Walpurgisnacht in Berlin - Polizei zieht positives Fazit - vereinzelt Pyro und Rangeleien bei Demo
Am Vorabend des 1. Mai sind tausende Menschen bei der Demonstration "Take back the night" durch Kreuzberg gezogen. Zu Beginn flogen Pyros und Flaschen - danach verlief der Protest friedlicher. Die Polizei spricht von einem "störungsfreien Verlauf".
Dieser Beitrag zur Walpurgisnacht wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung zu den Demonstrationen und Protesten am 1. Mai in Berlin finden Sie hier sowie in unserem Liveticker.
- Mehr als 3.000 Menschen auf queer-feministischer Demo in Kreuzberg
- Positives Fazit der Polizei trotz Pyrowürfen und einzelnen Rangeleien
- 650 Menschen bei antikapitalistischer Demonstration in Wedding
Die Berliner Polizei hat ein positives Fazit der Walpurgisnacht gezogen. "Es liegt eine ruhige Nacht hinter uns", sagte ein Sprecher am Montagmorgen dem rbb. Auch bei der queer-feministischen Demonstration "Take back the Night" am Sonntagabend habe es lediglich kleinere Rangeleien gegeben: "Wir sprechen hier von einem störungsfreien Verlauf", hieß es von der Polizei.
Insgesamt habe es 13 freiheitsbeschränkende Maßnahmen bei neun Männern und vier Frauen gegeben, so die Polizei. Es wurden 20 Ermittlungsverfahren eingeleitet, unter anderem wegen Landfriedensbruchs und tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte. Elf Polizeikräfte seien verletzt worden, eine Polizeikraft habe den Dienst vorzeitig beenden müssen.
Eine Frau sei wegen eines tätlichen Angriffs auf Einsatzkräfte festgenommen worden, hieß es. Zu Beginn der Demonstration, bei der rund 3.300 Menschen vom Mariannenplatz zum Schlesischen Tor zogen, wurden nach Angaben der Behörde pyrotechnische Gegenstände gezündet, vereinzelt seien auch Beamte mit Flaschen beworfen worden.
Die Demonstration war am frühen Sonntagabend durch Berlin-Kreuzberg gezogen. Vereinzelt sei es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstrierenden und der Polizei gekommen, wie ein Polizeisprecher dem rbb am Sonntagabend mitteilte. Polizisten am Rande der Demonstration seien immer wieder mit Schlägen und Tritten angegangen worden. Zeitweise herrschte laut rbb-Reportern eine aggressive Stimmung, größere Ausschreitungen aber blieben aus.
So verlief der Tag vor dem 1. Mai in Berlin
Die Polizei begleitete die Spitze des Demonstrationszuges daraufhin mit massiven Kräften, rbb-Reporter vor Ort berichteten, dass der Protestzug auf gesamter Länge eng von Einsatzkräften der Polizei flankiert wurde. Über Lautsprecher wurden die Demonstrierenden mehrfach aufgefordert, keine Gegenstände zu werfen.
Auf Twitter berichtete der Geschäftsführer der Journalistenunion Berlin-Brandenburg, Jörg Reichel, von einem körperlichen Angriff auf sich durch Teilnehmende.
Mehrfach stoppte die Polizei die Demonstration auf dem Weg vom Mariannenplatz Richtung Schlesisches Tor und forderte zu Friedfertigkeit auf.
In der Adalbertstraße, die unter der Polizeiwache am Kottbusser Tor hindurchführt, hatte die Polizei die Sicherheitsvorkehrungen erhöht und den Straßenzug mit Flutlicht ausgeleuchtet. An den Fenstern der Wache waren zuvor Planen angebracht worden, "um Schäden, etwa durch Farbbeutelwürfe zu verhindern", sagte ein Polizeisprecher. Zu weiteren Auseinandersetzung ist es rings um die "Kotti Wache" nicht gekommen.
Antikapitalistische Demo am Nachmittag in Wedding
Zuvor waren am Nachmittag etwa 650 Menschen zu einer antikapitalistischen Demonstration in Wedding versammelt. Sie zogen vom U-Bahnhof Seestraße bis zur Badstraße. Der Protest stand unter dem Motto "Frieden statt Kapitalismus - Wettrüsten stoppen und Armut beenden".
Auf Transparenten stand: "Revolution - Sozialismus erkämpfen", "Stopp Nato" und "Stoppt den Krieg gegen Russland. Keine Waffen für die Ukraine. Für die Niederlage der Nato."
Im Vorjahr hatten etwa 1.000 Personen an der Demonstration teilgenommen. Die Polizei hatte im Vorfeld mit einer ähnlichen Teilnehmerzahl gerechnet, wie eine Sprecherin sagte.
Nach Angaben der Polizei verlief die Demonstration ruhig. Auf Twitter meldete sie sich am Nachmittag mit der Botschaft: "Der Himmel blau, die Sonne lacht, und es ist #Walpurgisnacht."
Polizei bereitet sich auf Aufzug durch Kreuzberg vor
Die Polizei war nach eigenen Angaben in der Nacht von Sonntag auf Montag mit 3.400 und ist am 1. Mai mit 6.300 Beamten im Einsatz, davon kommen rund 2.500 aus anderen Bundesländern.
Ein besonderes Augenmerk lege die Polizei auf die Sicherung der 19 für den 1. Mai angemeldeten Versammlungen, wie Polizeisprecherin Dierschke am Sonntag weiter erklärte. Es werde auch darauf geachtet, Rettungskräfte der Feuerwehr und Sanitäter vor möglichen Angriffen zu schützen. Sollte es bei einer Demonstration zu Unruhen kommen, werde die Polizei wie in den vergangenen Jahren vorgehen und zunächst die Organisatoren bitten, die Teilnehmer zu beruhigen. "Wenn das nicht funktioniert, werden wir auf die Menschen zugehen und sie darauf ansprechen, dass etwas in eine falsche Richtung geht und dann auch konsequent durchgreifen", so Dierschke.
Polizeiwache am Kottbusser Tor wird besonders bewacht
Der Höhepunkt der Proteste wird am 1. Mai die sogenannte Revolutionäre 1. Mai-Demonstration sein, die um 18 Uhr auf der Hermannstraße in Neukölln beginnt und zum Oranienplatz nach Kreuzberg zieht. Die neue Polizeiwache am Kottbusser Tor wird besonders bewacht.
In früheren Jahren gab es im Anschluss an diese Demo immer wieder Gewalt und Angriffe auf die Polizei, zuletzt war es aber ruhiger geworden. In diesem Jahr gab es schon in der Nacht zum Samstag Randale. Schwarz gekleidete Personen beschädigten in Mitte 18 Autos und warfen Fensterscheiben ein. An Hausfassaden stand der Spruch "Hinaus zum 1. Mai."
Wegner und Faeser rufen zu friedlichem Protest auf
Der neue Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), hofft auf einen friedlichen 1. Mai. Er werde gemeinsam mit Innensenatorin Iris Spranger (SPD) die Einsatzzentralen von Polizei und Feuerwehr besuchen, sagte Wegner der rbb24-Abendschau.
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) mahnte zu friedlichen Formen des Protests. "Der 1. Mai steht für soziale Gerechtigkeit und sozialen Zusammenhalt", sagte sie am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. "Ich appelliere an alle Gruppen, friedlich zu demonstrieren."
Sendung: rbb24 Abendschau, 30.04.2023, 19:30 Uhr