Euro 2024 - Uefa bekämpft Schwarzmarkt mit digitalen Tickets - und nimmt andere Probleme in Kauf

Fr 21.06.24 | 11:11 Uhr
  9
Symbolbild: Auf einem Smartphone ist am 09.10.2023 das Logo der EM 2024 zu sehen. (Quelle: Picture Alliance/Bernd Feil)
Bild: Pressefoto M.i.S., Mindelheim

Die Uefa setzt bei der Fußball-EM auf digitale Tickets und eine eigene App. Der Verband erhofft sich eine Eindämmung des Schwarzmarkts. Die Fans müssen sich auf Verschärfungen und Einschränkungen an anderen Stellen einstellen.

Bei der Fußball-EM in Deutschland setzt die Uefa erstmals bei einem großen Turnier vollständig auf digitale Eintrittskarten. Dafür hat der europäische Fußball-Dachverband eine eigene App entwickelt, die sich jeder Ticketinhaber herunterladen muss, um die Karten nutzen oder an Freunde verschicken zu können.

Bei der Einrichtung der App muss ein Benutzerkonto angelegt werden, für das neben den üblichen persönlichen Daten auch eine Personal- oder Reisepassnummer angegeben werden muss. Die Verbraucherzentrale bewertet die digitalen Tickets der Uefa mit gemischten Gefühlen.

"Man hört nach wie vor, dass Menschen Tickets schwarz anbieten"

"Grundsätzlich macht die Uefa das aus einem einfachen Grund: Der Schwarzmarkt soll eingedämmt werden", sagt Simon Götze von der Verbraucherzentrale Berlin. "In der Vergangenheit haben sich immer wieder Menschen, die eigentlich kein Interesse an der Veranstaltung haben, Tickets gekauft und für ein Vielfaches weiterverkauft", sagt er. Aus Verbrauchersicht sei es also begrüßenswert, dass die Unternehmen versuchten, dieses Problem in den Griff zu bekommen.

Wie erfolgreich die App bei der Bekämpfung des Schwarzmarkts wirklich ist, ließe sich zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht sagen, so Götze. "Man hört nach wie vor, dass Menschen Tickets im Vorfeld des Spiels schwarz anbieten. Damit das Ganze einigermaßen verbraucherfreundlich umgesetzt werden kann, besteht schließlich trotzdem die Möglichkeit, die Tickets auf Freunde oder Bekannte umzuschreiben." Das biete Lücken, die von Betrügern und Schwarzhändlern genutzt würden. Beschwerden über gefälschte Tickets seien bei der Verbraucherzentrale Berlin bislang allerdings noch nicht eingegangen.

Uefa setzt auf offiziellen Zweitmarkt

Menschen, die kurzentschlossen versuchen wollten, noch Tickets für ein EM-Spiel zu bekommen, rät Götze von dubiosen Angeboten im Internet ab. "Wenn man irgendeine andere Form von Tickets findet, dann ist man da wahrscheinlich Betrügern aufgelaufen." Er verweist stattdessen auf den Zweitmarkt der Uefa. "Es gibt einen zertifizierten Zweitmarkt, falls Leute tatsächlich kurzfristig doch nicht zum Spiel gehen können, wo die Tickets eben nur zu den Preisen verkauft werden können, zu denen sie auch gekauft wurden."

Die Uefa hat den Schwarzmarkt nach eigenen Angaben dank der App besser im Blick: "Von Agenturen, Schwarzhändlern, oder über soziale Medien erworbene Tickets können von der Uefa jederzeit ungültig gemacht werden und Fans müssen damit rechnen, dass ihnen der Zutritt zum Stadion verweigert wird", erklärt der Verband.

Smartphone ist Pflicht

Stärkere Kritik übt Götze an der unbedingten Pflicht, mit einem Smartphone zum Spiel kommen zu müssen. "Wer zur Bundesliga geht, kann das Ticket immer noch ausdrucken. Ich kann also auch weiterhin, ohne jemals ein Smartphone in der Hand gehalten zu haben, zu einem Hertha-Spiel gehen", sagt Götze. "Klar sind wir bei der Digitalisierung weit vorangeschritten und die meisten Menschen besitzen ein Smartphone, trotzdem werden Leute, die darauf verzichten wollen, ausgeschlossen", kritisiert er.

