Trotz Urabstimmung - EVG will am Donnerstag über Warnstreik bei Bahn entscheiden

Mi 28.06.23 | 15:18 Uhr
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Symbolbild:Ein Mann mit einer EVG-STreikweste.(Quelle:imago images/S.Babbar)
Audio: rbb|24 Inforadio | 28.06.2023 | Birgit Röhricht | Bild: imago images/S.Babbar

Die Gewerkschaft EVG erwägt offenbar, die Bahn erneut komplett zu bestreiken. Eine endgültige Entscheidung darüber will sie am Donnerstag treffen. Der Konzern hat aber bereits reagiert und der Gewerkschaft eine Schlichtung vorgeschlagen.

  • Gewerkschaft EVG will wohl am Donnerstag über Warnstreik entscheiden
  • Medienberichte zufolge könnte dieser am Dienstag starten
  • Bahn hat Schlichtung vorgeschlagen
  • Und ein unbefristeter Streik? Entscheidung darüber erst Ende Juli
  • EVG und Bahn streiten seit Monaten über Höhe der Gehälter

Auf Bahnfahrgäste könnte ein weiterer Warnstreik zukommen. Die Entscheidung darüber soll am Donnerstag fallen, wie am Mittwoch aus Kreisen der Gewerkschaft EVG verlautete.

"Es gibt morgen eine Vorstandssitzung, in der Streikziele neu beschlossen werden", hieß es.

Zunächst hatte die "Bild" [bild.de] über die Sitzung berichtet. Nach ihren Informationen wird ein Warnstreik am Dienstag kommender Woche angestrebt. Die Nachrichtenagentur Reuters nannte den Dienstag ebenso als möglichen Termin für den Streik. Die Gewerkschaft EVG äußerte sich dazu auf Anfrage nicht.

Bahn schlägt EVG Schlichtung vor

Allerdings will die Bahn es nach eigenen Angaben nicht soweit kommen lassen. Im Tarifkonflikt schlug der Konzern der Gewerkschaft EVG eine Schlichtung vor. "Damit soll der Tarifkonflikt ohne weitere Streiks in der Ferienzeit beigelegt werden", teilte der Konzern am Mittwoch mit.

Urabstimmung über unbefristete Streiks

Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen hatte die EVG in der vergangenen Woche angekündigt, ihre 110.000 Mitglieder bei der Deutschen Bahn in einer Urabstimmung über unbefristete Streiks entscheiden zu lassen. Die Urabstimmung wird absehbar Ende Juli beendet sein. Die EVG hatte aber angekündigt, dass in dieser Zeit Warnstreiks möglich seien.

Damit die Urabstimmung gültig ist, müssen mindestens 75 Prozent der Angeschriebenen abstimmen. Wenn drei Viertel für unbefristete Streiks stimmen, wird der Bundesvorstand der Gewerkschaft die konkreten Streikmaßnahmen beschließen.

Beschäftigte erwarten möglichst kräftige Lohnerhöhung

Nach Angaben der EVG hatte die Bahn zuletzt angeboten, bei 27 Monaten Laufzeit 400 Euro mehr pro Monat zu zahlen. Die erste Erhöhung um 200 Euro sollte im Dezember kommen, die zweite Erhöhung im August 2024. Hinzu kommen 2.850 Euro Inflationsausgleichsprämie. Nach Ansicht der Gewerkschaft zu wenig dauerhafte Erhöhung, zu viel Laufzeit und auch zu späte Auszahlungszeitpunkte.

"Angesichts der immer noch hohen Inflation erwarten die Beschäftigten umgehend eine möglichst kräftige Lohnerhöhung", sagte EVG-Chef Martin Burkert. "Dass wir unsere Forderung nicht in voller Höhe durchsetzen werden, ist völlig klar, aber in die Nähe wollen wir schon kommen."

Der Tarifkonflikt dauert seit Ende Februar an. Die EVG ging mit dem Ziel einer Festbetragserhöhung von mindestens 650 Euro im Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen in die Gespräche. Die Laufzeit sollte nach ihren Vorstellungen ein Jahr betragen.

Sendung: rbb|24 Inforadio, 28.06.2023, 14:02 Uhr

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34 Kommentare

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  1. 34.

    Danke ,Herr Vöcking,für Ihre geniale Antwort,und zwar ganz genau darum geht es.Viele Menschen hier im Land,ob Rentner,oder andere Berufstätige,werden mit wenig Zahlungen abgespeist.Und wie Sie schon ganz genau sagten,alle müssten in die Rentenkasse einzahlen,Beamte,Ärzte,usw....,und wenn die Bahn staatlich gestützt wird,dann müssten Krankenhäuser ebenso staatlich gestützt werden! Es geht hier auch nicht um eine Neiddebatte,sondern um Gerechtigkeit.
    Wir haben so viele Probleme im Land.Übrigens darf Pflegepersonal in christlich geprägten Häusern nicht streiken.

