Fabrikausbau - Gericht entscheidet am Dienstag über Tesla-Protestcamp

Mo 18.03.24 | 19:49 Uhr
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Ein Transparent ist am frühen Morgen des 18.3.2024 in einem Camp der Initiative «Tesla stoppen» in einem Kiefernwald nahe der Tesla-Gigafactory Berlin-Brandenburg zu sehen. (Quelle: dpa-Bildfunk/Jörg Carstensen)
Audio: Fritz | 18.03.2024 | Marie Boll | Bild: dpa-Bildfunk/Jörg Carstensen

Hängepartie beim Protestcamp gegen die Tesla-Erweiterung in Grünheide: Das Verwaltungsgericht Potsdam prüft momentan, ob und wie die Aktion fortgesetzt werden darf. Am Freitag verhängte Auflagen bleiben vorerst außer Kraft.

  • Am Freitag wurden Auflagen für das Protestcamp im Wald bei der Tesla-Fabrik gemacht
  • Danach dürfen die Aktivisten zum Beispiel Baumhäuser eigentlich nicht mehr nutzen
  • Weil die Aktivisten einen Eilantrag eingereicht haben, greifen die Auflagen aber nicht
  • Am Dienstag entscheidet das Verwaltungsgericht

Das Verwaltungsgericht in Potsdam entscheidet am Dienstag über die Auflagen für das Protestcamp am Tesla-Werk in Grünheide. "Nach Stand der Dinge und gegenwärtiger Planung" werde die Entscheidung den Beteiligten am Dienstag bekannt gegeben, erklärte der Sprecher des Gerichts am Montagnachmittag.

Seit Montag befasst sich das Verwaltungsgericht mit der Frage, ob die Aktivisten in dem besetzten Waldgrundstück nahe Fabrik die behördlichen Auflagen einhalten müssen.

Die Versammlungsbehörde hatte die Aktivisten unter anderem aufgefordert, die Baumhäuser in dem Wald wegen Sicherheitsbedenken abzubauen. Dagegen hatte die Initiative "Tesla stoppen" einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht eingereicht. Das Gericht hatte die Auflagen daher auf Eis gelegt - bis zu einer endgültigen Entscheidung.

Gerichtsurteil muss abgewartet werden

Verstöße gegen die Auflagen können damit vorerst nicht geahndet werden. Der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) hatte vor Tagen angekündigt, dass Verstöße gegen die Auflagen eine Räumung des Camps nach sich ziehen könnten. Ein Sprecher des Ministeriums sagte am Sonntag, dass vor weiteren polizeilichen Maßnahmen das Gerichtsurteil abzuwarten sei. Unter Umständen müssten die Auflagen nach der Entscheidung angepasst werden.

Sollten die Auflagen vom Gericht bestätigt werden, könnte eine Räumung des Camps in greifbare Nähe rücken. Die Aktivisten hatten angekündigt, ihre Baumhäuser nicht abbauen zu wollen, da sie elementarer Bestandteil ihres Protestes seien.

Ziel der Aktivisten ist es, zu verhindern, dass das Waldstück im Zuge einer geplanten Erweiterung des Tesla-Geländes mit Güterbahnhof gerodet wird. Sie halten das Waldstück bereits seit Wochen besetzt. Ein Abbau der Baumhäuser kommt für sie nicht infrage, da diese elementarer Bestandteil des Protestes seien.

Eine Mehrheit der Bürger von Grünheide hatte in einer Befragung gegen eine Erweiterung der Fabrik gestimmt. Die Gemeinde Grünheide schlägt in dem Konflikt vor, dass nur noch etwa die Hälfte des Waldes gerodet wird.

Das Protestcamp ist Stübgen ein Dorn im Auge. Er befürchtet eine Mobilisierung innerhalb eines gewaltbereiten Teils der Aktivistenszene und macht eine zunehmende Radikalisierung bei einigen Teilnehmern aus. Auch deshalb hatte er eine personelle Verstärkung der Polizei rund um das Camp angeordnet. Es gehe darum, mögliche Übergriffe auf Tesla zu verhindern und "bisher uninteressierte, gewaltbereite" Menschen abzuschrecken, die sich nun motiviert fühlten, nach Brandenburg zu kommen.

