Walpurgisnacht in Berlin - Polizei zieht positives Fazit - vereinzelt Pyro und Rangeleien bei Demo

Mo 01.05.23 | 18:34 Uhr
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Teilnehmerinnen der linken Demonstration «Take back the night.» in Berlin-Kreuzberg verwenden Regenschirme als Sichtschutz. Bei der Demonstration von Frauen am Abend der Walpurgisnacht ist die Polizei mit Flaschenwürfen und Feuerwerkskörpern angegriffen worden (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
dpa
Video: rbb|24 | 30.04.2023 | Material: rbb|24, rbb24 Abendschau | Bild: dpa

Am Vorabend des 1. Mai sind tausende Menschen bei der Demonstration "Take back the night" durch Kreuzberg gezogen. Zu Beginn flogen Pyros und Flaschen - danach verlief der Protest friedlicher. Die Polizei spricht von einem "störungsfreien Verlauf".

Dieser Beitrag zur Walpurgisnacht wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung zu den Demonstrationen und Protesten am 1. Mai in Berlin finden Sie hier sowie in unserem Liveticker.

  • Mehr als 3.000 Menschen auf queer-feministischer Demo in Kreuzberg
  • Positives Fazit der Polizei trotz Pyrowürfen und einzelnen Rangeleien
  • 650 Menschen bei antikapitalistischer Demonstration in Wedding

Die Berliner Polizei hat ein positives Fazit der Walpurgisnacht gezogen. "Es liegt eine ruhige Nacht hinter uns", sagte ein Sprecher am Montagmorgen dem rbb. Auch bei der queer-feministischen Demonstration "Take back the Night" am Sonntagabend habe es lediglich kleinere Rangeleien gegeben: "Wir sprechen hier von einem störungsfreien Verlauf", hieß es von der Polizei.

Insgesamt habe es 13 freiheitsbeschränkende Maßnahmen bei neun Männern und vier Frauen gegeben, so die Polizei. Es wurden 20 Ermittlungsverfahren eingeleitet, unter anderem wegen Landfriedensbruchs und tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte. Elf Polizeikräfte seien verletzt worden, eine Polizeikraft habe den Dienst vorzeitig beenden müssen.

Queer-feministische Demo "Take back the Night" am Kotti (Quelle: rbb/Stefan Oberwalleney)
| Bild: rbb/Stefan Oberwalleney

Eine Frau sei wegen eines tätlichen Angriffs auf Einsatzkräfte festgenommen worden, hieß es. Zu Beginn der Demonstration, bei der rund 3.300 Menschen vom Mariannenplatz zum Schlesischen Tor zogen, wurden nach Angaben der Behörde pyrotechnische Gegenstände gezündet, vereinzelt seien auch Beamte mit Flaschen beworfen worden.

Die Demonstration war am frühen Sonntagabend durch Berlin-Kreuzberg gezogen. Vereinzelt sei es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstrierenden und der Polizei gekommen, wie ein Polizeisprecher dem rbb am Sonntagabend mitteilte. Polizisten am Rande der Demonstration seien immer wieder mit Schlägen und Tritten angegangen worden. Zeitweise herrschte laut rbb-Reportern eine aggressive Stimmung, größere Ausschreitungen aber blieben aus.

So verlief der Tag vor dem 1. Mai in Berlin

Die Polizei begleitete die Spitze des Demonstrationszuges daraufhin mit massiven Kräften, rbb-Reporter vor Ort berichteten, dass der Protestzug auf gesamter Länge eng von Einsatzkräften der Polizei flankiert wurde. Über Lautsprecher wurden die Demonstrierenden mehrfach aufgefordert, keine Gegenstände zu werfen.

Auf Twitter berichtete der Geschäftsführer der Journalistenunion Berlin-Brandenburg, Jörg Reichel, von einem körperlichen Angriff auf sich durch Teilnehmende.

