Kaufhaus-Pleite - Berlin bürgt für insolventes KaDeWe noch mit Millionen-Summe

Sa 17.02.24 | 08:06 Uhr
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Vor dem KaDeWe stehen Menschen (Bild: dpa / Christophe Gateau)
Audio: rbb24 Inforadio | 17.02.2024 | Nachrichten | Bild: dpa / Christophe Gateau

Die KaDeWe-Pleite könnte für Berlin teuer zu stehen kommen. Nach rbb-Informationen muss das Land per Bürgschaft für einen zweistelligen Millionenbetrag geradestehen.

Die Insolvenz der KaDeWe-Gruppe könnte die Berliner Steuerzahler 18 Millionen Euro kosten. Das ist die Summe, für die das Land Berlin nach Informationen von rbb24-Recherche aktuell noch bürgt. Das Zahlungsrisiko stammt aus einer Bund-Länder-Bürgschaft für einen 90 Millionen-Euro-Kredit, den die KaDeWe-Muttergesellschaft 2020 im Rahmen der Corona-Hilfsmaßnahmen in Anspruch genommen hat. Für die Kreditbürgschaft übernimmt der Bund die Hälfte des Risikos, die andere Hälfte teilt sich Berlin mit Hamburg und Bayern. In diesen Bundesländern befinden sich mit dem Alsterhaus und dem Oberpollinger weitere namhafte Kaufhäuser der KaDeWe-Group.

Finanzsenat wollte sich nicht äußern

Die KaDeWe Group teilte mit, dass bereits "Rückzahlungen in relevanter Höhe an den Kreditgeber geleistet" worden seien. Aktuell beträgt die Kreditsumme nach Informationen von rbb24-Recherche noch 55 Millionen Euro.

Die Berliner Senatsverwaltung für Finanzen wollte sich zu den genannten Summen nicht äußern. Ein Sprecher erklärte gegenüber rbb24-Recherche aber, dass erst die bestehenden Sicherheiten verwertet werden müssten, bevor eine Ausfallbürgschaft in Anspruch genommen werden könne: "Aus einer Insolvenz ergibt sich daher noch keine Inanspruchnahme einer Bürgschaft."

Abgeordnetenhaus war bei Bürgschafts-Entscheidung nicht eingebunden

Das Berliner Abgeordnetenhaus wurde 2020 an der Bürgschafts-Entscheidung nicht beteiligt. Die Senatsverwaltungen für Finanzen und Wirtschaft können dem Berliner Haushaltsgesetz zufolge Ausfallbürgschaften im vorgegebenen Rahmen gewähren, ohne das Parlament mit einzubeziehen.

Abgeordnete der Oppositionsparteien fordern nun Aufklärung über die konkreten Bürgschafts-Bedingungen. "Die Kriterien und Entscheidungen müssen so nachvollziehbar sein, dass eine parlamentarische Kontrolle möglich ist", erklärte Steffen Zillich, parlamentarischer Geschäftsführer der Linkspartei. Julian Schwarze, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Grünen, kritisiert eine mangelnde Transparenz: "Es ist unklar, welches Risiko besteht, dass die Bürgschaft fällig wird. Damit ist weiterhin offen, ob das Land hier einen finanziellen Schaden hat - und damit auch der Steuerzahler."

Berichte: Seit Jahren soll KaDeWe-Group bilanziell überschuldet sein

Inzwischen liegen auch die Geschäftsberichte der KaDeWe-Group für die letzten Jahre vor. Zuerst hatte Spiegel Online darüber berichtet. Aus diesen Berichten ergibt sich, dass die KaDeWe-Group schon seit Jahren bilanziell überschuldet ist und die Umsätze seit 2016 stetig gefallen sind. Die Edel-Kaufhäuser der KaDeWe-Group galten in der Öffentlichkeit lange als krisenfeste und gewinnbringende Institutionen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.2.2024, 6 Uhr

58 Kommentare

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  1. 58.

    Kann sich der Senat ja bei denen bedanken die solche Energiepolitik machen, die Inflation in die Höhe treiben, illegale Sanktionen verhängen (da ohne UN Mandat) und damit Firmen in die Pleite treiben. In diesem Sinne, das KaDeWe ist nicht pleite, es verkauft nur nicht mehr.
    Der Regierende hat es ja da nicht weit seine Meinung zu geigen, liegt er doch mit einer hauptverantwortlichen Kanzlerpartei "im Bett"

  2. 57.

    Benko muss alles zahlen. Wenn nicht, für jeden Euro 1 Jahr Gefängnis!!!!!

