Viel Regen - Grundwasserspiegel in der Region haben sich teilweise erholt
Die vergangenen zwölf Monate waren auch in Berlin und Brandenburg deutlich feuchter als in den Jahren zuvor. Ablesen lässt sich das vor allem am Grundwasser. Doch von Entwarnung könne keine Rede sein, betont eine Wissenschaftlerin im rbb.
- Nach den Dürrejahren hat sich der Grundwasserspiegel in Berlin erholt
- In Brandenburg bleibt die Lage mancherorts angespannt
- Die Berliner Wasserbetriebe wappnen sich für künftige Herausforderungen
Die Grundwasserstände in Berlin haben sich nach den starken Regenfällen der vergangenen Monate "komplett erholt". Zu dieser Einschätzung kommt Gesche Grützmacher, Leiterin des Fachbereichs Wasserwirtschaft der Berliner Wasserbetriebe. Man verzeichne im Stadtgebiet teils deutlich gestiegene Wasserstände im Vergleich zur Dürreperiode zwischen 2018 und 2021, sagte sie dem rbb.
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) war die Zwölf-Monats-Periode seit vergangenem Juli die niederschlagsreichste seit Messbeginn 1881. Das mache sich auch in der Region Berlin-Brandenburg bemerkbar, so Grützmacher: "Wir haben deutliche Auswirkungen des doch recht nassen und feuchten letzten Jahres und auch des Winters, in Berlin sind ausgeglichene Grundwasserstände zu verzeichnen." Dies gelte für die Gebiete Berlins, die im sogenannten Urstromtal liegen. Hier findet sich Grundwasser schon wenige Meter unter der Erdoberfläche.
Lage in Brandenburg etwas angespannter
In den sogenannten Hochflächen Berlins, also im Nordosten der Stadt ("Barnim-Hochfläche") sowie im Südwesten Berlins ("Teltow-Hochfläche") habe sich das Grundwasser noch nicht so deutlich erhöht, erklärt die Geologin. Das gelte grundsätzlich auch für Brandenburg, was daran liege, dass dort der Abstand zwischen der Gelände-Oberkante und dem Grundwasserspiegel häufig bis zu zehn Meter betrage. "Das Wasser braucht dort sehr lange, bis es den Grundwasserspiegel wirklich erreicht. Mancherorts kann es auch Jahre dauern, bis sich der Grundwasserspiegel wieder erholt hat", erklärt Grützmacher.
Auf eine teils spürbare Erholung der Grundwasserspiegel in Berlin und Brandenburg deuten auch Zahlen hin, die in einem neuen Portal [gruvo.brg.de] der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) abrufbar sind. Gesammelt werden hier die Werte von mehr als hundert Messstellen in ganz Deutschland, die so ausgewählt sind, dass ihre Grundwasserstände stellvertretend für die Entwicklung an vielen Orten stehen.
Aktuell sind demnach fast alle Grundwasserspiegel in Berlin und Brandenburg "sehr hoch" oder "hoch" im Vergleich zu den Werten der gleichen Kalenderwoche in den Jahren 1991-2020. Nur im Nordwesten Brandenburgs befinden sich der Karte des Portals zufolge zwei Messstationen, die einen niedrigeren Pegelstand ausweisen.
Potsdam ruft Bürger zum Wassersparen auf
Über das neue Portal der Bundesanstalt hatte zunächst die "Süddeutsche Zeitung" [€] berichtet. Mehrere dazu befragte Wissenschaftler betonen in dem Online-Artikel, dass die Grundwasserlage im Osten gleichwohl angespannter sei als im Westen Deutschlands, denn hier habe es im Vergleich nicht ganz so häufig und so stark geregnet wie beispielsweise in Nordrhein-Westfalen. In der Uckermark sei in den zurückliegenden zwölf Monaten nur durchschnittlich viel Wasser heruntergekommen. Niedrige Pegel beobachte man auch im Süden Brandenburgs.
Aber auch in der Landeshauptstadt Potsdam scheint die Grundwassersituation nach wie vor angespannt zu sein. Am Montag teilte die Stadtverwaltung mit, die Grundwasserstände hätten sich trotz des bisher relativ regenreichen Jahres noch nicht erholt. Deshalb bitte man die Bürger Potsdams, mit Wasser sparsam umzugehen - unabhängig davon, ob es aus der Leitung oder aus einem Brunnen komme, erklärte eine Sprecherin der Stadtverwaltung. Insbesondere das intensive Bewässern von Rasenflächen sei zu überdenken.
Wasserbetriebe wappnen sich für klimatische Herausforderungen
Gesche Grützmacher von den Berliner Wasserbetrieben kann derweil für die kommenden Jahre keine Entwarnung geben, auch wenn aktuell die Lage durchaus gut sei. Dies sei nur eine Momentaufnahme: "Wir brauchen noch ein bis zwei Jahre, bis Stand von vor 2018 erreicht ist", betont sie. Darum gelte es auch in Berlin Wasser zu sparen, es nach Möglichkeit in der Stadt zu halten und zu speichern - damit Reserven zur Verfügung stehen, auch wenn die nasse Phase wieder vorüber ist.
"Letztendlich müssen wir erwarten, dass es häufiger Dürreperioden geben wird und dass diese auch länger anhalten werden. Auch Starkregen wird es in Zukunft wahrscheinlich häufiger geben. Wir müssen uns wappnen", so die Geologin. Die Berliner Wasserbetriebe stelle all das vor große Herausforderungen, auf die man sich bereits vorbereite: "Wir wollen zusätzliche Wasserwerke in Betrieb nehmen, Wasserwerke, die in der Vergangenheit einmal aufgegeben wurden, weil das Wasser dort zurückgegangen war. Und wir werden auch unsere personellen Kapazitäten erweitern müssen."
Sendung: rbb24 Inforadio, 06.08.2024, 07:25 Uhr