German Football League - Das Erfolgsgeheimnis der Potsdam Royals

Fr 23.08.24 | 10:40 Uhr | Von Matthias Gindorf
Die Potsdam Royals feiern einen Touchdown. Quelle: imago images/Foot Bowl
Audio: rbb24 Inforadio | 20.08.24 | 11:15 Uhr | Matthias Gindorf | Bild: imago images/Foot Bowl

Die Potsdam Royals dominieren die German Football League. Der Titelverteidiger ist nach zehn Spielen ungeschlagen. Woche für Woche werden die Gegner mit über 50 Punkten nach Hause geschickt. Der Erfolg ist das Produkt harter Arbeit. Von Matthias Gindorf

56:21 gegen Hildesheim, 58:0 gegen die Berlin Adler, 74:20 gegen die Berlin Rebels oder sogar 96:14 gegen die Allgäu Comets. Wenn die Potsdam Royals in der German Football League (GFL) auf dem Platz stehen, dann geht es für die Gegner meist nur um Schadensbegrenzung.

Kein anderes Team hat in der aktuellen Saison so viele Punkte und Touchdowns in der höchsten deutschen Football-Liga erzielt wie die Mannschaft aus der brandenburgischen Landeshauptstadt. Dass beim Football so viele eigene Punkte erzielt werden, ist eher selten. Bei den Potsdam Royals endet aber fast jedes Duell mit einem sogenannten "50-Burger", das heißt sie erzielen in einem Spiel mehr als 50 Punkte.

Was für die Potsdamer Fans natürlich schön anzusehen ist, kommt aber nicht überall in Football-Deutschland gut an. Nach dem deutlichen Sieg bei den Allgäu Comets gab es vor allem in den sozialen Medien viel Kritik für die Royals. Man hat dem Team dort vorgeworfen, die Gegner zu demütigenden. Solche Spiele hätten nichts mit dem Gedanken von "Football is family" zu tun, der oft zitiert wird. Neutrale Footballfans hätten sich gewünscht, dass Potsdam irgendwann mal einen Gang runterschaltet, wenn sie einen Gegner derart dominieren.

Potsdam Royals weisen Kritik an ihrer Spielweise zurück

"Das sehe ich natürlich ein bisschen anders", sagt Potsdam-Royals-Headcoach Michael Vogt zu rbb|24. "Wir spielen 48 Minuten Football und wir trainieren für 48 Minuten. Wir müssen einfach bereit sein, zu jeder Zeit gut Football zu spielen und deswegen ziehen wir das von Anfang bis Ende durch." Potsdams Receiver Heiko Bals hat das Spiel im Allgäu auch ganz anders wahrgenommen: "Es haben sich alle beschwert, außer die Spieler der Comets. Die haben es sportlich genommen."

Aber woher kommt diese Dominanz "made in Potsdam"? Heiko Bals sagt, dass es am Umfeld der Royals liegt: "Wir sind halt sehr gut organisiert. Wir haben die vergangenen Jahre ein System entwickelt, so dass keine Trainingszeit verschwendet wird." Alle Meetings der Mannschaft werden laut Heiko Bals auf Video aufgezeichnet und den Spielern zur Verfügung gestellt, die nicht zu dem Meeting kommen konnten. Außerdem wird in Potsdam dreimal die Woche trainiert. Andere GFL-Teams trainieren nur einmal.

Spieler investieren viel abseits des Platzes

Dazu kommt, dass sich das Team in den vergangenen Jahren kaum verändert hat. Spieler und Trainer sind fast immer noch die gleichen. Das ist in der German Football League oft anders. Der Vertrag von Star-Quaterback Jaylon Henderson konnte beispielsweise verlängert werden.

Receiver Heiko Bals sieht das Erfolgsrezept auch bei jedem einzelnen Spieler. "Es geht darum, wie viel jeder bereit ist zu investieren – auch neben dem Training." Heißt: Die Royals kommen nicht nur dreimal die Woche zum offiziellen Training mit der Mannschaft, sondern beschäftigen sich auch abseits davon mit Spielzügen, Krafttraining oder neuen Taktik-Ideen.

Erfolgsgeheimnis der Potsdam Royals: Professionalität

Aus der GFL wurden die Potsdam Royals auch dafür kritisiert, dass sie besonders viele sogenannte US-Imports im Kader haben. Das sind amerikanische Spieler, die in ihrer Heimat schon hochklassig Football gespielt haben. In Deutschland werden sie gut bezahlt, um einem Team ihre Erfahrung zu vermitteln. Teilweise werden diesen "Imports" auch Wohnungen, Auto und Verpflegung bezahlt. Lokale Sponsoren helfen den Royals dabei.

Potsdam hat deutlich mehr solcher Amerikaner im Kader als andere GFL-Teams. Erfolgtreiches Scouting ist also ein weiterer Baustein des Erfolgs. "Wir machen da nichts gegen die Regeln", sagt Potsdams Trainer Michael Vogt. Er findet die Diskussion sowieso albern, weil auch andere Teams so handeln könnten, es aber nicht tun. "Wir machen nichts Verbotenes."

Bei den Potsdam Royals ist ein Team zusammengewachsen, das jetzt den Erfolg einfährt. Schon die vergangenen beiden Jahre stand Potsdam im GFL Bowl, dem Endspiel um die deutsche Meisterschaft im American Football. Einmal hat man knapp verloren und im vorigen Jahr deutlich den Titel geholt. Dass es auch in diesem Jahr bis in den GFL Bowl geht, zweifelt in Potsdam und in Football-Deutschland kaum jemand an.

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.08.24, 11:15 Uhr

Beitrag von Matthias Gindorf

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