Streit um Manteltarifvertrag - Verdi kündigt Warnstreik bei der BVG an - Termin noch offen

Do 25.01.24 | 17:52 Uhr
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Berlin: Ein Transparent der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mit der Aufschrift "Wir sind es wert." (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Audio: rbb24 Inforadio | 25.01.2024 | Stephan Ozsváth | Bild: dpa/Paul Zinken

Noch streiken die Lokführer bei der Deutschen Bahn und damit auch bei der Berliner S-Bahn, da wird schon der nächste Arbeitskampf bei einem Verkehrsunternehmen angekündigt: Verdi will die BVG bestreiken. Wann, ist noch unklar.

Bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) soll gestreikt werden. Das hat die Gewerkschaft Verdi am Donnerstag dem rbb bestätigt. Zeitpunkt und Länge des Arbeitskampfes sind noch unklar. Details will die Gewerkschaft am Montag mitteilen. Zunächst hatte der "Tagesspiegel" berichtet.

Hintergrund sind die Verhandlungen um den neuen Manteltarifvertrag für den Nahverkehr (TV-N) für die rund 16.000 Beschäftigten. Beide Seiten waren am Mittwoch erstmals zu Gesprächen zusammengekommen. Während die BVG von einem konstruktiven Austausch sprach, war das erste Treffen nach Aussage von Verdi "ernüchternd".

Verdi fordert längere Ruhezeiten und mehr Urlaubstage

"Die Belastung der Beschäftigten und die Personalnot im ÖPNV haben immer mehr zugenommen, der Arbeitsdruck wird immer größer", hieß von Verdi. "Es müssen also schnell Lösungen gefunden werden, um eine Entlastung herbeizuführen."

Unter anderem möchte Verdi erreichen, dass alle Beschäftigten ohne Staffelung 33 Tage Urlaub erhalten. Zudem fordert die Gewerkschaft 500 Euro Urlaubsgeld pro Jahr, eine verlängerte Wendezeit von zehn Minuten auf allen Linien, eine Erhöhung der Ruhezeiten zwischen zwei Fahrdiensten auf zwölf Stunden, die Gewährung eines Urlaubstags pro 100 Nachtarbeitsstunden bis zu maximal sechs Tagen und die Absenkung unbezahlter Pausenanteile im Fahrdienst.

Um höhere Löhne oder die Arbeitszeit an sich für BVG-Beschäftigte geht es in diesen Gesprächen ausdrücklich nicht. Eine Absenkung auf 37,5 Wochenstunden war schon früher verhandelt worden - sie tritt im Juli in Kraft.

Alter Tarifvertrag ist ausgelaufen

Ob und wie die BVG auf die Verdi-Forderungen eingeht, wollte das Unternehmen am Mittwoch auf rbb-Anfrage nicht mitteilen. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 15. Februar geplant.

Der alte Tarifvertrag war am 31. Dezember 2023 ausgelaufen, Verdi hatte ihn gekündigt. Aktuell wirkt er sowohl für die alten als auch neu eingestellten Beschäftigten nach. Mit dem Vertragsende endete auch die Friedenspflicht, seit dem 1. Januar 2024 sind deshalb Streiks möglich.

Noch bis Montagabend bestreikt die Lokführergewerkschaft GDL bundesweit den Nah- und Regionalverkehr der Deutschen Bahn. Davon betroffen ist auch die Berliner S-Bahn.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.01.2024, 18:00 Uhr

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140 Kommentare

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  1. 140.

    "Klingt logisch, oder?"
    Nein, denn ich möchte mir nicht anmaßen, das wirkliche Leben anderer Menschen zu definieren. Für mich gehören zu einem modernen Land ganz einfach auch verfügbare Transportmittel, auf die man sich verlassen kann.

  2. 139.

    Ich finde es schade dass ver.di nicht das Kreuz hatte, gemeinsam mit den Lehrkräften, dem Krankenhauspersonal, der Polizei, Feuerwehren und anderen Rettungskräften, mit den Landmännern, den Transportunternehmer, der GDL, den Verkäuferinnen zusammen streiken.

  3. 138.

