Machbarkeitsstudie vorgestellt - Straussee könnte mit Wasser aus Kalksteintagebau gerettet werden

Mi 25.10.23 | 14:42 Uhr
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Eine Seilzugfähre überquert den Straussee. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 25.10.2023 | Philipp Gerstner | Bild: dpa/Patrick Pleul

Der Pegel des Straussees sinkt seit Jahren. Um dem entgegenzuwirken, könnte durch eine geplante Rohrleitung Wasser aus einem anderen See nach Strausberg fließen. Eine Machbarkeitsstudie hält das für realisierbar - aber erst in zehn Jahren.

Der Bau einer kilometerlangen Wasserleitung könnte das Austrocknen des Straussees in Märkisch-Oderland verhindern. Die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie dazu wurden am Dienstag präsentiert. Demnach wäre es technisch möglich, Wasser aus dem Rüdersdorfer Kriensee über ein Rohrsystem nach Strausberg zu pumpen. Der Pegel des Straussees ist in den vergangenen zehn Jahren um etwa einen Meter gesunken.

Eine 17 Kilometer lange Rohrleitung für zehn Millionen Euro

Vom Kriensee könnte in den Wintermonaten zwischen November und April ein Teil des Sümpfungswassers aus dem Rüdersdorfer Kalksteintagebau in den Norden des Straussees gepumpt und dort versickert werden, so die Ergebnisse der ersten Phase der Machbarkeitsstudie. Im Sommer sei das nicht möglich, weil der Müggelsee und die Woltersdorfer Schleuse zuverlässig mit Wasser versorgt werden müssen.

Um den Straussee zu retten, ist eine 17 Kilometer lange Rohrleitung im Gespräch, durch die 100 Liter Wasser pro Sekunde fließen sollen. Die Machbarkeitsstudie schätzt die Kosten auf acht bis zehn Millionen Euro, dazu kommen noch etwa 360.000 Euro Betriebskosten pro Jahr.

Finanzierung noch unklar

Die Betriebskosten könne die Gemeinde bewerkstelligen, so Elke Stadeler, Strausbergs Bürgermeisterin (parteilos). Anders bei den Baukosten: "Ich sehe nicht, dass wir in den nächsten Jahren so ein Projekt stemmen können", sagte sie dem rbb. Stadeler hoffe auf die Unterstützung des Landes Brandenburg.

Das Brandenburger Umweltministerium werde höchstens ein Teil der Kosten übernehmen können, sagte Jean Henker, Referatsleiter für Oberflächenwasser im Umweltministerium. Vor der Umsetzung müsse die Trägerschaft noch geklärt werden, so Henker: "Macht das die Stadt, ein Verband oder ein Verein? Das ist eine ganz wichtige offene Frage."

Die Bürgermeisterin zeigte sich sichtlich erfreut darüber, dass das Landesumweltamt nun grünes Licht für die zweite Phase der Studie gegeben hat. Der Haken dabei: Die Pumpen würden erst in rund zehn Jahren ihren Betrieb aufnehmen, so die Machbarkeitsstudie. Vorausgesetzt, die Stadt bekommt genug Fördermittel zusammen - danach würden noch Jahre für Planung und Bauarbeiten vergehen.

In einer zweiten Phase der Machbarkeitsstudie sollen die Untersuchungen vertieft werden, dabei soll es auch um chemische Fragen und um die Einleitstelle gehen.

2011 stand das Seewasser an einer Messstelle im Uferbereich bei rund 1,50 Meter. Aktuell sind es dort lediglich noch 20 Zentimeter. Ursprünglich speiste sich der Straussee aus kleinen Bächen und Grundwasser, so die Hydrologin Irina Engelhardt von der TU Berlin. Durch den Klimawandel sind diese Bäche inzwischen trockengefallen. Zusätzlich ist die atmosphärische Temperatur gestiegen. "Seen sind riesige freiliegende Wasserstellen. Nirgends verdunstet so viel Wasser wie auf Seen", erklärte sie. Dazu kommt, dass die Kiefernwälder der Umgebung viel Feuchtigkeit ziehen, aber sie nicht gut speichern können.

