Trotz Niederschlägen und Pumpen - Lausitzer Großsee verliert immer mehr Wasser
Mehr Strand und weniger See: Am Großsee nördlich von Cottbus wächst der Badefrust. Dem See geht das Wasser aus - trotz Gegenmaßnahmen und trotz des vielen Regens. Doch es gibt Hoffnung. Von Nico van Capelle und Phillipp Manske
Wo früher noch Wasser war, steht heute ein Wäldchen, das Steffen Clements aus Cottbus durchquert, bis er am Wasser steht. Er kennt den Großsee im Spree-Neiße-Kreis noch von früher. "Als ich noch ein Kind war, ging der hoch bis zum Wald. In den letzten Jahren ist der Wasserstand bestimmt 20, 25 Meter zurückgegangen."
Dabei hat es die letzten Monate viel geregnet. Außerdem pumpt der Lausitzer Tagebaubetreiber Leag seit 2019 Grundwasser in den See. Dennoch wird das Wasser weniger.
Angst um Touristen
"Ich habe immer vermutet, dass wir hier so etwas wie ein Loch im See haben, also wie ein Badewannenstöpsel gezogen worden ist", sagt Rene Jahn, der Betreiber des Waldcampings am Großsee. Das Wasser wäre ihm hier, wo er jetzt steht, vor ein paar Jahren noch bis zum Bauchnabel gegangen.
Dass der See immer kleiner wird, macht ihm Sorgen, schon von Berufs wegen. Der sinkende Pegel wirke sich nicht nur auf die Badegäste aus, sondern auch auf seine Gäste. "Meine Campinggäste, meine Dauercamper wollen ja auch baden gehen, beziehungsweise sich erholen", sagt er. "Wenn das wegfällt, wäre hier wahrscheinlich irgendwann nichts mehr mit Erholung."
Das Wasser hat zurzeit eine Höhe von 60 Zentimetern - normal wären 140, also mehr als doppelt so viel. Es fehlen 80 Zentimeter auf einer Fläche von 32 Hektar.
Die Leag führt das auf fallende Grundwasserstände zurück. Die würden seit den 1980er Jahren im Bereich des Großsees fallen, teilt das Unternehmen auf rbb-Anfrage mit. In den Jahren 2018 bis 2023 mit teils extremer Trockenheit seien die Grundwasserstände nochmals deutlich gesunken. Um dem Schrumpfen des Großsees entgegenzuwirken, leitet die Leag Grundwasser aus anderer Stelle ein.
Der Leiter des Landesbergamts, Sebastian Fritze, sagt, es brauche vor allem Zeit. "Wichtig ist, dass wir wieder Niederschläge kriegen, dass sich das Klima wieder etwas normalisiert. Wir hatten vor drei, vier Jahren eine extreme Trockenheit und natürlich die Rekultivierung von Tagebauen." Denn für den Betrieb eines Tagebaus muss das Grundwasser abgepumpt werden. "Das Wiederauffüllen vom Absenkungstrichter wird dort eine Heilung bringen", sagt Fritze.
Ein ausführliches Gutachten des Landesbergamtes zum Großsee soll noch im August veröffentlicht werden. So wie der Großsee haben in der Umgebung drei weitere Seen mit Trockenheit und Bergbaueinflüssen zu kämpfen.
Obwohl der Bergbau im benachbarten Tagebau Jänschwalde inzwischen Geschichte ist, wird die dadurch verursachte Grundwasserabsenkung sogar erst 2030 ihr Maximum erreichen, schätzt die Leag. Es wird für Campingbetreiber René Jahn also erstmal sogar noch schlimmer werden, bevor es vielleicht besser wird.
Sendung: Antenne Brandenburg, 09.08.2024, 16:10 Uhr