Schönefeld - Ein Planespotter streamt live vom BER

Do 06.02.25 | 13:38 Uhr | Von Jennifer Lichnau
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Thomas Job, Planespotter und Gründer von Fluggesellschaft. (Quelle: rbb)
Bild: rbb

Bei Wind und Regen auf einem Baugerüst an einer Landebahn stehen und Flugzeuge filmen, stundenlang - das würden wohl nicht viele freiwillig tun. Thomas Job schon. Er streamt mittlerweile hauptberuflich Starts und Landungen auf Youtube.

Ein Airbus nach Madrid soll am 29. Januar vom BER abheben. Die Passagiermaschine beschleunigt auf dem südlichen Rollfeld in Berlin-Schönefeld. Und hebt nicht ab. Die rund 80 Tonnen schwere Maschine macht eine Vollbremsung. Das Gummi dampft auf dem Asphalt, am hinteren Triebwerk qualmt es.

Thomas Job steht auf einem Baugerüst am Zaun und beobachtet die Szene. Er steht allein auf dem Gerüst, die Kapuze seiner neongelben Jacke eng um sein Gesicht gezurrt. "Was machen die denn da?", ruft er in den nasskalten Mittwochnachmittag. "Ach du grüne Neune", ruft er und dann "Startabbruch".

Flugzeuge beobachten: Mit dem Baugerüst durch ganz Europa

Er ist allein auf dem Feld, trotzdem beobachten rund 250 Leute die Szene mit ihm. Thomas Job streamt live auf Youtube und Twitch unter dem Namen "Fluggesellschaft". Er ist Planespotter und reist mit seiner Kamera und seinem Baugerüst durch ganz Europa, um Starts und Landungen zu filmen. Immer dabei, seine Community: Menschen mit einem Faible für Flugzeuge.

Während ein Laie gewöhnliche Passagierflugzeuge starten und landen sieht, tägliches Treiben an einem Flufghafen, verfolgt Job, wie zwischen den Passagierflugzeugen ein Militärflugzeug über die Landebahn rollt. Wie ein Privatjet der Firma BMW am BER ankommt. Und er weiß auch, warum das Flugzeug nach Madrid kurz vor dem Start mit qualmenden Triebwerken zum Stehen kommen musste.

Ein Fuchs auf der Startbahn verursacht Chaos am BER

Ein Fuchs ist direkt vor dem Flugzeug über die Startbahn gehuscht. Er ist kaum zu sehen. Aber Job hat es geschafft, ihn auf seinem Video festzuhalten. Für seine Zuschauerinnen und Zuschauer markiert er den Fuchs im Video mit einem Pfeil. Ein winziger Schatten, der vor dem Flugzeug entlangläuft.

Ein gelungener Tag für Job. In der Kommentarspalte unter seinem Video schreiben Zuschauerinnen und Zuschauer "tolles Video", "faszinierende Technik", "Respekt an die Flugzeug-Crew" oder "so einen Fuchs muss man aus der Maschine erstmal sehen".

Löst nicht gerade ein Fuchs eine Vollbremsung eines tonnenschweren Flugzeuges aus, unterhalten sich Thomas und seine Community über spezielle Lackierungen der Flugzeuge, über neue und alte Modelle. Manche haben sich aus ihrer Mittagspause zugeschaltet und senden Grüße.

Flugzeuge beobachten verbindet

Da Thomas Job live streamt, kann er in Echtzeit auf die Zuschriften im Chat reagieren. Er bedankt sich, grüßt zurück, beantwortet Fragen oder stellt welche. Es ist eine Unterhaltung, ein Austausch unter Gleichgesinnten. Während seine Familie seine Leidenschaft weder versteht noch teilt, ist Thomas Job über Streaming-Plattformen mit hunderten Menschen in Verbindung, die Flugzeuge genauso lieben wie er.

Job ist gelernter Reisekaufmann. Neben den Streams, für die er finanzielle Unterstützung aus der Community erhält, betreibt er eine Webseite, über die er Werbeeinnahmen generiert. Dort informiert er beispielsweise über Flugangebote, berät zur perfekten Flugsuche und informiert Leserinnen und Leser über Flugrouten der Airlines.

Über vier Stunden steht er auf seinem Baugerüst, unberührt von Regen und Wind und unterhält sich unablässig mit den Menschen, die live verfolgen, was er mit seiner Kamera festhält. Zusammen freuen sie sich über den spannenden Zwischenfall mit dem Fuchs. Zusammen warten sie gespannt auf die Militärmaschine der Nato, deren Ankunft ein Zuschauer auf einer Radar-App entdeckt und weitergegeben hat. Endlich versteht uns einer, sagt Thomas Job und grinst, das ist ein Kommentar bzw. ein Hashtag, der immer wieder unter Fotos und Videos von Planspotterinnen und Planespottern auftaucht.

Sendung:

Beitrag von Jennifer Lichnau

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9 Kommentare

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  1. 9.

    bisher bester Kommentar unter dem Artikel

  2. 7.

    Sommerloch?

  3. 5.

    Wenn es Sicherheitsrelevant ist, kann man auch eine autonome Kamera einrichten - ohne das sich 1 Mensch den A.... abfriert.
    Man muss nur wollen.

  4. 4.

    Es gibt unzählige Menschen, die an ihr Bett oder ihre Wohnung gefesselt sind. Viele dieser lieben das Reisen, das Fliegen und das damit verbundene Fernweh. Die technische Komponente darf natürlich ob ihrer ganz privat wahrgenommenen Wertigkeit nicht fehlen. Und die Gefahr einer unmittelbaren Katastrophe ist auch gegeben. Was will man also mehr? Ein Echtzeitkrimi direkt vom Ende der Startbahn… Ich denke, dass sich damit auch Geld verdienen lässt. Das kostet doch alles etwas. Ich finde gut, dass da Bedürfnisse und Möglichkeiten so gut aufeinander abgestimmt sind. Übrigens gibt es im Bereich der PC Flugsimulatoren tausende Nutzer, die kostenlos richtig gute Freeware Produkte entwickeln und der „Gemeinde“ zur Verfügung stellen. Faszination verbindet

  5. 3.

    Eine schöne Schlagzeile: "Freier Mitarbeiter des BER verursacht Startabbruch eines Airbus."! Reineke Fuchs, so sein Name, ist normalerweise eine wertvolle Fachkraft bei der Bestandskontrolle von Kaninchen und Mäusen auf dem Flugfeld. Nun wurde er selbst zum Sicherheitsrisiko, durch eine unangemeldete und offenbar spontane Überquerung einer Startbahn, auf der ein Airbus gerade zum Abheben ansetzte. Möglicherweise hatte Herr Fuchs gerade ein Kaninchen oder eine Maus im Visier, was ihn für einen Moment die geltenden Sicherheitsvorschriften vergessen ließ. Um eine strenge Ermahnung und einen Nachhilfekurs zum Thema "Sicherheit auf dem Flugfeld" kommt Herr Fuchs wohl nun nicht herum. Wir wünschen ihm trotzdem weiterhin viel Erfolg für seine wichtige Tätigkeit beim BER!

  6. 1.

    Diesem Beitrag fehlt meiner Meinung nach jegliche Distanz. Nichts wird hinterfragt. Das ist die blanke Werbung...