Bausenator Gaebler senkt Prognose - Berlin verfehlt Wohnungsbauziel - wohl auch 2025

Sa 28.12.24 | 11:53 Uhr
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Symbolbild: Ein Kranhaken vor einem eingeruesteten Haus, aufgenommen im Stadtteil Friedrichshain. (Quellle: dpa/Florian Gaertner)
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Audio: rbb24 Inforadio | 28.12.2024 | Helena Daehler | Bild: dpa/Florian Gaertner

Der Wohnungsneubau in Berlin kommt nicht voran: 2025 werden laut Bausenator Gaebler erneut die Neubauziele verfehlt. Die Baubranche steckt in einer Krise, und auch das Berliner Schneller-Bauen-Gesetz wird wohl keine schnelle Hilfe bringen.

Berlin verfehlt auch im zu Ende gehenden Jahr seine Ziele beim Wohnungsbau. "Wir rechnen laut Prognose für 2024 mit rund 15.000 Wohnungen - nach 17.300 und 16.000 in den Jahren davor", sagte Bausenator Christian Gaebler (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Das bedeute also abermals einen leichten Rückgang. Das hatte Gaebler bereits im Sommer prognostiziert.

Im Koalitionsvertrag haben CDU und SPD vereinbart, dass angesichts der Mangelsituation jährlich bis zu 20.000 neue Wohnungen in der Hauptstadt entstehen sollen. Obwohl die Marke nun erneut gerissen wird, wertet Gaebler die Entwicklung beim Wohnungsbau positiv. "Das sind nicht jährlich 20.000, aber in den vergangenen drei Jahren sind es zusammen fast 50.000 Wohnungen, also Wohnraum für 100.000 Menschen", sagte er, "das ist schon ganz gut."

Wenig Optimismus für 2025

Für 2025 rechnet Gaebler mit einem schwierigen Jahr. "Ich hatte gehofft, dass wir dieses Jahr die Talsohle hinter uns haben und die Wohnungsbauzahlen ab 2025 wieder ansteigen", sagte er. "Ich würde das zwar nicht völlig zurückziehen, aber nachdem, was ich aus der Bauwirtschaft höre, wird es noch keine sehr deutliche Erholung geben." Es gebe weiterhin eine Zinsdiskussion in der Branche. Hinzu komme nun die vorgezogene Bundestagswahl, "wo man nicht genau weiß, ob das Vertrauen da ist, jetzt noch große Investitionen anzugehen, oder ob die Leute erst noch ein halbes Jahr abwarten", so Gaebler.

Das bestätigte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands HDB, Tim-Oliver Müller: "Beim Wohnungsbau droht im nächsten Jahr ein Debakel", sagte Müller der "Bild"-Zeitung. "Seit zwei Jahren werden kaum neue Bauanträge gestellt." Wenn 200.000 Wohnungen fertiggestellt werden, müsse das schon als Erfolg gewertet werden. "Es gibt sogar einige Stimmen, die sagen, dass es möglicherweise nur 150.000 werden."

Müller forderte von der nächsten Bundesregierung einen Kurswechsel in der Wohnungspolitik und ein klares Bekenntnis für das Bauen in Deutschland. Er sprach sich für ein Zusammenlegen der Bundesministerien Bau und Klimaschutz aus. "Nur wenn beides zusammengelegt und -gedacht wird, entstehen gute und vor allem bezahlbare Lösungen", sagte Müller. Konkret bedeute das eine "verlässliche Förderkulisse, die für alle verständlich ist, das Bekenntnis zum einfachen Bauen mit einem Kahlschlag überbordender Anforderungen an Gebäude und Bürokratie".

Was bringt das "Schneller-Bauen-Gesetz"?

Dass das Anfang Dezember vom Abgeordnetenhaus beschlossene "Schneller-Bauen-Gesetz" 2025 schnell konkrete Ergebnisse liefert, glaubt Gaebler nicht. "So ein umfangreiches Gesetz- und Maßnahmenpaket braucht einen entsprechenden Vorlauf", sagte er. "Deshalb wird das Gesetz im nächsten Jahr wahrscheinlich noch keine unmittelbar zu sehenden Auswirkungen haben."

Zumal die Frage sei, ob Bauherren in laufenden Projekten jetzt lieber auf das neue Gesetz umstellen oder sie nach dem alten Gesetz abschließen wollten. "Das neue Gesetz hat zwar eine Menge Vorteile, aber so eine Umstellung kann auch Nachteile mit sich bringen, wenn man schon geplant hat und sich dann auf neue Planungsrhythmen einlassen müsste", erläuterte der SPD-Politiker.

