Futter, Platz, Arztbesuche - In Brandenburger Tierheimen gelten neue Mindeststandards

Mo 19.02.24 | 17:44 Uhr
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Symbolbild: Ein American Staffordshire Terrier schaut am 12.07.2023 durch das Gitter seines Zwingers in einem Brandenburger Tierheim. (Quelle: dpa-Bildfunk/Patrick Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 19.02.2024 | Diana Azzam | Bild: dpa-Bildfunk/Patrick Pleul

Nach 28 Jahren aktualisiert die Landesregierung die Mindeststandards, die für Brandenburger Tierheime gelten. Neben mehr Einheitlichkeit soll damit auch der Tierschutz gestärkt werden.

  • Neue Regelungen unter anderem für Futter, Unterbringung und Untersuchungen der Tiere sowie Mindestalter der Tierhalter
  • Landestierschutzverband begrüßt "einheitlichen Maßstab"
  • Neue Standards gelten ab sofort

Das Brandenburger Verbraucherschutzministerium hat am Montag einen Erlass mit neuen und zusammengefassten Mindeststandards für Tierheime veröffentlicht.

Darin sind nun deutlich ausführlichere Vorgaben festgeschrieben, wie die Tiere in den Heimen zu halten sind, etwa was Futter, Platz, Beschäftigungs- und Rückzugsmöglichkeiten angeht. Fortan müssen alle Hunde- und Katzen gechippt werden, zudem soll für je zehn untergebrachte Hunde eine Vollzeitarbeitskraft nachweisbar sein. Außerdem gilt nun die Pflicht, wöchentliche Tierarztuntersuchungen zu ermöglichen sowie eine abgetrennte Quarantänestation vorzuhalten.

Minderjährige brauchen für das Spazierengehen mit Tierheim-Hunden nun immer eine Erlaubnis der Eltern. Vermittelt werden dürfen Tiere nun mehr nur noch an volljährige Personen, zuvor galt ein Mindestalter von 16 Jahren. Neu im Erlass ist zudem, dass die Tierheime sicherstellen sollen, dass Abnehmer genügend Geld, Zeit und Raum haben für die Unterbringung, Pflege und Ernährung eines Tieres.

Vorgaben nach 28 Jahren nicht mehr aktuell

Die Landestierschutzbeauftragte Anne Zinke begründete die neuen Vorgaben damit, dass sich seit Veröffentlichung der bisherigen Vorgaben 1996 beim Tierschutz und artgerechter Haltung viel geändert habe. "Der alte Erlass war nicht detailliert genug und bot keine ausreichende Grundlage für einen einheitlichen Standard in allen Tierheimen", so Zinke.

Rico Lange, Vorsitzender des Landestierschutzverbandes Brandenburg, sagte: "Wir sind froh und dankbar, nun brandenburgweit einen einheitlichen Maßstab zu haben, der mehr Tierwohl garantiert." Zugleich werde mit dem Erlass großteils gelebte Praxis rechtlich verankert. Ein Ministeriumssprecher sagte gegenüber rbb|24, dass die neuen Standards ab sofort gelten. Für bestehende Tierheime würden die Veterinärämter eine verhältnismäßige Kulanz walten lassen.

Bei baulichen Herausforderungen, so Tierschützer Rico Lange, sehe er neben dem Land auch die Kommunen in der Unterstützungspflicht. Jene sind nach Tierschutzzuständigkeitsverordnung für die Erlaubnis von Tierheimen zuständig.

Staatliche Förderung für Tierheim-Investitionen

Die Landesregierung habe im vergangenen Jahr 110.000 Euro an Tierheime ausgezahlt, dieses Jahr würden bis zu 130.000 Euro für Investitionen zur Verfügung gestellt, berichtet Verbraucherschutz-Staatssekretärin Antje Töpfer. Denn: Die Situation der Tierheime sei deutschlandweit sehr angespannt. Viele seien mit Tieren überfüllt, die während der Corona-Pandemie angeschafft worden seien und nun abgegeben würden. "Nahezu alle Tierheime kämpfen an der Grenze ihrer Aufnahmekapazität", so Töpfer. Gleichzeitig hätten die gestiegenen Preise für Energie, Tierfutter und Tierarztkosten die Situation der Tierheime verschärft.

