Magnetfeld der Erde - Flughafen BER benennt Start- und Landebahnen um - weil der Nordpol wandert

Di 01.10.24 | 12:46 Uhr
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Mitarbeiter des Flughafens Berlin Brandenburg (BER) entfernen Klebebahn nachdem sie am 01.10.2024 Farbe zur Kennzeichnung auf den Anfangsbereich einer Start- und Landebahn gesprüht haben. (Quelle: dpa-Bildfunk/Jörg Carstensen)
Bild: dpa-Bildfunk/Jörg Carstensen

Die beiden Start- und Landebahnen am Flughafen Berlin-Brandenburg bekommen neue offizielle Bezeichnungen. Die Kennungen orientieren sich am Magnetfeld der Erde zwischen Nord- und Südpol. Doch der Nordpol rutscht herum.

Die Start- und Landebahnen des Flughafens Berlin Brandenburg (BER) werden am 3. Oktober umbenannt. Das teilte die Flughafengesellschaft am Dienstag mit.

Dabei handelt es sich um einen rein technischen Vorgang; die bisher geläufigen Bezeichnungen "Nord-" bzw. "Südbahn" bleiben demnach erhalten. Was sich ändert, sind die Kennungen auf den Bahnen selbst, die auch auf allen Schildern und Rollwegen stehen und bei der Kommunikation zwischen den Flugzeugen und dem Tower verwendet werden.

Die Bezeichnungen müssten angepasst werden, weil sich das Magnetfeld der Erde wieder geändert habe, teilte der BER mit. Korrekte Kennungen seien wichtig für die Navigation. Hintergrund sei, dass sich der Nordpol jährlich um mehrere Kilometer verschiebt.

Nordpol ist weltweit Orientierungspunkt für Start- und Landebahnen

Weltweit orientiere man sich bei den Bezeichnungen aller Start- und Landebahnen am geomagnetischen Nordpol - also an dem Punkt, auf den eine Kompassnadel zeige. Die genauen Bezeichnungen ergeben sich dabei aus dem Winkel der jeweiligen Bahn im Verhältnis zum geomagnetischen Nordpol.

Wird die Abweichung zu groß, legt die Flugsicherung den Angaben zufolge eine Namensänderung fest. Dies betreffe alle Flughäfen weltweit zu unterschiedlichen Zeiten. Die An- und Abflugrouten änderten sich durch die neue Namensgebung nicht.

Nummern ergeben sich aus Winkelangaben

Eine genau nach Norden zeigende Bahn bekäme nach diesem System die Nummer 36 (für 360 Grad), eine nach Süden zeigende 18 (für 180 Grad), nach Osten 09, nach Westen 27. Da in zwei Richtungen geflogen werden kann, hat jede Bahn zwei Zahlen zugeteilt, ergänzt durch Kürzel L, R oder C (für links, rechts, Mitte).

Laut Flughafen BER trug die die Nordbahn bisher die Startbahnkennung 25R/07L - am Donnerstag werde sie jetzt zur 24R/06L. Die Südbahn - vorher 07R/25L - wird zur 06R/24L.

Ein Mitarbeiter des Flughafens Berlin Brandenburg (BER) kontrolliert das Ergebnis, nachdem Farbe zur Kennzeichnung auf den Anfangsbereich einer Start- und Landebahn gesprüht wurde. (Quelle:

Neben den neuen Markierungen der Start- und Landebahnen müssen Schilder auf Vorfeldern und Rollwegen ausgetauscht werden. Außerdem müssen Dokumente und IT-Systeme angepasst werden. Den Angaben zufolge wurde schon im vergangenen Jahr mit den Vorbereitungen für die Umbenennung begonnen.

Nordpol wandert in Richtung Nordwesten

Die Erde ist von einem Magnetfeld umgeben, wobei sich die Feldlinien zwischen Süd- und Nordpol erstrecken. Das Magnetfeld schützt die Erde vor zu intensiver kosmischer Strahlung und den Auswirkungen von Sonnenstürmen. Auf der Erde nutzen beispielweise Schiffe oder Flugzeuge das Magnetfeld zur Navigation, auch wenn inzwischen satellitengestützte Systeme wichtig geworden sind.

Allerdings sind Nord- und Südpol keine festen Größen, sondern verändern ihre Lage. In den vergangenen 180 Jahren hat sich der Nordpol immer weiter in Richtung Nordwesten geschoben, in jüngster Zeit mehrere Dutzend Kilometer im Jahr, heißt es von der Raumfahrtagentur ESA [esa.int]. Der in Karten eingezeichnete geografische Nordpol ist also nicht identisch mit dem geomagnetischen Nordpol.