Nach Darstellung der Initiative "Tesla stoppen" schließen sich immer mehr Menschen dem Protest an. Selbstverständlich versuche man, Leute zu mobilisieren, sagte eine Sprecherin. Das sei bei einer Demonstration nichts Ungewöhnliches. Zudem fänden täglich Einführungskurse für Neuankömmlinge in dem Camp statt. Nach Angaben der Initiative vom Sonntag halten "mindestens 80 Leute" einen Teil des Landeswaldes besetzt.

Sendung: Fritz, 18.03.2024, 7:30 Uhr

53 Kommentare

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  1. 53.

    Der Waldbauer entnimmt und pflanzt im selben Wald nach, er durchforstet und dabei wird der Wald in seiner Struktur und Funktion nicht vernichtet.
    Das ist was anderes als wenn der Wald geplündert und komplett neu aufgeforstet wird.
    Während sich im ersten Fall eine kontinuierliche mittlere CO2-Senke einstellt, werden im zweiten Fall erstmal die Senke komplett zerstört.
    In Anbetracht des nichtlinearen Klimas und der Erderwärmung sind beide Formen im Ergebnis nicht identisch, so wie in einem idealisierten Linearsystem.

  2. 52.

    Ihre Rechnung gilt für jeden Baum, der gerodet wird, egal ob von der Forstwirtschaft oder wie hier für Tesla. Der Waldbauer pflanzt nur auf der gleichen Fläche nach, wegen Tesla hat die Fläche zugenommen.

  3. 51.

    Ist die Frage jetzt wirklich ernst gemeint?? Weil der WSE nicht über diese Grundwassermengen verfügt. Ist doch kein unendliches Wasserreservoir, wo sich jeder mal beliebig bedienen kann. Der WSE kann im Mittel nur soviel Wasser fördern wie Wasser nachsickert (Erhaltungsgröße).
    Davon rede ich doch schon die ganzen Tage. Die Kuh die man melken will, kann man nicht einfach schlachten, auch wenn einige Politiker angesichts von 6 Mill. € Steuereinnahmen physikalische Zusammenhänge gerne ausblenden wollen.

  4. 50.

    Schon vergessen, dass dazu die Öffentlichkeit beteiligt worden ist? Ad hominem ist nettes Argument, falls man keine anderen hat.

  5. 49.

    Der WSE hat Zugang zu den Messstellen und kann auch selber kontrollieren.

  6. 48.

    Neu gepflanzte Setzlinge erfüllen ihre Funktion als Netto-CO2-Senken erst frühestens nach 20 Jahren.
    Aber dazu müssen die Setzlinge erstmal überleben und in dieser Zeit einen funktionierenden Wald bilden. Audi forscht vor seiner Haustür an einem nachhaltigen Waldumbau. Das ist etwas komplizierter als die durchgeführte Krombacher-Nummer.
    Solange hat Tesla eine Senken von - (3900 t + (650 bis 1300)t CO2) / Jahr vernichtet. Und das ist nur die CO2 Bilanz.

  7. 47.

    Was macht sie eigentlich so sicher, Herr Neumann, dass hier tatsächlich ein Güterbahnhof und nichtmals etwas anderes entstehen würde, wenn denn die Fläche freigegeben würde? Schon vergessen, wie hier eine beantragte "Lagerhalle für den europäischen Ersatzteilbedarf" unvermittelt in eine Batteriefabrik mutierte?

  8. 46.

    Keine Frage, die Umweltauswirkungen der Ölindustrie sind verheerend.
    Muss deshalb aber eine riesige Fabrik in ein Wasserschutzgebiet setzen und dann auch noch die Kontrolle über das Grundwassermonitoring an den potentiellen Verschmutzer abtreten, weil man keinen Gerichtsprozess riskieren möchte, in dem man als Vertreter öffentlicher Belange die schlechteren, weil schlechter bezahlten Anwälte hat???

  9. 45.

    So langsam müssen Sie sich damit abfinden, dass für das Werk die gerodeten Bäume in der Nähe neu gepflanzt worden sind. Dass hier Menschen auf Bäumen campieren, weil die eine Güterbahnhof verhindern wollen, ist ein einfach ein schlechter Scherz, über den Umweltaktivisten nichtmals müde lächeln können.

  10. 44.

    Die Grünheider Bürgerschaft scheint da zu einer gewissen Einsicht gekommen zu sein. Ich meine wenn man am Bahnhof Fangschleuse steht und statt Wald ringsherum mittlerweile überall Kahlschlag, freie Sicht bis zur 2 km entfernten Autobahn, da wundert es nicht. Leider etwas spät. Aber es macht Hoffnung.

