Leibniz-Institut - Zu viele tote Wölfe - nicht jedes Tier kann untersucht werden
Der Wolf ist in Deutschland streng geschützt. Für gewöhnlich untersucht das Leibnitz-Institut jedes Tier, das tot aufgefunden wird. Doch die Zahl der toten Wölfe ist so stark gestiegen, dass die Forschungseinrichtung nicht mehr hinterherkommt.
Die Zahl der tot aufgefundenen Wölfe in Deutschland ist mittlerweile so groß, dass nur noch jedes zweite Tier umfassend untersucht werden kann. Bis Anfang Mai sei jeder Totfund im Computertomografen und auf dem Seziertisch gelandet, erklärt das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) am Montag. Jetzt sei das angesichts von mehr als hundert toten Wölfen pro Jahr nicht mehr zu schaffen.
Kürzlich wurde in dem Institut der 1000. tote Wolf untersucht. Das Tier war eine Wölfin, die mit sechs Welpen trächtig war. Das stehe sinnbildlich für die erfolgreiche Fortpflanzung der Tiere, erklärte Heribert Hofer, Direktor des Leibniz-IZW. Die Wölfin starb den Angaben zufolge aufgrund eines Verkehrsunfalls.
Häufigste Todesursache: der Verkehr
Etwa drei Viertel der untersuchten Wölfe kamen durch Verkehrsunfälle ums Leben. Jedes zehnte Tier sei illegal geschossen worden, obwohl Wölfe als streng geschützte Art in Deutschland nicht bejagt werden dürfen. Seit 1990 wurden 17 Wölfe legal getötet. Weitaus seltener sind laut dem IZW natürliche Todesursachen wie Kämpfe mit anderen Wölfen oder Wildschweinen, Magen-Darm-Verletzungen durch Knochensplitter oder Infektionen.
Marie Neuwald, Referentin Wolf beim Naturschutzbund Nabu, merkt an, dass der Straßenverkehr zwar eine Gefahr darstelle, aber den Wolfsbestand nicht massiv einschränke. Auch gebe es durchaus noch andere Todesursachen, die aber im Totfund-Monitoring nicht so häufig auftauchten. "Die Wölfe, die an anderen Ursachen sterben wie Krankheiten und Auseinandersetzungen mit anderen Wölfen, werden eher nicht gefunden, denn sie legen sich nicht auf einen Waldweg, um zu sterben."
Brandenburg ist Wolfsland
Beim jüngsten Wolfsmonitoring wurden mehr als 1.339 Wölfe in Deutschland nachgewiesen, verteilt über fast alle Bundesländer. Auch die Totfunde stammen aus den verschiedensten Teilen Deutschlands.
Das Bundesland mit den meisten Wölfen ist nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz Brandenburg. Im Jahr 2023 gab es demnach 52 Rudel, gezählt wurden 190 Welpen in insgesamt 62 Territorien. Mit einem großen Zuwachs der Population rechnen Fachleute derzeit nicht mehr, die Zahl der Wolfsrudel stagniert laut Daten des Landesumweltamtes (LfU) seit Jahren.
Sendung: Antenne Brandenburg, 23.7.2024, 19:30 Uhr