Neue Entwicklung - Wasserstoff-Flugzeug in Strausberg vorgestellt

Mo 09.09.24 | 17:06 Uhr
  25
06.09.2024, Brandenburg, Strausberg: Das Wasserstoffflugzeug Apus i-2 steht beim Roll-Out auf dem Gelände der Firma Apus - Zero Emission GmbH in einem Hangar. (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Audio: rbb Antenne Brandenburg | 06.09.2024 | Philipp Gerstner | Bild: dpa/Jens Kalaene

Beim Fliegen wird viel Kohlenstoffdioxid ausgestoßen. Nun haben Brandenburger Ingenieure ein emissionsfreies Flugzeug vorgestellt. Bevor es in die Luft steigt, ist noch Geduld gefragt.

Eines der ersten Brandenburger Wasserstoff-Flugzeuge ist am Freitag in Strausberg (Märkisch-Oderland) vorgestellt worden. Der emissionsfreie Vier-Sitzer des Flugzeugherstellers "Apus" soll eine Reichweite bis 900 Kilometer haben und mit einer Geschwindigkeit von 300 km/h fliegen.

Wasserdampf als Abgas

Um den emissionsfreien Antrieb einbauen zu können, musste Apus ein komplett neues Flugzeugmodell konstruieren. In den Flügeln befinden sich röhrenförmige Tanks für gasförmigen Wasserstoff. Zwei Brennstoffzellen in der Nase des Fliegers erzeugen durch eine chemische Reaktion des Wasserstoffs mit Sauerstoff schließlich Strom. Mit dem Strom werden dann zwei Motoren angetrieben. Als Abgas wird lediglich Wasserdampf erzeugt.

"Wenn man sich den Flügel anguckt, sieht man ja, der sieht anders aus als ein Flügel von einem herkömmlichen Flugzeug. Der hat halt ein sehr gerades Mittelstück, damit diese Wasserstofftanks gerade drin liegen können," erklärte Geschäftsführer Phillip Scheffel. Außerdem sei das Profil dicker, damit man mehr Wasserstoff mitnehmen könne und die Rumpfnase sei viel größer als bei anderen Flugzeugen, damit dort alle Systeme hineinpassen, so Scheffel.

Pionierarbeit gefragt

Die Entwicklung und der Bau des Flugzeug-Prototyps habe drei Jahre in Anspruch genommen, die Forschung für die Tanks und das Energiemanagementsystem zehn, so Scheffel: "Das Gewicht ist eine Herausforderung. Solche Antriebssysteme sind deutlich schwerer als herkömmliche fossile Antriebssysteme. Die Energiespeicherdichten sind schlechter als bei einem fossilen Kraftstoff, aber eben viel besser als bei der Batterie." Außerdem sei die Zuverlässigkeit der Systeme herausfordernd, da mit Komponenten gearbeitet werde, für die es noch keine Betriebserfahrung gibt, so Scheffel weiter.

In den nächsten drei Monaten stehen Tests am Boden und auf der Rollbahn an. Anfang 2025 soll der Flieger dann zum ersten Mal abheben.

Wasserstoff noch zu teuer

Neben dem Vorteil des emissionsfreien Antriebs soll das Flugzeug langfristig auch ökonomisch mit fossil-betriebenen Privatflugzeugen in Konkurrenz stehen. "Wir wollen bei den Betriebskosten niedriger liegen als heute ein fossiles Flugzeug, und das ist erreichbar durch höhere Standzeiten der Systeme. So ein Elektromotor hält viel länger und eine Brennstoffzelle hält viel länger", sagte Scheffel.

Würde der Wasserstoffpreis (aktuell bei 16-20 Euro) unter sechs Euro pro Kilogramm fallen, wäre man günstiger als ein fossiles Flugzeug, so Scheffel. In den Bereichen Geschwindigkeit und Reichweite sei das Flugzeug bereits wettbewerbsfähig.

Für die Zukunft plant das Ingenieurbüro weitere Modelle zu entwickeln, die über neun oder sogar 19 Sitze verfügen, so Scheffel. Nun würde es jedoch erst einmal darum gehen, strategische Partnerschaften mit anderen Flugzeug- und Systemherstellern zu schmieden. Außerdem wäre ein Ausbau von Wasserstofftankstellen an Flughäfen notwendig. Eine Markteinführung für das erste Modell ist für 2028 geplant.

