E-Autohersteller - Tesla will 400 feste Stellen in Grünheide abbauen

Di 23.04.24 | 16:48 Uhr
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Mitarbeiter der Tesla Gigafactory Berlin Brandenburg arbeiten am 20.03.2023 an einer Fertigungslinie eines Elektrofahrzeuges vom Typ Model Y. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 23.04.2024 | Sarah Schiwy | Bild: dpa/Patrick Pleul

Weltweit will der US-Autobauer Tesla Stellen abbauen. Jetzt wird das vorläufige Ausmaß im einzigen europäischen Werk im brandenburgischen Grünheide bekannt. Die Reaktionen aus der Politik fallen gespalten aus.

Tesla will in der Elektroauto-Fabrik in Grünheide (Oder-Spree) 400 feste Stellen abbauen. Das teilte das Unternehmen dem rbb am Dienstag mit. Aktuell laufen demnach Gespräche mit dem Betriebsrat.

Tesla will eigenen Angaben zufolge Kündigungen vermeiden und habe deshalb ein Freiwilligenprogramm für Mitarbeiter aufgelegt, die das Unternehmen verlassen wollen.

Insgesamt 700 Beschäftigte weniger

Tesla-Chef Elon Musk hatte vor zwei Wochen angekündigt, zehn Prozent der weltweiten Belegschaft abbauen zu wollen. Hintergrund sind Absatzschwierigkeiten von E-Autos. Deshalb hatte Tesla in seinem einzigen europäischen Werk in Grünheide bereits 300 von circa 2.000 Leiharbeitern abgemeldet. Mit dem jetzt angekündigten Abbau von 400 Mitarbeitern sinkt die Zahl der Beschäftigten von 12.500 auf 11.800.

Auch in Zukunft will Tesla in Grünheide vor allem mit Leiharbeitern Schwankungen ausgleichen. "Darüber hinaus ist es stets in unserem Interesse, unsere Fertigung so produktiv wie möglich zu betreiben. Hierbei entstehende Effizienzen werden auch zukünftig vorrangig mit Anpassungen beim Einsatz von Leiharbeit einhergehen," heißt es in der Mitteilung des Unternehmens.

Wirtschaftsminister: Stellenabbau in Grünheide mit Augenmaß

Der von Tesla angekündigte Stellenabbau fällt nach Ansicht von Brandenburgs Wirtschafts- und Arbeitsminister Jörg Steinbach (SPD) nicht so gravierend aus wie zunächst befürchtet. "Ein Stellenabbau von drei Prozent ohne Kündigungen ist angesichts eines enormen Belegschaftsvolumens von aktuell mehr als 12.000 Arbeitsplätzen mit viel Augenmaß umgesetzt", sagte der Minister am Dienstag. Zudem führte auch er an, dass ehemalige Leiharbeiter und Leiharbeiterinnen bereits weiter vermittelt worden sind.

Beim Autohersteller werden Steinbach zufolge zugleich weiterhin fortlaufend Fachkräfte eingestellt. "Dies bestätigt uns, dass es sich in Grünheide nicht um einen strukturellen Personalabbau handelt."

CDU-Chef: Fragen zu Teslas Erweiterungsplänen tun sich auf

Für den Chef der Brandenburger CDU, Jan Redmann, können die Mitarbeitenden mit der Öffentlichmachung des Stellenabbaus aufatmen und erhielten Planungssicherheit. Dennoch wolle er seine "Enttäuschung nicht verhehlen" angesichts der ursprünglichen Ausbaupläne des Unternehmens. Der Schritt lasse nun Zweifel aufkommen, ob die Fabrik nun im geplanten Umfang ausgebaut werden soll.

Tesla will neben dem 300 Hektar großen bestehenden Werksgelände auf zusätzlich rund 170 Hektar einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten errichten. Nach einem geänderten Bebauungsplan, der von der Gemeinde Grünheide noch beschlossen werden muss, sollen etwa 50 Hektar Wald gerodet werden.

Linke: Landesregierung darf Stellenabbau nicht einfach hinnehmen

Die Linke im Brandenburger Landtag sieht in der Ankündigung des US-Unternehmens nur den Anfang von weiteren eventuellen Schritten des Unternehmens. "Allein die Gesetze in Deutschland verhindern kurzfristige Massenentlassungen und setzen Elon Musk Grenzen. Das ist gut so. Die Landesregierung darf das nicht einfach hinnehmen", sagte Linken-Fraktionschef Sebastian Walter. "Wenn sie jetzt teilnahmslos zusieht, werden Entlassungen nach Gutdünken zum Alltag gehören. Wir brauchen sichere und gut bezahlte Industriearbeitsplätze, davon sind wir bei Tesla immer noch weit entfernt."

Der Ministerpräsident müsse die IG Metall im Kampf für einen Tarifvertrag aktiv unterstützen. Nur so könne verhindert werden, dass "Elon Musk weiter Wilder Osten in Grünheide spielt."

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.04.2024, 12:30 Uhr

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75 Kommentare

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  1. 75.

