Interview | Pollenflug - "Die Saison ist bereits richtig losgegangen"

Die Augen tränen, die Nase läuft: Ist denn jetzt schon Heuschnupfenzeit? Ja, denn Erlen- und Haselpollen fliegen bereits durch die Luft. Grund sei das milde Wetter, sagt Matthias Werchan von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst.
rbb: Herr Werchan, welche Pollen fliegen derzeit und in welcher Konzentration? Ist das schon kritisch für Allergiker und Allergikerinnen?
Matthias Werchan: Wir hatten bereits deutlich hohe Belastungen mit Erlenpollen, auch hier in der Region, auf jeden Fall seit ungefähr ein, zwei Wochen. Vorher waren es eher noch die Haselpollen. Der Pollenflug hat sehr stark eingesetzt.
Seit Ende Januar ist der Pollenflug allergologisch bedeutsam geworden. Durch die milde Zeit um die Weihnachtstage herum hatten wir erste Pollen - und jetzt ist die richtige Saison losgegangen.
Allergiker:innen haben eigentlich gar keine Pause mehr, weil es so warm ist. Ständig fliegt etwas, Stichwort Klimawandel. Würden Sie das mit Ihrer Erfahrung auch sagen?
Wir sehen in den letzten 40 Jahren, seitdem wir die Pollenfallen haben, klar diese Zeit im Januar oder auch schon davor, die war früher eigentlich relativ sicher für Allergiker. Wenn man mal auf den Pollenflugkalender guckt, sieht man, dass Erlenpollen ab März flogen, die Haselnuss so ab Ende Februar. Das ist einfach nicht mehr so. Ende Februar ist meistens schon die Hasel durch und die Erle mittendrin, dieses Jahr sogar schon Anfang Februar.
Im Herbst war die Zeit, wenn die ersten Fröste kommen, früher auch ein sicheres Zeichen: Da ist dann Schluss mit Pollenflug. Aber diese Zeit setzt auch später ein. Zum Beispiel auch durch die Ambrose fliegen Pollen zum Teil bis Mitte Oktober. Der November ist noch ein guter Monat. Da ist meistens wirklich nichts los beim Pollenflug. Aber Mitte Dezember kann es dann schon wieder losgehen.
Wie funktionieren die Pollenfallen?
Die Pollenfalle, wie wir sie nennen, saugt die Partikel in der Luft, also den Staub, praktisch auf. Der bleibt auf einem Band kleben, das mit einer sehr klebrigen Oberfläche beschichtet ist. Und dadurch, dass wir wissen, wann wie viel von den verschiedenen Sporen oder Pollen daran kleben bleiben, können wir eben vorhersagen oder wissen, was passiert ist in der Luft, welche Konzentrationen erreicht werden, ob es schon kritisch ist für Allergiker.
Warum ist das so wichtig für Allergiker:innen, dass sie wissen, was fliegt?
Sie brauchen natürlich Informationen. Sie wollen ja gerne wissen, worauf sie reagieren. Sie wollen gerne wissen, ob sie stark reagieren in den nächsten Tagen. Oder ob sie vielleicht Sport machen können, draußen sein können. Nicht jeder lässt sich unbedingt einschränken, wenn wir vorher sagen, dass es starke Belastungen sind. Aber das hilft halt, um den Tag zu planen, vielleicht den Urlaub zu planen.
Wenn man weiß, in den nächsten zehn Tagen sieht es ganz schlecht aus, dass die Birke volle Pulle blüht und man starker Allergiker ist, dann sollte man eben möglichst nicht seinen Urlaub genau auf diese Birkenpollenzeit legen. Oder eben dahin ausweichen, wo die Birke schon verblüht ist oder noch nicht blüht. Das geht ja auch.
Sie haben jetzt auch etwas Neues in Ihrer Pollenflugfalle, die Schimmelpilze. Seit wann?
Wir haben die eigentlich schon immer gefangen, weil sie natürlich immer in der Luft sind. Wir haben die Schimmelpilze aber nicht immer analysiert, weil das einen unheimlichen Aufwand macht. Es gibt viele verschiedene Arten von Schimmelpilzen. Da ist ein unheimlich breites Spektrum in der Luft. Wir konzentrieren uns erst einmal auf die, die wir als besonders wichtig für die Allergiker erachten.
Da ist vor allem Alternaria und Kladosporium zu nennen. Auch einige Prozent der Bevölkerung reagieren auf diese Art von Sporen. Außerdem gucken wir noch die Pleospora an. Das ist so eine Sporengattung, die jetzt schon im März, April fliegen und wahrscheinlich auch Alternaria-Allergiker betreffen kann. Allerdings gibt es da zu wenig Informationen, auch Studien. Und dann gibt es noch die Epicoccum-Sporen. Die fliegen aber eher im Herbst. Die haben ihr Maximum sozusagen nach dem Pollenflug.
In anderen Ländern werden die Sporen von Epicoccum auch als sehr allergen wahrgenommen. Zum Beispiel in Ungarn sind die in höheren Konzentrationen unterwegs. Deswegen gucken wir nach denen besonders. Es gibt aber, wie gesagt, noch viel mehr.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview mit Matthias Werchan führte Ursula Stamm, rbb Gesund.
Sendung: rbb24 Abendschau, 20.02.2024, 19:30 Uhr
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