"Die Insel der Perversen" am Deutschen Theater - Schluss mit dem linksgrünversifften Theater!

Do 05.12.24 | 11:06 Uhr | Von Barbara Behrendt
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Szene aus "Die Insel der Perversen" von Rosa von Praunheim am Deutschen Theater.(Quelle:Eike Walkenhorst)
Eike Walkenhorst
Audio: rbb24 Inforadio | 05.12.2024 | Barbara Behrendt | Bild: Eike Walkenhorst

Mit "Die Insel der Perversen" albträumt Rosa von Praunheim die deutsche Geschichte ein Schrittchen in die Zukunft: Alice Weidel und Sahra Wagenknecht regieren das Land. Eine finsterböse musikalische Polit-Farce zum Totlachen. Von Barbara Behrendt

Am Abend verschickt die Berliner Schaubühne die Meldung, dass ihre Studiobühne wegen der Radikalkürzungen von CDU und SPD schließen muss. Zwei neue Arbeiten im großen Haus sind ebenfalls gecancelt.

Ein paar Kilometer weiter östlich, am Deutschen Theater, ist man da schon ein Schrittchen weiter bei der Abschaffung der Kultur. Hier begrüßen Alice Weidel und Sahra Wagenknecht in Rosa von Praunheims Stück "Die Insel der Perversen" das Publikum. AfD und BSW haben darin die Herrschaft über Deutschland übernommen – und das Theater gründlich ausgemistet: "Jetzt sind all die grünversifften Idioten tot oder interniert. Endlich!", seufzt Wagenknecht. Endlich wieder Theater national: "Schluss mit der albernen Demokratie. Und Schluss mit diesem linken Gesinnungstheater. Solchen Stuss kann doch keiner wollen. Wir spielen endlich wieder Deutsche Klassiker, mit klaren Frauen- und Männerrollen", singt Alice Weidel am Klavier.

Heinar Bomhard, der auch Regie führt, steht mit spitzem Weidel-Mund, blondem Zopf und blauem Blazer auf der Bühne, gemeinsam mit Božidar Kocevski als Sahra Wagenknecht – natürlich mit brünetter Beton-Frisur zum feuerroten Kostüm.

Szene aus "Die Insel der Perversen" von Rosa von Praunheim am Deutschen Theater.(Quelle:Eike Walkenhorst)
Szene aus "Die Insel der Perversen" | Bild: Eike Walkenhorst

Rosa von Praunheim: raus!

Gemeinsam gehen sie durch die Reihen – die Marens dürfen bleiben, die Mohammeds kommen auf die Abschiebe-Liste. Und der pink schillernde Rosa von Praunheim, gespielt von Florian Köhler, wird unsanft nach draußen befördert. Schwule raus, Menschen aus der Ukraine, aus Afrika, Syrien und Afghanistan sowieso. Dafür 20 Millionen Russen rein – auf gute Nachbarschaft mit dem Busenfreund Putin.

Das Problem ist nur: Das dumme deutsche Volk will sich die deutschen Komödien, die Weidel und Wagenknecht ausgesucht haben, einfach nicht anschauen. Noch nicht mal den "Gesang der dicken Penisse" vom Genossen Oskar. Schließlich wird Nena beaufftragt, mit dem Stück "88 Luftballons". Denn: "dem Volk ist alles Recht, was rechts ist".

Szene aus "Die Insel der Perversen" von Rosa von Praunheim am Deutschen Theater.(Quelle:Eike Walkenhorst)
Szene aus "Die Insel der Perversen" mit Božidar Kocevski | Bild: Eike Walkenhorst

Mal so richtig "dagegen" sein

Praunheim (alias Florian Köhler) taucht derweil, eine Bewegung der Drehbühne macht’s möglich, auf der "Insel der Perversen" auf – dorthin sind die Linksgrünversifften und Schwulen verschifft worden. Das Schöne an diesem schrillen Spaß ist: Auch sie müssen einiges wegstecken. Auf der Insel feiern sie sich dafür, wie sie mal "so ein richtig linkes Theaterstück gemacht haben" und es "denen so richtig gegeben haben"! Wem jetzt genau? "Na, denen eben!" Sie waren so richtig "dagegen"!

Echt linke Theaterstücke vor echt linkem Publikum – es hat nicht funktioniert. Wie singt der reinkarnierte Jesus auf der Insel der Perversen? "Mit keinem einzigen Gendersternchen, mit keinem einzigen Ostermarsch, habt ihr die Rechten aufgehalten. Euer Pazifismus – fickt euch in den Arsch!"

Die Zukunft der Populist:innen hat längst begonnen

Rosa von Praunheim, der wirkliche, ist mit seinen 82 Jahren noch immer eine Ikone der deutschen Schwulenbewegung. Künstler, Aktivist, Filmemacher, der Zeit seines Lebens für eine Veränderung der homophoben Gesellschaft gekämpft hat. Kein Wunder, dass seine neue musikalische Polit-Farce so böse, so bitter ist beim Blick auf die Gegenwart. Ohne Pimmelwitze kommt er zwar auch diesmal nicht aus, doch bei allem Trash und bei aller Komik trifft der Abend schmerzhaft ins Schwarze – gerade weil er eine Zukunft der Populist:innen und Diktator:innen beschreibt, die weltweit nicht weit weg erscheint.

Nach Hitler und Trump kommt irgendwann Putin auf einem Braunbären hereingeritten, nackter Oberkörper, einen großen Fisch schwingend, und singt: ein kitschiges Musical über seine Liebe zu Tieren. Aber weil Musicals ja wohl schwul sind und Russen natürlich auf keinen Fall, nennt er es: musikalische Spezialoperation. Dass dieser finstere Witz tatsächlich zündet, liegt am rasanten, gnadenlosen Spiel von Heiner Bomhard und Božidar Kocevski.