Datenschutz leidet

Des Weiteren sollten sich Ticketinhaber über die mögliche Weitergabe ihrer Daten bewusst sein. "Die Daten können auch im EU-Ausland verarbeitet werden, wo die strengeren Datenschutzverordnungen vielleicht nicht gelten", erklärt Götze. Auch ein Sprecher des Landesbeauftragten für Datenschutz kritisierte in der "Rheinischen Post" im Vorfeld des Turniers den laxen Umgang der Uefa mit den Fan-Daten: "Leider scheint der Besuch der Spiele mit der umfassenden Offenlegung der personenbezogenen Daten verbunden zu sein", hieß es.

Es offenbart sich: Um den Schwarzmarkt einzudämmen - was auch im großen Interesse der Uefa ist - nimmt der Verband Verschärfungen und Einschränkungen beim Ticketverkauf für Fans in Kauf.

9 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 9.

    Wir reden hier von Tickets und nicht von Geldwäsche oder sonstigen schweren Verbrechen.
    Und wie weißt man nach das ich das Ticket nicht einem Freund zum „Einkaufspreis“ übertragen habe ?
    Ich habe mehr Glück gehabt als meine Freunde und haben ein paar Tickets bekommen …. Ich selbst brauche keine, bin halt ein guter Mensch und deshalb bekommen diese Tickets Freunde… selbstverständlich zum regulären Preis.
    Und jetzt beweisen sie mir mal das Gegenteil… sie wissen ja ich muss nicht meine Unschuld beweisen.

  2. 8.

    Ich dachte immer wir leben in einer Marktwirtschaft in dieser der Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Sicher kann die UEFA meinen das kommerzielle Anbieter keine Lizenz besitzen Tickets zu verkaufen. So wirklich Untersagen kann Sie es aber nicht und wenn jemand sein Ticket privat weiterverkaufen möchte oder muss kann die UEFA dies nicht einfach bestimmen oder sogar erneut daran verdienen.

    Das ganze gebaren der Ticketanbieter ist ohnehin Fragwürdig und wird zurecht von den Kartellbehörden untersucht. Von Wucher ist man ohnehin wenn man sich die Angebote anschaut weit weg. Wucher ist er was die UEFA für solch ein Ticket verlangt, also mit einer mittelständischen Familie nicht leistbar. Hinterfragt wird das ohnehin nicht, sieht man ja wie die UEFA mit Marvin Wildhage umgeht. Anstatt sich an die eigene Nase zu fassen, werden noch Drohungen ausgesprochen.

  3. 7.

    Über 20% der Bevölkerung werden vom Besuch der Fußballstadien ausgeschlossen, dürfen sie aber mitfinanzieren.

  4. 6.

    Es ist den so wie bei Eventim da wird beim Weiterverkauf doppelt und dreifach verdient. Am gleichen Ticket und man ist dem Kartell Hoffnungslos ausgeliefert. Viel hat die UEFA dann nicht übrig wenn es dann um die Bezahlung von Sicherheit oder ein ÖPNV Angebot geht. Es zählt nur maximaler Profit und weshalb jemand sein Ticket nicht unter den Originalpreis anbieten kann ist auch schleierhaft. Das Kartell geht dann soweit das es den Weiterverkauf auch noch bestimmt und daran verdient. Wer sich das gefallen lässt!

  5. 5.

    Na logisch, durch die nachvollziehbare Übertragung (z.B. aller von einer person weiter verkauften Tickets) kann man den Schwarzmarkt sondieren und individuelle Maßnahmen ergreifen.

  6. 4.

    Also ich frage mich wen das kümmert. Ich brauche keine Fußballtickets und wer sich die zu Mondpreisen kauft ist doch selber schuld. Ferner sollte die Uefa lieber alle Ticketpreise raufsetzen. Wenn die Marge für den Schwarzmarkt unrentable wird dann wird es wohl keiner machen.

  7. 3.

    Ich bin lieber für einen möglichen Schwarzmarkt anstatte dieser (weiter) umsichgreifenden, diskriminierenden APP-Knebelungen , egal auf welchen Sektor.
    Und meist geht es dabei ja auch um Datenerfassung.

  8. 2.

    Einen Schwarzmarkt wird es immer geben solange die Tickets übertragbar sind.
    Und wenn einer für sich und seine 3 Freunde Ticket erwirbt müssen die auch übertragbar sein.
    Da hilft auch keine tolle App in der man sinnloserweise auch noch Perso Nummern eintragen muss.

  9. 1.

    Euro Tickets werden und wurden nur online verkauft. Wer auf das Internet verzichten möchte, wird genauso ausgeschlossen. Da besschwert sich aber keiner.
    Ich denke wer das Internet nutzt, um ein Ticket zu kaufen, sollte kein Problem haben (s)ein Smartphone zu nutzen, um ins Stadion zu kommen.

Nächster Artikel