Statt Reichstag - Werbefilm der CDU zeigt georgischen Präsidentenpalast

Mi 20.09.23 | 15:50 Uhr
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Collage: Präsidentenpalast, Tiflis, Georgien; Reichstag in Berlin. (Quelle: dpa/W. Korall/chromorange)
Bild: dpa/W. Korall/chromorange

Die CDU hat ihr neues Design veröffentlicht und auch ein neues Image-Video. Darin sollte das Berliner Reichstagsgebäude zu sehen sein - allerdings wurde stattdessen der georgische Präsidentenpalast gezeigt.

Die CDU hat am Dienstag auf ihrem Profil bei X, ehemals Twitter, ein Werbevideo veröffentlicht, das bei genauerem Hinsehen stutzig machte. Die Partei präsentierte darin ihr neues Design mit den drei Buchstaben CDU in Schwarz auf einem hellen Türkisblau als Grundfarbe. "Für die Erneuerung. Für den Zusammenhalt", hieß es in dem Post.

In dem Imagefilm sind Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Helmut Kohl und Angela Merkel zu sehen. Zwischen einer Roboterhand und Basketball spielenden Kindern ist dann auch der Reichstag, der Sitz des Deutschen Bundestags in Berlin, zu sehen. Oder doch nicht?

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich: Es ist nicht das Bauwerk in Berlin, sondern der georgische Präsidentenpalast in Tiflis. Beide Gebäude haben eine Glaskuppel, die über einer breiten Fassade mit Säulen thront. Beide Bauwerke unterscheiden sich aber deutlich in der Fassade. Auch die Kuppeln weisen Unterschiede auf.

Häme im Internet, CDU räumt Fehler ein

In den sozialen Netzwerken gab es prompt Häme: "Ich wüsste ja gern, ob eine KI daran beteiligt war!", schrieb Linken-Politikerin Anke Domscheit-Berg am Mittwoch bei X. "Guten Morgen aus Tiflis", postete der Grünen-Abgeordnete Julian Pahlke zusammen mit einem Foto des Reichstagsgebäudes.

"Es hat eine gewisse Logik, dass diejenigen, die glauben, das hier sei der Reichstag, glauben, dass Berlin + Kreuzberg nicht Deutschland sind", teilte Grünen-Politiker Konstantin von Notz auf X mit. CDU-Chef Friedrich Merz hatte kürzlich in einem Bierzelt auf dem bayerischen Volksfest Gillamoos behauptet, nicht Berlin-Kreuzberg sei Deutschland, sondern Gillamoos.

Die CDU äußerte sich am Mittwochmittag und räumte den Fehler ein. Offenbar hätten "viele Kuppeln zur Auswahl" gestanden. Nun habe man sich "für die richtige entschieden", hieß es weiter. Kurz vor halb eins wurde ein neues Werbevideo gepostet - jetzt mit Reichstag im Bild. Der fehlerhafte Imagefilm wurde gelöscht.

Olaf Hoffjann sieht einen kleinen, handwerklichen Fehler. "Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler", sagte der Kommunikatonswissenschaftler der Universität in Bamberg dem rbb auf Nachfrage. Demnach wird für die Partei kein Schaden entstehen, weil die Verwechslung in der politischen Auseinandersetzung keine Relevanz hat. Die Reichweite des Videos habe sich durch den Fehler aber "sicher deutlich gesteigert", so Hoffjann. Die CDU habe aber gewiss keine Sympathiepunkte sammeln können: "Vor allem auf Twitter hat es viel Schadenfreude gegeben – es war ja am Mittwochvormittag das Thema im Netz."

Spätestens im Konrad-Adenauer-Haus hätte der Fehler auffallen müssen. Die Partei sei letztlich aber "souverän und professionell" mit dem Fauxpas umgegangen und habe bei der Auflösung sogar Mut zur Selbstironie bewiesen. An eine bewusste Aktion glaubt Hoffjann nicht: "Das halte ich für ausgeschlossen, auch weil das neue Design keinerlei strategische Relevanz hat."

Steilvorlage für Kritiker

Auch Social-Media-Experte Andreas Rickmann sieht einen Fehler: "Es heißt ja, negative Aufmerksamkeit ist besser als keine, ein PR-Coup oder Social-Media-Coup war das aber gewiss nicht", so Rickmann. Die CDU versuche nun, das Thema "bemüht locker wegzulächeln". Das zeigt nach Meinung von Rickmann auch "die Wandlung" in der politischen Kommunikation: "Olaf Scholz hat das mit seiner Augenklappe und der Meme-Aktion vorgemacht." Der Sturz des Bundeskanzlers sei aber auch ein dankbarer Anlass gewesen. Die Verwechslung des Reichtages sei dagegen eine "Steilvorlage für Kritiker".

40 Kommentare

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  1. 40.

    "Wieso muss das ein Widerspruch sein? "

    Ja, das klingt überzeugend.
    Danke auch für die Aufklärung mit dem EPD; man vergisst leider Vieles viel zu schnell...

  2. 39.

    Wieso muss das ein Widerspruch sein?

    Es liegt im Bereich zumindest des Denkbaren, dass dies Beides zusammenfloss: Nicht unbedingt schlechte Laune, einfach die Übersteigerung einer Arbeitserleichterung und die dann die unbesehene Weitergabe. Lässt sich bei vielen Medien auch schon ganz ohne K I beobachten.

    Seinerzeit war es bspw. nur der EPD, der Evangelische Pressedienst, der in Helmut Kohls-Abgeordnetenbüro anrief, um sich die Nennung der anonymen Spender bestätigen zu lassen. Da fielen die aus allen Wolken und die anderen Medienakteure dementierten "brav", dass ihnen so etwas ansonsten nirgendwo passiert sei, nur eben diesmal.