  2. 33.

    Nur weil ihr Mann nicht mehr verdient hat wollen sie anderen verbieten für mehr zu kämpfen sorry kann ich nicht verstehen es war doch seine Entscheidung in diesem job zu bleiben. Das ist einfach nur eine Neiddebatte und die Rente ihres Mannes wird deshalb auch nicht höher.

  3. 32.

    Nicht genauso hoch, aber signifikant höher ist die gesetzliche Rente zum Beispiel in Österreich (ca. 80%). Dort zahlen aber auch alle in die Rente ein. Es gibt keine Extrawürste für Beamte, Zahnärzte, Anwälte etc. Es geht also in einem entwickelten, industrialisierten Land - direkt nebenan.

  4. 31.

    Mein Mann,Sanitärinstallateur,bekam vor seiner Rente,nie nach einem Tarifvertrag ,Bezahlung,sondern Mindestlohn + 50 Cent mehr die Stunde.In kleinen Gewerken,gibt es nicht einmal Arbeitsverträge.Er war niemals arbeitslos,hat 47 Jahre hart gearbeitet,bekommt jetzt Rente,abzüglich der Steuer 1280,Euro netto.Eigentlich bräuchten alle Hochverdiener einen kalten Po im Winter,eigentlich sollte kein Installateur mehr losgehen,für den Hungerlohn.In diesem Sinne verstehe ich die Streiks keineswegs.Da der Staat,nie für ausreichende Gerechtigkeit gesorgt hat,in punkto Gehälter,darf das nicht von den Steuern der hart arbeitenden anderen Bevölkerung gestützt werden.Warum soll die Bahn gestützt werden vom Staat?
    Ein sofortiges Streikverbot fände ich richtig,vor allem im Nahverkehr,damit Pflegepersonal,Feuerwehrleute,und alle wichtigen Menschen,rechtzeitig zur Arbeit kommen

  5. 30.

    "... faire und gleichmäßige Erhöhungen ..."
    Ist es für Sie fair und gleichmäßig, 650 Euro für "unteren" und 12 Prozent für die "oberen" Einkommen?
    Für mich wäre es fair, wenn die oberen (z.B. ab 4000 Netto) zugunsten der unteren auf eine Erhöhung verzichten bzw. nur sehr geringe Erhöhung erhalten.

  6. 29.

    Ein wenig stänkern? Sie verstehen doch ganz genau, was gemeint ist.
    Wenn ich von A nach B muss/möchte und keine Bahn fährt, nutze ich - gezwungenermaßen - das Auto.
    Ihr Vergleich von Straßenbaumaßnahmen und einer m.E. überzogener Tarifverhandlung ist wieder das Problem von "Äpfeln und Birnen".

  7. 28.

    Dann kündigt man dort und sucht sich einen anderen Arbeitgeber! Gibt nicht nur die Deutsche Bahn!

    Höheres Gehalt führt auch wieder zu höheren Fahrpreisen. Was machen die eigentlich, wenn niemand mehr Bahn fährt und alle auf Autos umsteigen und/oder nur noch Home-Office machen?

  8. 27.

    "Mein Gott, in anderen entwickelten Industrieländern ist das durchaus möglich und üblich."
    Nennen Sie bitte ein entwickeltes Industrieland, in dem die gesetzliche Rente genauso hoch ist wie das Gehalt.

  9. 26.

    Warum sollte er Angst haben ??
    Er sagt doch die Wahrheit
    Und dafür kann niemand belangt werden

  10. 25.

    Die Gewerkschaften zwingen uns wieder aus Auto."
    Wie muß man sich das vorstellen? Steht da Donnerstags Nachmittags ein Trupp der Gewerkschaft vor der Tür und lässt einen wissen, das man unter Beobachtung steht und ab sofort gefälligst mit dem Auto zu fahren hat? Sonst...........

    Oder anders: Wenn auf Ihrer Lieblings-Autostrecke mal für 6 Wochen eine Baustelle mit Umleitung und täglichen Staus eingerichtet wird, rufen Sie dann bei der Verkehrsverwaltung an um denen mitzuteilen, das der Straßenbau Sie jetzt wieder auf die Bahn zwingt und Sie Ihr Auto demonstrativ abmelden werden?

  11. 24.

