinicius Junior (Oberschenkelverletzung), Aurelien Tchouameni (Ermüdungsbruch) und Eduardo Camavinga (Außenbandriss) fehlen sowieso einige Leistungsträger verletzt. Dennoch hat natürlich auch die königliche Reservebank jede Menge Talent zu bieten, das die Berliner vor eine große Aufgabe stellen wird.
So könnte Union spielen
Gegen Gladbach überraschte Trainer Bjelica mit einer Personalie auf dem Flügel: Benedict Hollerbach, der unter Urs Fischer nur selten zum Einsatz kam, durfte von Beginn an ran, erzielte einen Treffer und hatte großen Anteil an dem lang ersehnten Befreiungsschlag. Gegen Madrid darf der 22-Jährige nun allerdings nicht ran. Im September nominierten die Eisernen den Neuzugang von SV Wehen Wiesbaden nicht für ihr Champions-League-Aufgebot.
Bjelica wird allerdings auch gegen die Königlichen wieder sein neues 4-1-4-1-System spielen wollen und wird deshalb auf dem rechten Flügel eine Hollerbach-Alternative finden müssen. Der schnelle Sheraldo Becker wird nach seiner Verletzung wohl wieder im Kader stehen, aber voraussichtlich noch nicht wieder fit genug für 90 Minuten sein.
Denkbar wäre zum Beispiel, dass Josip Juranovic erst einmal aus der Abwehrkette nach vorne rutscht und hinten dafür Christopher Trimmel von Beginn an ins Spiel kommt. "Christopher ist unser zweiter Kapitän und ein sehr wichtiger Spieler, nicht nur in den letzten zehn Jahren sondern auch jetzt. (...) Er wird in Zukunft sicherlich seine Einsatzminuten bekommen. Ob das gegen Madrid schon so weit sein wird, werden wir sehen", erklärte Bjelica auf der Pressekonferenz.
Ansonsten könnte auch Kevin Volland von seiner Lieblingsposition hinter den Spitzen abgezogen werden und auf den Flügel gestellt werden. Dann könnte Aissa Laidouni in der Startelf stehen.
Unions mögliche Startelf: Rönnow - Trimmel, Knoche, Leite, Roussillon - Khedira - Juranovic, Volland, Haberer, Gosens - Behrens
Die Prognose
Der erlösende Sieg gegen Gladbach dürfte Union neues Selbstvertrauen gebracht haben. Ob das ausreicht, um die Königlichen zu bezwingen, ist fraglich. Zwar kommt Real als sicherer Gruppenerster nach Berlin, hat aber sicherlich Ambitionen, mit maximaler Punktzahl ins Achtelfinale einzuziehen. Und auch eine gut aufegelegte zweite Garde Madrids dürfte Union vor einige Probleme stellen.
Der Redaktionstipp: Union spielt munter mit, gegen die mächtigen Madrilenen wird ein Überraschungssieg aber ausbleiben. 1:3-Niederlage.
Sendung: rbb24, 11.12.2023, 18 Uhr