Umfangreiche Sperrung in Berlin-Mitte - Verkehr auf der Mühlendammbrücke ab Montag stark eingeschränkt

Sa 13.07.24 | 18:54 Uhr
  23
Archivbild: Die Mühlendammbrücke in Berlin-Mitte, aufgenommen am 03.06.2024. (Quelle: Picture Alliance/Schoening)
Video: rbb24 Abendschau | 13.07.2024 | Thomas Rosteck | Bild: Picture Alliance/Schoening

Der jahrelange Neubau der Mühlendammbrücke geht in die erste Phase: Autofahrer sollten ab Montag besser einen weiten Bogen um das Bauwerk machen. Der Verein "Changing Cities" kritisiert die Politik - und rechnet mit einem Verkehrskollaps.

  • Die Mühlendammbrücke soll bis 2029 von einem Neubau ersetzt werden
  • Ab Montag wird der südöstliche Teil der Brücke für den Rückbau vorbereitet
  • Dann gibt es bis Sommer 2027 nur jeweils eine Fahrspur
  • Der Verein "Changing Cities" kritisiert, es gebe keinerlei Umfahrungskonzept

Autofahrer sollten ab Montag wenn möglich die Mühlendammbrücke in Berlin-Mitte weiträumig umfahren. Im Zuge des Ersatzneubaus für die in die Jahre gekommene Brücke steht eine erste weitreichende Sperrung an: Ab Montag (15. Juli) wird der südöstliche Überbau, also die drei Fahrspuren der Brücke in Richtung Alexanderplatz, für den Fahrzeug- und Radverkehr gesperrt. Fußgänger können hier den Gehweg vorerst weiter nutzen.

Für den motorisierten Verkehr steht dann auf dem nordwestlichen Überbau der Brücke sowohl in Richtung Potsdamer Platz als auch in Richtung Alexanderplatz nur noch jeweils ein Fahrstreifen zur Verfügung, wie die Senatsverwaltung für Verkehr in dieser Woche angekündigt hat. Für den Radverkehr steht an dieser Stelle je Fahrtrichtung ebenfalls ein Fahrstreifen zur Verfügung.

Die Einschränkung auf jeweils nur einen Fahrstreifen wird voraussichtlich bis Mitte 2027 andauern, wie aus der Mitteilung der Senatsverwaltung weiter hervorgeht.

Neue Brücke wird in vier bis fünf Jahren stehen

Bevor zunächst der südöstliche Überbau der Brücke abgerissen wird, müssen sämtliche Leitungen von dort auf den nordwestlichen Überbau umgelegt werden. Mit diesen Maßnahmen wird am Montag begonnen.

Die Mühlendammbrücke wurde 1968 als Spannbetonkonstruktion erbaut. Überprüfungen haben ergeben, dass sich der Zustand bei dieser Brücke so wie bei der baugleichen Elsenbrücke kontinuierlich verschlechtert hat. Daher müssten die Bauarbeiten nun kurzfristig beginnen, begründet die Senatsverwaltung die bevorstehenden Maßnahmen. Der Ersatzneubau solle die Funktionstüchtigkeit der Mühlendammbrücke langfristig gewährleisten: "Das Ziel ist es, die Verkehrssicherheit zu verbessern und die Infrastruktur an moderne Standards anzupassen", heißt es in der Mitteilung weiter.

Mit dem Abschluss des Ersatzneubaus wird demnach bis zum Jahreswechsel 2028/2029 gerechnet. Die Gesamtkosten belaufen sich nach aktuellem Stand laut Behörde auf 80 Millionen Euro und werden vom Bund und vom Land Berlin getragen.

"Changing Cities" kritisiert Verkehrskonzept

Unterdessen regt sich Kritik gegen dieses Verkehrskonzept der Senatsverwaltung. Die Sprecherin des Vereins "Changing Cities", Ragnhild Sørensen, sagte am Samstag der rbb24 Abendschau, von Seiten der Verkehrssenatsverwaltung fehle ein Umfahrungskonzept. Diese Tatsache werde zu enormen Staus führen. Die umgebenden Wohnviertel würden vom Kfz-Verkehr geflutet. "Wenn es kein Umfahrungskonzept gibt, dann sucht man sich selber seinen Weg, und dann versucht man mit dem Navi wahrscheinlich irgendwie durch die Wohnviertel zu fahren."