Sendung: rbb Antenne Brandenburg, 06.09.2024, 19:30 Uhr

Mit Material von Philipp Gerstner

25 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 25.

    Die Probleme mit mangels Wasserstoff geschlossenen Tankstellen haben sich mittlerweile laut h2.live bis Hasbergen in der Nähe von Osnabrück ausgeweitet. In Niedersachsen stehen zudem die wasserstoff-Züge still. Wie schaut es mit den Wasserstoff-Bussen in Bernau und der Uckermark aus? Könnte der RBB dort bitte nachfragen?

  2. 24.

    Man könnte auch sagen, dass genau deswegen mehr in die H2 Infrastruktur investiert wird und das Angebot eben größer wird.

  3. 23.

    Der Preis wird eher steigen so wie viele Branchen Bedarf an Wasserstoff angemeldet haben.

  4. 22.

    ---Nun haben Brandenburger Ingenieure ein emissionsfreies Flugzeug vorgestellt. Bevor es in die Luft steigt, ist noch Geduld gefragt.---
    Warum stellen wir nicht mal etwas aus das auch zu 100% funktioniert???
    Als Bäcker kann ich auch nicht sagen:
    Ich stelle euch mal ein neues Brot vor. Hier zwei Zutaten Mehl und Wasser.
    Der Rest kommt evtl. irgendwann dazu.

  5. 21.

    Habe mich schon gewundert was die alles am Flughafen buen.

  6. 20.

    Wenn die Kombination H2 Brennstoffzelle-Batterie-Elektromotor aber einen besseren Wirkungsgrad als Kerosin oder Flugbenzin verbrennen, in welcher Maschine auch immer, hat, wird ein Teil des nur 1/4 Energiedichte wieder kompensiert.
    Warum Sie jetzt über Interkontinentalflüge ins Spiel bringen sei mal dahingestellt. Die Firma macht nicht den Eindruck als ob sie Boeing oder Airbus in den nächsten 5 Jahren vom Markt fegen wollen.
    Kleinflugzeuge sind auch nicht nur Spielerei für Wohlhabende. Da gibt es einen durchaus wichtigen gesellschaftlich bedeutsamen Markt auch und insbesondere ausserhalb des dicht besiedelten Deutschlands.
    Ich freue mich, dass trotz aller Schlechtmacherei unser Land eben doch ein paar tolle Dinge hervorbringt.
    Nörgeln, meckern und Besserwisserei dürfte bei einer Bewerbung bei solchen Firmen wohl eher KO Kriterium sein.

  7. 19.

    Entweder hat Apus keine Ahnung oder Sie. Dank Ihres Hinweis auf 200bar-Tanks würde ich lieber auf die Erfahrung von Apus setzen. Die Druckstufe nutzt eigentlich niemand für die Verwendung in Fahrzeugen und sicherlich auch nicht im Flugzeug.

  8. 18.

    h2.live meldet zu der Tankstelle am BER, dass auch bis bis vsl. 11.09. ausser Betrieb sei und erst dann wieder Wasserstoff für 15,25 €/kg zu kaufen sei.

  9. 17.

    Am BER gibt es eine Wasserstofftankstelle. Diese funktioniert auch. Derzeit in ybetrie für PKW und NKW.

  10. 16.

    Na für mich ist es ein typisches Skalierungsproblem. Ein Flugzeug hat aerodynamischen und logistischen Gründen genau die max. Größe, die Masse und die Form. Leider ist das spezifische Volumen, schon von flüssigen H2, also maximaler Energiedichte. Viermal so hoch wie bei Kerosin und verlangt bisher nach kugel- oder zylinderförmigen stark isolierten Tanks.
    Kurz um. Kontinentübergreifende Langstreckenflügel mit Besetzungen eines Jumbojets sind nicht mal ansatzweise realisierbar.
    Anders sieht bei fixen lehren Gaslagerstätten aus. Da passt sehr viel H2 hinein und ist ein völlig anderes Problem.

  11. 15.

    hmm - ob das Problem mit der Wasserstoffspeicherung denn dann jemals von der Menschheit gelöst werden wird?

    Vielleicht hilft ja das:
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Wasserstoffspeicherung

    Sorry für die Ironie, aber wichtig ist doch wohl, dass man etwas wagt und nach Lösungen für innovative Ideen und nicht immer nur nach Problemen sucht.