Sichtbare Fortschritte wohl erst 2026

"Es wird sich noch bis 2026 hinziehen, bis man richtig merkt, es geht jetzt schneller", glaubt Gaebler. "Aber wichtig ist ja, dass sich im nächsten Jahr der Planungsprozess mit den neuen Rahmenvorgaben einspielt."

Das Gesetzespaket umfasst Dutzende Maßnahmen, um bei der Vorbereitung und Umsetzung von Bauprojekten schneller voranzukommen. Unter andere werden Planungs- und Genehmigungsverfahren gestrafft und standardisiert, Prüf- und Bearbeitungsfristen eingeführt und Zuständigkeiten zwischen Landes- und Bezirksebene klarer geregelt.

Ein weiteres Ziel der neuen Regelungen ist es, dass Bauherren verlässlicher Auskunft darüber erhalten, wann mit einer Baugenehmigung zu rechnen ist, damit sie besser planen können. "Ich gehe davon aus, dass im Laufe des nächsten Jahres überall das Projektlotsensystem eingeführt wird", sagte Gaebler. "Das heißt, wer bauen möchte, hat einen einzigen Ansprechpartner in der Bezirksverwaltung oder in der Hauptverwaltung, der oder die ihm sagt, wie der Prozess läuft. Und an wen sich Bauherren wenden müssen, wenn sie Fragen haben."

Wichtig sei, dass Bauherren auf jeden Fall schneller Rückmeldungen bekommen. "Die Verwaltungen sind jetzt gehalten, innerhalb von vier Wochen zu antworten oder direkt zu sagen, wenn an den eingereichten Unterlagen etwas unvollständig ist."

Bündnis für Wohnungsneubau laut Senator nicht gescheitert

Gaebler äußerte sich auch zum Berliner Bündnis für Wohnungsneubau aus Senat, Verbänden und Unternehmen und verwies auf die Einschätzung von Kritikern etwa aus der Opposition, dass es gescheitert sei. "Ist es aber nicht, weil man allein durch die Gesprächsebene auch die Rahmenbedingungen für Investitionen verbessert hat. Das ist das, was die Linke und teilweise auch die Grünen nicht begreifen wollen."

Bei dem Bündnis gehe es nicht darum, "irgendwelchen privaten Immobilienhaien hinterherzurennen", so Gaebler. "Hier geht es darum, dass ein Unternehmen, das investieren möchte, konkret wissen will, was auf es zukommt. Und erwartet, dass man es dabei unterstützt und ihm nicht Knüppel zwischen die Beine wirft. Das hat sich vom Klima her auch geändert. Daher bin ich mit den 50.000 neuen Wohnungen schon ganz zufrieden, obwohl unser Ziel natürlich noch höher liegt."

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.12.2024, 12:00 Uhr

104 Kommentare

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  1. 104.

    16 Millionen Armutsrentner. Altersarmut wird in 10,20 oder 30 Jahren schon bei weit höheren Renten beginnen. Allein die Mieten in Großstädten für eine 45-50qm Wohnung könnten in 20 Jahren regelhaft fast die gesamten 1200€ auffressen und da sind Steuerabzüge und KK Beiträge nicht einmal berücksichtigt.
    Es gibt Berechnungen, dass für über 50% der Rentenbezieher die gesetzliche Rente nicht zum Leben reichen wird, selbst in der Kombination mit einer kleinen Betriebsrente.
    Da läuft eine Rentenarmutswelle auf uns zu die einer sozialen Atombombe gleicht.

  2. 103.

    Wer die Steigerung bei Miet-, energie-und Lebensmittelpreise nicht stoppt, verschärft das Problem der altersarmut noch weiter.

    Wenn der Staat nur staatliche Hilfen wie bürgergeld, Wohngeld usw. erhöht, hat vorher versagt. Derzeit gehen ca 40 % des Bundeshaushalt nur ins soziales. Bei steigenden Preisen... Tendenz steigend.

    Mir fehlt der politische Wille das generelle Problem mit steigenden miet-/Energiepreisen zu lösen. Die Marktwirtschaft ist nicht sozial und wird es nie werden.

  3. 101.

    Schwer zu sagen ?
    Jedenfalls wird es zur Armut und Altersarmut sehr vieler Menschen kommen.
    Deutschland muß wieder auf eigene Stärken und auf eigene Ressourcen setzen.
    Bauen muß preiswerter und vereinfachter werden.
    Alte Industrie-Ruinen, Armeegelände/etc. und Schandflecken in Berlin und Brandenburg, müssen für den Wohnungsbau schnellstens beplant und genutzt werden.
    Ausbau und Aufstockung bestehender Gebäude/Häuser.
    Staatliche Steuern, Abgaben, Gebühren verringern.
    Bürgergeld/Sozialhilfe nur noch für Bedürftige, Ältere und Kranke - nicht mehr als Bedingungsloses Grundeinkommen
    Alles schwierige Themen, preiswerte Wohnungen/soziale Gerechtigkeit, Viele Grüße.