Der Referatsleiter Brückeningenieurbau bei der Senatsverwaltung, Arne Huhn, kann die Sorge grundsätzlich verstehen. Er sagte am Samstag ebenfalls der rbb24 Abendschau: "Eine klassische Umleitungsstrecke wird nur dann eingerichtet und beschildert, wenn es eine konkrete Einschränkung gibt." Das sei der Fall, wenn gar kein Verkehr mehr über die Brücke könne. "Wir stellen letztendlich ja für alle Verkehrsarten weiterhin Verkehrswege über die Mühlendammbrücke zur Verfügung."

Man werde aber genau beobachten, welche Alternativstrecken sich der Verkehr ab Montag suche, so Huhn. Ragnhild Sørensen von "Changing Cities" hält davon gar nichts. "Da reicht es nicht zu beobachten, da kann jedes Kind voraussagen, dass das nicht gut gehen wird."

Sendung: rbb24 Abendschau, 13.07.2024, 19:30 Uhr

23 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 23.

    Ein Vorgeschmack auf die Fertigstellung in ein paar Jahren.Projektiert wurde das ganze noch unter rot rot grün.Autoverkehr gibt es nicht.

  2. 22.

    Wie wäre denn Ihre Alternative?
    Abwarten bis die Brücke einstürzt, wegräumen und dann neubauen oder Vollsperrung und vielleicht in der halben Bauzeit fertig werden?

    Dass an der Stelle mal eine kleine Siedlung namens Berlin entstanden ist, welche erst durch Eingemeindung von deutlich größeren Brandenburger Städten zu dem wurde was es jetzt ist, ist Ihnen sicherlich gerade entgangen. Somit auch das Bewusstsein welch historisch bedeutsamer Baugrund unter all dem liegt.
    Kaum eine andere Stadt in der Welt würde seinen Gründungsort mit simpler Verkehrsinfrastruktur wie Straßen überbauen.

  3. 21.

    Ich wohne in einer der Seitenstraße die als Umfahrung genutzt wird und ab 14 Uhr stehen hier jetzt schon alle im Stau. Das ist ein Wohngebiet mit direkter Grundschule. Absolutes Disaster und Fehlplanung.

  4. 20.

    @Henrik: Jeder Autofahrer entlastet den völlig überfüllten Berliner ÖPNV.

  5. 19.

    @Henrik: Zur Arbeit in der Alexanderstraße
    @Müller-Schulze: Geradeaus-Fahrt ist aktuell dort verboten. Es gibt nur 1 Rechtsabbiegespur, damit die Radfahrer ihre eigene haben…

  6. 18.

    Wenn man Hauptschlagadern dermaßen verengt kommt es zum Infarkt … Ja, jedes Kind weiß das … Wer trägt die planerische Verantwortung für diese bös- und mutwillig (empfundene) Anti-Auto-Aktion, die sehr, sehr viele Bürger hier rasend macht ... Und sie deshalb bald irgendeinen ScheiX wählen lässt … Es reichte schon dieser völlig überflüssige Archäologie-ScheiX in der Bausstelle … Man fand ein paar olle Tassen und Mauern … Was für eine Zeit- und Geldverschwendung … Wenn ich da noch tiefer grabe , finde ich auch Urzeitkrebse ... Ui, ui, ui … Ihr spielt mit dem (politischen) Feuer, ihr super-duper Verkehrs-Wende-Planer und -Politologen ... Mit dem FEUER, zum Donnerweter nochmal !

  7. 17.

    Hä … Dem Schönwetter-Verkehrsmittel Fahrrad sollen extra Spuren eingerichtet werden ?! … Nee, oder ?! … Es müssen hier möglichst 4 Spuren für den Automobil-Verkehr (Wirtschaft !) geschaffen und die Überfahrt für Fahrräder sogar verboten werden … Die paar Drahtesel im Frühjahr und Sommer können doch sehr leicht und wirtschaftlich günstiger ausweichen … Und ich dachte, der Fahrrad-Wahnsinn und der Irrglaube daran, das hier sei Amsterdam ist abgewählt ?!