Mehrfach stoppte die Polizei die Demonstration auf dem Weg vom Mariannenplatz Richtung Schlesisches Tor und forderte zu Friedfertigkeit auf.

In der Adalbertstraße, die unter der Polizeiwache am Kottbusser Tor hindurchführt, hatte die Polizei die Sicherheitsvorkehrungen erhöht und den Straßenzug mit Flutlicht ausgeleuchtet. An den Fenstern der Wache waren zuvor Planen angebracht worden, "um Schäden, etwa durch Farbbeutelwürfe zu verhindern", sagte ein Polizeisprecher. Zu weiteren Auseinandersetzung ist es rings um die "Kotti Wache" nicht gekommen.

Antikapitalistische Demo am Nachmittag in Wedding

Zuvor waren am Nachmittag etwa 650 Menschen zu einer antikapitalistischen Demonstration in Wedding versammelt. Sie zogen vom U-Bahnhof Seestraße bis zur Badstraße. Der Protest stand unter dem Motto "Frieden statt Kapitalismus - Wettrüsten stoppen und Armut beenden".

Auf Transparenten stand: "Revolution - Sozialismus erkämpfen", "Stopp Nato" und "Stoppt den Krieg gegen Russland. Keine Waffen für die Ukraine. Für die Niederlage der Nato."

Im Vorjahr hatten etwa 1.000 Personen an der Demonstration teilgenommen. Die Polizei hatte im Vorfeld mit einer ähnlichen Teilnehmerzahl gerechnet, wie eine Sprecherin sagte.

Nach Angaben der Polizei verlief die Demonstration ruhig. Auf Twitter meldete sie sich am Nachmittag mit der Botschaft: "Der Himmel blau, die Sonne lacht, und es ist #Walpurgisnacht."

Polizei bereitet sich auf Aufzug durch Kreuzberg vor

Die Polizei war nach eigenen Angaben in der Nacht von Sonntag auf Montag mit 3.400 und ist am 1. Mai mit 6.300 Beamten im Einsatz, davon kommen rund 2.500 aus anderen Bundesländern.

Ein besonderes Augenmerk lege die Polizei auf die Sicherung der 19 für den 1. Mai angemeldeten Versammlungen, wie Polizeisprecherin Dierschke am Sonntag weiter erklärte. Es werde auch darauf geachtet, Rettungskräfte der Feuerwehr und Sanitäter vor möglichen Angriffen zu schützen. Sollte es bei einer Demonstration zu Unruhen kommen, werde die Polizei wie in den vergangenen Jahren vorgehen und zunächst die Organisatoren bitten, die Teilnehmer zu beruhigen. "Wenn das nicht funktioniert, werden wir auf die Menschen zugehen und sie darauf ansprechen, dass etwas in eine falsche Richtung geht und dann auch konsequent durchgreifen", so Dierschke.

Polizeiwache am Kottbusser Tor wird besonders bewacht

Der Höhepunkt der Proteste wird am 1. Mai die sogenannte Revolutionäre 1. Mai-Demonstration sein, die um 18 Uhr auf der Hermannstraße in Neukölln beginnt und zum Oranienplatz nach Kreuzberg zieht. Die neue Polizeiwache am Kottbusser Tor wird besonders bewacht.

In früheren Jahren gab es im Anschluss an diese Demo immer wieder Gewalt und Angriffe auf die Polizei, zuletzt war es aber ruhiger geworden. In diesem Jahr gab es schon in der Nacht zum Samstag Randale. Schwarz gekleidete Personen beschädigten in Mitte 18 Autos und warfen Fensterscheiben ein. An Hausfassaden stand der Spruch "Hinaus zum 1. Mai."

Wegner und Faeser rufen zu friedlichem Protest auf

Der neue Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), hofft auf einen friedlichen 1. Mai. Er werde gemeinsam mit Innensenatorin Iris Spranger (SPD) die Einsatzzentralen von Polizei und Feuerwehr besuchen, sagte Wegner der rbb24-Abendschau.

