Vor deutsch-polnischem Bahngipfel am Mittwoch - Bündnis drängt auf bessere Schienenverbindungen zwischen Polen und der Lausitz

Di 07.02.23 | 17:25 Uhr
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Symbolbild. (Foto: Jens Büttner/dpa)
Audio: Studio Cottbus | 08.02.2023 | Nachrichten | Iris Wussmann | Bild: Jens Büttner/dpa

Vor dem deutsch-polnischen Bahngipfel in Potsdam am Mittwoch hat das Bündnis "Planung - Bau - Betrieb der Schieneninfrastruktur - Lausitz jetzt!" die bestehenden Schienenverbindungen zwischen der Lausitz und Polen kritisiert. In einer Mitteilung am Dienstag erklärte das Bündnis, zu dem auch die Cottbuser Industrie- und Handelskammer (IHK) gehört, die Bahnverbindungen zwischen der Lausitz und dem Nachbarland befänden sich "weiterhin im Dornröschenschlaf".

"Polen ist auf der Schiene so weit entfernt von Deutschland wie nie zuvor", heißt es in der Mitteilung. Besonders in der Lausitz zeige sich der enorme Handlungsdruck beim Ausbau und der Elektrifizierung der Schienenverbindungen nach Polen.

Keine werktäglichen Verbindungen - unklarer Ausbau

Alle vier grenzüberschreitenden Bahnübergänge zwischen der Lausitz und Polen seien nicht elektrifiziert und nicht ausgebaut, heißt es weiter. Regelmäßige werktägliche Verbindungen gebe es auf drei der vier Strecken gar nicht. Die letzte tägliche IC-Zugverbindung zwischen Berlin, Cottbus und Breslau sei bereits vor zehn Jahren eingestellt worden. Der bis zum Jahreswechsel 2022 verkehrende "Kulturzug Berlin-Cottbus-Breslau" befinde sich im Winterschlaf, eine Wiederaufnahme sei bis heute ungeklärt.

Für im Strukturstärkungsgesetz verankerte Maßnahmen sei hingegen die Finanzierung noch nicht abschließend geklärt, heißt es in der Mitteilung. Dabei geht es um den Ausbau der Strecken "Cottbus-Guben-Poznan" und "Cottbus-Forst-Breslau". Die beiden weiteren Zugstrecken aus der Lausitz nach Polen sind "Cottbus-Horka-Breslau" und "Cottbus-Görlitz-Breslau". Diese seien auf der polnischen Seite sehr gut ausgebaut und elektrifiziert.

Das Bundesverkehrsministerium habe im Sonderausschuss zur Strukturentwicklung in der Lausitz die Finanzierung in Aussicht gestellt. Man sei im Gespräch, aber an der Sachlage habe sich nichts geändert, so die Mitteilung.

"Der Zeitkorridor für die Planung und Umsetzung der bedeutenden bis 2038 zu realisierenden Schienenprojekte wird immer enger", so der Generalmanager Infrastruktur und Mobilität der IHK Cottbus, Jens Krause. Er fordert deshalb die Landesregierung dazu auf, sich unbedingt für die zeitnahe Unterzeichung der Finanzierungszusagen durch den Bund stark zu machen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.02.2023, 18:30 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    Was Sie auf Autobahnen erblicken, das sind polnische LKW, die weitgehend im Auftrag deutscher Unternehmen fahren. Weil es immer noch billiger ist, Lebensmittel, Vorprodukte und technische Güter Hunderte Kilometer über Schnellstraßen und Autobahnen zu transportieren als hierzulande den vglw. höheren Preis zu bezahlen; das Ganze rührt v. a. daher, anderen hierzulande den gleichen Lohn zu missgönnen als einem selbst. Unter anderem im Aufbackwesen des Mottos Knack & Back ist dies Usus geworden, wodurch tatsächliche Bäckereien zu leiden haben.

  2. 13.

    Der Eiserne Vorhang verlief direkt westlich von Eisenach. Zu vorherigen Zeiten wurde die DDR-Polnische Grenze als Grenze im brüderlichen Geiste beschworen - mit weniger Brücken als zur Vorkriegszeit.

  3. 12.

    Berlin-Küstrin immer noch unterbrochen, kein Zug nach Stettin...und sich dann über Autos wundern. Eiserner Vorhang lässt grüßen.

  4. 11.

    Zwischen Zgorzelec und Görlitz muß man nicht laufen. Dort fahren Trilex Züge Richtung Dresden und Züge von Koleje Dolnoslaski Richtung Hirschberg und Grünberg usw. Ich wünsche dem Bündnis "Planung - Bau - Betrieb der Schieneninfrastruktur - Lausitz jetzt!" viel Erfolg.

  5. 10.