  8. 16.

    Der Köllner Dom wurde auch nur in 3 Jahr(hunderten x2) gebaut. Ist eine Brücke oder eine Kirche aufwendiger zu bauen? Frei nach dem Motto: "Alles hat seine Zeit" und in Deutschland geht ganz klar die Sonntagsruhe vor.

    Ich werde es definitiv immer wieder wiederholen, dass sich genug junge Menschen finden würden, die im 3-Schichtbetrieb auch Sonntags bei entsprechendem Lohn arbeiten würden. Aber das müssen wir als Gesellschaft wollen. Anscheinend sind die Kosten für 4,5 Jahre Bauzeit geringer.

  9. 15.

    Das ist die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. War aber letztendlich nicht anders zu erwarten. Tja, wer in Berlin zur Arbeit will muss leiden.

  10. 14.

    Warum machen Sie das nicht? Ich mache das immer, wenn ich sehe, dass die Breite Straße schon voll ist...

  11. 13.

    Und, wo wollen sie da hin? Zum Bürgermeister? Oder bei Mutter Hoppe essen gehen? 80% der Autofahrten in Berlin sind sinnlos. Sie nutzen nur dem Selbstzweck und behindern obendrein die wichtigen 20%. Wer Auto fahren muss, muss leiden, weil die anderen Auto fahren wollen.

  12. 12.

    Absoluter Wahnsinn! Es sollte zumindest wieder möglich sein, von der Französischen Straße auf die Rathausstraße zu fahren, um die Mühlendammbrücke zu umfahren.

  13. 11.

    @Henrik: Mann, immer die selbe Leier, von Leuten die kein Auto fahren (wollen/können/ dürfen). Es gibt noch andere Straßengebundene Fahrzeuge, die zum Alltag dazu gehören. Sogar die BVG steht dann im Stau. Aber da Berlin keine Verkehrskonzepte hat, wird es auch diesmal Belastungen für alle Betroffenen geben. Egal ob Verkehrsteilnehmer, oder Anwohner.

  14. 10.

    Tja die Navis, die leiten schon mal gerne in enge Wohnstrassen mit Tempo 30.

  15. 9.

    In anderen Teilen der Welt würde so ein Brückenneubau keine 4-5 Jahre dauern. Auch vor 100 Jahren ging es schneller. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass es im Brückenbau keine technologische Entwicklung gegeben hat.

  16. 8.

    Wer da noch mit Auto fährt ist selbst Schuld

  17. 7.

    Hauptsache, „Changing Cities" hat wieder was zum Nörgeln. Mein Gott, nun gibt es schon eine extra Radspur.

  18. 6.

    Ja, Auto fahren in der Innenstadt macht Spaß...

  19. 5.

    Furchtbar.

  20. 4.

    Ist es nicht so, dass der RRG Senat, die Brücke viel enger bauen lässt (also verkehrstechnisch)und damit dieses Verkehrschaos bewusst geplant hat, denn es geht ja nach der Fertigstellung so weiter wegen Radwegen und Straßenbahn, stehen viel weniger Spuren für den Verkehr zur Verfügung. Den Verkehr zu behindern wo es nur geht ist das DAS Konzept der Grünen.. für noch mehr CO2.

  21. 3.

    Oh, darf sich bei der neuen Verkehrssenatorin mal wieder der Fachbereich direkt zu seinen Bauvorhaben äußern? Das wäre ja erfreulich! In den letzten Jahren haben sich ja allerhöchstens die Pressesprecher zu Wort melden dürfen.

  22. 2.

    " ... für den Fahrzeug- und Radverkehr gesperrt. Fußgänger können hier den Gehweg vorerst weiter nutzen." Aha, auch für Radfahrer gesperrt. Ich kann da nur jedem Fußgänger raten, "Passt auf!", sonst werdet ihr Opfer von denen.

  23. 1.

    Ich freue mich, dass der Abriss die Stufe 1 erreicht hat. Wer in Berlin Auto fahren will muss leiden. Schleichwege gibt es nicht mehr. Der Berliner Autofahrer sollte realisieren, dass die 70. Jahre vorbei sind.

Nächster Artikel