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) mahnte zu friedlichen Formen des Protests. "Der 1. Mai steht für soziale Gerechtigkeit und sozialen Zusammenhalt", sagte sie am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. "Ich appelliere an alle Gruppen, friedlich zu demonstrieren."

Sendung: rbb24 Abendschau, 30.04.2023, 19:30 Uhr

143 Kommentare

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  1. 143.

    @ Insulaner 57, Fakt ist, 1954: schenkt Russland der Ukraine die Krim. Im Gegenzug Garantie auf Sewastopol als Standort der russischen Schwarzmeerflotte. 1991: Unabhängigkeit der Ukraine. 2014: holt sich Russland die Krim gewaltsam zurück. 2022: Russland überfällt Ukraine. Ich lass mich gerne mit weiteren Fakten überzeugen.

  2. 142.

    Ihre Meinung in allen Ehren aber auch Sie müssen verstehen, dass Meinungsfreiheit nicht nur für Sie, sondern für alle gilt, sonst ist es nämlich keine Freiheit.
    Was den Krieg in der Ukraine anbelangt, so hat dieser eine Vorgeschichte, die in deutschen Medien gern "vergessen" wird.
    Vielleicht beschäftigen Sie sich erstmal mit den Fakten bevor sie hier Urteile abgeben.

  3. 141.

    Zitat: "Tja, das kann passieren , wenn man die Bdeutung Humanismus und Pazifismus ernst meint! Hast aber fleissig deine Hausaufgaben gemacht, weiter so, vlt wirst du ja noch Aussenminister! ;)"

    Sie machen sich lächerlich. Speziell dieses Transparent zu Russland/Ukraine/NATO hat nichts mit Humanismus und Pazifismus zu tun, sondern ist dümmliche Querfront Propaganda, hinter der sich Links- und Rechtsextreme gleichsam versammeln.

    Anbei: Wenn Sie mich schon - von der Seite - anschreiben, bitte ich der Höflichkeit halber um das "Hamburger Sie".

  4. 140.

    frankszanderRheinland-PfalzMontag, 01.05.2023 | 18:01 Uhr
    Antwort auf [Bürger ] vom 30.04.2023 um 17:47
    ***Darf die Polizei wenigstens analog brüllen:
    "Ganze Polizei, hasst die Demonstranten"?
    Nur so zur "Gleichberechtigung"***

    Nein. Das wäre umprofessionell. Hotelbesitzerin sein wäre auch soooo schön...wenn es diese Gäste nicht gäbe. Die verschmutzen das und rauchen im Zimmer, verstopfen das Klo, klauen die Handtücher, und versuchen dabei immer auch noch Rabatt rauszuschlagen.

    Die Berufsbilder haben halt so ihrer Herausforderungen.

  5. 139.

    Liebe Userin, lieber User,
    wir bitten Sie höflich, in den Kommentaren eine respektvolle und tolerante Atmosphäre aufrechtzuerhalten, trotz möglicher Unterschiede in Ihren Ansichten. Die Kommentarfunktion ist ein Ort des Austauschs und des Miteinanders, kein Schauplatz für persönliche Auseinandersetzungen oder den Versuch, andere von Ihrer Meinung zu überzeugen.
    Vielen Dank, Ihr rbb24-Team

  6. 138.

    Wenn die Leute den Wunsch haben die Forderungen zu verstehen, sollen sie sich mit Kritik am Kapitalismus beschäftigen. Dass dieses System keine dauerhafte Lösung für die Gesellschaft und den Planeten ist, kann jeder sehen, der die Augen aufmacht.

  7. 137.

    Wenn ich mir das Foto so anschaue kann ich nur sagen: Deeskalation sieht anders aus. Die Menschen werden von der Polizei regelrecht bedrängt.
    Was muss das für eine "freie" Gesellschaft sein, wo man so auf seine Rechte und Forderungen aufmerksam machen muss ?