    Und immer noch ist die Grenze "meterdick" in den Köpfen, trotz beiderseitiger Mitgliedschaft in der EU. Viel wäre gewonnen, die Bahnstrecken auf die bzw. zwischen den Zentren auszurichten, gleich davon, ob sie nun in Deutschland oder aber in Polen liegen. Pasewalk in Mecklenburg-Vorpommern liegt im Einzugsbereich von Szczecin / Stettin und sollte auch irgendwann Teil eines dortigen Verkehrsverbundes werden, Zary / Sarau liegt im Einzugsbereich von Cottbus, Luban / Lauban liegt im Einzugsbereich von Görlitz / Zgorzelec.

    Davon haben dann alle gut: Die Landschaft ist die gleiche, gleich aller Grenzen, die Menschen im Prinzip auch, "nur" die Sprache macht den Unterschied; das aber sollte behebbar sein.

  6. 9.

    Das kommt sicher auf die Anschlüsse an. Solange mehrere Linienbusse pro Tour beispielsweise ganze Schichten von Debno und Slubice zur Arbeit ins Logistikzentrum in Großbeeren fahren, scheint es ja ein gewisses Verkehrsbedürfnis zu geben, einfach mal morgens in der RB26 oder im RE1 Richtung Berlin(und Fangschleuse) der meistgesprochenen Sprache in den Zügen lauschen. Oder auf den Parkplätzen am Frankfurter Bahnhof und um die Ecke in der Finkenheerder Str. mal die Nummernschilder ansehen.

    Allerdings wage ich stark zu bezweifeln, dass sich die Kosten für den Ausbau der Strecke Guben - Poznan je rechnen würden, da sind aktuell bis Babimost (ab dort besteht direkter Bahnverkehr nach Poznan - aktuell nicht, wegen Bauarbeiten) mit Krosno Odrzanski und Sulechow nur zwei Ortschaften mit fünfstelligen Einwohnerzahlen an der Strecke. Da nützt auch das Amazon-Logistiklager in Zbaszynek nichts - zumal die ihre Leute aus halb Lubuskie und Wielkopolskie kostenlos mit eigenen Bussen einsammeln.

  7. 8.

    @Mescalero: 1. das wird vom angebot abhängen und 2. die gleise dienen auch dem schienengüterverkehr;
    @Wossi: dank der bahnreform von 1992 und der damit verbundenen trennung der verantwortung zwischen bund und ländern, insbesonderen der finanzierung;
    @Thomas Steglitz: weil langfristig der schienengüterverkehr günstiger ist.

  8. 7.

    Hier wäre vielleicht mal ein Realitätscheck angebracht: Polen baut mehr Schienenwege aus als jedes andere EU-Land, steckt pro Kopf der Bevölkerung mehr Geld in die Bahn als Deutschland und kauft hunderte neue Personenzüge. Warum machen die das nur? Die können doch auch Lkw fahren statt Bahn?

    Die Wirklichkeit sieht so aus: Polen hat die Strecke von Breslau bis Zgorzelec perfekt ausgebaut - und von Zgorzelec nach Görlitz muss man dann laufen, weil Deutschland es nicht fertigbringt, die zwei Kilometer bis Görlitz Hauptbahnhof zu elektrifizieren (von der weiteren Strecke bis Cottbus bzw. Dresden ganz zu schweigen).

  9. 6.

    Der Kulturzug fährt ab 3. April wieder, das steht schon seit einer Weile fest.

    Bei allen anderen Punkten kann ich dem Bündnis nur beipflichten. Es klemmt auf beiden Seiten der Neiße, wie mir scheint: Die Bundesregierung hat andere Sorgen und interessiert sich nicht für die paar Hanseln da in Ostdeutschland, der „Verkehrtminister“ kämpft sowieso lieber um Autobahnen, und die polnische Regierung würde Deutschland am liebsten völlig den Rücken zukehren, wenn auf der anderen Seite nicht ausgerechnet Russland säße.

  10. 5.

    Die Frage nach den Fahrgästen ist WURSCHT; Hauptsache ne Eisenbahn fährt.













  11. 4.

    Nun, der deutsch-polnische Bahngipfel findet regelmäßig statt und hat bisher nicht sonderlich viel gebracht. Bis auf die Kurswagen des Nachtzugs Berlin - Przemysl, die allerdings wieder eingestellt wurden.

  12. 3.

    Mit wieviel Fahrgästen kann denn täglich grenzüberschreitend gerechnet werden?

  13. 2.

    Nach dem Gipfel der Erfolgreichen: „Nun ist mal der Bund dran“..- und „Wir haben bereits....“ Wetten?

  14. 1.

    Polen hat mit die größte LKW flotte,warum sollten die an Bahnverbindungen interessiert sein?

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