In der Erdgeschichte kommt es in unregelmäßigen Abständen zu einer Polumkehr, der auch als Polsprung bezeichnet wird. Dann wird der Nordpol der Südpol und umgekehrt. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen fand der letzte Polsprung vor etwa 780.000 Jahren statt. Seit einiger Zeit nimmt das Magnetfeld der Erde ab [pnas.org] - unklar ist allerdings bisher, ob das ein Anzeichen für einen sich anbahnenden Polsprung ist.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 01.10.2024, 19:30 Uhr

32 Kommentare

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  1. 32.

    In der Luftfahrt wird neben GPS- und Radionavigationspunkten mit magnetischen Steuerkursen navigiert. Ausser für die Polargegend, da nimmt man den „wahren“Steuerkurs.

  2. 31.

    Gute Idee, die Flughäfen mitwandern zu lassen :-) Dann könnte der BER samt Startbahnen ja ein paar Kilometer nach Nordwesten verlegt werden, dann spart man sich die Umbenennung der Bahnen und hat auch gleich ein schönes Konjunkturprogramm für die Region.

  3. 30.

    Die Konsequenzen sind verheerend, denn es ist keineswegs ein sprunghafter Prozess, sondern schon ein Jahrtausend andauernder kontinuierlicher Prozess, indem das stabile Dipolfeld in ein instabiles Multipolfeld wechselt bis sich final wieder ein umgepoltes stabiles Dipolfeld bildet.
    Physikalisch sind Ursachen und Mechanismus meines Wissens noch nicht widerspruchsfrei geklärt.
    Die Auswirkungen lassen sich aber beispielsweise an den zeitabhängigen magnetischen Domänen erkalteter Lava über die anhaltenden Aktivitäten unter unserer Erdkruste ablesen.

  4. 29.

    Die einzige Unschärfe im Artikel ist die Tatsache, dass der magnetische Nordpol physikalisch sich nicht in der Nähe des geographischen Nordpols (Drehvektor) sondern am geographischen Südpol befindet.
    Das man den Norden auch als magnetisch Nord bezeichnet ist lediglich eine vereinfachende Navigationsdefinition.
    Übrigens staune ich, dass man im Flugverkehr nicht über einen „Kreiselkompass“ navigiert und somit eine quasikonstante Ausrichtung des Koordinatensystems analog zur GNSS-Navigation erhält. Das man das Erdmagnetfeld zusätzlich zur Abstützung einmißt, wäre ja einleuchtend.

  5. 28.

    Das ist so. Aber ein Polsprung ist kein spontanes Ereignis sondern das Dipolmagnetfeld der Erde degeneriert übergangsweise (ca. 10-20e3 Jahre) zu einem Multipolfeld, welches die Biosphäre nicht mehr vollständig gegen die Höhenstrahlung schützt.
    Das bedeutet in dieser Phase massenhaftes Sterben in Fauna und Flora, ein sich rapide änderndes Klima etc.
    Allerdings werden wir noch Jahrtausende ein stabiles Dipolfeld besitzen.

  6. 27.

    Es ist etwas differenzierter. Die Rotationspole und die magnetischen Pole der Erde sind nicht deckungsgleich. Durch die Polverschiebung ändert sich daher die Rotationsachse und damit der Winkel zur Sonne nicht. Das ist aber tatsächlich beim schweren Erdbeben in Japan passiert. Also auch diese Pole sind nicht unverrückbar. Da sich dann der Einstrahlwinkel der Sonne ändert, hat das regionale Auswirkungen auf beiden Polregionen, da diese je nach Jahresverlauf stärker oder schwächer beschienen werden.
    Da ein Polsprung durchaus auch mit einem abgeschwächten Magnetfeld der Erde einhergeht, kann das von Ihnen Beschriebene tatsächlich eintreten. Wenn das Magnetfeld weniger Strahlung abhält, gelangt mehr Sonnenenergie zur Erde. Je nach Wellenlänge hätte dies unterschiedliche starke Auswirkungen. Es ist aber nicht so, dass eine Abschwächung des Felds im gleichen Maße zu Auswirkungen führt. Auch ein schwächeres Feld schützt noch sehr gut.

  7. 26.