  3. 55.

    Ist jetzt der Rahmen für eine zulässige Bürgschaft ohne Parlament eingehalten worden oder nicht? Das ist doch sehr wichtig...

  4. 54.

    Genau, das ist der wahre Grund! Weil die Kunden nicht mehr mit ihren Autos bis vor die Läden fahren dürfen, geht alles den Bach runter.
    Problem gut erkannt!

  5. 53.

    Corona-Hilfen hätte man anderes gestalten sollen. Wie in der Schweiz: Je Eindrittel Mieter Vermieter und Saat. Deutschland: BMW Staats-Kohle abfassen aber sich zu gleich 1,6 Milliarden Euro an Dividenden auszahlen. Gegen Hartz-4 wird selbst von der SPD gehetzt, aber was ist dagegen diese Abzoge.

  6. 52.

    Bürgt nicht eher der Steuerzahler für Berlin und dies vornehmlich über den Länderfinanzausgleich?

  7. 51.

    Antwort auf "Jörg " vom Samstag, 17.02.2024 | 23:11 Uhr
    "Ja das stimmt das Geld sollte lieber in Bildung und Wohnungsbau Gesteck werden" WELCHES Geld denn???

  8. 49.

    Die ganze Gängelung der Autofahrer macht die Innenstädte mit ihren Läden kaputt. Diese werden die Slums vom morgen.

  9. 48.

    Was soll man dazu noch sagen? Sollte man das traditionsreiche Kaufhaus retten? Ich persönlich finde ja - auch wenn man damit vielleicht wieder irgend welchen Unternehmern die Taschen füllt. Aber so ist es nun einmal auf unseren Planeten. Und für die Angestellten, die dort bereits seit über 30 Jahren arbeiten, und mittlerweile zum "alten" Eisen auf dem Arbeitsmarkt gehören, wäre ein neueinstieg sicherlich nicht mehr so einfach.

    Aber was soll's. Ich setze mich dann lieber auf meinen metallenen Schimmel und galoppiere damit über die Fahrradwege in Peru, die alle hier mit über 300 Millionen mitfinanziert haben, in den Sonnenuntergang ....

  10. 46.

    Interessant wie sich in Ihrem Kopf Verschwörungstheorien mit der Realität vermischen.

  11. 45.

    Ja das stimmt das Geld sollte lieber in Bildung und Wohnungsbau Gesteck werden

  12. 44.

    Die Bürgschaft wurde 2020 durch die Finanzverwaltung des amtierenden RRG-Senats gewährt. Heute fordert die Opposition, die damals in Regierungsverantwortung war, Aufklärung. Vielleicht weiß das MdA Mathias Kollatz, die Antwort. Ich glaube, er 2020 Finanzsenator.

  13. 43.

    " ob das Land hier einen finanziellen Schaden hat - und damit auch der Steuerzahler."

    den finanziellen Schaden hat immer der Steuerzahler

  14. 42.

    Antwort auf "Lilly" vom Samstag, 17.02.2024 | 18:55 Uhr
    "Ich brauche das KaDeWe zum Überleben" na, das ändert natürlich ALLES! Das sollten Sie zeitnah Herrn Benko und dem Insolvenzverwalter mitteilen, vielleicht macht er für Sie eine Ausnahme :~)

  15. 41.

    Ich brauche das KaDeWe zum Überleben.

  16. 40.

    Ich habe selten einen solch bunten Mix aus ideologischen Schnipseln gelesen, wie den Ihren, "ZwischenDenWelten". Also: Der Markt ist schlecht, durch staatliche Intervention gerettete Arbeitsplätze sind auch schlecht, führen gar zu einer Umverteilung von unten nach oben. Also lieber Arbeitsplätze gleich ganz wegbrechen lassen, das ist dann besser für die Opfer des Marktes? Oder zumindest für die Umwelt? Man könnte den Versuch wagen: Die ganze moderne Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft wird abgewickelt (sie dient ja nur dem Konsumwahn) und wir leben wie in der guten alten Zeit (wann immer das war). Vermutlich werden wir, wie es schon im Mittelalter geschah, erst einmal alle Bäume abholzen und verheizen, um nicht zu erfrieren. Vielleicht müssen wir auch erst einmal im Schnellverfahren unsere Bevölkerungszahl vierteln, das wäre sehr umweltfreundlich. Nicht falsch verstehen: Für mich hat Umweltschutz sehr hohe Priorität, aber mit ideologischem Geschwurbel ist ihm nicht geholfen.

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