Bürgermeisterin Stadeler werde immer wieder von Menschen aus Strausberg gefragt, wie es mit ihrem See weitergehen soll. "Sie fragen: Was passiert mit unseren absackenden Häusern, mit unserem Grundstück?" Viele wollen zudem, dass das Freibad wieder in Betrieb genommen wird, so Stadeler. Seit 2019 ist das historische Freibad wegen des niedrigen Wasserspiegels geschlossen. 2025 sollte das Strausberger Freibad sein 100. Jubiläum feiern.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.10.2023, 15:20 Uhr

Mit Material von Philipp Gerstner

12 Kommentare

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  1. 12.

    Ich werfe mal ein ganz anderen Denkansatz ins Rennen. Der Strausberger See hat eine größe von etwas mehr als ca. 130 Hektar. Wieviel Wohnungen könnte man da bauen... Wer braucht schon nen See, außer die die ihre (Wasser)Grundstücke genau da haben (und versilbern wollten). Wir brauchen Wohnraum für die Großstädter. Und der Bötzsee ist ja auch nicht weit weg... Sarkasmus Ende

  2. 11.

    Die Flutung der ehemaligen Tagebaue war immer problematisch. Besser wäre eine Verfüllung. Aber das stand nie zur Diskussion.

  3. 10.

    "Das Wasser im Kriensee stammt von der Grundwasserabsenkung des riesigen Kalksteintagebaus." Das wird also sowas wie ein Kreislauf. Das Wasser, das durch die Grundwasserabsenkung oben fehlt, wird über die Förderung der Pumpen im Tagebaus wieder über eine Rückleitung oben dazugegeben, damit es erneut versickern kann (minus Verdunstungsverluste) und den Grundwasserspiegel anzuheben, welcher sofort wieder durch abpumpen gesenkt wird - und es beginnt die nächste Runde.

  4. 9.

    Es müssen übrigens über 9000 000m³ jährlich ab gepumpt werden. Folge: Der Grundwasserspiegel ist hier stark gesunken.

  5. 8.

    Mal zur Klarstellung: Das Wasser im Kriensee stammt von der Grundwasserabsenkung des riesigen Kalksteintagebaus. Die Pumpstation befindet sich wirklich unter Tage. Ergo hier wird nicht nur Tagebau betrieben. Noch was : Der H2-Speicher wird nun endlich gefüllt.

  6. 7.

    Hallo,
    Meine Frage wäre warum man das Wasser unbedingt aus Rüdersdorf holen muss, der stienitzsee liegt doch viel näher???? Und ist auch an Berlin angebunden.

  7. 6.

    Die Auffüllung des Straussees würde die Verdunstung erhöhen und damit die Grundwasserneubildung in der Region reduzieren. Vor dem Hintergrund immer häufigerer und heftigerer Dürren ist das keine gute Idee. Wir müssen uns mit den durch den menschengemachten Klimawandel verursachten Veränderungen abfinden und versuchen, den Schaden einzugrenzen. Wir werden die Veränderungen der Landschaft nicht aufhalten können.

  8. 5.

    "Seen sind riesige freiliegende Wasserstellen. Nirgends verdunstet so viel Wasser wie auf Seen" Interessant, daß das hier als Problem gesehen wird aber bei den gefluteten Restlöchern mir noch größerer Verdunstungsfläche kein Problem sein soll.

  9. 4.

    Ich beteilige mich nicht an Verfahren, die eine Standortfehlentscheidung nicht heilen können. Dazu bin ich mit dem Verwaltungsrecht zu sehr vertraut. Ich weise aber darauf hin. Wie hier auch. Lehnen Sie sich nicht zu weit aus dem Fenster... z.B. mit dem BIP.

  10. 3.

    Tja, wer betreibt dort in der Nähe ein Wasserwerk und sah sich durch andere Gutachten entlastet? Welche Einwände haben Sie im Rahmen des gerade zu Grünheide laufenden Verfahrens vorgebracht?

  11. 2.

    Ein gutes Beispiel was passiert, wenn man ein neues Wasserwerk an die falsche Stelle setzt. Jetzt kommen die Folgen. In Grünheide folgt das nächste Kapitel. Es wäre nicht nötig gewesen... mit den richtigen Einstellungen. Wer hat das entschieden und hat dann Gutachter beschäftigt, die das Gegenteil aussagen sollen, was alle anderen wissen?

  12. 1.

    Lächerlich , der Zug ist längst abgefahren.
    Nur noch Sprechblasen aus der Politik.

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