    Bei Jungwerbetreibenden, die das Motto "Zeit ist Geld" stärker inhaliert haben als vglw. Ältere, würde ich mich dabei nicht wundern.

  3. 38.

    Hatte jetzt leider keine Zeit, all die wahrscheinlich sehr klugen Beiträge hier zu lesen...; nur eine Frage: war das denn nun die KI oder ein schlecht bezahlter oder schlecht gelaunter Praktikant??

  4. 37.

    "Wie diese Fa. wohl an den Auftrag gekommen ist ?"

    Tjaaaa... "der frühere Hamburger CDU-Landeschef Marcus Weinberg". Eine Hand wäscht die andere heißt es wohl wenn man meint Steuergelder in die eigene Tasche zu wirtschaften. Raten sie doch mal wer letztendlich die Werbekampagne bezahlt?

  5. 36.

    Ich möchte mich der Einschätzung, dass K I ggf. mit im Spiel war, anschließen. Nicht, dass es gesichert sei, so doch als Möglichkeit. Einfach mal in die Betreffenden hineinversetzen: Jung, dynamisch, K I -erprobt, eine Bleistiftzeichnung als Vorlage in 10 Sek. zu Papier gebracht mit den markanten Details des Reichstagsgebäudes. Das Nächstliegende für die so bez. K I war da natürlich nicht das mit Schnörkel & gestalteten Details versehene Reichstagsgebäude, sondern das schnörkellosere georgische Regierungsgebäude.

    Eine Analogie: Die so bez. K I wurde beauftragt, für die Datei nicht passende Nacktbilder herauszusortieren. Da war dann auch das "Napalm-Mädchen" mit dabei. Die seinerzeitige Sinnstiftung durch das Bild - die Schrecknisse des Vietnam-Krieges zu illustrieren - wurde der K I nicht mit einprogrammiert.

  6. 35.

    Interessant. Wie diese Fa. wohl an den Auftrag gekommen ist ? Das ist an dämlichkeit aller Beteiligten wohl kaum zu überbieten.

  7. 34.

    2. Versuch (o. darf nur Nuhr satirisch sein?)
    Das zeugt davon, dass es doch eine gewisse Nähe in Teilen der CDU zur AfD gibt. Schließlich benötigen wir ja zur Aufnahme der Flüchtlinge mehr Raum ;-) o. kommt morgen die Nachricht über die NATO-Osterweiterung?

  8. 33.

    "Das kommt davon, wenn man automatisierte Computerprogramme KI und ChatGpT usw. die Arbeit machen läßt." Wie kommen Sie darauf, steht nirgendwo etwas davon. Für mich wirft das eher - neben der mangelnden Qualitätskontrolle beim Kunden CDU - ein schlechtes Licht auf die Qualität der Arbeit der Werbeagentur, die könnte jetzt u.U. vom Markt verschwinden.

  9. 32.

    Das kommt davon, wenn man automatisierte Computerprogramme KI und ChatGpT usw. die Arbeit machen läßt.
    Dem Computer ist es "scheiß"egal was für Bilderszenen zusammengeschnitten werden...
    die Menschen aber sind durch die KI verdrängt und ihrer Würde, Kontrolle und Arbeit beraubt!
    Also liebe CDU vollen Arbeitseinsatz mit menschlicher Intelligenz und keine automatisierten Computer-tweeds.

  10. 31.

    "Ausgearbeitet hat die Agentur Guru das neue Design, bei der 2022 der frühere Hamburger CDU-Landeschef Marcus Weinberg nach seinem erfolglosen Bürgermeister-Wahlkampf eingestiegen ist. "

    https://www.rnd.de/politik/cdu-imagevideo-mit-falschem-reichstag-wie-eine-partei-ihren-neustart-versemmelte-BDVST5CAZFBX7EKILIZJP7UC74.html

  11. 30.

    Welche PR-Agentur hat denn eigentlich dieses Video im Auftrag der CDU produziert?

  12. 29.

    Gut gemacht. Sympathische Werbung mit einem kleinen Fehler. Selbstironie kommt gut an"

    So isses. Und wenn man in die Riege der "großen Männer" der cDU ein Bild eines Koala-Bären eingefügt hätte, wärs noch selbstironischer -

  13. 28.

    Gut gemacht. Sympathische Werbung mit einem kleinen Fehler. Selbstironie kommt gut an.

    P.S. Auch wenn man cDU statt CDU schreibt, um zu diffamieren, stellt man sich ins Abseits und riskiert nicht mehr teilnehmen zu können. Da lob ich mir den kleinen CDU-Werbeauftritt. Da hat man mehr von...

  14. 27.

    So wenig wie ich die cDU mag aber man kann es auch übertreiben. Der Spott ist der cDU sicher aber verantwortlich war die Werbeagentur.

  15. 26.

    Da fühlt man sich bei der CDU doch gut aufgehoben. Und da wollen sie regieren?

  16. 25.

    Diepgen brauchte damals einen Stadtplan um am Ostbahnhof nicht den Überblick zu verlieren. Ein CDU Politiker ist ja von Gott persönlich berufen, um die Menschen zu unterwerfen, also wo zu braucht man einen Reichstag.

  17. 24.

    Was hat jetzt unser Bürgermeister mit dem Webefilm der Bundes CDU zu tun? Ein sinnfreien Kommentar.

  18. 23.

    Jetzt heisst es für den Herrn Merz
    Nur nicht den Sand in den Kopf stecken.
    Oder so.

  19. 22.

    Stimmt , zwei Tage nach dieser Blamage schweigt er noch immer.
    Da schwant mir was.

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