#Wiegehtesuns? | Rückholaktion - "Am Flughafen Schönefeld gab es nur eine Passkontrolle"
Als sich die Situation um Corona zuspitzt, will Irmgard K. aus Berlin-Steglitz schnell ihre Tochter aus Japan zurückholen. Das kostet sie zunächst einige Nerven, ist dann aber überraschend unkompliziert. Ein Gesprächsprotokoll.
Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Irmgard K. (56), lebt in Berlin-Steglitz und arbeitet bei einem Bauunternehmen. Ihre Tochter Katharina (20) ist wegen des Corona-Virus aus Tokio zurückgekehrt. So geht es Irmgard:
Ich bin glücklich, dass Katharina wieder aus Japan zurück ist. Die Zeit davor war sehr aufregend. Katharina lebt seit ihrem Abitur in Tokio und besucht dort eine Sprachschule. Sie will unbedingt in Japan studieren. Eigentlich wollte sie sowieso Mitte April nach Berlin fliegen. Doch dann hat sich die Situation wegen Corona so zugespitzt, dass wir uns entschlossen haben, sie schnellstmöglich zurückzuholen. Das geht ganz vielen Eltern so, deren Kinder aus irgendwelchen Gründen im Ausland sind.
Bis sie da war, hatte ich schlaflose Nächte. Täglich hat sich etwas verändert, haben mehr Grenzen wegen Corona zugemacht. Es war schwierig, an notwendige Infos zu kommen. Man konnte nur telefonisch umbuchen, aber bei der Fluggesellschaft kam ich überhaupt nicht durch. Doch schließlich hat alles gut funktioniert, das Umbuchen war umsonst wegen Corona, und Katharina flog über Russland nach Berlin.
Sie hat eigentlich erwartet, dass sie nach ihrer Ankunft eine Aussteigekarte ausfüllen muss oder kurz untersucht wird. Tatsächlich gab es nur eine Passkontrolle - die war allerdings noch an der Flugzeugtür beim Aussteigen. Danach konnte sie direkt nach Hause fahren.
In Berlin war sie überrascht von den vielen Einschränkungen. In Japan haben zwar die Schulen geschlossen, aber die Restaurants sind geöffnet. Sie telefoniert täglich mit Freundinnen aus Tokio, dort findet das öffentliche Leben noch statt. Allerdings tragen in Tokio sowieso viele Japaner einen Mundschutz in der Öffentlichkeit, schon vor Corona. Das macht vielleicht auch einen Unterschied. Hier verändert sich das auch gerade.
Ich glaube, dass wir hier wahrscheinlich noch länger eingeschränkt sind und die Gefahr auch in vier Wochen immer noch sehr groß ist, dass wir uns gegenseitig anstecken. Unsicherheiten sind entstanden: Kommt Corona nächstes Jahr wieder? Wir können uns das nicht leisten, das wird jetzt schon eine riesige wirtschaftliche Herausforderung. Die ganze Welt muss aufpassen, dass sowas nicht mehr so stark zu uns kommen wird.
Katharina und ich sind jetzt viel zu Hause. Ich habe mir Urlaub genommen, wir reden viel, kochen oder spielen gemeinsam Klavier. Ohne Corona würde sie sich wahrscheinlich oft verabreden, meistens unterwegs sein und ich hätte nicht viel von ihr. Von daher muss ich sagen: Trotz allem haben wir wirklich eine schöne entspannte Zeit miteinander.
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