2. Bundesliga - Hertha BSC verliert ausgeglichene Partie beim KSC mit 2:3
Ende des Höhenflugs: Hertha BSC unterliegt dem Karlsruher SC. Dabei waren die Berliner dem Gegner gewachsen und hätten durchaus Zählbares mitnehmen können. Doch der KSC war an diesem Tag effizienter.
- Herthas Aufstiegsträume sind endgültig beendet
- nach zuvor vier Spielen ohne Niederlage verliert Hertha beim KSC mit 2:3
- die befreundeten Fanlager sorgten mit einer aufwendigen Choreografie für Aufsehen
- ein KSC-Fan verletzte sich schwer
Fußball-Zweitligist Hertha BSC muss auch die Resthoffnung auf den Bundesliga-Aufstieg abschreiben. Die Berliner verloren am Sonntag auswärts beim Karlsruher SC mit 2:3 (1:2). Die Tore erzielten Marco Thiede (16. Minute), Igor Matanovic (45.) und Marvin Wanitzek (77.) für den KSC, für Hertha traf Torjäger Haris Tabakovic doppelt (23. und 87./Elfmeter).
Durch die Pleite mussten die Berliner nach zuvor vier ungeschlagenen Spielen den KSC in der Tabelle an sich vorbeiziehen lassen und fielen zurück auf den siebten Rang. Der Abstand zu Fortuna Düsseldorf auf Rang drei beträgt bei vier verbleibenden Spielen nun elf Punkte.
Duell unter Freunden
Beim Hauptstadtklub gab es inmitten einer ansonsten schwierigen Saison in jüngerer Zeit nur Positives zu vermelden: Der Sparkurs der Berliner zeigte erste wirtschaftliche Erfolge, erstmals seit vielen Jahren wird der finanziell angeschlagene Bundesliga-Absteiger in einer Saison ein positives Betriebsergebnis erzielen. Sportlich sah es nach dem überzeugenden 4:0-Erfolg in der Vorwoche gegen Hansa Rostock ohnehin wieder freundlicher aus, zumal Hertha damit in neun Partien nur vom Zweitliga-Topklub FC St. Pauli geschlagen werden konnte. Und dann war der anstehende Gegner mit dem Karlsruher SC auch noch ein äußerst Geschätzter, mit dem Hertha BSC traditionell eine freundschaftliche Beziehung pflegt.
Entsprechend harmonisch war die Stimmung vor Anpfiff im Karlsruher Stadion. Die Fans beider Mannschaften verwandelten die Ränge in ein blau-weißes Fahnen-Meer, und eine beeindruckende Choreografie erstreckte sich über nicht weniger als drei Stadionkurven: Die Zuschauer hielten ein großflächiges blau-weißes Band in die Höhe, mit den Wappen der beiden Klubs sowie der Aufschrift: "Vereint in den Farben" und "Vereint gegen alle".
Intensiver Beginn
Auf dem Rasen hingegen waren beiden Mannschaften vereint allein in dem Bestreben, als Sieger vom Platz zu gehen. Für beide Vereine ging es immerhin um die vage Resthoffnung, noch mal ins Aufstiegsrennen einsteigen zu können.
Und so entwickelte sich eine intensive, kurzweilige Partie. Aymen Barkok ließ dabei die erste hochkarätige Gelegenheit liegen, nachdem er das Spielgerät in der Nähe des fremden Strafraums zunächst erobert hatte, dann allerdings unbedrängt an Torhüter Patrick Drewes scheiterte (5. Minute).
Als kaltschnäuziger erwiesen sich die Hausherren. Nach einem Eckstoß glitt der Ball über den Scheitel von Herthas Innenverteidiger Marc Oliver Kempf und landete bei Marco Thiede, der den Ball unter Kontrolle brachte und abstaubte zur Führung für den KSC (16.).
Zwischenzeitlich erstritten die Gäste aus Berlin den Ausgleich, weil wieder einmal das wohl gefürchtetste Offensivduo der zweiten Liga nicht zu bremsen war: Auf der rechten Außenbahn sprintete Fabian Reese seinem Gegenspieler Philip Heise davon und brachte die Kugel nach innen vor das Gehäuse Tor zu seinem Sturmpartner Haris Tabakovic, der zum Ausgleich einnetzte (23.).
Die Heimmannschaft ließ sich nicht verunsichern und setzte Herthas Defensive durch ein flottes Kombinationsspiel zunehmend unter Druck. Kurz vor der Pause wurde es dann noch mal brenzlig im Berliner Strafraum: Jonjoe Kenny klärte eine Hereingabe regelwidrig per Hand, doch Heise spielte ohne Reklamation weiter und flankte auf den Kopf des KSC-Stürmers Matanovic, der platziert und unhaltbar ins rechte Toreck einnickte (45.).
Mit 2:1 ging es in die Pause in einem Spiel, in dem sich der Fokus der Zuschauer für zeitweise allein auf das Wohlergehen eines KSC-Fans richtete, der schwerverletzt von Sanitätern behandelt werden musste, nachdem er von einer Brüstung gestürzt war. Der Fan wurde schließlich ins Krankenhaus transportiert und war Vereinsangaben zufolge wieder ansprechbar.
Tabakovic macht es spät noch mal spannend
Nach dem Seitenwechsel begegneten sich beide Mannschaften lauernd. Große Chancen waren zunächst nicht mehr zu verzeichnen. Mit Derry Scherhant und Florian Niederlechner brachte Pal Dardai für die letzten gut zwanzig Minuten noch zwei frische Offensivkräfte für Palko Dardai und Barkok.
Doch Karlsruhe ließ wenig zu in der Defensive - und schaltete im Angriff schnell: Marvin Wanitzek sorgte mit seinem Treffer zum 3:1 für die vermeintliche Vorentscheidung. Zuvor hatte sich Paul Nebel gegen Herthas Karbownik durchgesetzt, wodurch Wanitzek an die Kugel gelangte und platziert abziehen konnte (77.).
Spannend wurde es dann doch noch mal in der Schlussphase, weil die Gäste durch einen Videobeweis einen Handelfmeter zugesprochen bekamen, den Tabakovic sicher verwandelte (87.) - der Angreifer liegt mit nun 21 Treffern an der Spitze der Torjägerliste, drei Tore vor Christos Tzolis von Fortuna Düsseldorf.
Die Niederlage in Karlsruhe konnte Hertha letztlich trotzdem nicht mehr abwenden.
Die Stimmen zum Spiel
Pal Dardai (Hertha-Trainer): "Es war viel mehr drin. Wir haben den Gegner selbst aufgebaut (...). Man muss sagen, die erste Halbzeit war okay, dann gab es ein Riesen-Loch. (...) Der Wille war bis zum Schluss da, aber das Können war nicht da."
Fabian Reese (Hertha): "Wir haben über weite Strecken ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht. Aber wir haben, sinnbildlich für diese Saison, in den entscheidenden Situationen zu sorglos verteidigt. Wir haben in ungünstigen Situationen Tore gefangen und so das Spiel aus der Hand gegeben, obwohl wir eigentlich mehr vom Spiel hatten."
Igor Matanovic (KSC): "Es war ein chaotisches Spiel von beiden Teams. Beide sind nicht ganz reingekommen. Ansätze waren da, aber am Ende hat etwas gefehlt. Unser Führungstor vor der Halbzeit war extrem wichtig, dass du so in die Pause gehst."
Das Spiel im Liveticker
Sendung: rbb UM 6, 21.04.2024, 18:00 Uhr