Umfangreiche Sperrung in Berlin-Mitte - Verkehr auf der Mühlendammbrücke ab Montag stark eingeschränkt
Der jahrelange Neubau der Mühlendammbrücke geht in die erste Phase: Autofahrer sollten ab Montag besser einen weiten Bogen um das Bauwerk machen. Der Verein "Changing Cities" kritisiert die Politik - und rechnet mit einem Verkehrskollaps.
- Die Mühlendammbrücke soll bis 2029 von einem Neubau ersetzt werden
- Ab Montag wird der südöstliche Teil der Brücke für den Rückbau vorbereitet
- Dann gibt es bis Sommer 2027 nur jeweils eine Fahrspur
- Der Verein "Changing Cities" kritisiert, es gebe keinerlei Umfahrungskonzept
Autofahrer sollten ab Montag wenn möglich die Mühlendammbrücke in Berlin-Mitte weiträumig umfahren. Im Zuge des Ersatzneubaus für die in die Jahre gekommene Brücke steht eine erste weitreichende Sperrung an: Ab Montag (15. Juli) wird der südöstliche Überbau, also die drei Fahrspuren der Brücke in Richtung Alexanderplatz, für den Fahrzeug- und Radverkehr gesperrt. Fußgänger können hier den Gehweg vorerst weiter nutzen.
Für den motorisierten Verkehr steht dann auf dem nordwestlichen Überbau der Brücke sowohl in Richtung Potsdamer Platz als auch in Richtung Alexanderplatz nur noch jeweils ein Fahrstreifen zur Verfügung, wie die Senatsverwaltung für Verkehr in dieser Woche angekündigt hat. Für den Radverkehr steht an dieser Stelle je Fahrtrichtung ebenfalls ein Fahrstreifen zur Verfügung.
Die Einschränkung auf jeweils nur einen Fahrstreifen wird voraussichtlich bis Mitte 2027 andauern, wie aus der Mitteilung der Senatsverwaltung weiter hervorgeht.
Neue Brücke wird in vier bis fünf Jahren stehen
Bevor zunächst der südöstliche Überbau der Brücke abgerissen wird, müssen sämtliche Leitungen von dort auf den nordwestlichen Überbau umgelegt werden. Mit diesen Maßnahmen wird am Montag begonnen.
Die Mühlendammbrücke wurde 1968 als Spannbetonkonstruktion erbaut. Überprüfungen haben ergeben, dass sich der Zustand bei dieser Brücke so wie bei der baugleichen Elsenbrücke kontinuierlich verschlechtert hat. Daher müssten die Bauarbeiten nun kurzfristig beginnen, begründet die Senatsverwaltung die bevorstehenden Maßnahmen. Der Ersatzneubau solle die Funktionstüchtigkeit der Mühlendammbrücke langfristig gewährleisten: "Das Ziel ist es, die Verkehrssicherheit zu verbessern und die Infrastruktur an moderne Standards anzupassen", heißt es in der Mitteilung weiter.
Mit dem Abschluss des Ersatzneubaus wird demnach bis zum Jahreswechsel 2028/2029 gerechnet. Die Gesamtkosten belaufen sich nach aktuellem Stand laut Behörde auf 80 Millionen Euro und werden vom Bund und vom Land Berlin getragen.
"Changing Cities" kritisiert Verkehrskonzept
Unterdessen regt sich Kritik gegen dieses Verkehrskonzept der Senatsverwaltung. Die Sprecherin des Vereins "Changing Cities", Ragnhild Sørensen, sagte am Samstag der rbb24 Abendschau, von Seiten der Verkehrssenatsverwaltung fehle ein Umfahrungskonzept. Diese Tatsache werde zu enormen Staus führen. Die umgebenden Wohnviertel würden vom Kfz-Verkehr geflutet. "Wenn es kein Umfahrungskonzept gibt, dann sucht man sich selber seinen Weg, und dann versucht man mit dem Navi wahrscheinlich irgendwie durch die Wohnviertel zu fahren."
Der Referatsleiter Brückeningenieurbau bei der Senatsverwaltung, Arne Huhn, kann die Sorge grundsätzlich verstehen. Er sagte am Samstag ebenfalls der rbb24 Abendschau: "Eine klassische Umleitungsstrecke wird nur dann eingerichtet und beschildert, wenn es eine konkrete Einschränkung gibt." Das sei der Fall, wenn gar kein Verkehr mehr über die Brücke könne. "Wir stellen letztendlich ja für alle Verkehrsarten weiterhin Verkehrswege über die Mühlendammbrücke zur Verfügung."
Man werde aber genau beobachten, welche Alternativstrecken sich der Verkehr ab Montag suche, so Huhn. Ragnhild Sørensen von "Changing Cities" hält davon gar nichts. "Da reicht es nicht zu beobachten, da kann jedes Kind voraussagen, dass das nicht gut gehen wird."
Sendung: rbb24 Abendschau, 13.07.2024, 19:30 Uhr