  8. 136.

    Allerdings haben wir bisher noch nicht über Inhalte, sondern nur über die Form diskutiert. Zugegeben, das passiert auch bei Demonstranten wie der "Letzten Generation", die ihre Gesichter zeigen. Aber Vermummung und verbale und körperliche Pöbeleien erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer oberflächlichen Diskussion erheblich. Das ist schade, denn z.B. auch in dieser Kommentarspalte hier äußerten ja durchaus Leute den Wunsch, die inhaltlichen Forderungen zu verstehen.

  9. 135.

    Man sollte nie ohne jede Kenntnisnahme verallgemeinern oder können sie ihre Anschuldigungen beweisen ?
    Googeln Sie mal unter "Polizeigewalt ".....

  10. 134.

    Ich kann Sie beruhigen: Weder das eine noch das andere trifft zu. Sieht aus der Ferne sicherlich schlimmer aus als es ist.

  11. 133.

    Darf die Polizei wenigstens analog brüllen:
    "Ganze Polizei, hasst die Demonstranten"?

    Nur so zur "Gleichberechtigung"

  12. 132.

    "Ganz Berlin, hasst die Polizei" sagt worum es geht.

  13. 131.

    ich denke, die mediale Aufmerksamkeit ist das Ziel. Und es hat funktioniert: Wir diskutieren und sind uns einig, das der feministische Kampf ein berechtigter ist!

  14. 130.

    Soso, Angriffe auf Polizisten und Journalisten sind also "störungsfreier Verlauf". Pyros, Flaschen und Tritte zählen offenbar nicht mehr.

    Kann es sein, daß sich da ein paar Maßstäbe komplett in die falsche Richtung verschoben haben?

  15. 129.

    Ansgar, mein Freund, auch aufgewacht?
    Bzgl. "Kleidung" sehe ich Dich immer nur im Schlafanzug vor mir.
    Kann mir nicht mal vorstellen ob Du weißt wie Dein Hausflur aussieht bzw. wie Deine Wohnungstür von aussen gestrichen ist.

  16. 128.

    Sie verlieren bzw. ignorieren die Realität - Martina ist nicht schlau, laut Duden steht bei "schlau" als Erläuterung MARTINA.
    Einfach mal nachschlagen, dann erübrigen sich jegliche Kommentare zu der/die/das Martina (wird wohl sächlich sein).

  17. 127.

    "Na Ihnen wünsche ich bei den Demos viel Spaß lieber Max......aber denken Sie daran Dienstag ist wieder ein normaler Arbeitstag. Wahrscheinlich auch für Sie.....oder??"

    Und was soll mir ihr selten dämlicher Kommentar sagen? Es sind solche einfältigen Rechten wie sie, die sich an Gewalt aufgeilen, dabei sind die Demos, von wenigen Ausnahmen abgesehen, friedlich geblieben. Sagt sogar die Polizei.

    Sind sie jetzt schwer enttäuscht?

  18. 126.

    Dass Sie so viel in die Kleidung hineininterpretieren, ist vielleicht allein Ihrer Oberflächlichkeit geschuldet...

  19. 125.

    Es ist halt das Bild einer infantilen Gesellschaft.

  20. 124.

    Warum muss jemand bei einem berechtigten Kampf hier in Deutschland sein Gesicht verstecken und irgendwelches Zeug werfen??? Und jetzt bitte keine Platitüden von "freidrehenden Cops" oder ähnlichem. Ich war selber auf genug Demos um zu wissen, dass es einerseits gewaltbereite Polizisten gibt, man aber andererseits selten ernsthaft was zu befürchten hat. Oder glauben Sie, wenn die Masken nicht gewesen wären, hätten die Polizisten diese Demo zerschlagen und der Verfassungsschutz hätte den Teilnehmenden die Karriere versaut?

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