    Sorry Stefan. Das ist ja nicht falsch. Aber dennoch kommt das was Sie schreiben sehr abgehoben und trocken daher.

    Der Alltag gestaltet sich dann doch "etwas" anders, als mal einfach so wohnortnah neu anzufangen.

    Ich glaube "Empathie" ist das Zauberwort bei diesem Thema.

  4. 137.

    Die Fahrer*innen beschreiben eine mal in die Stulle beißen oder mal müssen Situation, wo sie für ausgefallene Kollegen Strecken übernehmen und daher ihr vertragliche Pause nicht mehr machen können, für Menschen wie Sie und ich. Daher denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal krank ausfallen und Ihre Kolleg*innen für Ihren Ausfall Mehrarbeit übernehmen, um die Kundschaft nicht hängen zu lassen.....

  5. 136.

    Mit dem Auto geht das problemlos, dauert nur geringfügig länger als sonst.

  6. 135.

    Ich finde es eher, um es mit Ihren Worten zu umschreiben, dämlich Andere für von mir entschiedene Dinge verantwortlich zu machen. Wie gesagt, für den Wohn- und Arbeitsort ist jeder selbst verantwortlich. Gleiche gilt für das Zurücklegen der Distanz dazwischen. Je kürzer der Weg, je mehr Zeit man dadurch einsparenkann, je mehr Lebenszeit bleibt für das wirkliche Leben. Klingt logisch, oder?

  7. 134.

    Sie haben sich die Provinz selbst ausgesucht. Ich hätte an Ihrer Stelle vorher eine Fahrgemeinschaft gegründet.

  8. 133.

    Na, wegen des Streiks würde ich auch nicht Arbeitsstätte oder Wohnort wechseln. Aber das sollte man immer strategisch voraus denken. Schließlich ist Lebenszeit sehr kostbar und mitunter schnell vorbei wie wir in letzter Zeit beim Ableben von Mitte 40jährigen selbst feststellen konnten. Also, wer es sich leisten kann, sollte diese Wege unbedingt klein halten, dann kann man auch in Streikphasen einfach mal mit dem Fahrradfahren - ist auch gesünder!

  9. 132.

    An alle Streikkritiker: Das Streikrecht ist ein Recht, um das lange gekämpft wurde. Denke, dass sich keiner wünscht, dass sich die Politik hier einmischt und je nach Kassenlage die Konditionen festlegt. Wenn es sich aber um Systemrelevante Bereiche handelt, muß halt die Politik die Verstaatlichung entscheiden und die Mitarbeiter in den Staatsdienst übernehmen, so wie früher, wo ja sowieso alles "besser" war.

  10. 131.

    Staatlich Bezahlte kann man jetzt aber ich mit denen vergleichen die diesen Staat am Laufen halten und auch diese staatlich Bezahlten mit durchfüttern, oder? Wenn alles teurer wird, können Sie nicht von bestimmten Personengruppen verlangen Zurückhaltung zu üben. Auch dort sind die Kosten gestiegen. Es geht einem schon manchmal echt auf den Keks wenn die die den Laden am laufen halten, sich einschränken sollen aber die die wirklich nichts für die Gesellschaft tun, Steigerungen ihrer Zuwendungen gern im zweistelligen Bereich erhalten.

  11. 130.

    Wegen eines Streiks Wohnung oder Arbeitsplatz wechseln ist ein doch ziemlich dämlicher Vorschlag, finden Sie nicht?

  12. 129.

    Wenn BVG und Lokführer parallel streiken sollten, wäre das für sehr viele Menschen, die nicht anders als mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeitsstelle gelangen müssen, eine wahrhaftige Katastrophe. Bevor man sich aber über die Menschen aufregt, die ihr Streikrecht wahrnehmen, sollte man Tatsachen zur Kenntnis nehmen. Es geht hauptsächlich um Verbesserungen für Arbeitnehmer, die mit Nacht- und Wechselschichten ihre Gesundheit ruinieren. Seit über 20 Jahren wurde von politischer Seite, hauptursächlich von CSU/CDU - Verkehrsministerien der Öffentliche Personennahverkehr ökonomisiert und kaputtgespart. Auch auf Kosten der Gesundheit der Mitarbeiter/innen und der Sicherheit. Dafür gab es noch riesige Gehälter, Boni und fürstliche Altersversorgung. Dagegen wird nun gestreikt. Der Öffentliche Personennahverkehr gehört wie Wohnen und Gesundheitswesen zum Gemeinwesen. Daher sind diese Streiks notwendig.

