Wasserspiegel gestiegen - Pflanzen, Bäume und Gräser am Ufer des Seddiner Sees verfaulen

Mi 15.05.24 | 14:38 Uhr | Von Claudia Stern und Philipp Rother
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Der Seddiner See in Brandenburg, aufgenommen im Mai 2024. (Quell: rbb/Claudia Stern)
Audio: Antenne Brandenburg | 15.05.2024 | Claudia Stern | Bild: rbb/Claudia Stern

Der Wasserpegel des Seddiner Sees ist wieder gestiegen. Im Uferbereich stehen Bäume, Sträucher und Gräser im Wasser und verrotten. Der See wird daher bald müffeln. Und die Badestellen müssen geräumt werden. Von Claudia Stern und Philipp Rother

Der Seddiner See in Potsdam-Mittelmark war in den vergangenen Jahren immer wieder in den Schlagzeilen - sein Wasserspiegel ist seit 2013 um 1,80 Meter gesunken. Dank des regenreichen Winterhalbjahres ist der Pegel nun wieder um 60 Zentimeter gestiegen.

"Es ist tatsächlich eine schöne Nachricht", sagte Carina Simmes (BVB/Freie Wähler), Bürgermeisterin der Gemeinde Seddiner See, dem rbb auf Nachfrage. Das vergangene Jahr sei sehr nass gewesen: "Über den Winter hatten wir daher viele Zuflüsse, die über die letzten Jahre wirklich versiegt waren." Der See habe sich "ein Stück weit erholt", ergänzte Jürgen Wagler vom Förderverein Seddiner See.

Ein Segen für den gebeutelten See, könnte man denken. Aber auch der wieder gestiegene Pegel bringt Probleme mit sich: Wie bei einem Hochwasser stehen nun Bäume, Sträucher und Gräser, die sich im ausgetrockneten Uferbereich angesiedelt haben, im Wasser. Rund um den See ist das an einigen Stellen deutlich sichtbar.

Pflanzen kommen mit Wasserstress nicht klar

"Die Pflanzen kommen mit dem Wasserstress nicht klar und verfaulen jetzt", erklärte Wagler vom Förderverein. Der See könnte daher schon bald anfangen zu müffeln und Badegäste werden durch abgestorbene Pflanzenreste waten müssen – besonders wenn der Pegelstand wieder sinkt. Auch die Wasserqualität wird leiden.

"Wir müssen in Zukunft schlauer und flexibler arbeiten. Die Flächen, die trockengefallen sind, müssen bewirtschaftet werden, die nachwachsende Vegetation muss heruntergeschnitten werden", schlägt Wagler vor: "Das kostet Geld. Aber generell entstehen durch die nicht-nachhaltige Bewirtschaftung des Sees immer neue Kosten."

Der Seddiner See in Brandenburg, aufgenommen im Mai 2024. (Quell: rbb/Claudia Stern)

Bürgermeisterin bremst die Erwartungen

"Die Bäume müssen beschnitten werden", forderte auch Olaf Mietz vom Seddiner Institut für Gewässerökologie. Es dürfe nicht dazu kommen, dass Wald in den See hineinwächst: "Das wird immer Katastrophen bringen." Denn auch der Wald verbrauche Wasser. "Und alles, was jetzt abstirbt, verbraucht Sauerstoff, der aus dem See kommt", so Mietz weiter.

Bürgermeisterin Simmes bremste aber die Erwartungen: Es sei ein Landschaftsschutzgebiet und daher nicht so einfach, Maßnahmen zu ergreifen. Der Landkreis müsse entscheiden, ob Eingriffe möglich sind. Zudem sei Wald nach dem Waldgesetz entstanden: "Die Bäume können nicht einfach so entnommen werden", erklärte Simmes weiter.

Zukunft des Seddiner Sees ungewiss

Aktuell kann am überfluteten Ufer nicht viel gemacht werden - zumindest im Bereich der Badestellen sollen die abgestorbene Pflanzenreste aber entfernt werden. Der Förderverein macht Druck: "Kurzfristig erwarten wir, dass eine Lösung gefunden wird, dass Teile der Pflanzen behutsam entnommen werden dürfen", erklärte Wagler. Es gebe keine geeignete Technik, daher müsse improvisiert werden. Auch Handarbeit sei denkbar. Zumindest die Gemeinde habe schon zugestimmt.

