Illustrierte Erklärungen - Die zehn wichtigsten Fakten über Wölfe in Brandenburg
Naturschützer freuen sich, Tierhalter klagen und vielen ist ein bisschen mulmig: Lange galt der Wolf als ausgestorben in Deutschland, nun streift er wieder durch Brandenburg. Was ist eigentlich dran an der Angst vorm bösen Wolf? Von Annika Klügel und Caroline Winkler
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10. Welche Veränderungen werden noch gefordert im Wolfsmanagement?
Weidetierprämie
Die Anzahl der Schäfer habe sich aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage in den vergangenen Jahren nahezu halbiert, sagt der Schafszuchtverband Berlin-Brandenburg. Dieser Berufsstand leide mit Abstand am stärksten unter dem Wolf. Bei ihrer oftmals prekären wirtschaftlichen Lage kann ein Wolfsangriff eine enorme wirtschaftliche Einbuße bedeuten. Auch der aufwendige Herdenschutz belastet die Schäfer. Der Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg fordert deshalb eine feste Weidetierprämie pro Tier.
In der neuen Agrarförderperiode der EU ab 2023 [bmel.de] wurde eine "gekoppelte Zahlung" (an die Haltung der Tiere gekoppelte Zahlung) für Mutterschafe, Mutterziegen und Mutterkühe eingeführt. Tierhalterinnen und Tierhalter erhalten 2024 eine voraussichtliche Prämie von jährlich ca. 34 Euro für jede Mutterziege und jedes Mutterschaf und ca. 77 Euro für jede Mutterkuh.
Wolfsfreie Zonen
Eine Gruppe aus Freilandbauern, zu denen auch der Bauernbund Brandenburg gehört, fordert, alle Teile des Landes, die mit Weidetieren bewirtschaftet werden, zu "wolfsfreien Zonen" zu erklären. Hier dürften Wölfe geschossen werden. Die Aktivisten möchten die Wölfe in die tatsächlichen Wildnis-Gebiete zurückdrängen. Sie hoffen, "die Zahl der Wölfe und die Gefahr, die von ihnen ausgeht, auf ein für die Landbevölkerung und Landwirtschaft erträgliches Maß" zu begrenzen.
In einem Antrag forderte die CDU/CSU-Bundestagsfraktion Ende April 2023 die Bundesregierung auf, die Entnahme und Bejagung des Wolfs im Rahmen eines Bestandsmanagements zu erleichtern. „Wolfsfreie Zonen sind für den Erhalt unserer Kulturlandschaft und den Naturschutz zwingend erforderlich“, sagte Fraktionsvize Steffen Bilger dazu. 254 Abgeordnete votierten für den Antrag, 408 dagegen, es gab sieben Enthaltungen. Der Antrag wurde abgelehnt [bundestag.de].
Aufnahme ins Jagdrecht
Neben den Bauern gibt es auch in der Jägerschaft eine starke Lobby, die das Schießen von Wölfen grundsätzlich erlauben möchte und die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht fordert. Teile der Jägerschaft argumentieren, dass der Wolf in Brandenburg längst den nach Artenschutzabkommen erforderten "günstigen Erhaltungszustand" erreicht habe. Sie fordern deshalb, den strengen Schutzstatus aufzuheben.
Schutzstatus des Wolfes
Im Dezember 2023 hat die Europäische Kommission den EU-Staaten vorgeschlagen, den internationalen Schutzstatus des Wolfs im Rahmen des Berner Übereinkommens von "streng geschützt" auf "geschützt" zu ändern. [EU Kommision]
Es ist nun an den Mitgliedstaaten, über den Kommissionsvorschlag zu entscheiden. Sollten die Mitgliedstaaten den Vorschlag annehmen, wird er dann von der EU dem Ständigen Ausschuss des Berner Übereinkommens vorgelegt.
Das Berner Übereinkommen ist ein 1979 geschlossener zwischenstaatlicher Vertrag des Europarats zur Erhaltung der wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume in Europa, insbesondere jener, deren Erhaltung die Zusammenarbeit mehrerer Staaten erfordert. Im April 2024 wird es 50 Vertragsparteien umfassen, darunter alle EU-Mitgliedstaaten. Mit der Habitat-Richtlinie der EU wurden die Anforderungen des Berner Übereinkommens umgesetzt; in ihr ist ein strenger Schutz der meisten Wolfspopulationen in Europa vorgesehen, wobei Ausnahmeregelungen möglich sind.
Sendung: Brandenburg aktuell, 06.08.2018, 19:30 Uhr