Dichtwand-Bau -
Im Streit um die Dichtwand am Tagebau Welzow Süd haben Umweltorganisationen den Energiekonzern Leag und das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) am Dienstag zum Handeln aufgefordert.
Die 100 Meter tiefe Wand soll verhindern, das Wasser aus der Lausitzer Seenkette in den noch aktiven Tagebau Welzow strömt. Mit rund 10 Kilometern soll sie laut dem Bergbauunternehmen Leag die weltweit größte Dichtwand werden.
Eigentlich sollte die Wand bereits 2022 fertig sein. Da sich aber die Tagebauplanung geändert habe, hätte es keinen Bedarf mehr für die Fertigstellung bis zu diesem Datum gegeben, so eine Sprecherin der Leag. Der Bau soll nun bis zum Jahr 2030 abgeschlossen werden.
Das Unternehmen teilte dem rbb auf Anfrage mit, dass das Seenland bereits mit Erreichen des ersten Bauabschnittes 2018 vor einem Wasserentzug durch den Tagebau geschützt sei. Auch das LBGR teilte mit, dass die Dichtwand bereits wirksam sei. Aktuell sind laut Leag rund 70 Prozent der Wand fertig.
"130 Millionen Kubikmeter Wasserverlust"
Die Umweltverbände BUND und ClientEarth rechnen jedoch damit, dass die Lausitzer Seenkette ohne die geplante Dichtwand viel Wasser verliert. Der Bau solle darum schnellstmöglich abgeschlossen werden.
Anhand von Gutachten hat BUND berechnet, das sich der Wasserverlust für die Lausitzer Seenkette bis Ende des Jahres 2023 auf rund 130 Millionen Kubikmeter beläuft. Das ist in etwa so viel, wie der gesamte Partwitzer See fassen kann. Bis 2030 sollen es laut BUND weitere 51 Millionen Kubikmeter werden.
Dass die Wand bis zu diesem Datum fertiggestellt wird, zweifeln die Verbände mit Blick auf den Baufortschritt seit 2018 ebenfalls an. "Wir waren letzten Donnerstag vor Ort. Dort passiert mehr oder weniger nichts", so Axel Kruschat vom BUND.
Umweltverbände fordern Schadensersatz
Tatsächlich scheint der Baufortschritt seit 2018 deutlich langsamer voranzugehen als noch zuvor. Circa 6,5 Kilometer der geplanten 10 Kilometer wurden laut BUND zwischen 2010 und 2018 errichtet. Wenn nun 70 Prozent der Wand fertiggestellt sind, wäre in den darauffolgenden Jahren bis 2024 also weniger als ein Kilometer dazugekommen.
Axel Kruschat vermutet, dass es für die LEAG günstiger sei das zusätzliche Wasser, welches aus den Seen in den Tagebau ströme, abzupumpen, als die Dichtwand fertig zu bauen. "Das bedeutet letztendlich, dass wir länger brauchen, um die Lausitzer Seenkette zu sanieren und für diese Verzögerung entstehen Kosten für Brandenburg, Sachsen und den Bund", so Kruschat.
Die Umweltverbände fordern, dass der Schaden, der durch Verzögerung entstanden sei, nun ermittelt und vom Unternehmen ausgeglichen werden soll. Die Organisationen sehen auch das Landesbergamt in der Pflicht, für Tempo beim Bau zu sorgen. Notfalls wollen sie das auch auf dem Klageweg durchsetzen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 30.01.2024, 10:30 Uhr