Der Sommer im Rückblick - Löwen, Blitze, Rutschen: Was Sie in Berlin und Brandenburg verpasst haben
Obwohl während der Sommerferien keine großen politischen Entscheidungen fallen, gibt es Dinge, die niemand verpasst haben sollte. Was in diesem Jahr in Berlin und Brandenburg Wichtiges und Unterhaltsames passiert ist, fasst Anna Bordel zusammen.
Wir alle sehnen uns jährlich danach seit wir Kinder sind – Sommerferien. Da kommt dieses Gefühl auf, das uns einerseits belebt und andererseits jedes Tun verlangsamt. Den regelmäßigen Newskonsum lassen manche im Urlaub gerne auch mal ganz weg. Damit sich niemand am Ende der Ferien endlos durch die rbb|24-Seiten scrollen muss, um eventuell verpasste News-Schätzchen zu finden, fassen wir sie hier zusammen.
Nicht-Löwin aus Brandenburg wird weltberühmt
Den Auftakt in die Sommerferien machte ein Vorfall, den auch die härtesten News-Abstinenzler nicht verpassen konnten: Die Löwen-Hatz. Sogar die New York Times berichtete fortlaufend über die vermeintliche Löwin, die jemand bei Kleinmachnow im Gebüsch gesehen haben wollte und die sich dann als Wildschwein mit prächtigem Schwanz und Stiernacken entpuppte. Mehrere Hundertschaften, Drohnen und Hubschrauber suchten das Tier; Kita- und Hortausflüge weit bis in den Süden Berlins hinein wurden abgesagt, gestandene News-Teams waren mit der Abdeckung der Jagd tagelang mehr als gut beschäftigt. Wer diese Geschichte sozusagen als Sommer-Märchen 2023 nochmal nachlesen möchte, kann das hier tun.
Angestachelt von den exotischen Tier-Vibes in der Region meldete dann auch prompt jemand die nächste Sichtung beim rbb.: Er habe ein Känguru an einem Waldrand im Landkreis Barnim gesehen. Eine spektakuläre Jagd wurde daraufhin nicht eingeleitet. Eine Bestätigung der Polizei gab es dazu auch nie. Wo da wohl die Grenze durch die Tierspezies gezogen wird, wann die Polizei loslegen muss und wann nicht?
Buchen und Eichen bei Blitzgefahr nicht suchen
Die Natur hat uns in diesem Sommer nicht nur mit ihrer Fauna Abwechslung gebracht, sondern auch mit dem Wetter. Waren die Wetter-News in den letzten Sommern eher monoton - zu heiß, zu trocken - ging es in den vergangenen Wochen diesbezüglich mehr ab. Mehrere Unwetter durchzogen Berlin und Brandenburg. Die Storm-Chaser aus der Region dürften stets ein Köfferchen gepackt gehalten haben, um jederzeit zum Aufbruch bereit zu sein.
Manche der Unwetter versprachen furios zu werden, wanderten krachend über die Region hinweg, allerdings ohne größere Schäden zu hinterlassen. Andere Male verliefen sie weniger glimpflich. Bei einem Gewitter Mitte August bei Lübben wurde mehrere Menschen durch einen Blitzeinschlag verletzt. Selbiges Unwetter führte in der Gegend um Brandenburg an der Havel zu schweren Sturmschäden.
In Sachen "Wissen-das-wir-eigentlich-schon-haben-sollten" haben wir nochmal aufgefrischt: Bei Gefahr eines Blitzeinschlags nicht auf den Boden legen und wirklich niemals unter einen Baum stellen – egal welcher Art.
Blick frei für das Kleine oder Baufällige
Und dann kam es irgendwie doch, das Sommerloch. Also eine extrem nachrichtenarme Zeit, die viele Medienschaffende fürchten, aber auch ein bisschen brauchen. Vielleicht weniger, um zu lernen, Langeweile auszuhalten, sondern vielmehr um den Blick frei zu haben, für die minikleinen Sachen, die manchmal die wirklich Wichtigen sind. So löschte ein Vater einen Autobrand mit acht Flaschen Bier (Held). Jemand anderes tankte 500 Liter Diesel in ein paar Regentonnen und versuchte damit abzudampfen (Anti-Held).
Zwei rbb|24-Reporter haben außerdem ganz Berlin nach Ruinen abgesucht, einige gefunden und die Geschichten dieser Beton-Ungetüme aufgeschrieben: zum Beispiel die des Volksbad Lichtenberg, des Kulturhauses Oberschöneweide oder von einer ehemaligen Vertragsarbeitersiedlung aus DDR-Zeiten. Dass es sowas wie Ruinen in einer Stadt wie Berlin noch gibt, mag überraschen. Nicht verwunderlich aber, dass für die meisten von ihnen ein Ende absehbar ist. Also schnell noch mal ein paar Bildergalerien von teils richtig abgerockten Ecken dieser Stadt reinziehen.
Friede und Freude im Sommerbad?
Ja und dann waren da noch die Berliner Freibäder, in denen es immer wieder zu Szenen der Gewalt kommt. Galt die Situation letzten Sommer noch als Misere, drohte sie Anfang diesen Sommers vollends zu eskalieren: Mitarbeitende meldeten sich geschlossen krank, Brandbriefe wurden geschrieben, Rutschen gesperrt.
Und doch könnte man jetzt am Anfang vom Ende der Saison vorsichtig die Prognose wagen, dass sich die Lage beruhigt haben könnte. Ob es am gemeinsamen Besuch des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner und der Innensenatorin Iris Spranger liegt, an den Ausweiskontrollen oder an der Aussicht, dauerhaft ohne Rutsche klarkommen zu müssen, ist nicht ganz klar. Fakt ist: die letzte Prügelei- oder Messerstecherei-Meldung aus einem Sommerbad liegt schon etwas zurück.
Ein Stück Urberlin weg und eine Nicht-Meldung zum Schluss
Außerdem wurde noch ein Tropfen Herzblut vergossen – bei manchen jedenfalls. Ein Stück Berlin hat Berlin verlassen, sagen die, die schon länger hier leben und hin und wieder innerhalb der Stadt umgezogen sind: "Robben&Wientjes", die mietbaren Umzugswagen mit der blauen Robbe drauf, gibt es nicht mehr. Sie gehen in der Europcar-Vermietung auf. Damit verweht für Melancholiker etwas Urberlinerisches. Pragmatiker hoffen einfach, dass auf der Plane der neuen Wagen ebenfalls "ab 2,50 Euro pro Stunde zu vermieten", steht und sie das Schweineglück, innerhalb der Stadt eine bessere Wohnung zu finden, überhaupt nochmal erleben werden.
Und als allerletztes sei noch eine Meldung erwähnt, die niemand verpasst hat, weil es sie kaum gab: die der Waldbrände. Mitte Juni brannten bei Jüterbog über mehrere Tage rund 700 Hektar Wald. Danach blieb es bislang ruhig in Brandenburgs Wäldern. Und zeitweise ziemlich nass.
Sendung: rbb24 Inforadio, 28.08.2023, 12:40 Uhr