Die Zukunft des Seddiner Sees ist trotz des nun wieder gestiegenen Pegels aber weiter ungewiss: "Jeder Tropfen Wasser im See ist ein Grund zur Freude", sagte Gewässerökologe Mietz. Denn der gestiegene Pegel sei nur eine Momentaufnahme: "Es ist eine kleine Verschnaufpause. Der Trend geht klar abwärts."

Der aktuell hohe Pegelstand des grundwassergespeisten Sees wird schon bald wieder sinken, wenn es weiter trocken und heiß bleibt. Der Wasserspiegel verringert sich an heißen Tagen über 30 Grad Celsius laut Bürgermeisterin Simmes um einen Zentimeter. Daher sind langfristige Lösungen nötig.

Eine solche wäre eine Flusswasserüberleitung aus der sieben Kilometer entfernten Nieplitz. Das ist seit Jahren im Gespräch und könnte dazu beitragen, den Pegelstand des Seddiner Sees konstant zu halten und langfristig sogar etwas zu erhöhen. Bei der Umsetzung der Überleitung habe es aber immer wieder "Behinderungen" gegeben, so Simmes.

Kritiker bemängeln, dass die Folgen für die Nieplitz und deren Einzugsgebiet noch nicht ausreichend geklärt sind. Außerdem bezweifeln sie die Wirksamkeit, solange die Ursachen des Wasserverlustes nicht beseitigt sind.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.05.2024, 15:30 Uhr

Beitrag von Claudia Stern und Philipp Rother

12 Kommentare

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  1. 12.

    Ich glaube auch die Menschen sollten den See einfach in Ruhe lassen und sich freuen, dass der Prozess ein bisschen aufgehalten wurde.

  2. 11.

    "Erstaunlich, dass es noch Leben auf der Erde gibt - und das so vielfältig."
    Schöne Erkenntnis - also tun wir einfach was dafür, damit es so bleibt.

  3. 10.

    „Wasserstress“, „Trockenstress“ - der Weltuntergang ist nahe, wie schon seit Jahrtausenden. Erstaunlich, dass es noch Leben auf der Erde gibt - und das so vielfältig.

  4. 9.

    nennen Sie mir doch mal einen Singvogel, der im Schilf nistet?

  5. 7.

    Sind die "Faulis"auch Tiere? Vielleicht die erwähnten Raubtiere die Singvögel vertreiben?

  6. 6.

    Ein natürlicher Schilfgürtel bietet diversen Singvögeln Nistgelegenheiten und Schutz vor Prädatoren. Ungünstig ist es hingegen, wenn sich der Schilfgürtel infolge sinkender Wasserstände und Eutrophierung zu stark ausbreitet und so die freie Wasserfläche zu überwuchern beginnt.

  7. 5.

    "Vögel nisten im Schilf"
    Das ist das Problem...
    und bietet Raubtieren Deckung. Soviel Deckung, dass die Singvögel zu stark dezimiert werden. Auf das richtige Maß kommt es an. Auch auf das richtige Maß zwischen Nichtstun und dem Schaffen. Ideologen helfen da nicht weiter. Sie behindern eher. Wozu zählen denn Sie sich?

  8. 3.

    Wenn die "Faulis" der Meinung sind "Die Natur macht das schon", dann müssen die willig Schaffenden ja nicht auch zu "Faulis" umerzogen werden. Selbstverständlich sind die Bewirtschaftungen der Seeufer klassische Winterarbeiten. Versäumt oder verbietet man z.B. das Schilf ernten, dann profitieren zu stark die Raubtiere und die Singvögel verschwinden. Das weiß jeder am See...

  9. 2.

    Die Natur kommt generell gut alleine zurecht. Der Mensch müsste einfach mal aufhören immer und überall rein zu pfuschen. Wenn an einer Stelle eingegriffen wird, hat das wiederum an anderer Stelle Konsequenzen.
    Wenn beispielsweise Flusswasser eingeleitet wird, ist unklar was an anderer Stelle passiert, wie ja auch im Bericht beschrieben.

  10. 1.

    Zuviel Wasser nicht gut zu wenig Wasser nicht gut was den nun am Ende sind bestimmt die Tagebaue in der Lausitz Schuld.

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