Manteltarifvertrag - BVG und Verdi verhandeln "konstruktiv" - Nächste Runde Mitte Februar
Mehr Urlaub, mehr Ruhezeiten, weniger unbezahlte Pausenzeit: Das sind einige der Forderungen der Gewerkschaft Verdi an die BVG. Eine erste Verhandlungsrunde verlief "konstruktiv", hieß es. Allerdings zeigte sich Verdi auch ernüchtert.
- BVG und Verdi verhandeln neuen Manteltarifvertrag für rund 16.000 Beschäftigte
- erster Verhandlungstag sei von "konstruktivem Austausch" geprägt
- Verdi fordert u.a. mehr Urlaubstage und Ruhezeiten, um Attraktivität des Jobs zu erhöhen
- Personalmangel bei BVG könnte künftig ein Problem werden
Die Gewerkschaft Verdi hat am Mittwoch die Tarifverhandlungen mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) begonnen. Zum Auftakt habe es einen "konstruktiven Austausch" gegeben. Beide Tarifpartner hätten "die gegenseitigen Erwartungen abgeglichen, Themenschwerpunkte gesetzt und Schnittmengen definiert", heißt es in einer Erklärung der BVG.
Anders klingt es von Seiten der Gewerkschaft: Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt sagte dem rbb, im Ergebnis sei dieses erste Treffen "ernüchternd" gewesen. Die Gesprächsatmosphäre sei zwar konstruktiv gewesen, ansonsten habe man sich aber mehr erhofft. Die Arbeitgeberseite habe die seit Dezember bekannten Forderungen der Gewerkschaft weder bewertet noch eigene Vorschläge entgegengesetzt.
Der Deutschen Presse-Agentur sagte Arndt, es habe zwar den Hinweis auf Verhandlungsbereitschaft zu allen Punkten gegeben, "aber man konnte oder wollte uns nicht mitteilen, was das im Kern bedeutet." Das sei für eine Verhandlungsrunde, bei der die Forderungen lange bekannt seien, zu wenig. "Uns geht es vor allem um das Thema Entlastung", so der Gewerkschaftssekretär.
Bei den aktuellen Verhandlungen gehe es nicht nur um Gehälter und Löhne, wie Verdi auf rbb-Anfrage mitteilte. In dem neuen Manteltarifvertrag sollen für die etwa 16.000 Beschäftigten auch bessere Arbeitsbedingungen festgelegt werden.
Der alte Tarifvertrag war zum 31. Dezember 2023 ausgelaufen, Verdi hatte ihn gekündigt. Aktuell wirkt er sowohl für die alten als auch neu eingestellten Beschäftigten nach. Die Friedenspflicht endete durch die Kündigung zum 1. Januar 2024 - deshalb sind seitdem Streiks möglich.
Erhöhung von Urlaubs- und Ruhezeiten
"Wir möchten mit unseren Forderungen erreichen, dass der Job wieder entlastender gestaltet und attraktiver wird", sagt Verdi-Sprecher Gordon Günther. Unter anderem möchte Verdi erreichen, dass alle Beschäftigten ohne Staffelung 33 Tage Urlaub erhalten. Zudem fordert die Gewerkschaft 500 Euro Urlaubsgeld pro Jahr, eine verlängerte Wendezeit von zehn Minuten auf allen Linien, eine Erhöhung der Ruhezeiten zwischen zwei Fahrdiensten auf zwölf Stunden, die Gewährung eines Urlaubstags pro 100 Nachtarbeitsstunden bis zu maximal sechs Tagen und die Absenkung unbezahlter Pausenanteile im Fahrdienst.
Um höhere Löhne oder die Arbeitszeit an sich für BVG-Beschäftigte geht es in diesen Gesprächen ausdrücklich nicht. Eine Absenkung auf 37,5 Wochenstunden war schon früher verhandelt worden - sie tritt im Juli in Kraft.
Ob und wie die BVG auf die Verdi-Forderungen eingeht, wollte das Unternehmen auf rbb-Anfrage nicht mitteilen. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 15. Februar geplant.
Personalmangel bei BVG
Bereits im Dezember hatte Verdi dem Arbeitgeberverband einen Forderungskatalog für die Tarifverhandlungen überreicht. Die BVG nahm die Forderungen der Gewerkschaft seinerzeit lediglich zur Kenntnis und erklärte, man werde sich dies im Detail anschauen und diese mit eigenen Themen und Ideen abgleichen. Man freue sich auf faire und konstruktive Verhandlungen.
Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen, darin sind sich Unternehmen und Gewerkschaft grundsätzlich einig. Denn besonders im Fahrbereich wird Personal händeringend gesucht und es geht auch darum, Beschäftigte langfristig ans Unternehmen zu binden. Allerdings liegen die Vorstellungen darüber, was für die BVG finanziell machbar ist, auseinander. Für längere Ruhezeiten etwa wird noch mehr Personal benötigt, was auch mehr Geld kostet.
Streiks geplant?
Erst zum Fahrplanwechsel musste der Nahverkehrsanbieter am 10. Dezember sein Busangebot um sechs Prozent kürzen, weil hunderte Fahrer fehlten. In den kommenden fünf Jahren fehlen tausende Fahrerinnen und Fahrer. Um weitere Kürzungen zu vermeiden, will die BVG in den nächsten Jahren 10.000 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen - die Hälfte davon als Fahrerinnen und Fahrer.
Warnstreiks sind zwar bislang nicht absehbar, Verdi schließt sie aber auch ausdrücklich nicht aus. Verdi-Sprecher Arndt sagte, man werde in den kommenden Tagen entscheiden, ob vor der nächsten Verhandlungsrunde am 15. Februar der Druck auf die Arbeitgeberseite erhöht werden müsse. Sollte es dazu kommen, würde dieses letzte Mittel mit Bedacht gewählt und mit genügend Vorlaufzeit geplant, sodass sich Kundinnen und Kunden darauf einstellen könnten. Der Tarifabschluss ist laut Verdi noch im ersten Quartal dieses Jahres geplant.
Sendung: rbb24 Inforadio, 24.01.2024, 18 Uhr