  11. 43.

    Für mein Empfinden lenken Sie jetzt ab. Sicherlich können Fehler zugegeben werden, Selbstkritik erfolgen. Was erreichen wir damit? Wir müssen aus Fehlern lernen. Fakt ist, wir diskutieren in Deutschland zu lange. Zu lange werden Fachleute gehört, Gutachten eingeholt. Gegengutachten. Ausschüsse, Gerichte beschäftigt. Während dessen dreht sich die Welt weiter. Das Klima ist manchen wichtiger als anderen. Beiden Lagern wird man mit den Diskussionen nicht gerecht. Es braucht einen kurzen Strang an Entscheidung. Dazu muss ein verbindlicher Katalog erstellt sein, der zehn Jahre Gültigkeit hat. Evaluation kann begleitend sein und nur eingreifen dürfen hat sich nachweislich gravierend etwas verändert. Mir ist nicht so ganz klar was Sie mit vertanen Chancen meinen? Thomas und Sie wollen die Plantage retten, weil diese CO2 bindet. Was ist wenn die CO2 -Minderung durch andere Maßnahmen, wie der Reduzierung der Pendlerverkehr-Co2-Emissionen erreicht wird. Dann müssen wir nicht 20 Jahre warten.

  12. 42.

    Ich behaupte nichts. Ich stelle fest, dass der WSE nicht seinem Versorgungsauftrag nachkommt. Grünheide hat Bedarf. Neuenhagen hat Bedarf. Andere Gebiete ebenfalls. Herr Bähler ist der Chef vom WSE. Damit ist er gefragt, warum der WSE nicht den Bedarfsanfragen nachkommt? Dafür sorgt, dass die geforderten Mengen verfügbar sind.

  13. 41.

    Der Umweltschutz scheint immer nur bis dahin zu reichen, wo monetäre Interessen aufhören.
    Tesla gibt da ein sehr gutes Beispiel ab.
    Für die Forcierung der E-Mobilität und deren Aussicht auf Einsparung nur vergleichsweise weniger CO2-Moleküle werden ganze Wälder abgeholzt, dem Erdboden gleichgemacht und anschließend zugepflastert.
    Das geschieht nicht nur bei Tesla in Grünheide, sondern weltweit.
    Wenn wir diesen Planeten retten wollen, muss dieses schizophrene Verhalten endlich aufhören.

  14. 40.

    Es geht um die Umsetzung des Ergebnisses eines Bürgerentscheids. Wer dessen Ergebnis ignoriert oder von einer "Unverbindlichkeit" faselt, handelt undemokratisch.
    Hier wird sich aufgeregt über Wahl-Beeinflussungen und Wahlfälschungen anderswo, und gleichzeitig werden die Ergebnisse von kommunalen Abstimmungen einfach ignoriert, für ein "unverbindliches Stimmungsbild" erklärt und sonstiges - was für ein Demokratieverständnis!
    Aber kommunale Verantwortungsträger haben sich diesbzgl. ja schon früher positioniert..

  15. 39.

    Hmmm………schon die Umweltsünden durch die Erdölgewinnung in Kanada gesehen, welche mit Ihren Auswirkungen weitaus größer sind.
    Wasser das unwiederbringlich verloren ist weil mit Flurkohlenwasserstoffen versetzt.

    Über Tesla und Kanada lässt sich im Internet nichts relevantes finden.
    Aber sehr wohl über die Umweltverschmutzung in Kanada.

    Tip Suchbegriff: Ölsand Kanada

  16. 38.

    Sie schreiben also nicht über die Erweiterung wegen der die Aktivisten angeblich auf den Bäumen hocken.

  17. 37.

    "Zum Glück gibt es Gerichte, die über die Rechtmäßigkeit der Entscheidungen der Behörden urteilen"

    Für mich ist Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit eines der höchsten Güter. Deswegen werden sie in meinen Kommentaren nichts Gegenteiliges finden.

  18. 36.

    Nochmal, sie behaupten ständig das Bähler sich gegen eine Fremdversorgung von Tesla wehrt? Woher nehmen sie also die Kenntnis über die offenbar 12 von 16 gemeindevertretende Bürgermeister nicht verfügen?

  19. 35.

    Bitte Camp abbauen und weiterhin Arbeitsplätze schaffen.

    Wovon sollen wir sonst leben?

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