  12. 14.

    Das Problem sind die Wasserstofftanks in den Flügeln. Entweder 200bar Tanks die viel zu schwer sind oder flüssiger Wasserstoff bei ca. 17bar und 20K.
    Der flüssige Wasserstoff bräuchte aber ein Isoliervakuum und eine Schutzgashülle. Alles sehr aufwändig. Aber es
    lohn sich sicher daran zu forschen.

  13. 13.

    Natürlich, denn die arbeiten mit komprimierten gasförmigen H2 in den Tragflächen.
    Aber 4 Personen und 1000 km; das ist eben genau das Problem, welches eine Einbettung dieser Konfigurationen in den derzeitige internationalen Massenflugtourismus verhindert. Darum gehts denke ich @Physiker, um mehr als eine Spielerei für Besserverdienende.

  14. 12.

    Physik ist nicht so Ihr Ding. Soll der Wasserstoff flüssig sein oder unter hohem Druck stehen? Seit damals hat sich auch einiges getan wie hier vor allem ein anderer Antrieb verwendet wird. Man findet die technischen Daten auf der Homepage des Herstellers. Bei umgerechnet knapp 300 km/h Reisegeschwindigkeit soll der Viersitzer eine Reichweite von knapp 1.000 km haben.

  15. 11.

    Die kritische Temperatur bei H2 liegt bei -240 °C. Darüber können sie mit soviel Druck arbeiten wie sie wollen.
    Und bei der Leistung, die für das Fliegen benötigt wird in Verbindung der großen Entfernungen, ist es eben sehr viel Energie, zumindest wenn man es Massentauglich machen will.

  16. 10.

    Kann eigentlich hier (fast) jeder nur rumnörgeln?
    Gab es die ersten Autos und Flugzeuge erst, als ein Tankstellennetz stand?
    Seit wann wird Wasserstoff in Tanks bei -253°C gelagert? Funktionierende Drucktanks gibt es schon lange.
    Und wer bitte vergleicht ein russisches Flugzeug aus den 80ern des letzten Jahrhunderts, in dem Wasserstoff verbrannt wurde mit einem Elektto-Flugzeug mit Brennstoffzellen aus 2024.
    (Info: Das ist NICHT das gleiche!)

    So kann man auch jede Idee und Innovation tot reden!

  17. 9.

    Laut Apus Webseite haben die einen Vertrag für grünen Wasserstoff mit GP Joule in Schleswig Holstein.
    Hat wahrscheinlich wenig mit Leuna zu tun.

  18. 8.

    Keine Ahnung was die Russen vorher gemacht haben, aber wenn man eine neue Technologie testen und marktreif entwickeln will, fängt man klein an und skaliert dann hoch.
    Vielleicht haben die das aber vorher im kleinen getestet.

  19. 7.

    Das Problem ist das vierfache spezifische Volumen von flüssigen H2 gegenüber Kerosin und die damit bisher verbundenen Kugel- und Zylinderformen der großen Tanks.
    Man bekommt das technische Problem auch nicht wirklich wegskaliert. Das heißt der Flugverkehr der Zukunft müsste sich anders skalieren und die Ingenieure noch tief in die Trickkiste greifen.

  20. 6.

    Ein technologisch sehr anspruchsvolles Unterfangen, Respekt. Die Russen hatte es tatsächlich geschafft, ein mit flüssigem Wasserstoff betriebenes umgebautes Tu-155 Verkehrsflugzeug Tu-155 1988 in die Luft zu bringen. Allerdings wurde nur eins der drei Triebwerke mit Wasserstoff befeuert. Letztendes brachten zwei Faktoren das Projekt zum Scheitern: Wasserstoff ist nur flüssig mit vertretbarem Platzanspruch zu lagern und braucht dafür eine Kühlung auf minus 253 Grad Celsius. Zum anderen muss aus energetischen Gründen der Wasserstoff unter hohem Druck gespeichert werden, solche Druckbehälter in den Tragflächen unterzubringen, ist m.W. unmöglich Zu lesen ist, dass die Hälfte des TU155 Passagierraums für die Wasserstofftechnik erforderlich war. Welche Reichweite bei Wasserstoff im hier vorgestellten gasförmigen Zustand erreicht werden kann, wäre eine interessante Frage.

Nächster Artikel