    Da die Bezeichnung nur in 10-Grad-Schritten erfolgt, kommt es darauf an, wie die genaue Lage der Bahn zum magnetischen Nordpol liegt. Erst wenn diese Lage gerundet von der aktuellen Bezeichnung abweicht, muss umbenannt werden.

  8. 25.

    "Was, denken Sie, meint er denn mit seinem unsachlichen Kommentar?" Das was Sie genau wissen, aber nicht hören wollen. Und Sarkasmus kann nicht unsachlich sein, weil es eben Sarkasmus ist.

  9. 24.

    Bitte nicht von einem wandernden Nordpol in der Überschrift sprechen. Das scheint die Scherzscheibletten auf den Plan zu rufen. „Magnetischer Nordpol"?

  10. 23.

    Steffen:
    2Antwort auf [Bastian] vom 01.10.2024 um 13:43
    Wie deutlich muss denn Kinderfreund seinen Sarkasmus noch rüber bringen, damit Sie ihn erkennen? Mir war jedenfalls sofort klar, was er meint."

    Was, denken Sie, meint er denn mit seinem unsachlichen Kommentar?

  11. 22.

    In jedem Scherz steck ein Körnchen Wahrheit. (Anspielung auf den Sarkasmus von Kinderfreund)
    Wie RBB richtig schreibt, schützt das Erdmagnetfeld vor den geladenen Teilchen der Sonne, indem diese umgelenkt werden, zu den Polen hin, statt direkt auf die Erde. Dreht sich nun der Polung um und damit das Magnetfeld, dann ist es im Laufe der Transition interessant zu wissen, wie die Polrotationachse zur Sonne ausfällt und wie lange die Transition dauer. Dies wird direkt eine Auswirkung auf das Wetter haben, da die Menge der Energie, die die Erde erreicht wesentlich grosser sein wird. Welches Ausmaß das hat, müsste eigentlich gut zu messen sein.

  12. 21.

    Müssen dann nicht alle Flughäfen so'ne Startbahnkosmetik bekommen oder wandern die mit?

  13. 20.

    Sehr interessanter Beitrag. Ich hatte kürzlich an anderer Stelle gelesen, dass sich offenbar eine Polumkehr anbahnt. Aber mir war nicht klar, welche praktischen Konsequenzen das hat. Klingt ja auch erstmal merkwürdig. Merkwürdig finde ich allerdings auch, wenn Menschen wissenschaftliche Fakten für einen Aprilscherz halten.

  14. 19.

    Nein, Sie müssen nur wissen, wann der Eisprung ist, sonst fahren Sie später mit dem Kinderwagen auf dem Kirchendach herum.

  15. 18.
    Antwort auf [Wolfram Schulz ] vom 01.10.2024 um 16:21

    "Machen auch die anderen Flughäfen nach?" Grundsätzlich ja, wobei es auf die genaue Ausrichtung der Landebahn ankommt, wann sie das tun müssen. Die Landebahnbezeichnung ist für die korrekte Navigation wichtig, weil sie den genauen Anflugwinkel zur Piste bezeichnet. Eine Piste hat dafür auf beiden Seiten auch unterschiedliche Namen, damit der Landebahnname dem Piloten bekannt gibt, aus welcher Richtung er sie anfliegen muss (Ost oder West, Süd oder Nord). Die Richtung des Anflugs ist dann wiederum vom Wind abhängig, da man möglichst gegen den Wind landet und auch startet und auch bei Seitenwind darauf achtet, dass dieser nicht von schräg hinten kommt.

  16. 17.

    Wird es dann unter Strafe stehen, über den Südpol als "vor seinem Polsprung als Nordpol bekannt" zu reden? Dann wären wir die Menschen der Südhalbkugel. Bei so viel Veränderung fährt die Bahn dann vermutlich gar nicht mehr, wenn München plötzlich im Norden liegt und der ICE im Süden in Hamburg startet.

  17. 16.

    Wie deutlich muss denn Kinderfreund seinen Sarkasmus noch rüber bringen, damit Sie ihn erkennen? Mir war jedenfalls sofort klar, was er meint.

  18. 15.

    Ich frage mich ja, wenn es einen Polsprung gibt: Müssen dann eigentlich Pinguine und Eisbären auch die Seiten wechseln?

  19. 14.

    Was ist denn das für ein schwachsinniger Kommentar? Was hat das Erdmagnetfeld mit dem Klima zu tun? Befasse dich mal mit Geologie. Da kannst du sehen wie oft in der Geschichte der Erde ein magnetised Polsprung stattfand.

  20. 13.

    Bin ich hier beim Postillion?

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