Die Reise geht übrigens auch für Sahra und Alice am Ende nicht gut aus; Thomas Gottschalk ist daran nicht ganz unschuldig. Wer es genauer wissen will – tja, der muss das "linksgrünversiffte" Deutsche Theater besuchen. Dem CDU und SPD übrigens ab Januar voraussichtlich drei Millionen Euro streichen. Der Populismus der Zukunft hat längst begonnen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.12.2024, 07:55 Uhr

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Beitrag von Barbara Behrendt

16 Kommentare

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  1. 16.

    Nun ja, "wer sucht und sucht der findet", das gezogene "Los" in einer polarisierten Gesellschaft.
    Immerhin wird man auf den legalen Wege fündig, das war in der DDR ganz anders.

  2. 15.

    haha, getroffene Hunde bellen! das ist das Stück zur ,,Rechten'' Zeit. Und Sie können meckern, wie Sie wollen, Kunst hat sich nicht zu rechtfertigen, aber Sie schon!

  3. 14.

    Bravo! Du bist einer der Adressaten dieses Stückes! Und esiat herrlich Euch schäumen zu sehen. Dit is Freiheit, Kamerad!

  4. 13.

    Hast Du etwas Schaum vorm Mund? Dann ist alles richtig gemacht. Dieses wunderbare Theaterstück, ist für Kunst-und Kulturhasser, die in letzter zeit auf das Theater verbal eingedroschen haben, genau das Richtige!
    Kunst/Kultur/Theater ist frei und wird immer frei bleiben - das paßt der Rechtsextremen in Germany natürlich überhaupt nicht!

  5. 12.

    Ich fand es prima! Meine Frau und ich waren schwer begeistert. Am liebsten würde ich immer noch klatschen! An die anderen Kommentatoren: Schaum vom Mund wischen und anschauen. Dann könnt ihr weiter pöbeln. Ach ne, da müsste man ja ins Theater und dort gibt es kein Popcorn....

  6. 11.

    Ich kann ein wenig interpretieren, das ist richtig ja. Vermutlich ist es eine Hyperbel, eine bewusst übertriebene Formulierung. Die Kommentatorin schreibt "die Leute würden verhaftet", wenn sie Stücke schrieben mit umgekehrtem Vorzeichen. Aber sie meint eigentlich nur "die Stücke dieser Leute werden nicht mehr gespielt, ihre Bücher nicht mehr veröffentlicht". Aber auch das ist nicht richtig. Zum Beispiel können Sie, wenn Sie mögen, sich aktuell im Berliner Ensemble "Saul" anschauen, das jüngste Drama von Botho Strauß. Monika Maron (sie ist bei einem der größten deutschen Verlage unter Vertrag) war gerade im Berliner Pfefferberg-Theater zu Gast, präsentiert von der Berliner Zeitung, einem sog. "Mainstream-Medium". Und selbst wer Sachen abseits des Mainstream sucht, wird z.B. beim bekannten Antaois-Verlag fündig.

    Wo also ist das Problem? Die Nachfrage nach den Machwerken dieser Leute ist ungebrochen, und das Angebot ist es nicht minder.

  7. 10.

    "Und der rbb gibt sich nicht mal die Mühe hier auch seine Einseitigkeit als ÖR zu verbergen."

    Tja, Es gibt eben keine "rechte" Kunst/Kultur. Dazu fehlt dieser Klientel schlicht die Phantasie. Außerdem haben sie auch kein Interesse daran, bzw lehnen sie sogar eher kategorisch ab. Siehe auch das bekannte Zitat von Goebbels (Revolver, Kultur, Sie wissen schon).

  8. 9.

    Sorry, ich meinte Selma und Randberlinerin. Randberlinerin, wohnen Sie direkt auf dem Rand Berlins, davor oder dahinter? Ich wohne knapp davor und dies geht wohl mit mehr Toleranz gegenüber Kunst und Kultur, auch wenn es mir nicht gefällt, einher. Deshalb frage ich nach.

  9. 8.

    Selma und kmh, wer sind denn die Richtigen? Sind Sie dann die Falschen? Oh je, dass tut mir leid für Sie beide. Da kann ich Ihre Wut (mal wieder, wie fast ja täglich) auch durchaus verstehen. In jedem Bezirk gibt es für solche Probleme sozialpsychiatrische Dienste, die helfen und sind täglich erreichbar. Eh die Wut zu platzen droht.

  10. 6.

    Für solchen Schwachsinn kann man das Geld ruhig kürzen....muss man sogar! Und der rbb gibt sich nicht mal die Mühe hier auch seine Einseitigkeit als ÖR zu verbergen. PFUI!

  11. 4.

    Das verstehe ich nicht ganz: Uwe Tellkamp und Botho Strauß, Monika Maron und Martin Mosebach laufen doch noch frei herum. Könnten Sie Ihre spekulative These etwas näher erläutern?

  12. 3.

    Das soll Kunst sein? Klingt für mich nach Trash der allerplattesten Sorte. Aber Hauptsache es geht gegen die "Richtigen", da spielt das Niveau keine Rolle. Richtig so, dass CDU und SPD hier die Gelder streichen. Ich möchte derartige Veranstaltungen nicht mit meinem Steuergeld subventionieren.
    Bin gespannt, ob dieser Kommentar veröffentlicht wird.

  13. 2.

    Wow, gut geschrieben!
    Lustiges am Vormittag.
    Bitte mehr davon :).

  14. 1.

    Sowas von der anderen Seite würde wahrscheinlich Verhaftungen nach sich ziehen. Aber klar, die Richtigen dürfen das. Und das sollten sie auch. Ernst gemeint. Aber dann bitte auch alle anderen.

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