    Wenn man null Ahnung davon hat für was eine Gewerkschaft da ist sollte man ruhig sein
    Die EVG tut endlich mal das , für was sie da ist
    Sie ist für ihre Mitglieder da und kämpft um einen guten Abschluss
    Die letzten Jahre war sie eher Arbeitgeberfreundlich
    Das Angebot der Bahn ist gut für die gelbe Papiertonne

  12. 23.

    Wenn man nur kurz über das sogenannte Angebot drüberschaut und nicht nachdenkt ob dieses Angebot gut ist könnte man vielleicht glauben das es ein gutes Angebot ist.
    Ist es aber nicht
    Und wenn die Arbeiter von anderen Firmen sich über den Tisch ziehen lassen von ihren Bossen ist das ihr eigenes Problem, aber nicht das der Angestellten der Bahn
    Das interessiert hier genauso wenig wie das so mancher Rentner hier ohne nachzudenken jammert, warum steigen die Renten nicht

  13. 22.

    Mein Gott, in anderen entwickelten Industrieländern ist das durchaus möglich und üblich. Und dort ist bisher, so kann man hören, noch kein sog. Arbeitgeber verhungert.
    So lange, wie in Deutschland allerdings bei Lohnforderungen der Gewerkschaften als Vergleichsgröße immer diejenigen herangezogen werden, den en es offenkundig noch dreckiger geht und nicht die, die mit ihren Privatjets zwischen Sylt und St. Moritz hin- und herdüsen, so lange wird sich an der Situation auch nix ändern.

  14. 21.

    Nach Diskussion mit Bahnmitarbeitern vor einigen Wochen genehmigt sich der Vorstand wohl jährlich ähnliche Erhöhungen. Vielleicht sollte man da nochmal nachhaken.
    Also wie viel mehr bekommt der Vorstand, was leistet er dafür und wie viel gönnt er der Mitarbeitern?
    Als Bahnkunde und Steuerzahler, damit Finanzierer des Ladens bin ich für faire und gleichmäßige Erhöhungen im ganzen Unternehmen. Wie sehen Sie das?

  15. 20.

    "Aber die Bahn ist do ein mieser Arbeitgeber..." haben Sie keine Angst, dass Sie für diese immer wieder veröffentlichten, geschäftsschädigenden Aussagen mal belangt werden? Ich kenne mehrere Leute die bei der Bahn arbeiten, die sprechen anders. Und abgesehen davon: was ändert denn mehr Geld an angeblich schlechten Arbeitsbedingungen?

  16. 19.

    Die EVG will nur ihre MACHT demonstrieren und die Mitglieder spielen mit.

    Es ist unverständlich warum das Angebot der Bahn von der EVG nicht angenommen wurde.
    Viele Arbeitnehmer anderer Firmen hätten sich über so eine GEHALTSERHÖHUNG gefreut.

  17. 18.

    Und ich hoffe das sich die Angestellten der Bahn nicht von den Vorstandsbossen auf der Nase rumtanzrn lassen
    In welcher Welt leben sie eigentlich
    Als Handwerker sollten Sie eigentlich Arbeitnehmern die Daumen drücken, und nicht den Bossen die sich eh nur an den Gewinnen des Konzerns die Taschen Vollmachen

  18. 17.

    In welcher Welt leben sie bitte ???

    Zählen sie mir bitte mal NORMALE Berufe auf in denen man 2000€ Netto verdient, also nicht IT Berater oder ähnliches !?!?!?

    Also ich als Handwerker habe dies nicht, was mitunter daran liegt das Gewerkschaftern der EVG es zu teuer ist Handwerkerkosten zu respektieren, aber bei der DB überhöhte und völlig unrealistische Lohnerhöhungen fordern !!!

  19. 16.

    Die EVG war NIE und ist überhaupt nicht gesprächsbereit, denen geht es nur darum sich zu profilieren !
    Ich drücke der DB ganz fest die Daumen und hoffe das diese sich nicht auf der Nase herumtanzen lässt, die Forderungen der EVG sind vollkommen überzogen und an Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten !!!

  20. 15.

    Scheinbar beziehen Sie selbst eine Rente. Schade nur, dass Sie nicht den Zusammenhang zwischen Rentenerhöhung und Lohnerhöhungen kennen. Ihre Rente wird jährlich angepasst und zwar an den Lohnerhöhungen orientiert. Sie müssten also für noch mehr sein. Und so nebenbei. Was meinen Sie, wer und von was Ihre Rente bezahlt wird? Richtig, auch vom Einkommen der Arbeitnehmer. Trotzdem darf man die EVG kritisieren.