  4. 99.

    "Meckern und von anderen Mitmenschen etwas verlangen, wozu man selbst nicht in der Lage ist - das schafft Jeder - aber selbst anpacken - da wird's eng,"
    Musk meckert und verlangt von anderen eine rückkehrende Rakete zu dessen Planung er selbst nicht in der Lage ist. Würde er selber bei SpaceX anpacken, wird es eng.
    Ich glaube Ihr Argumentationsweg "Schaffen Sie, doch selbst ersteinmal" reflektiert eher die selbstrügerische Beurteilung, Arbeit nicht, nur hochwertige Ausbeutung ist als Leistung zu betrachten.
    Visionäre, Organisatoren, Führung, höherer individueller Wohlstand ja. Letztere darf aber nicht zu fehlende bezahlbares Wohnen führen.

  5. 98.

    Gehen wir nicht in ein renten-finanzierungsproblem?

    Warum nicht über die Bima zusätzliche Wohnungen bauen und mit deren gewinnen die Rentenversicherung zusätzliche Einnahmen ermöglichen?

    Damit würden zwei Probleme auf einen Schlag gemildert.

  6. 97.

    Das wissen wir! Aber was schlagen Sie vor?


    P.S.: Ich bin kein Fan von Musk.

  7. 96.

    Fakt ist, die Mieten steigen weiter, Wohnraum bleibt weiterhin Mangelware, preiswerter Wohnraum wird viel zu wenig gebaut, Zuzug aus aller Welt findet weiterhin in Massen statt/egal, Wer regiert

  8. 93.

    Warum? Energiekonzerne, Vermieter & afd fanden die zerstrittene Ampel doch sicherlich sehr gut.

    Einfach alle Preise erhöhen bis die Regierung sich auf gegenmaßnahmen geeinigt hatte. Also nie. ^^

    Und sich dann wundern, dass sich nicht alle über mehr mindestlohn und mehr bürgergeld freuen.

    Auch dieses steuergeld muss durch arbeitende Menschen erst erarbeitet werden. Und dies werden immer weniger Menschen. Trotz großer Einwanderung. Was läuft falsch? ^^

  9. 92.

    Das finden Sie auch noch gut? Sie haben sich faktisch vertreiben lassen, nichts weiter.

  10. 91.

    Baugenehmigungen ist das Eine - danach, muss aber erstmal auch Finanziert, gebaut und auch vermietet oder verkauft werden.

  11. 90.

    Wie hart "Investoren" arbeiten hat man ja an Groener oder Benko gesehen.

  12. 89.

    Hoffe das Schneller-Bauen-Gesetz hilft, damit Baugenehmigungen nicht mehr 5 Jahre dauern.

  13. 88.

    Auch wenn Sie es wiederholen, stimmts trotzdem nicht! Sie spielen die Probleme runter.

  14. 87.

    Mein gesamtes Arbeitsleben habe ich im Westen der Republik verbracht, und noch heute habe ich dort hin rege Kontakte.

    Erst kommt man in #66 mit einem Beispiel, dass für die gesamte Bevölkerung eine ultra Gültigkeit haben soll, dann gefällt die Antwort darauf nicht, und schon wird man kaltherzig persönlich beleidigend, Bravo, das ist der Osten mit seiner AfD und BSW!

  15. 86.

    Das Bauen in Deutschland wird deswegen auch immer teurer durch erzwungene Verwendung von Grünem Stahl. Und natürlich müssen hiesige PKW Hersteller dann auch Grünen Stahl verwenden. Die Herstellerländer China und Indien werden den Stahlmarkt weltweit unter sich aufteilen. Zu lesen ist, dass insgesamt 10.000 der 26.000 Stellen in der Stahlproduktion auf der Kippe stehen. Allerdings sind jetzt schon die Preise des in Deutschland produzierten Stahls kaum konkurrenzfähig, da die Energiekosten im Vergleich zu anderen Ländern deutlich höher sind.

  16. 85.

    ,,Der Deutsche,, hat auch eine hohe Steuerlast zu tragen, hohe Heiz-und Energiekosten in einem sehr kalten Land zu tragen, viele verschiedene Abgaben und Gebühren zu leisten und hat eine total unfähige Regierung, die nur mit sich selbst zu tun hat und sich dann in Luft auflöst.
    Dazu kommen weitreichende Gefahren von Rechtsextremen und auch Linksextremen, usw.

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