Wildtier in der Stadt - Fischotter könnte in Berlin wieder heimisch werden

So 23.06.24 | 19:13 Uhr
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Ein Fischotter schaut aus dem Wasser (Quelle: picture alliance/Michael Buholzer)
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Video: rbb24 Abendschau | 23.06.2024 | Marvin Wenzel | Bild: picture alliance/Michael Buholzer

Der Fischotter ist zurück in Berlin - nachdem er als hier ausgestorben galt. Nach sporadischen Sichtungen und Spuren wurde nun wieder Nachwuchs im Stadtgebiet nachgewiesen. Doch das Tier ist auch neuen Gefahren ausgesetzt.

Schlechte Wasserqualität und dicht bebaute Ufer: Lange galten Fischotter in Berlin als ausgerottet, seit den 60ern stehen sie unter strengem Schutz, in den 90er Jahren nehmen die Bestände wieder zu. Ebenso wurden die Tiere im 18. und 19. Jahrhundert intensiv bejagt, da sie als Nahrungskonkurrent zum Menschen gesehen wurden und ihr Fell begehrt war. In den vergangenen Jahren konnte sich ihre Population dank Tier- und Naturschutz wieder erholen und wurde vor allem im Ostteil Berlins gesichtet. Der moderne urbane Raum birgt allerdings für Fischotter auch viele Gefahren.

Dichte Bebauung und Straßenverkehr gefährden Fischotter-Ansiedlung

Denn dem Fischotter fehlt es an Wohnraum in der Stadt: "Hier wird ja viel gebaut, dicht ans Ufer ran und dann bleibt nur ein ganz schmaler Streifen oder gar kein Streifen als Lebensraum übrig", so Marco Philippi von der Deutschen Umwelthilfe. Die Wohnhöhlen seien aber essentiell für die Tiere, denn dort schlafen sie oder ziehen ihre Jungen auf. Künstliche Verstecke könnten den Tieren helfen, sich besser anzusiedeln.

Ein weiteres Problem für die mobilen Tiere sind der Straßenverkehr und Brücken, die keinen Uferstreifen unterhalb der Brücken aufweisen. In so einem Fall klettert der Fischotter auch mal aus dem Wasser und wird dann überfahren. "Ideal wäre es, wenn alle Brücken der Spree mit einem Landweg für Fischotter gestaltet wären", sagt Kristina Roth, Naturschützerin der Stiftung Naturschutz dem rbb. Dann könnten die Tiere sich abseits vom Straßenverkehr fortbewegen. Aber auch der Mensch stört die Wassermarder. Diese Tiere sind menschenscheu und nachtaktiv - Motorboot-Lärm in der Nacht auf den Berliner Gewässern störe die Fischotter, so Roth. Sie wünscht sich mehr Rücksichtnahme.

Fischschuppen und Kotspuren verraten den Berliner Fischotter

Vor allem in Gewässern im Osten der Stadt scheint sich der Fischotter wohl zu fühlen. Auf Wildtierkameras sind zum Beispiel verspielte Otter bei Nacht zu sehen. Aber sie hinterlassen auch zahlreiche "klassische" Spuren - zum Beispiel Fischschuppen. "Wenn die Schuppen hier so rumliegen, deutet das darauf hin, dass er hier seine Beute verzehrt hat", so Kristina Roth. Auch Kotspuren weisen auf den Fischotter hin. In diesem sind Reste der Beutetiere zu sehen, die der Wassermarder nur grob verdaut, ebenso weist der Otterkot einen spezifischen Geruch auf, mit dem er sein Revier markiert.

Ob sich der Fischotter wieder dauerhaft in Berlin ansiedelt, ist aber derzeit noch nicht geklärt.

Sendung: rbb24 Abendschau, 23.06.2023, 19:30 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    "Eigenheimer" können mit relativ geringem finanziellen Aufwand und Anpassung der eigenen Verhaltensweisen dem Waschbär das Leben in der Stadt nicht mehr so leicht machen. Bäume können gegen Biber ebenfalls leicht geschützt werden und wenn der Otter mal einen Koy aus dem Teich klaut, meine Güte, der will auch mal was Anderes als Havelplötze futtern.

  2. 3.

    Das ist eine sehr menschen-zentrierte Sicht, die Sie da vortragen, dabei teilen wir alle diese Lebenswelt, nicht nur die Menschen. Bäume schädigen ist das aus Natur-Sicht nicht unbedingt, das ist ein Kreislauf, ein Organismus. Und Grundstücke kennt die Natur auch nicht.

    "auch Biber sind am Köpenicker Wuhleabschnitt zu Hause und haben schon einige Bäume massiv geschädigt. Da aber beide in Wassernähe bleiben werden, werden die Wohngrundstücke nicht weiter belastet"

  3. 2.

    Hab eben den Abendschaubeitrag gesehen. Natürlich freut man sich, wenn bisher seltene Tiere sich hier wieder heimisch fühlen. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Ganze weiterentwickelt, denn auch Biber sind am Köpenicker Wuhleabschnitt zu Hause und haben schon einige Bäume massiv geschädigt. Da aber beide in Wassernähe bleiben werden, werden die Wohngrundstücke nicht weiter belastet. Die Eigenheimer haben zunehmend schon mehr als genug mit den immer mehr werdenden Waschbären zu tun - das reicht ;-)

  4. 1.

    Es ist zuweilen sonderbar,
    wie und warum sich "ausgestorben" betitelte Lebewesen von sich aus wieder hier und da ansiedeln.
    Haben die nicht dazugelernt?
    Zugegeben, Otter gehören zu meinen Lieblingstieren,
    und wenn die es schaffen sich hier wieder zu behaupten, sollten diese den Sti...-Finger!

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