    "Ein Stellenabbau von drei Prozent ohne Kündigungen ist angesichts eines enormen Belegschaftsvolumens von aktuell mehr als 12.000 Arbeitsplätzen mit viel Augenmaß umgesetzt", sagte Jörg Steinbach. So vertuscht der Minister schon einmal 500 Leute. Vorher sprach er nämlich immer von 12500 Beschäftigten bei Tesla. Das heißt damit handelt es sich in Wirklichkeit mindestens um 400 + 500 = 900 Entlassene. Wahrscheinlich ist zur Beschönigung der Statistik auch diese Zahl noch hochzukorrigieren. Faktor 3 könnte der Wahrheit nahe kommen. Es ist noch nicht lange her, da berichteten die Medien ja schon von 3000 Leuten, die von Tesla vor die Tür gesetzt werden sollen.

  2. 72.

    Weltweit will der US-Autobauer Tesla Stellen abbauen. Wann wird Tesla Insolvenz anmelden? Weiß das jemand?

  3. 71.

    Der BDEW straft gewisse Kreise wie die Ihre Lügen, liegt dich der Industriestrompreis demnach auf dem Niveau von 2017/2018. Kleingewerbe und private Kunden bekommen Strom laut Verivox zei Anbieterwechsel zu ähnlichen Preisen wie im Schnitt 2014 aufgerufen worden sind. Stehen Sie fett in der Schufa, dass Sie beim Grundversorger bleiben müssen?

  4. 70.

    Ein großes Plus bietet Tesla zusätzlich zum bekannten Schienenverkehr mit dem GIGA-Bus bis fast vor die Haustür. War Zeuge wie eine vietnamesische Familie aus dem Bis stieg. ( Fast bis vor die Tür. )

  5. 69.

    Bei einem E-Autos sind es sogar nur zwei Liter Benzinäquivalent. Wie erklären Sie den Kupferpreis angesichts des von vieln hier angestimmten Abgesangs auf das E-Autos? Haben die Kupferkäufer alle keine Ahnung? Was die durch Putin induzierte Aufrüstung (er gibt immerhin 40% des Staatshaushaltes für Rüstung aus) mit dem Artikel hier zu tun, wissen Sie aber wahrscheinlich nur selber. Züchten Sie in Ihrer Freizeit die gleichen Pflanzen wie Özdemir?

  6. 67.

    Es gab mal die Festlegung als Ziel: Das 3 L Auto. Bedenken Sie mal die gesamten Schäden, die an der Natur getrieben werden um letztlich mit einem PKW wie den Tesla Y zu fahren. Die Kupferpreise sind z. B allein durch den hohen Bedarf bei der E-Autoproduktion gestiegen. Übrigens: Derzeit rüstet die Welt mit 2300 Milliarden auf. Man kommt ins grübeln.

  7. 66.

    Handwerk und Industrie beklagen sich derzeit nicht nur über ausgeuferte Bürokratie sondern lautstark über die hohen Energiekosten. Wo kommt der billige Industriestrom her ?

  8. 65.

    Das muss ich erst mal verdauen. Punkt.

    Tesla Erweiterung, alle wollen bei Tesla arbeiten, WiMi wollte für Tarifvertrag bei Tesla werben, Züge ab Berlin Lichtenberg, Freiwilligenprogramm um zu gehen wer will, Stellenstreichungen, lt. WiMi werden fortlaufend Fachkräfte eingestellt, erst 300 dann folgen 400 usw. usf.

    Zu begreifen ist das wohl nicht.
    Hätte man lieber keinen Lautsprecherwagen auffahren lassen sollen!
    Wer sagt uns denn endlich mal die Wahrheit?

  9. 64.

    Mit China kann und wird sich die deutsche Automobilindustrie, hinsichtlich E Autos nicht mehr messen können....

  10. 63.

    Das beweist doch, dass wir Tesla nicht gebraucht hätten und die besagten Autobauer dann vielleicht bessere Zahlen geschrieben hätten. Man kann es immer so drehen, wie man es gerade braucht.

  11. 61.

    Ja, die Werke stehen aber schon etwas länger. Für Tesla wurde aber viel Wald geopfert. Und das muß ein Ende haben. Ein großes NEIN für eine Erweiterung

  12. 60.

    Ja Herr Steinbach, es gab helle Köpfe, die das vorausgesehen haben. Und nun passiert es schneller als man dachte. Die Produktion der E-Autos hätten auch die deutschen Autobauer abdecken können, mit etwas Förderung vielleicht, anstatt z. B. die damalige Abfrackprämie für Vergaser. Aber es muss ein Amerikaner mit einem neuen Werk her, mitten im Trinkwasserschutz- und Naherholungsgebiet.

  13. 59.

    Ich mir auch, denn in 11 Jahren werden wir weder die benötigte grüne Primärenergie, noch die Ladeinfrastruktur, geschweige denn einen bezahlbaren, nachhaltigen E-Mobilitätsmarkt haben.
    Die ersten Hersteller wie Mercedes, Toyota etc. weichen schon den strikten Ausstieg auf. Und andere Hersteller verlagern ihre Verbrennerproduktion nach China um von dort entsprechend auf chinesische und weltweite Nachfragen zu reagieren.
    Allerdings werden günstige chinesische E-Autos über anhaltende gigantische Staatssubventionen in 2035 eine technische Reife in Verbindung neuer Akku-Technologien erreicht haben, die wahrscheinlich einen breiteren Umstieg im PKW-Bereich gestatten.

  14. 57.

    Weil der Bedarf besteht. Solange das Interesse an individueller, unabhängiger Mobilität besteht, werden Autos nachgefragt und die Industrie erfüllt diese Bedürfnisse.

  15. 56.

    Elon Musk investiert doch in die Verbrennertechnologie. Nur starten diese Verbrenner in den Orbit.

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