Sendung: rbb24, 19.02.2024, 16 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Warum kann man nicht die Einnahmen aus der Hundesteuer für die Tierheime verwenden?? Ich wäre auch für eine Abschaffung der sogenannten Liste für Hunde und dafür,für einen Hundeführerschein für alle Hundehalter.Da würden sich auch viele überlegen einen Hund zu nehmen.

  2. 8.

    Natürlich vorher informiert. Aber Sie scheinen nicht zu wissen, dass bei manchen Welpen noch nicht zu erkennen ist, ob sie die rassetypischen Charaktereigenschaften entwickeln. Es hätte ja auch gut gehen können.
    Außerdem war der aus einem, allerdings privatem Tierheim. Der wurde dort vom Züchter abgegeben, weil der ihn wegen zu viel Schwarz im Fell ohne Eintrag ins Zuchtbuch vom VDH nicht für einen hohen Preis als Rassehund loswurde.
    Meine Hunde waren alle aus zweiter oder dritter Hand!

  3. 7.

    Gezwungen? Wohl eher vorher nicht nachgedacht! Das ist ein Grund, weshalb die Tierheime überfüllt sind! Man schafft sich ein Tier an, ohne sich vorher (!) über dessen Bedürfnisse zu informieren. Daher würde ich auch sehr dafür plädieren, Handel und Zucht von Haustieren stark einzuschränken. Es gibt soviele Straßenhunde ohne Perspektive, dass ein echter Tierfreund eher adoptieren als kaufen sollte!

  4. 6.

    Was ist, wenn ein Tier den Halter überlebt und die Erben das Tier nicht übernehmen wollen/können oder wenn der Eigentümer krank wird oder eine Behinderung erleidet und das Tier nicht mehr versorgen kann?
    TSVe kümmern sich dann um die Vermittlung dieser Haustiere.
    Ich war auch mal gezwungen, einen Großen Mnsterländer wieder im Tierheim abzugeben, weil sich der Welpe zu einem hervorragenden Jagdhund entwickelte, der hier in der Stadt todunglücklich war. Der wurde gleich nach der Quarantäne auf Land vermittelt.
    Tierschutzvereine haben außerdem die Aufgabe, von Amts wegen eingezogene Hunde aufzunehmen und weiterzuvermitteln.

  5. 5.

    Ich bin nun schon seit über 40 Jahren Tierhalterin. Immer Hund und Katze als Welpe aufgenommen und bis ans Lebensende des Tieres begleitet. Ich kann daher, bis auf einen wirklichen Notfall, nicht verstehen, wenn so viele Tiere abgegeben werden. Auch das ist meiner Ansicht nach ein Spiegel der Gesellschaft. Was mich stört, muss weg. Ich würde aber auch dafür plädieren, (bestimmt kommt jetzt wieder harsche Kritik) dass die Zucht eingeschränkt werden und die Einfuhr von Hunden aus dem Ausland verboten werden sollte. Das würde sicher die übervollen Tierheime entlasten.

  6. 4.

    130000€ pro Tierheim oder für alle ? Wenn die Summe für alle Heime gelten würde, wäre das ein schlechter Witz, und die neuen, für Tier und Mensch verbesserten Massnahmen wären damit nicht zu realisieren.

  7. 3.

    Alles gut und richtig, glaube aber nicht das alles von heute auf morgen umsetzbar ist. Es fehlt an Geld und wohl auch an Personal.

  8. 2.

    So geht Bürokratie heute. Und morgen heulen wieder alle und jammern nach Spenden.

  9. 1.

    Die neuen Richtlinien sind hoffentlich auch in der Praxis umsetzbar. Für die Tiere ein großer Gewinn!

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