Neue Entwicklung - Wasserstoff-Flugzeug in Strausberg vorgestellt
Beim Fliegen wird viel Kohlenstoffdioxid ausgestoßen. Nun haben Brandenburger Ingenieure ein emissionsfreies Flugzeug vorgestellt. Bevor es in die Luft steigt, ist noch Geduld gefragt.
Eines der ersten Brandenburger Wasserstoff-Flugzeuge ist am Freitag in Strausberg (Märkisch-Oderland) vorgestellt worden. Der emissionsfreie Vier-Sitzer des Flugzeugherstellers "Apus" soll eine Reichweite bis 900 Kilometer haben und mit einer Geschwindigkeit von 300 km/h fliegen.
Wasserdampf als Abgas
Um den emissionsfreien Antrieb einbauen zu können, musste Apus ein komplett neues Flugzeugmodell konstruieren. In den Flügeln befinden sich röhrenförmige Tanks für gasförmigen Wasserstoff. Zwei Brennstoffzellen in der Nase des Fliegers erzeugen durch eine chemische Reaktion des Wasserstoffs mit Sauerstoff schließlich Strom. Mit dem Strom werden dann zwei Motoren angetrieben. Als Abgas wird lediglich Wasserdampf erzeugt.
"Wenn man sich den Flügel anguckt, sieht man ja, der sieht anders aus als ein Flügel von einem herkömmlichen Flugzeug. Der hat halt ein sehr gerades Mittelstück, damit diese Wasserstofftanks gerade drin liegen können," erklärte Geschäftsführer Phillip Scheffel. Außerdem sei das Profil dicker, damit man mehr Wasserstoff mitnehmen könne und die Rumpfnase sei viel größer als bei anderen Flugzeugen, damit dort alle Systeme hineinpassen, so Scheffel.
Pionierarbeit gefragt
Die Entwicklung und der Bau des Flugzeug-Prototyps habe drei Jahre in Anspruch genommen, die Forschung für die Tanks und das Energiemanagementsystem zehn, so Scheffel: "Das Gewicht ist eine Herausforderung. Solche Antriebssysteme sind deutlich schwerer als herkömmliche fossile Antriebssysteme. Die Energiespeicherdichten sind schlechter als bei einem fossilen Kraftstoff, aber eben viel besser als bei der Batterie." Außerdem sei die Zuverlässigkeit der Systeme herausfordernd, da mit Komponenten gearbeitet werde, für die es noch keine Betriebserfahrung gibt, so Scheffel weiter.
In den nächsten drei Monaten stehen Tests am Boden und auf der Rollbahn an. Anfang 2025 soll der Flieger dann zum ersten Mal abheben.
Wasserstoff noch zu teuer
Neben dem Vorteil des emissionsfreien Antriebs soll das Flugzeug langfristig auch ökonomisch mit fossil-betriebenen Privatflugzeugen in Konkurrenz stehen. "Wir wollen bei den Betriebskosten niedriger liegen als heute ein fossiles Flugzeug, und das ist erreichbar durch höhere Standzeiten der Systeme. So ein Elektromotor hält viel länger und eine Brennstoffzelle hält viel länger", sagte Scheffel.
Würde der Wasserstoffpreis (aktuell bei 16-20 Euro) unter sechs Euro pro Kilogramm fallen, wäre man günstiger als ein fossiles Flugzeug, so Scheffel. In den Bereichen Geschwindigkeit und Reichweite sei das Flugzeug bereits wettbewerbsfähig.
Für die Zukunft plant das Ingenieurbüro weitere Modelle zu entwickeln, die über neun oder sogar 19 Sitze verfügen, so Scheffel. Nun würde es jedoch erst einmal darum gehen, strategische Partnerschaften mit anderen Flugzeug- und Systemherstellern zu schmieden. Außerdem wäre ein Ausbau von Wasserstofftankstellen an Flughäfen notwendig. Eine Markteinführung für das erste Modell ist für 2028 geplant.
Sendung: rbb Antenne Brandenburg, 06.09.2024, 19:30 Uhr
Mit Material von Philipp Gerstner