"Frankfurter Wecker" und "Schlagerrevue" - Die Zeit der großen Unterhaltungsshows

Mo 21.10.13 | 13:00 Uhr | Von Vanessa Loewel
Hans-Joachim Kulenkampff (l) und Peter Frankenfeld (Foto vom 30.11.1952). (Bild: dpa)

Spätestens in den 50ern entwickelte sich das Radio zum Alltagsmedium - in den meisten Haushalten gehörte es zur Standard-Ausstattung. Und damit beginnt die glamouröse Zeit der Radiounterhaltung - mit großen Unterhaltungs-Shows, Quiz-Sendungen und Hörspielkrimis. Von Vanessa Loewel

Es ist eine halbe Stunde jeden Sonntag, die die Eltern in der arbeitsreichen Wirtschaftswunderzeit ganz für sich haben. Die Kinder kleben vor den Lautsprechern der Radiogeräte, wenn der 12-jährige Nachwuchsdetektiv Kalle Blomquist auf Spurensuche geht.

Für die Erwachsenen ermittelt abends der Privatdetektiv Paul Temple. Die Hörspielkrimis von Francis Durbridge waren in den 50er und 60er Jahren wahre Straßenfeger, mit Millionen von Hörern. Jede Folge endet mit einem Cliff-Hänger. Den WDR erreichen verzweifelte Leserbriefe, den Fall doch bitte vorzeitig aufzuklären. Die Spannung sei ja nicht mehr auszuhalten!

Frühstücksradio mit Tusch und Orchester

Während der Abend dem Krimi gehört, beginnt der Tag heiter: Mit Tusch und Orchester wecken Peter Frankenfeld, Hans Joachim Kulenkampff und Hans-Otto Grünefeld ihre Hörer. Der "Frankfurter Wecker" wird von 1952 bis 1967 jeden morgen um 6:30 Uhr live aus dem Funkhaus und vor Publikum gesendet. Es ist die Zeit der großen Radio-Shows - in West und Ost.

In der DDR touren die Moderatoren Manfred Uhlig und Günter Hansel für die Unterhaltungssendung "Alte Liebe rostet nicht" 24 Jahre durchs Land. Jede Folge kommt aus einer anderen Stadt, 1970 aus Eisenach.

In den 70er Jahren bestimmt der Schlager das Radio. Auf DDR 1 stellt die "Schlagerrevue" die Neuproduktionen des staatlichen Plattenlabels Amiga vor. Im Westen verkündet Dieter Thomas Heck die Hitparaden im Saarländischen Rundfunk. 

Das Radio wird zum Nebenbei-Medium, das man beim Arbeiten hört, Kochen oder Auto fahren. Am Abend allerdings versammelt man sich immer häufiger vor dem Bildschirm: Die großen Shows produziert jetzt das Fernsehen - mit Stars wie Hans Rosenthal, der, wie viele andere auch, lange vor seiner Fernsehzeit im Radio moderiert hat.

Beitrag von Vanessa Loewel

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