  13. 128.

    Man kann alternativ auch den Arbeitsplatz wechseln. Positiv denken und Lösungen suchen anstatt negativ und Ausreden ist das "Zauberwort". Wie gesagt, niemand ausser Sie selbst sind für die Wahl Ihrer Wohnung und Ihres Arbeitsplatzes verantwortlich. Dafür können Sie keine BVG, keine Lokführer oder wen auch immer verantwortlich machen oder haben die Vorgenannten Ihren Vertrag mit dem Vermieter bzw. Arbeitgeber für Sie abgeschlossen? Das wäre ja auch ein Witz, oder?

  14. 127.

    Die Bahn gehört dem Staat ! Die Busse meist auch. Wo sind ÖPNV und DB heute ?? Wo sind die Fahrer, wenn so seit 30 Jahren bekannt ist, dass es diese so nicht mehr geben wird ? Keine Fahrer, kein ÖPNV. Das ist doch logisch !! Es ist also entscheidend was man dagegen tut. Klar, man kann natürlich auch draufhauen. Aber dann kommt noch schneller keine Bahn oder kein Bus mehr. Etliche Verkehrsunternehmen fahren ausgedünnt. Der Mangel an Fahrpersonal steht aber erst am Anfang. Also ÖPNV Ja oder Nein.

  15. 126.

    Warum sollte man dafür auch Verständnis haben, wenn der Dienstleister seine internen Abläufe nicht hinbekommt? Ich bezahle als FahrGAST eine Leistung, die dann auch bitte so zu erbringen ist und nicht erst, wenn Sie von Ihrer Stulle abgebissen haben.

  16. 125.

    Amen!
    Danke für diesen tollen Kommentar. Enthält viel wahres.

    Das sage ich als jemand, der in Mitte wohnt und selbst Rad fährt. Ich kann mich täglich glücklich schätzen einen kurzen Arbeitsweg zu haben.

    Einfach mal umziehen in Berlin? Absolut zynische und empathielose Empfehlung.

  17. 124.

    Einseitig richtig. Woran liegt der Wohlstandsverlust jedoch ? Nicht am Fahrpersonal der BVG denke ich. Es geht um Arbeitsbedingungen im Jahr 2024. Wenn der Sprit knapp wird, wird er teuer. Wenn die Fahrer knapp werden, sollen die länger arbeiten ? Diese Logik ist neu. Als es den Wohlstand noch gab ( was immer das für wen ist... ) - gab es auch keine nennenswerten Verbesserungen. War auch nicht nötig, gab genug Fahrer.
    Sitzt die BVG das weiter aus, wird es keine Fahrer mehr geben. Öpnv Ja/Nein !

  18. 123.

    Seien Sie doch nicht so negativ, suchen nach Lösungen und nicht nach Ausreden,

  19. 122.

    Da der Streik nicht ewig ist, könnte vielleicht eine Terminverschiebung helfen. Auch gibt es in bestimmten Fällen Transportscheine wo oft Taxis zum Einsatz kommen. Infos dazu gibt es beim Arzt.

  20. 121.

    Das Streikrecht richtet sich aber nicht nach dem Arbeitsplatz sondern einfach nach Arbeitnehmer, Beamter, Personal- und Betriebsrat.
    Wie kommen Sie darauf, dass jemand die Verkehrswege zwischen der von Ihnen gewählten Wohnung und dem von Ihnen gewählten Arbeitsort erstattet? Wer genau war nochmal für diese Situation verantwortlich und hat diese wissentlich genau so hergestellt? Jeder ist selbst dafür verantwortlich wie er auf Arbeit kommt und wenn da was nicht passt, muss man was verändern. Lange Arbeitswege sollte man eh überdenken, weil es einfach verschwendete Lebenszeit ist und gute Leute werden doch überall gesucht.

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