Hertha BSC gegen Hannover 96 - Pal Dardai will zum Endspurt eine Siegesserie
Hertha BSC hat den direkten Wiederaufstieg verpasst, will sich im Saisonendspurt aber nicht hängen lassen. Trainer Pal Dardai peilt die nächste Siegesserie an - beginnend mit dem anstehenden Heimspiel am Freitagabend gegen Hannover 96.
Fünf Fakten zum Spiel
- Hertha BSC hat 28 der insgesamt 67 Aufeinandertreffen gewonnen und damit die deutlich bessere Bilanz als Hannover (16 Siege)
- Hertha würde die 96er mit einem Sieg überholen und könnte bis auf Platz fünf vorstoßen
- Ex-Kapitän Marvin Plattenhardt wird am Freitagabend im Olympiastadion offiziell verabschiedet
- Hertha - Hannover findet erstmals seit 28 Jahren als Zweitligaduell im Olympiastadion statt
- Die Niedersachsen gewannen 1992 als bislang letzter unterklassiger Verein den DFB-Pokal in Berlin
So läuft es sportlich bei Hannover 96
Hertha BSC und Hannover 96 teilen das Schicksal, dass der große Sprung zu den Aufstiegsplätzen kurz vor Saisonende endgültig verpasst wurde. Am Freitagabend (18:30 Uhr) treffen Platz fünf und sieben der 2. Bundesliga im Olympiastadion aufeinander - zehn und elf Punkte von Rang drei entfernt. "Eigentlich müsste man sich als 96-Fan über Platz sechs kurz vor dem Saisonende freuen, aber die Saison hat sich nicht gut angefühlt", berichtet Tobias Groebner rbb|24.
Der 45-Jährige beobachtet das Geschehen bei den 96ern durch seinen Fan-Podcast "Vorwärts nach weit" sehr genau. "Das Ziel war zwar, sich nur ein wenig weiterzuentwickeln – gemäß dem Dreijahresplan, den der Verein vor einem Jahr aufsetzte und der nun in zwei Jahren mit Trainer Stefan Leitl zum Aufstieg führen soll. Wir sind also eigentlich im Soll", so Groebner. Das Problem: "Der Verein hat immer in den Momenten, in denen sich 96 unter den ersten Drei hätte festsetzen können, den Sprung verpasst." So könne er nicht zufrieden sein, da deutlich mehr drin gewesen wäre.
Die Arbeit von Trainer Leitl würde unter den 96-Fans differenziert betracht werden. Groebner persönlich ist kein Unterstützer dessen Arbeit. "Ich traue ihm nicht zu, aus den vorhandenen Spielern etwas wirklich Nachhaltiges aufzubauen, das den Dreijahresplan erfüllen wird. Er lässt junge Spieler recht schnell fallen."
Das bewegt die Fans
Hertha und Hannover haben ebenfalls gemeinsam, dass es meist so viele Themen auf wie nebem Platz gibt. Hauptgrund in der niedersächsischen Landeshauptstadt: Martin Kind, langjähriger Investor und Geschäftsführer der "Hannover 96 Management GmbH", der seit langer Zeit gegen die etablierte 50+1 Regelung kämpft.
"Obwohl Kind sich seit so vielen Jahren in Hannover bei 96 engagiert, hat er nicht verstanden, dass es nicht darum geht, ein Wirtschaftsunternehmen voranzubringen, wie es mit seinem Hörgerätekonzern gemacht hat", erklärt Groebner. "Es geht im Fußball um Emotionen, soziale Verantwortung und den Schnitt durch die Gesellschaft abzubilden. Er betrachtet das aus meiner Sicht grundsätzlich falsch, weil er die Emotionen rausrechnen möchte. Würde man das in Hannover aber machen, bliebe nicht mehr viel übrig."
Ob Weisungen des e.V. erfüllt werden, ob für oder gegen Investoren in der DFL gestimmt wird, ob 96 überhaupt 50+1-konform ist – all das sei Dauerthema bei den 96ern und entzünde sich immer wieder in kleinen Nebenkriegsschauplätzen. Ein Konflikt, der weiter anhält.
Auf diesen Spieler muss Hertha achten
Zwar gäbe es, so Fan- und Podcaster Groebner, keinen klaren Starspieler in Hannover, doch wenn er einen nennen müsste, wäre es Marcel Halstenberg. Der 32-jährige Defensivspieler stammt aus der Region, spielte in der Jugend für Hannover und kehrte im vergangenen Sommer nach vielen Jahren zurück.
"Er ist aber sicher einer der herausragenden Spieler der zweiten Liga. In der vergangenen Saison spielte er mit RB Leipzig noch in der Champions League und gewann den DFB-Pokal. Dieses Niveau hat er auch noch", schwärmt Groebner. "Halstenberg baut das Spiel mit sehr schlauen Vertikalpässen von hinten auf, er ist aber auch ein harter Verteidiger mit gutem Stellungs- und Kopfballspiel."
Das sagt der Trainer
Pal Dardai: "In den nächsten Spielen wird sich zeigen, wer bleibt, wer geht und wer vielleicht noch ausgeliehen wird in der nächsten Saison. Da geht es schon um die Zukunft. Jeder soll sich individuell zeigen. Mein Ziel für diese Saison ist noch, drei Spiele hintereinander zu gewinnen. So eine kleine Serie wäre gut, auch für die Spieler, damit sie die Sommerpause genießen können."
So könnte Hertha spielen
Einmal mehr kann Trainer Pal Dardai nahezu aus dem Vollen schöpfen, was der Spielerpersonal angeht. Nur Smail Prevljak und Gustav Christensen fehlen weiterhin aufgrund von Knieprellungen, alle anderen Kicker stehen bereit. Auf der Pressekonferenz stellte Dardai klar, dass es trotz des nicht mehr zu erreichenden Aufstiegs sportliche Ziele und somit keine große personelle Rotation geben wird.
Dennoch könnte es sein, dass das ein oder andere Nachwuchstalent in den verbleibenden Partien zu noch mehr Einsatzzeiten kommen wird - Beispiele wären Pascal Klemens und Ibrahim Maza. Die starke Heimleistung gegen Hansa Rostock (4:0) als auch der ordentliche Auftritt gegen den Karlsruher SC (2:3) werden Dardai aber vermutlich auf die nahezu selbe Startelf vertrauen lassen.
Herthas mögliche Startelf: Ernst - Kenny, Kempf, M. Dardai, Karbownik – Zeefuik – Winkler, P. Dardai, Maza, Reese - Tabakovic
Die Prognose
Der Tipp des Gegner-Experten: "Ich würde behaupten, dass die Luft bei 96 raus ist. Zwar läuft es bei Hertha auch nicht so richtig rund, aber sie wird zu stark für 96 sein. Hannover wird Haris Tabakovic nicht kaltstellen können, er wird den Unterschied machen. Am Ende gewinnt Hertha deutlich wie ungefährdet mit 3:0."
Der Redaktionstipp: Ein Zu-Null-Spiel für Hertha zu tippen, ist natürlich mutig - das gelang den Berlinern in der Rückrunde bislang nur ein Mal. Dennoch wird Hertha am Freitag erneut heimstark auftrumpfen und Tabakovic der Torjägerkanone einen Schritt näherkommen. 3:1 für die "alte Dame".
Sendung: rbb24, 24.04.2024